Mohammed

Wir müssen uns schon klar sein, daß dasjenige, was in der Seele Mohammeds lebte, wirklich ein solcher Verkehr mit der geistigen Welt war, wie ihn Goethe für seinen Faust suchte. Mohammed strebte zunächst nach einer Welt, für die er einen Ausdruck hatte, es ist nur ein Wort: der Gott (Allah). Die Welt wird zu einem Monon, zu einem monistischen Ausdruck des Gottes. Diese Welt hat nichts von dem Wesen des Christentums, selbstverständlich. Aber Mohammed schaut doch hinein in die geistige Welt, er kommt hinein in die elementarische Welt. Er verspricht seinen Gläubigen, daß sie eintreten werden, wenn sie durch die Pforte des Todes gegangen sein werden, in diese geistige Welt. Aber er kann ihnen nur von der geistigen Welt erzählen, die er kennengelernt hat, das ist die luziferische Welt, die er als Paradies ansieht. [1]

(Der Hellseher) erhält eine wirkliche imaginative Erkenntnis, die zuerst vorhanden ist im eigenen Selbst wie in einem Lebenstableau, so daß man wie überschaut im gegenwärtigen Augenblicke in gewaltigen Bildern dasjenige, was man im Erdenleben durchgemacht hat, wie man von innen heraus dieses Erdenleben durchgemacht hat. Dasjenige, was man in diesen Bildern hat, in denen sich einem das Erleben vor die Seele stellt, das ist selbst für diejenigen Dinge, die schmerzlich waren, als sie wirklich erlebt wurden in der Vergangenheit, ein subjektives Glücksgefühl. – Verbunden mit dieser imaginativen Erkenntnis, ist ein ungeheuer starkes subjektives Glücksgefühl. Aus diesem subjektiven Glücksgefühl sind alle diejenigen religiösen Ideale und Schilderungen hervorgegangen, die, wie zum Beispiel die Schilderungen des Mohammedanismus, das Leben außer dem Erdenleben sich in glückbringenden Bildern vorstellen. [2]

Zitate:

[1]  GA 272, Seite 92   (Ausgabe 1981, 336 Seiten)
[2]  GA 227, Seite 41   (Ausgabe 1982, 270 Seiten)

Quellen:

GA 227:  Initiations-Erkenntnis. Die geistige und physische Welt- und Menschheitsentwickelung in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, vom Gesichtspunkt der Anthroposophie (1923)
GA 272:  Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust» Band I: Faust, der strebende Mensch (1910-1915)