Christus – Aspekt des Kosmos

In Wirklichkeit lebte in dieser Gestalt des Jesus von Nazareth, der da umherwandelt in Palästina, die ganze geistige Zentralkraft, Mittelpunktskraft der Sonne, und die äußere physische Erscheinung des Jesus war eine Maya. Daher hing alles, was er tat, zusammen mit den großen Ereignissen des Makrokosmos. Beachten wir (dazu) folgendes: Wir finden überall im Markus-Evangelium die Tatsache erwähnt, daß der Christus heilte, als die Sonne untergegangen war, oder bevor die Sonne aufgegangen war. [1] Mit der Erscheinung des Christus ist der erste Impuls gegeben, daß das, was sonst bei der Sonne physisch-leiblich herunterscheint auf die Erde, auch innerlich geistig ausstrahlt. Und immer größer wird das Licht werden, das als Geisteslicht, als Christus-Licht den Menschen von innen durchstrahlen wird, so wie das äußere Sonnenlicht ihn von außen umstrahlt. Das wird des Menschen Zukunft sein, daß er die Sonne nicht nur mit äußeren Augen anschauen und ihre Herrlichkeit empfinden wird, sondern daß er in seinem Inneren auch den geistigen Sinn der Sonne wird aufleben lassen. Wenn er dazu imstande sein wird, dann wird er erst voll verstehen, was eigentlich in der Gestalt, die wir als den Christus Jesus bezeichnen, auf Erden gewandelt ist. Das wird erst langsam und allmählich von dem Menschen verstanden werden können. [2] Die Griechen zum Beispiel bewahrten in ihrer ganzen Weltanschauung noch die Möglichkeit, hinter der Sonne die zwei anderen Sonnen, die seelische und die geistige Sonne zu sehen. Und nur dadurch, daß nun nicht rein in griechische Weisheit und in griechisches Empfinden das Mysterium von Golgatha getaucht worden ist, sondern in römische Weisheit und römisches Empfinden, dadurch ist es gekommen, daß man gebrochen hat mit dem Wissen von dem Zusammenhang des Christus mit der geistigen Sonne. Damit haben sich ja namentlich die christlichen Kirchenväter und die christlichen Kirchenlehrer zu befassen gehabt, dieses Mysterium von der Sonne zu verhüllen, vergessen zu machen. Es sollte gewissermaßen ein Schleier gebreitet werden durch die fortgehende Entwickelung des Christentums, wie man das nennt, über die tiefe, die bedeutsame, die umfassende Weisheit von dem Zusammenhange des Christus mit dem Sonnenmysterium. Die Einrichtung, welche die Kirche durch den Romanismus erfahren hat, die ist insbesondere geeignet gewesen, die Menschen so wenig wie möglich von dem Christus-Geheimnis wissen zu lassen. Die Kirche war dadurch eine Institution zur Geheimhaltung des Christus-Mysteriums. [3] Wenn nicht der Zusammenhang zwischen Sonne und Sonnenkraft und Christus und Christuskraft wieder erkannt wird, dann wird die Welt nicht immer leicht an das Geistige angeknüpft werden können. Darin aber liegt gerade eine der Hauptaufgaben geistiger Wissenschaft. [4] Die Sonne wäre niemals bis zur Luftsubstanz verdichtet worden, wenn nicht während der alten Sonnenentwickelung jene Wesenheit, die mit der Taube bei der Johannestaufe im Jordan wiederum herunterkam, sich in einem Lufleib und nicht bloß in einem Ätherleib von der Sonne getrennt hätte. Wenn wir also die Sonne ansehen, so müßen wir sagen: Was in der Sonne Wärme-, Licht-, chemische Impulse sind, was Lebensimpulse sind, das hängt zusammen auch mit den anderen Wesenheiten (der Sonne), die nur die Vorstellungen sind der unteren Göttergestalten. Was in der Sonne gasig ist, ist in der Tat Körper des Christus. Die Sonne als Luft- oder Gasball draußen im Weltenraum ist der ursprüngliche Leib des Christus, der im Verein mit den anderen oberen Göttern aber eine dem Erdenwesen verwandte Göttergestalt war. [5] (Siehe auch: Ahura Mazdao).

Christus ist nichts anderes als die Verkörperung des Logos, der sechs anderen Elohim, denen vorbereitend der eine, der Jahve-Gott vorangegangen ist. Und diese eine Gestalt des Jesus von Nazareth, in welcher der Christus oder der Logos inkarniert war, bringt daher das, was früher immer nur von der Sonne auf die Erde herunterströmte, was nur im Sonnenlichte enthalten ist, sie bringt es in das Menschenleben, in die Menschheitsgeschichte selbst hinein: «Der Logos ward Fleisch». [6] Der höchste Gipfel der übersinnlichen Beobachtung besteht darin, daß in der geistigen Welt Christus als die dirigierende Kraft erkannt wird. Je mehr die Seele übersinnliche Erkenntniskräfte entwickelt, desto näher kommt sie der Christuswesenheit. [7]

Der Christus ist eine so gewaltige Wesenheit, daß sie selbst für das höchste hellseherische Bewußtsein unerfaßlich bleibt. Wie hoch sich der Initiierte auch erheben mag, er begreift nur einen geringen Teil von ihm. Wir, die wir 2000 Jahre nach ihm leben, stehen erst im Anfang des Christus-Begreifens. Eine höhere Erkenntnis seines Wesens ist der Menschheit der Zukunft vorbehalten, wenn intimere Willensimpulse in ihr wachgerufen sein werden. Zwischen Buddhas Lehre und Christi Kraft ist ein Unterschied wie zwischen einem Kunstkenner vor einem Bilde Raffaels und Raffael selber. Buddha bereitete die Seelen vor für das, was Christus bringen sollte. Im großen betrachtet ist sein Vorbereitungswerk das bedeutsamste, das je geleistet worden ist. [8]

Und so sehen wir zuletzt (nach allen Stufen der Hierarchien) hinauf zu einer hohen Wesenheit, die über all das hinausgeht, was wir besprochen haben (von den Angeloi bis zu den Seraphim), zu der Christus-Wesenheit selbst, die auf die Erde etwas bringt, was nicht mit dem einzelnen Menschen etwas zu tun hat, sondern mit der Lenkung der ganzen Menschheit. Und zu dem Christus muß der Mensch seinen Weg selber finden; denn gezwungen, sich zu finden, wird er nur noch von den Urkräften, Archai; zu dem Christus muß er freiwillig kommen. [9] Diese Christuswesenheit ist der Führer jener geistiger Wesenheiten, welche damals, als die Sonne sich von der Erde getrennt hat, mit der Sonne aus der Erde hinausgingen und sich einen höheren Schauplatz begründeten, um von dieser Sonne aus, also von außen herein, auf die Erde zu wirken. [10]

Dasjenige, was man in der Sprache der heiligen Rishis als Vischvakarman bezeichnet, in der des Zarathustra als Ahura Mazdao, in der der ägyptischen Kultur, wenn man wirklich versteht, was hinter dem Namen steckt, als Osiris, und was man in der Sprache des vierten Kulturzeitraumes bezeichnet mit dem Wort Christus, das hat hereingeleuchtet durch das Tor des Sonnengeistes der Weisheit, Kyriotetes. Der Einlaß für die Geister der höheren Hierarchien (wohl des überhierarchischen Wesens) war der Geist der Weisheit, der Sonnengeist der Weisheit. [11] Wenn man den Christus des Johannes-Evangeliums schildert, schildert man ihn wie er wirkt wie eine Wesenheit, die sich bedient des Reiches der weisheitsvollen Cherubim. Schildert man ihn im Sinne des Lukas-Evangeliums, dann schildert man das, was als das warme Liebesfeuer aus dem Herzen des Christus quillt. Das Liebesfeuer der Seraphim strömt durch die Welt, und unserer Erde wurde es mitgeteilt durch den Christus Jesus. Wenn man schildert, daß Christus «war» und «ist» in unserem Erdendasein, wenn wir ihn in seiner ganzen Kraft betrachten, was man bezeichnen kann als «wirkend durch das Reich der Throne» – das schildert uns als dritte Eigenschaft am Christus Jesus der Schreiber des Markus-Evangeliums. [12]

Der Christus unterscheidet sich ganz radikal von anderen Wesenheiten, die an der Erdentwickelung teilnehmen. Es ist ein Wesen einer ganz anderen Ordnung. Er ist ein Wesen welches, vorausschauend die Mondenentwickelung, aus einer gewissen sicheren, weit übermenschlichen Weisheit während der alten Sonnenentwickelung zurückgeblieben ist. Der Christus war nicht unmittelbar mit der Erdentwickelung verbunden, sondern mit der Sonnenentwickelung. Er war eine makrokosmische Wesenheit vom Beginn der Erdentwickelung an, eine Wesenheit, welche also ganz anderen Entwickelungsbedingungen ausgesetzt ist als die mikrokosmischen Wesenheiten. Diese makrokosmische Christus-Wesenheit hatte außerhalb des Irdischen das makrokosmische vierte Prinzip, das makrokosmische Ich entwickelt. So ist das Christus-Wesen ein Wesen, das in gewisser Beziehung dem Menschen gleicht, nur daß der Mensch mikrokosmisch ist und seine vier Prinzipien mikrokosmisch zum Ausdruck gebracht hat, also auch sein Ich mikrokosmisch hat als Erden-Ich, der Christus aber als Welten-Ich. Aber so war bei ihm die Entwickelung vor sich gegangen, daß er eben gerade groß und bedeutend war durch die volle Entwickelung dieses Ich, das er herunterbrachte auf die Erde. Und er hatte nicht das fünfte makrokosmische Prinzip und nicht das sechste makrokosmische Prinzip, denn die wird er entwickeln, damit er sie dem Menschen geben kann, auf Jupiter und Venus. Der Christus ist also eine Wesenheit viergliedriger Natur – bis zu seinem makrokosmischen Ich – wie der Mensch selber mikrokosmisch eine solche ist. Nun hat ein jedes gleichzahlige Prinzip des Makrokosmos und des Mikrokosmos eine innige Verwandschaft zum entsprechenden anderen. So haben wir im Beginn der Erdentwickelung drei Klassen von Wesenheiten: Menschen, die ihr viertes Prinzip voll ausgebildet erhalten sollen auf der Erde, eine Klasse luziferischer Wesenheiten, die ihr sechstes, und eine Klasse luziferischer Wesenheiten, die ihr siebentes Prinzip ausbilden sollen, die also dadurch, daß sie das sechste und siebente Prinzip ausbilden sollen, höher stehen als der Mensch. Aber sie ragen in dieser Beziehung auch über den Christus hinaus. Der Christus wird es nicht sein, welcher, sagen wir, die Menschen anregen wird, in der Zukunft etwas anderes zum Ausdruck zu bringen als das eigentliche Ich, die innerste Menschenwesenheit zu immer höherer und höherer Stufe. Die luziferischen Geister werden es sein, welche dann den Menschen über sich selbst hinausführen werden in einer gewissen Beziehung. Praktisch wird sich das in der Zukunft so ausleben, daß durch die Aufnahme des Christus-Prinzipes in die Menschennatur herein, diese Natur immer mehr und mehr vertieft werden wird, diese Menschennatur immer mehr und mehr Licht und Liebe innerhalb der eigenen Wesenheit aufnehmen wird, daß die Menschennatur Licht und Liebe wird empfinden müssen wie etwas, was ihr ureigen ist. Die Verinnerlichung der Menschenseele in unendliche Tiefen hinein, das wird die Gabe des Christus-Impulses sein. Die anderen Geister, die höhere Prinzipien haben als der Christus, wenn auch nur mikrokosmischer Art, die werden in gewisser Weise den Menschen über sich hinausführen. Der Christus wird die Menschen verinnerlichen, aber auch demütig machen; die luziferischen Geister werden den Menschen über sich hinausführen, klug, gescheit, genial machen, aber ihn in gewisser Weise auch hochmütig machen, ihm beibringen, daß er etwas Übermenschliches werden könne schon während der Erdentwicklung. [13]

Was ist das Unterste bei dieser Christus-Wesenheit? Von unten herauf ist es der Ätherleib. Das heißt, wenn einmal der Mensch durch das Geistselbst, Manas seinen ganzen Astralleib umgearbeitet haben wird und hineinwirken wird in den Ätherleib, dann wird er in diesem Ätherleibe in einem Elemente arbeiten, in dem der Christus schon dazumal auf dieselbe Weise gearbeitet hat. Der Christus gibt einen Impuls mächtiger Art, der bis in die Zukunft hineinwirkt, an den der Mensch erst kommt, wenn er an die Bearbeitung seines Ätherleibes in bewußter Weise herantritt. [14] Christus sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» – Christus ist die Personifikation der Kraft die den Ätherleib ändert. [15]

Indem wir als Mensch die Entwickelungsmöglichkeit zum Geistesmenschen, Atma, zum Lebensgeist, Buddhi, zum Geistselbst, Manas in uns tragen, wir damit etwas in uns tragen, was wir über das Irdische hinausentwickeln müssen, was wir so entwickeln müssen, daß uns dazu das Irdische keine Anleitung gibt. [16] Wenn wir sehnsüchtig nach etwas Außerirdischem blicken, weil wir uns sagen müssen: Um Vollmensch zu werden, um alles dasjenige in uns zu entfalten, was wir als Manas, Buddhi, Atma in der Zukunft entwickeln müssen, dann müssen wir vom Irdischen hinweg zu dem blicken, was aus Außerirdischem in das Irdische hineingekommen ist. Da müssen wir zu dem Christus blicken und uns sagen: Der Christus hat uns diejenigen nichtirdischen Kräfte in die Erde hereingebracht, welche uns anregen können, das zu entwickeln, wozu uns die Erde selbst niemals anregen kann. Und wir müssen dasjenige, was uns zunächst mehr in Begriffen, in Ideen entgegentritt, mit unserem ganzen Menschen erfassen. Wir müssen damit den Christus erkennen lernen als den Retter unseres Menschentums. Wir müssen ihn erkennen lernen als diejenige Wesenheit, welche es möglich macht, daß wir nicht, so könnte man sagen, mit dem Irdischen vereinigt zu bleiben brauchen, daß wir nicht gewissermaßen auf der Erde für alle Ewigkeit begraben werden und das, was in uns sich entwickeln könnte über die Erde hinaus, unentwickelt bleiben müßte. Wenn wir den Christus als den Führer zu unserem vollen Menschentum fühlen, dann fühlen wir die Christus-Kraft in uns. Und wir sollen eigentlich erkennen, daß wir niemals im Ernste reden können von unserer Entwickelung zum Manas, Buddhi, Atma, ohne daß wir uns bewußt werden: Über diese Dinge zu reden hat nur einen Sinn, wenn wir an den Christus appellieren, weil der Christus dasjenige ist, was mehr in uns entwickeln kann, als die Erde uns geben kann. [17]

Dasjenige, was Wissen ist, muß eine persönliche Angelegenheit werden. Die Bibliotheken müssen womöglich schrumpfen und die Menschen müssen dasjenige was in den Bibliotheken steht mehr in ihrer eigenen Seele tragen. Geistselbst, Manas kann nur aus dieser Verpersönlichung des Wissens hervorgehen. Wir müssen wiederum zurücknehmen in unsere Persönlichkeit dasjenige was Wissen ist. Wir müssen es in uns tragen. [18]

Der spirituelle Mensch, der in sich den Geist erlebt, das ist dasjenige, was auch der tiefere Inhalt des Christus war. Der Mensch erlebt dann den Christus, lebt mit dem Christus, hat teil an ihm. Christus ist dasselbe wie Buddhi. [19] Die Christus-Wesenheit beseelte schon die großen Propheten. Sie war eine wohlbekannte Wesenheit in den älteren Mysterien, und immer wies man überall auf den hin, der da kommen werde. Es war noch möglich, daß er sich wie eine Art von Unterbewußtsein verkörpern konnte in dem Buddha. Aber wandelnd auf der Erde konnte er sich nur verkörpern, wenn ein physischer Leib und ein Ätherleib und ein Astralleib besonders zubereitet waren. Der Christus hatte die größte Kraft der Wirkung, aber verkörpern konnte er sich nur, wenn ein physischer Leib, Ätherleib und ein Astralleib durch eine andere Wesenheit vollständig geläutert und gereinigt worden waren. Und so konnte die Verkörperung des Christus nur so geschehen, daß eine Wesenheit auftrat, die sich so hoch entwickelt hatte. Das war Jesus von Nazareth. Es ist nötig, ungeheure Kräfte zu haben, um seine Leiber so zu läutern, daß man sie lebensfähig verlassen kann. Jesus von Nazareth mußte schon eine außerordentlich hohe Individualität sein, damit er das konnte. [20]

Indem also die Christus-Wesenheit Mensch ward, ist sie zu dem großen Opfer – für die Christus-Wesenheit war das ein großes Opfer – bereit gewesen, innerhalb eines menschlichen Leibes nur von den spezifisch menschlichen Kräften Gebrauch zu machen und ihren ganzen Zusammenhang mit dem Göttlichen durch spezifisch menschliche Kräfte zum Ausdruck zu bringen. [21]

Die Christus-Wesenheit war herabgestiegen aus den geistigen Höhen und war nun an die Fähigkeiten der drei Leiber gebunden. Es wäre also falsch, wenn sich jemand vorstellen wollte, daß der Christus jetzt, weil er doch einer höheren Welt angehörte, aus der er herabgestiegen war, die höhere Welt gleich hätte anschauen können, Einblick in sie gehabt hätte. Die Christus-Wesenheit hatte alle möglichen Fähigkeiten, aber in den drei Hüllen des Jesus von Nazareth hatte sie nur die Fähigkeiten, die den drei Hüllen, den drei Leibern des Jesus von Nazareth entsprachen. Daher mußten sie auch so kompliziert vorbereitet werden, da die Fähigkeiten dieser drei Hüllen allerdings hohe Fähigkeiten waren, die mehr bedeuteten als die entsprechenden Fähigkeiten aller anderen Menschen auf der Erde. Aber der Christus war an sie gebunden. [22]

Die Entwickelung, die der Jesus von Nazareth zeigte, diese Entwickelungsstufe rührte davon her, daß die Zarathustra-Individualität in ihm wohnte. Aber diese menschliche Natur ist von der Zarathustra-Individualität verlassen (bei der Johannes-Taufe). Deshalb war es auch, warum diese menschliche Natur sogleich, als die Christus-Individualität von ihr Besitz ergriffen hatte, ihr alles das entgegensandte, was sonst aus der menschlichen Natur herauskommt: der Versucher (siehe unten). Deshalb war es auch, daß der Christus alle Verzweiflung und alle Sorgen durchmachen konnte, wie sie uns als die Vorgänge auf dem Ölberg geschildert werden. Was der Christus-Träger war, ist wahrer Mensch, ist nicht ein Adept! [23]

Am meisten mißverstehen kann man das Christus-Leben, wenn man die Vorgänge der Initiation auf das Christus-Leben so anwendet, als wenn das Christus-Leben während der Erdentwickelung eine Initiation durchgemacht hätte. Daher ist es notwendig, daß, wenn man von dem Christus-Leben spricht, man immer sehr deutlich macht, daß die Ausdrücke, die gebraucht werden, niemals in demselben Sinne verwendet werden dürfen wie bei der alten oder irgendeiner anderen Initiation, sondern in absolut physisch-irdischem Sinne, als sich auf eine Historie außerhalb der Initiation beziehend. [24] Christus selber konnte initiieren; aber man kann in demselben Sinne, wie man davon sprechen muß, daß Lazarus von dem Christus initiiert wurde, nicht sagen, daß der Christus auf der Erde initiiert worden ist. In demselben Sinne kann man das nicht sagen. Anstelle der Initiation steht die Johannes-Taufe im Jordan. Wenn die Johannes-Taufe aber der entsprechende Initiationsakt wäre, dann würde sie anders geschildert werden; dann würde sie so geschildert werden, daß der Christus als der zu Initiierende vor uns stünde und ein weit erhabener Initiator die Initiation ausführte. Das Werkzeug ist aber kein höherer Initiator, sondern Johannes der Täufer, der nach den Tatsachen nicht höher gestellt werden darf als der Christus Jesus gestellt wird. Man sollte es deshalb auch vermeiden, davon so zu sprechen, als wenn der Christus durchgegangen wäre etwa durch eine Stufe der Geburt, der Kindheit oder der Taufe oder der Verklärung oder der Erweckung in demselben Sinne, wie ein anderer Initierter durch solche Stufen durchgegangen ist. Denn in demselben Augenblicke, wo man in derselben Weise auf den Christus die Ausdrücke Geburt, Taufe, Verklärung, Himmelfahrt anwendet, hat man das Christentum total mißverstanden. Das Christus-Leben ist anders als das Leben eines anderen Initierten, daß der Christus gleich von vornherein als ein solcher auftrat, daß wir zwar seine irdischen Taten geschildert erhalten, daß uns aber nicht mitgeteilt wird, er wäre beeinflußt gewesen von einem Daimonion wie Sokrates, oder er hätte unter dem Bodhibaum gesessen wie Buddha, oder Gesichte gehabt wie Mohammed. [25]

Wenn man heute davon spricht, daß die Christus-Wesenheit nicht mehr in einem fleischlichen Leibe sich verkörpern kann, so muß man sagen, daß das eigentlich überhaupt niemals behauptet worden ist. Denn auch damals war der fleischliche Leib die Hülle des Jesus von Nazareth, in die hineinsteigt die geistige Christus-Wesenheit. Es ist da nicht wie bei anderen Individualitäten, die sich ihren Leib selber bauen; sondern in den Leib, den der Jesus von Nazareth vorbereitet hatte, senkte sich die Christus-Wesenheit erst später hinein. Allerdings verschmolz sie dann mit ihm. [26] Für die Menschen erschien der Christus; für eine gewisse geistige Welt entschwand er. Und indem er durch die Auferstehung ging, erschien er, ich möchte sagen, von der Erde aus leuchtend gewissen geistigen Wesenheiten des Außerirdischen wie ein Stern, der jetzt ihnen in die geistige Welt von der Erde aus hineinscheint. [27]

Der Christus aber in seiner ihm eigenartigen Wesenheit ist darin nicht etwa beschlossen, daß er in der Hülle des Jesus von Nazareth drei Jahre war, sondern er ist der Führer und Lenker auch aller Wesenheiten der höheren Hierarchien. Gerade so wie er in die Menschheitsentwickelung eintrat durch das Mysterium von Golgatha, so gab es auch Ereignisse für die Wesenheiten der höheren Hierarchien, das heißt, der Christus wurde etwas im Laufe der Zeit für alle diese Wesenheiten der höheren Hierarchien. Der Christus war der Lehrer der Angeloi während der ägyptisch-chaldäischen Zeit. Damals ist sein Impuls in sie eingeflossen, und jetzt erscheinen sie deshalb auf höherer Entwickelungsstufe. Sie wirken jetzt als durchchristete Wesenheiten von den höheren Welten herunter. Ebenso haben die Archangeloi, welche in der Zeit, als sie den Zarathustra und seine Schüler inspirierten, noch nicht durchchristet waren, mittlerweile den Christus-Impuls in sich aufgenommen und werden in der sechsten Kulturperiode, die der unserern folgen wird, die geistigen Führer der Menschheit sein. Und jene Archai, welche die Inspiratoren der heiligen Rishis waren, haben auch mittlerweile den Christus-Impuls aufgenommen und werden die geistigen Führer der siebenten nachatlantischen Kulturperiode sein. So sehen wir, daß für die Wesenheiten dieser vier Hierarchien, daß für die Menschen, Angeloi, Achangeloi, Archai das Mysterium von Golgatha, das Christus-Ereignis, durchgreifend das Höchste bedeutet, von dem wir in unserer kosmischen Entwickelung als Menschen sprechen können. Wodurch sind die Wesenheiten, von denen wir gesagt haben, daß sie zurückgeblieben sind, denn eigentlich zurückgeblieben? Sie sind zurückgeblieben aus dem Grunde, weil sie den Christus-Impuls abgelehnt haben. Während die mit dem Christus-Impuls erfüllten Angeloi der ägyptisch-chaldäischen Zeit jetzt solche Kräfte der Menschheitsentwickelung einflößen, welche die Menscheit hinaufleiten zu spirituellem Leben, zur Spiritualität, suchen die anderen, die den Christus-Impuls abgelehnt haben, alles, was wir als materialistische Kultur und Wissenschaft bezeichnen können, der Menschheit als Inspiration zu geben. Unsere Zeit ist nur zu verstehen, wenn man weiß, daß in ihr diese zwei Strömungen der geistigen Führung herrschen. Sobald man das nicht auseinanderhalten kann und der einen oder anderen fanatisch huldigt, ist man nicht in der Lage, klar zu durchschauen, wie eigentlich unsere Kultur verläuft. [28]

Ungefähr in der Mitte der alten Sonnenentwickelung geschieht das Große, Gewaltige, daß eine Wesenheit während dieser Sonnenentwickelung Kräfte ausbildet, die im Widerspruch stehen mit den feineren, dünneren Ätherelementen. Gegenüber demjenigen, was wir das Mysterium von Golgatha, das große Erdenopfer nennen, können wir sprechen von einem Sonnenopfer, das darin bestand, daß sich eine Wesenheit zwar ihren Aufenthalt wählte unter den Göttern, welche nur in den feineren Elementen leben wollten, aber solche dichteren Kräfte ausbildete, die gewachsen waren den Erdenelementen. Und so haben wir, seit der Sonnenentwickelung in der Reihe der Wesenheiten, die eigentlich nur für das Ätherische mit ihren Kräften bewaffnet sind, eine Wesenheit, welche eine innige Verwandtschaft hat innerhalb des Weltenäthers für das Irdische. Seit der alten Sonnenentwickelung wartete diese Wesenheit auf den richtigen Moment, um dasjenige, was sie an Kräften ausgebildet hatte, in die Erde selber hereinzuleiten. Und es war Zarathustras großer Verdienst, daß er erkannt hat: In dem, was da als Sonne draußen ist, ist etwas zurückgeblieben von der alten Sonne. Das enthält vorläufig dieses Wesen. Aber der Moment rückt heran, wo dieses Wesen seine den Elementen angemessene Gestalt auch auf die Erde herabtragen wird. Dann kam der Moment, wo die Menschheit freilich noch nicht reif war, dieses in der Ätherwelt eingefügte Wesen selbst zu erkennen, wo sie aber zunächst sein Spiegelbild erkannte. Wir können sagen: es verhält sich dieses Bild zu der Wirklichkeit, wie sich verhält das Mondenlicht, das ein zurückgestrahltes Sonnenlicht ist, zu dem direkten Sonnenlicht selber. Dieses Spiegelbild wurde genannt von dem althebräischen Volke Jahve. Jahve ist im Grunde genommen dasselbe, was der Christus ist, nur als Spiegelbild, gleichsam prophetisch vorausgezeigt. So wie sich die oberen Götter zu den unteren verhalten, so ist Jahve die Vorstellung von dem realen Christus und gleicht ihm für denjenigen, der die Dinge durchschaut, vollständig. Christus selber hat davon gesprochen: Wenn ihr mich kennenlernen wollt, dann müßt ihr auch wissen, wie von mir gesprochen haben Moses und die Propheten. Der Christus wußte wohl, daß, wenn in alten Zeiten von Jahve oder Jehova gesprochen wurde, von ihm gesprochen wurde und daß alles, was von Jahve gesprochen wurde, sich zu ihm so verhält wie das Spiegelbild zu seinem Urbilde. [29]

Dadurch, daß der Christus aus einem Sonnenwesen ein Erdenwesen geworden ist, dadurch hat er Zugang bekommen zu den einzelnen menschlichen Individualitäten. Die anderen Sonnenwesen, die in der Sonne geblieben sind haben nur Zugang zu dem Allgemeinen der Menschheit. Dem Christus ist sogar etwas davon geblieben, aber etwas, was für unsere Erdenmenschheit unendlich segensreich ist: was ihm geblieben ist, das ist, daß sein Wirken nicht irgendeine menschliche Differenzierung kennt. Er ist der Christus für alle Menschen ohne Unterschied von Klasse, Rasse, Nation und so weiter. Er leistet in seiner Wirksamkeit dem Genie und dem Toren in gleicher Weise innerlich Hilfe. Es hat der Christus-Impuls Zugang zu der Individualität des Menschen, und gerade er muß im tiefsten Inneren wirken, wenn er überhaupt im Menschen zur Wirksamkeit kommen soll. Nicht die Verstandeskräfte, sondern die tiefsten Seelen- und Herzenskräfte sind es, die den Christus-Impuls aufnehmen müssen; wenn er aber dann aufgenommen wird, wirkt er nicht im Sinne des Individuell-Menschlichen, sondern ganz im Sinne des Allgemein-Menschlichen. [30]

Christus ging fort von der Sonne, wie wir Menschen im Sterben fortgehen von der Erde. Und wie bei einem Menschen, der stirbt, indem er von der Erde fortgeht, für den okkulten Beschauer der Ätherleib schaubar ist, den er nach drei Tagen ablegt und er den physischen Leib zurückläßt, so ließ Christus in der Sonne zurück das, was wir am Menschen beschrieben finden als den Geistesmenschen, Atma das siebente Glied der menschlichen Wesenheit. Christus starb von der Sonne. Von dem Momente von Golgatha ab war auf der Erde zu schauen dasjenige, was sein Lebensgeist, Buddhi war. So daß vom Mysterium von Golgatha ab die Erde von dem Lebensgeiste Christi wie von einem Geistigen umweht war. [31]

Die Sterne sind Leiber, welche von den Göttern zurückgelassen sind, nachdem diese Götter selber zu anderen Entwickelungsstadien fortgeschritten sind. Das aber ist der Unterschied aller Planetengötter von dem Christusgotte, daß der Christusgott beim Erdentode keinen solchen physischen Stern zurückläßt, keinen Rest zurückläßt, der unvergeistigt geblieben wäre, sondern ganz ins Geistige übergeht und als Geist mit den Menschenseelen zum Jupiterdasein hinübergeht. Würde sich das, was zu Christus gehört, wofür man das Recht hat, den Christusnamen zu gebrauchen, nach dem Mysterium von Golgatha nochmals in einem physischen Leibe verkörpern, so würde damit durch diese physische Substanz der erste Keim gegeben sein, an den sich anderes anschließen würde zu einem solchen Sterne, welcher zurückbleiben würde in der Zukunft. Damit würde ein Stern geschaffen werden, nach dem sich die Menschheit in aller Zukunft zurücksehnen müßte. Dieses Zurücksehnen darf nicht durch die Christus-Wesenheit erreicht werden. Die Kräfte, die dadurch erzeugt werden in einem gewissen Teile der Menschenseele, daß nichts mehr zurückbleibt von einer Sehnsucht nach der Erde, die müssen erstarken am Widerstande wie alle Kräfte. Daher müssen durch die weise Weltenlenkung auch solche Wesenheiten wiederum zurückgelassen werden, die eben, sagen wir wie die führenden Angeloi der ägyptisch-chaldäischen Zeit, die Archangeloi der urpersischen Zeit oder wie die führenden Archai der altindischen Zeit sich nicht mit dem Christus-Impulse durchdringen und daher ohne den Christus-Impuls weiterführen. Die werden – und man wird auf diese nicht den Christusnamen anwenden – in der Zukunft der Menschheitsentwickelung dasjenige Element darstellen, wodurch allerdings eine gewisse Sehnsucht und auch eine gewisse Verbindung bleibt zu dem, was als planetarische Reste, als Sterne, im Weltall draußen sein wird und vom Jupiter aus gesehen werden wird, wie unsere Venus, unser Mars, unser Jupiter von der Erde aus gesehen werden. [32]

Solange die Christuskraft nicht mit der Erde verbunden war, sondern von außen auf die Erde als Sonnenkraft wirkte, gingen alle Wachstums- und Lebens-Impulse in das Menschen-Innere. Der Mensch wurde durch sie aus dem Kosmos heraus gebildet und erhalten. Seit der Christus-Impuls mit der Erde lebt, wird der Mensch in seiner selbstbewußten Wesenheit dem Kosmos wieder zurückgegeben. [33]

Christus wirkt in völliger Freiheit in dem Berechenbaren, dem Erd-Element; damit macht er unschädlich, was nur das Berechenbare begehrt, das Ahrimanische. Das Ereignis von Golgatha ist die freie kosmische Tat der Liebe innerhalb der Erdengeschichte; sie ist auch nur erfaßbar für die Liebe, die der Mensch zu diesem Erfassen aufbringt. [34]

Der Sinn der Entwickelung durch die aufeinanderfolgenden Erdenleben hindurch ist also, den ganzen Menschen, somit auch den bewußten Teil, allmählich zum Ausdruck der Kräfte zu machen, die in den ersten Lebensjahren unter Einwirkung der geistigen Welt an ihm – ihm unbewußt – walten. [35] Erst am Ende aller Erdenleben wird der Mensch das in sich haben können, was ihn länger als drei Jahre mit jenem Geistwesen leben läßt. Aber dann wird der Mensch sich auch sagen: «Nicht ich, sondern dieses höhere in mir, das immer da war, das arbeitet jetzt in mir». Bis dahin kann er das noch nicht sagen, sondern höchstens dies: er fühle dieses Höhere, aber er ist noch nicht mit seinem wirklichen realen Menschheits-Ich dahin gekommen, es in sich zum vollen Leben zu bringen. [36] Die am Menschen im Kindheitsalter wirksamen Kräfte erkennen, heißt den Christus im Menschen erkennen. [37] Dann kann man fühlen, daß es unberechtigt ist zu fragen: Warum tritt der Mensch, wenn er schon viele Verkörperungen durchgemacht hat, immer wieder als Kind in das Dasein? Denn es zeigt sich, daß diese scheinbare Unvollkommenheit eine immerwährende Erinnerung an das Höchste ist, was im Menschen lebt. Und man kann nicht oft genug – wenigstens jedesmal am Eingange eines Lebens – an die große Tatsache erinnert werden, was der Mensch eigentlich jener Wesenheit nach ist, welche allem Erdensein zu Grunde liegt, aber von den Unvollkommenheiten dieses Seins nicht berührt wird. [38]

Diejenigen, welche sich verbunden fühlten mit dem Christus Jesus erhielten die Kraft, die Buddhi in sich aufzunehmen. Das nannte Johannes das göttliche Schöpferwort. Die Kraft dazu, daß überhaupt die Buddhi in den Menschen wachgerufen werden konnte, diese Kraft ging aus von dem Leben des Christus auf der Erde. So müssen wir den Christus als den gemeinschaflichen Geist der Erde auffassen. [39]

Durch die Erscheinung des Christus Jesus tritt etwas ganz Neues auf in bezug auf die Einweihungsart. Erst durch die Erscheinung des Christus Jesus wurde es möglich, das, was Lebensgeist, Buddhi war, direkt einzudrücken in den Lebensleib, Ätherleib. Die Erfahrungen, die in den höheren Welten gemacht wurden, konnten jetzt dem physischen Gehirn einverleibt werden, ohne daß eine vorherige Abtrennung des Ätherleibes notwendig wurde. Der erste, der einen Ätherleib besaß, der ganz durchsetzt war vom Geistselbst, Manas, und einen physischen Leib, der ganz durchsetzt war vom Lebensgeist, Buddhi, war der Christus Jesus. Dadurch ist es für die, welche mit ihm verbunden sind, möglich geworden, dieselbe Initiation durchzumachen, ohne den Ätherleib vom physischen Leib zu trennen. [40]

Daß es einen inneren Christus geben kann, daß geboren werden kann der höhere Mensch, dazu war notwendig ein historischer Christus. [41] In älteren Zeiten fühlte der Mensch sich durchaus als Licht im Lichte. Er fühlte sich zum Lichte hinzugehörig. Er sagte nicht «Ich bin», er nahm die Sonnenstrahlen wahr, die auf die Erde fielen, und er unterschied sich nicht von den Sonnenstrahlen. Wo er das Licht wahrnahm, nahm er auch sich wahr, denn da drinnen fühlte er sich. Mit dem Christus wurde das in seinem eigenen Inneren wirksam. Es ist die Sonne, die in das eigene Innere einzieht und in dem eigenen Inneren wirksam wird. [42]

Wie zwei entgegengesetzte Pole hat sich entwickelt die Erde und das, was darüber ist, das, was sich erst vereinigt hat mit der Erde durch das Mysterium von Golgatha. Christus und die Erde gehören zusammen. Sie mußten sich, damit sie sich vereinigen konnten, zuerst getrennt voneinander als Polaritäten entwickeln. So sehen wir, daß es notwendig ist, damit überhaupt in der Wirklichkeit die Dinge sich ausleben, daß sie sich in Polaritäten differenzieren, und die Polaritäten vereinigen sich dann wieder zum Fortschritte des Lebens. Das ist der Sinn des Lebens. Jetzt sehen wir auch den Sinn des Christus-Erlebens ein: Miterleben soll die Erde die göttlichen Geheimnisse. Dadurch wurde die Polarität in den Menschen gelegt, so wie in die Erde. Wenn der Mensch denkt, denkt die Welt in ihm. Er ist der Schauplatz, er bringt nur die Gedanken zusammen. Wenn der Mensch fühlt und will, ist es ebenso. [43] Wie wir selbst einen Ätherleib und einen Astralleib haben, so hat auch unsere Erde solche höheren Leiber. Und wie sich eine kleine Menge Substanz ausdehnt in einer Flüssigkeit, so dehnt sich das, was geistig ausstrahlte von der Tat auf Golgatha, in die geistige Atmosphäre der Erde aus, durchdrang sie und ist seit jener Zeit darinnen. Es ist also seit jener Zeit unserer Erde etwas mitgeteilt, was sie früher nicht hatte. Und da die Seelen nicht bloß überall umschlossen von dem Materiellen leben, sondern da Seelen wie Tropfen sind, die im Meere des irdisch Geistigen leben, so sind eben die Menschen seit jener Zeit eingebettet in die geistige Atmosphäre unserer Erde, die durchdrungen ist mit dem Christus-Impuls. Das ist der große Unterschied zwischen dem vorchristlichen und dem nachchristlichen Leben. [44]

Der Christus ist auf der einen Seite für die Einfältigsten da, und er ist auf der anderen Seite auch noch da für diejenigen, welche Weisheit und Weisheit und immer weiter Weisheit benötigen. Man kann die Beziehungen des Christus zu den höheren Welten natürlich erst durch die Initiation kennenlernen. Aber die braucht man ja auch erst, wenn man in die Initiation eintritt. Christus gibt den okkultistischen Aspiranten die Mittel, sich an ihr Ich zu erinnern, wenn sie in den höheren Welten sind. Ohne den Christus-Impuls kann man das in gewisser Weise gar nicht. [45]

Hätte der Christus irgendwo an einen Felsen eingekratzt, für alle späteren Geschlechter: Ich bin da gewesen –, so hätten alle späteren Geschlechter aus der Sinneswelt heraus die Tatsache gewußt, dann hätten sie es nicht zu glauben brauchen. Daß eben dieses nicht der Fall war, daß man ihn nicht erkennen kann mit sinnlichen Mitteln, sondern daß man ihn erkennen muß mit der Kraft des Geistes, das ist das Erlösende, das ist die tiefe Bedeutung, die in ihm liegt. So muß man es auffassen, dann findet man ihn in unmittelbarer Verbindung mit demjenigen, was den Menschen schon hier auf Erden heraushebt aus der sinnlich-physischen Welt und ihn in die geistige Welt hinein erhebt. [46] (Siehe auch: Ätherisierung des Blutes Christi; Atlantis – Sonnenorakel; Monstranz).

Zitate:

[1]  GA 124, Seite 239   (Ausgabe 1963, 254 Seiten)
[2]  GA 105, Seite 125   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[3]  GA 183, Seite 61f   (Ausgabe 1967, 195 Seiten)
[4]  GA 181, Seite 224   (Ausgabe 1967, 480 Seiten)
[5]  GA 129, Seite 193   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[6]  GA 103, Seite 62   (Ausgabe 1962, 224 Seiten)
[7]  GA 35, Seite 148   (Ausgabe 1965, 484 Seiten)
[8]  GA 118, Seite 218f   (Ausgabe 1977, 234 Seiten)
[9]  GA 102, Seite 149   (Ausgabe 1974, 238 Seiten)
[10]  GA 114, Seite 148   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[11]  GA 136, Seite 179f   (Ausgabe 1984, 246 Seiten)
[12]  GA 117, Seite 30f   (Ausgabe 1966, 227 Seiten)
[13]  GA 130, Seite 213uf   (Ausgabe 1962, 354 Seiten)
[14]  GA 116, Seite 31   (Ausgabe 1982, 174 Seiten)
[15]  GA 94, Seite 241   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[16]  GA 197, Seite 190   (Ausgabe 1967, 217 Seiten)
[17]  GA 197, Seite 192f   (Ausgabe 1967, 217 Seiten)
[18]  GA 197, Seite 201f   (Ausgabe 1967, 217 Seiten)
[19]  GA 53, Seite 213   (Ausgabe 1981, 508 Seiten)
[20]  GA 106, Seite 133f   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[21]  GA 137, Seite 162   (Ausgabe 1973, 216 Seiten)
[22]  GA 148, Seite 317   (Ausgabe 1980, 342 Seiten)
[23]  GA 131, Seite 84   (Ausgabe 1958, 244 Seiten)
[24]  GA 137, Seite 158   (Ausgabe 1973, 216 Seiten)
[25]  GA 137, Seite 160f   (Ausgabe 1973, 216 Seiten)
[26]  GA 143, Seite 181   (Ausgabe 1970, 248 Seiten)
[27]  GA 223, Seite 33   (Ausgabe 1980, 168 Seiten)
[28]  GA 129, Seite 84ff   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[29]  GA 129, Seite 180f   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[30]  GA 240, Seite 18   (Ausgabe 1986, 320 Seiten)
[31]  GA 240, Seite 291   (Ausgabe 1986, 320 Seiten)
[32]  GA 129, Seite 94f   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[33]  GA 26, Seite 216   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[34]  GA 26, Seite 175   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[35]  GA 15, Seite 21   (Ausgabe 1960, 90 Seiten)
[36]  GA 15, Seite 23   (Ausgabe 1960, 90 Seiten)
[37]  GA 15, Seite 25   (Ausgabe 1960, 90 Seiten)
[38]  GA 15, Seite 27   (Ausgabe 1960, 90 Seiten)
[39]  GA 97, Seite 68f   (Ausgabe 1981, 340 Seiten)
[40]  GA 100, Seite 224   (Ausgabe 1981, 276 Seiten)
[41]  GA 131, Seite 34   (Ausgabe 1958, 244 Seiten)
[42]  GA 211, Seite 60   (Ausgabe 1986, 223 Seiten)
[43]  GA 155, Seite 57f   (Ausgabe 1982, 252 Seiten)
[44]  GA 131, Seite 102f   (Ausgabe 1958, 244 Seiten)
[45]  GA 137, Seite 163f   (Ausgabe 1973, 216 Seiten)
[46]  GA 154, Seite 58   (Ausgabe 1973, 142 Seiten)

Quellen:

GA 15:  Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit. Geisteswissenschaftliche Ergebnisse über die Menschheits-Entwickelung (1911)
GA 26:  Anthroposophische Leitsätze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie – Das Michael-Mysterium (1924/1925)
GA 35:  Philosophie und Anthroposophie (1904-1923)
GA 53:  Ursprung und Ziel des Menschen. Grundbegriffe der Geisteswissenschaft (1904/1905)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 97:  Das christliche Mysterium (1906/1907)
GA 100:  Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis. Theosophie und Rosenkreuzertum – Das Johannes-Evangelium (1907)
GA 102:  Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen (1908)
GA 103:  Das Johannes-Evangelium (1908)
GA 105:  Welt, Erde und Mensch, deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur (1908)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 114:  Das Lukas-Evangelium (1909)
GA 116:  Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins (1909/1910)
GA 117:  Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien (1909)
GA 118:  Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt (1910)
GA 124:  Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums (1910/1911)
GA 129:  Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen (1911)
GA 130:  Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit (1911/1912)
GA 131:  Von Jesus zu Christus (1911)
GA 136:  Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen (1912)
GA 137:  Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie (1912)
GA 143:  Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus. (1912)
GA 148:  Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium (1913/1914)
GA 154:  Wie erwirbt man sich Verständnis für die geistige Welt?. Das Einfließen geistiger Impulse aus der Welt der Verstorbenen (1914)
GA 155:  Christus und die menschliche Seele. Über den Sinn des Lebens. Theosophische Moral. Anthroposophie und Christentum (1912/1914)
GA 181:  Erdensterben und Weltenleben. Anthroposophische Lebensgaben. Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft (1918)
GA 183:  Die Wissenschaft vom Werden des Menschen (1918)
GA 197:  Gegensätze in der Menschheitsentwickelung. West und Ost – Materialismus und Mystik – Wissen und Glauben (1920)
GA 211:  Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung. Exoterisches und esoterisches Christentum (1922)
GA 223:  Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten. Die Anthroposophie und das menschliche Gemüt (1923)
GA 240:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Sechster Band (1924)