Buddha

hat die Aufgabe, die Kultur der Empfindungsseele aus der vorhergehenden Epoche, aus der dritten, in die vierte hinein zu bewahren. So daß also die Zeit der Verstandes- oder Gemütsseele, die vierte nachatlantische Kulturperiode, durchwärmt, durchglüht, durchleuchtet wird durch die Buddha-Lehre, durch das, was die noch vom Hellsehen durchzogene Empfindungsseelenzeit hervorgebracht hat. [1] Der Lebensgeist, die Buddhi ist der vergeistigte Ätherleib. Ein solcher der es (in dieser Vergeistigung) zur höchsten Stufe gebracht hatte, wurde im Orient ein Buddha genannt. [2]

Diese Entwickelung, welche ihren Abschluß mit dem Buddhawerden jenes Bodhisattva erreicht, gehört derselben Strömung an, der auch die heiligen Rishis der Inder angehören; aber diese erreichte mit dem Buddhawerden einen gewissen Abschluß. [3] Tatsächlich war die Inkarnation von dazumal die letzte Inkarnation dieses Bodhisattva. Er brauchte nicht mehr im physischen Leib inkarniert zu werden, sondern brauchte nur noch herunterzusteigen bis zum Ätherleib. Alle folgenden Verkörperungen des Buddha sind also nicht solche, daß man ihn äußerlich auf dem physischen Plan sehen kann, sondern solche, daß man ihn nur sehen kann durch diejenigen Kräfte, die den Menschen fähig machen den Ätherleib zu sehen. In der ganzen folgenden Zeit also verkörpert sich der Buddha nur in einem Ätherleib. [4]

In der Zeit der Erdentwickelung, wo die Sonne sich von der Erde trennt, hat sich das schon vollzogen, was man nennen kann den Vorrang, den der Christus über den Luzifer und die anderen Planetengeister erlangt hat. Später dann trennten sich heraus die Venus, trennten sich heraus Merkur. Es trennten sich mit der Venus Wesenheiten, die zuerst mitgegangen waren, die aber nicht fähig waren, in der Sonne zu bleiben; die trennten sich los und bevölkern die Venus. Nun war mitgegangen, und für diese Venusbewohner zunächst als ein Abgesandter des Christus, der Sonne, diejenige Wesenheit, welche dem späteren Buddha zugrunde liegt. Der Christus hat ihn zuerst auf die Venus geschickt, und in der Tat machte der Buddha allerlei Entwickelungszustände hier durch; und als dann die Seelen von der Venus zur Erde zurückkamen, da waren die gewöhnlichen Menschenseelen natürlich wenig entwickelt; der Buddha aber, der zurückkam und dann mit den Venusseelen zur Erde herunterstieg, der war eine so hoch entwickelte Wesenheit, daß er nun ein Bodhisattva und dann früh ein Buddha werden konnte. So haben Sie in dem Buddha einen alten Abgesandten des Christus, der die Aufgabe hatte, vorzubereiten das Werk des Christus auf der Erde. Weil also der Buddha seine besondere Beziehung hatte zu dem Christus, weil er wie ein Vorläufer von ihm vorausgeschickt worden war, so brauchte er nicht auf der Erde das Christus-Ereignis abzuwarten. [5] Er hatte dadurch soviel voraus, daß er sich durch die atlantische Zeit hindurch bis in die nachatlantische Zeit zum Buddha entwickeln konnte, vor dem Erscheinen des Christus. Und wir wissen ja auch, daß er sich später zeigte in dem astralischen Leibe des Jesusknaben des Lukas-Evangeliums. [6] Die Christuswesenheit beseelte schon die großen Propheten, (ebenso) war es noch möglich, daß die Christus-Wesenheit sich wie eine Art Unterbewußtsein verkörpern konnte in dem Buddha. [7] Wir wissen, daß dieselbe Individualität, die als Gautama Buddha im Osten auftrat schon früher einmal im Westen gewirkt hat, und daß gewisse Legenden und Überlieferungen, die an den Namen Bodha oder Wotan anknüpfen, es mit derselben Individualität zu tun haben, wie der Buddhismus mit dem Gautama Buddha im Osten. [8]

Die indische Weltanschauung sieht auch in dem Königssohn des Suddhodana, in dem Gautama Buddha, bis zu dessen neunundzwanzigstem Jahre nicht einen Buddha, sondern einen Bodhisattva. Es ist also dieser Bodhisattva, der in das Königshaus des Suddhodana hereingeboren worden ist, durch die Anstrengungen seines Lebens zu jener inneren Erleuchtung aufgestiegen, die symbolisch als das «Sitzen unter dem Bodhibaum» (siehe: Baum des Lebens) geschildert wird und dann in der «Predigt von Benares» zum Ausdruck kommt. Durch diese Vorgänge ist er zur Buddha-Würde emporgestiegen und konnte nunmehr als Buddha wieder der Menschheit einen letzten Rest der uralten Weisheit bringen, welche die folgenden Jahrhunderte – nach indischer Anschauung – wieder verbrauchen dürfen. Wenn die Menschheit so tief heruntergestiegen sein wird, daß die Weisheit, welche dieser letzte Buddha gebracht hat, verbraucht sein wird, dann wird ein anderer Bodhisattva zur Buddha-Würde aufsteigen, der Buddha der Zukunft, der «Maitreya Buddha». [9]

Wenn dieser Bodhisattva der Buddha der vierten nachatlantischen Kulturperiode werden sollte, dann mußte er etwas Zukünftiges bringen. Es mußte der Buddha in der Zeit, wo die Menschen nur erst die Verstandes- oder Gemütsseele entwickelt hatten, schon die Bewußtseinsseele entwickelt haben. Er mußte also das physische Instrument des Gehirns so benutzen, daß er es überwältigte. Das griechisch-lateinische Gehirn wäre für ihn zu hart gewesen. Er hätte darinnen nur die Verstandesseele ausbilden können; er mußte aber die Bewußstseinsseele ausbilden. Daher brauchte er ein Gehirn das weicher geblieben war. Er gebrauchte die Seele, die sich später entwickeln sollte, in einem Instrument, das vorher (früher) Usus war bei der Menschheit und das sich erhalten hatte bei dem indischen Volke. Der Buddha wiederholt eine Menschheitsorganisation von vorher mit einer Seelenfähigkeit von nachher. [10] Der Impuls für das Gewissen wurde durch den Buddha gegeben. [11]

Was heute die Menschen aus eigener Kraft heraus als die hohe Tugend des Mitleides und der Liebe erkennen, wozu der moralische Sinn sich erhebt, das mußte durch Epochen und Epochen aus Himmelshöhen gelehrt werden. Und der Lehrer der Liebe und des Mitleides in jenen Zeiten, als die Menschen selber noch nicht die Einsicht in die Natur des Mitleides und der Liebe hatten, war derjenige Bodhisattva, der sich dann in dem Gautama Buddha zum letzten Mal verkörperte. [12] Er mußte sich als Bodhisattva natürlich in einem menschlichen Leibe verkörpern, der so organisiert war, wie menschliche Leiber damals organisiert waren, in einem Leibe, der ihm die Fähigkeit gab, tief hineinzuschauen in die astralen Untergründe des Daseins. Als Kind schon war er fähig, alles das an astralen Gewalten zu schauen, was der wilden, stürmischen Leidenschaft, was der verzehrenden, gierigen Sinnlichkeit zugrunde liegt. Man hatte ihn davor bewahrt, die Außenwelt in ihrer physischen Verderbtheit und in ihren Qualen und Schmerzen zu schauen. Im Palaste abgeschloßen, vor allem behütet, wurde er verzogen und verzärtelt. Aber durch dieses Abgeschlossensein kam um so mehr die innere Schaukraft bei ihm zum Vorschein. Und während er sorgfältig behütet wurde und alles von ihm ferngehalten wurde, was an Krankheit und Schmerzen erinnert, hatte er in seiner Abgeschlossenheit sein geistiges Auge offen für die astralischen Bilder. Ihn umgaukelten da die astralischen Bilder alles dessen, was den Menschen an wilden Leidenschaften niederziehen kann. Er war von Anfang an gefeit und gekräftigt und erhaben über alles, was da an den furchtbarsten Gaukelbildern ihn umgab, weil er in den früheren Inkarnationen sich bis zur Höhe des Bodhisattva erhoben hatte. Es drängte ihn hinaus, um dasjenige zu sehen, worauf ihn jedes einzelne Bild dieser astralischen Welt, wie sie ihn im Palaste umgab, hinwies. Jedes einzelne Bild drängte ihn gleichsam hinaus, die Welt zu sehen, sozusagen sein Gefängnis zu verlassen. Das war die treibende Kraft in seiner Seele. Und der Bericht sagt uns, daß er draußen, als er einmal gleichsam «ausbrach» aus seinem Palastgefängnis, einen alten Mann traf, einen Greis. Er war bisher nur umgeben gewesen von den Bildern der Jugend. Nun hatte er das, was sich auf dem physischen Plan als Alter darstellt, in dem Greise kennengelernt. Und weiter lernte er jetzt einen kranken Menschen kennen, und dann lernte er einen Leichnam kennen, das heißt also den Tod. [13]

Und lernte so nach und nach das Elend des Lebens kennen; dann sah er einen Mönch, der dieses Leben verlassen hatte, in dem Alter, Krankheit und Tod sind. Da beschloß er, so erzählt uns die Legende, die eine tiefe Wahrheit verkündet, zunächst nicht gleich hinauszuziehen, sondern erst noch einmal zurückzukehren. Aber bei dieser Ausfahrt, so sagt uns die Legende, wurde er von den geistigen Höhen herein geschmückt mit jener Kraft, welche der Götterkünstler Vishva Karman, der ihm erschien, auf die Erde herunter sandte. Geschmückt wurde der Bodhisattva mit der Kraft des Vishva Karman selbst, der später der Christus genannt wurde. Also etwas Äußerliches war der Christus noch für ihn. [14] Als der Buddha aus dem Königspalast heraustritt, da läßt er die Fähigkeiten, die sich nicht aus seinem Innern der Seele selber entwickelt haben, hinter sich. Sie läßt er in den geistigen Welten, aus denen heraus sie ihn immer geleitet haben. Das wird in dem Pferd angedeutet, das aus Gram stirbt, als er es verläßt, und das dann in die geistige Welt versetzt wird. Aber nur nach und nach kann der Buddha das werden, was er in seiner letzten Inkarnation auf der Erde werden sollte. Er muß ja erst auf dem physischen Plan kennenlernen, was er als Bodhisattva nur aus der geistigen Anschauung kennengelernt hat. Da lernt er zuerst zwei Lehrer kennen. Der eine ist ein Vertreter der Sankhya-Philosophie und der andere ist ein Vertreter der Joga-Philosophie. Diese beide lernt er kennen und vertieft sich in das, was sie ihm darzubringen vermögen. Er lebt darinnen. Denn wenn man selbst ein noch so hohes Wesen ist, so muß man sich doch in das Äußere, was die Menschheit sich erobert hat, erst hineinfinden. Wenn ein Bodhisattva es auch schneller lernen kann, er muß es doch erst lernen. In der Sankhya-Philosophie hatte er eine fein-logische philosophische Anschauung über die Welt aufnehmen können. Aber je mehr er sich in sie hineinlebte, destoweniger genügte sie ihm. Er spürte, daß er die Quellen für das, was er in dieser Inkarnation zu tun hatte, anderswoher nehmen mußte. Das andere war die Joga- Philosophie des Patanjali, die durch gewisse innere Seelenvorgänge die Verbindung mit dem Göttlichen suchte. Aber auch die Joga-Philosophie ließ ihn unbefriedigt, denn er sah ein, sie ist etwas, was sich von alten Zeiten her fortgepflanzt hat; aber die Menschen mußten zu anderen Fähigkeiten kommen, sie mußten in sich zu einer moralischen Entwickelung kommen. [15]

Wer bis zu einem gewissen Grade der Sankhya-Philosophie oder der Joga-Philosophie hinaufdringt, ohne das entwickelt zu haben, was der Buddha vorher durchgemacht hatte, wer hinaufdringen will in die reinen Höhen des göttlichen Geistes durch das logische Denken, ohne zuerst den moralischen Sinn im Sinne des Buddha erlangt zu haben, der steht dann vor jener Versuchung, die der Buddha in einer probeweisen Versuchung durchgemacht hat und die uns als die Versuchung durch den Dämon Mara angedeutet wird. Da kommt der Mensch dahin, wo alle Teufel des Hochmutes, der Eitelkeit, des Ehrgeizes ihn durchsetzen. Die Gestalt des Mara, der Eitelkeit und des Ehrgeizes, stand vor ihm. Aber weil er auf dieser hohen Stufe eines Bodhisattva war, so erkannte er ihn und war gefeit gegen ihn. Und er wußte sich zu sagen: Wenn sich die Menschen auf dem alten Wege weiterentwickeln, ohne den neuen Einschlag in der Lehre der Liebe und des Mitleides, ohne diesen selbsttätigen moralischen Sinn, zu erhalten, dann müssen sie, da sie nicht alle Bodhisattvas sind, diesem Dämon Mara verfallen, der alle Kräfte des Hochmutes und der Eitelkeit in die Seelen senkt. Als er bei den Mönchen war hatte er ein anderes Erlebnis. Da erlebte er, daß der Dämon eine andere Gestalt annahm, die dadurch charakterisiert ist, daß er dem Menschen allen äußeren physischen Besitz, sozusagen die «Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten» zeigt, um den Menschen abzulenken von dem, was die geistige Welt ist. Gerade, daß man auf dem Wege der Kasteiung dieser Versuchung verfällt, das erlebte der Buddha, als ihm der Dämon Mara entgegentrat und ihm sagte: «Lasse dich nicht verführen, alles zu verlassen, was du als Königssohn gehabt hast; gehe zurück in den Königspalast!» Ein anderer wäre dem unterlegen, was sich ihm da zeigte; aber der Buddha war so weit, daß er den Versucher durchschauen konnte. Er selbst war dagegen gefeit und konnte daher auch jetzt die große Gefahr vor die Menschen hinstellen, die kommen würde, wenn die Menschen ohne die große Grundlage des selbsttätigen moralischen Sinnes nur durch Fasten und äußere Mittel in die geistige Welt eindringen wollten. So war der Buddha als Bodhisattva noch vorgedrungen bis zu jenen zwei Grenzpunkten der menschlichen Entwickelung, die der Mensch eben, weil er nicht ein Bodhisattva ist, am besten ganz vermeiden soll. Übersetzen wir uns das in eine gewöhnliche Menschensprache, so können wir sagen: Das höchste Wissen ist herrlich, das höchste Wissen ist schön; aber nähere dich diesem Wissen mit reinem Herzen, mit edlem Sinn, mit einem geläuterten Gemüt, sonst wird der Teufel des Hochmutes, der Eitelkeit und des Ehrgeizes über dich kommen. – Und die andere Lehre ist: Suche nicht auf irgendeinem äußeren Wege, durch Kasteiungen oder Fasten in die geistige Welt hineinzukommen, bevor du deinen sittlichen Sinn in der entsprechenden Weise gereinigt hast, sonst wird der Versucher von der anderen Seite an dich herantreten. Das sind die beiden Lehren, die uns von dem Buddha in unsere Zeit hereinleuchten. [16] Unter dem Bodhibaume, im 29. Jahre seines Lebens, nachdem der Buddha den Weg einseitiger Askese verlassen hatte, gingen ihm dann in siebentägiger Betrachtung die großen Wahrheiten auf, die dem Menschen aufgehen, wenn er in stiller, innerer Versenkung dasjenige zu finden sucht, was ihm die jetzigen menschlichen Fähigkeiten geben können. Da gingen ihm auf die großen Lehren, die er gelehrt hat in den sogenannten vier Wahrheiten, und jene große Lehre des Mitleides und der Liebe, die er gelehrt hat in dem achtgliedrigen Pfade. [17]

Das mystische Erleben ist das Eintreten in die eigene menschliche Wesenheit durch das Tor (des Aufwachens) an dem kleinen Hüter der Schwelle vorbei. Und was für den Buddha symbolisch bezeichnet wird als das Sitzen unter dem Bodhibaum, ist nichts anderes als das Hinuntersteigen in die eigene innere Wesenheit. Was Buddha erlebt hat beim Hinuntersteigen in die eigene Wesenheit, das wird im Buddhismus dargestellt als die sogenannten Versuchungen des Buddha. Der Buddha beschreibt es ja im Sinne dieser Versuchungsgeschichte, wie selbst solche Wesenheiten, die er lieb hat, sich ihm nahen in dem Momente, wo er mystisch in das eigene Innere hineinsteigen will. Da wird uns sogar vorgeführt die Gestalt der Mutter des Buddha – in seinem geistigen Schauen sieht er sie –, die ihn auffordert, eine falsche Askese zu beginnen. Das ist natürlich nicht die wirkliche Mutter des Buddha. Aber darin besteht eben gerade die Versuchung, daß ihm für sein sich erst entwickelndes Schauen nicht die wirkliche Mutter, sondern eine Maske, eine Maya, eine Illusion entgegentritt. Er aber widersteht. Dann treten ihm eine Anzahl dämonischer Gestalten entgegen, die er schildert als Gier, wie sie entspricht dem Hunger und Durstgefühl, oder als Leidenschaften, Triebe, Stolz, Hochmut, Eitelkeit, Geiz. Sie alle treten an ihn heran – wie? Nun, soweit sie noch in seiner eigenen Hüllennatur, in seiner astralischen Wesenheit sind, soweit er sie in seinen starken Momenten, in dem Sitzen unter dem Bodhibaum schon besiegt hat. Und in einer wunderbaren Weise wird uns in dieser Versuchung des Buddha dargestellt, wie alle die Gewalten und Mächte unseres Astralleibes, die da sind, weil wir uns durch die absteigende Entwickelung der Menschheit im Verlaufe der aufeinanderfolgenden Inkarnationen immer schlechter und schlechter gemacht haben, sich geltend machen. Trotzdem er schon so hoch gestiegen ist, kann er sie noch schauen, und muß nun durch das letzte Steigen in die Höhe das Letzte besiegen, was als versuchende Dämonen für seinen Astralleib vorhanden ist. [18]

Der Mensch findet den Weg zu den früheren Verkörperungen durch Untertauchen in die eigene Wesenheit. Und wenn nun dieses Untertauchen ein so intensives, so gewaltiges und umfassendes ist, wie es bei dem großen Buddha der Fall war, so geht auch dieses Einblicken in die Inkarnationen immer weiter und weiter. Und wenn der Mensch weit genug zurückgeht, bis in die Zeiten, wo der Mensch im alten primitiven Hellsehen ein Glied der geistigen Welt war, dann schaut er eben in die geistige Welt hinein. In dem was vom Buddha überliefert ist – und das ist wieder keine bloße Legende –, haben Sie die Stufen, die Buddha erreichte beim Durchgehen durch die eigene Wesenheit, wovon er sagt: Als ich soweit war, daß ich die Erleuchtung hatte – das heißt, wo er sich fühlen konnte als ein Glied der geistigen Welt –, da war ich so weit, daß ich die geistige Welt wie eine sich ausbreitende Wolke liegen sah, aber ich konnte noch nichts darinnen unterscheiden, denn ich fühlte mich noch nicht vollkommen. Dann kam ich einen Schritt weiter. Dann sah ich nicht mehr bloß die geistige Welt wie eine sich ausbreitende Wolke liegen, sondern ich konnte auch einzelne Gebilde unterscheiden, aber ich konnte noch nicht sehen, was sie waren, denn ich war noch nicht vollkommen. Wieder stieg ich einen Schritt höher und fand nun nicht bloß sich unterscheidende Wesenheiten, sondern ich konnte wissen, was es für Wesenheiten waren. Das geht nun so weit, bis er selbst sein Urbild sah, das heruntergestiegen ist von Inkarnation zu Inkarnation, und es im richtigen Verhältnis zur geistigen Welt sehen konnte. Das ist der eine Weg, das Durchgehen durch die eigene Wesenheit bis zu dem Punkte, wo jene Grenze durchbrochen wird, jenseits welcher dann die geistige Welt erreicht werden kann. Auf diesem Weg erreicht der eine Teil der Menschheitsführer dasjenige, was solche Individualitäten haben müssen, damit sie Impulse geben können für die Fortentwickelung der Menschheit. Auf ganz anderem Wege erlangen solche Persönlichkeiten wie zum Beispiel der ursprüngliche Zarathustra die Möglichkeit, Menschheitsführer zu werden. [19]

(Im Jahre) 483 v. Chr., in einer herrlichen Vollmondnacht, umflossen von dem silbernen Mondenlicht, da starb der Buddha 80 jährig, ausstrahlend Frieden und Milde. Im Beginne des 17. Jahrhunderts sieht der Seher wieder aufleuchten das milde, silberne moralische Licht des Buddha auf dem Mars. [20]

Daß der Buddha am Genuß von zu vielem Schweinefleisch zugrunde gegangen sei, darunter darf nichts Triviales verstanden werden. Das ist nur ein Bild dafür, wie Buddha stand zu seiner Zeitgenossenschaft. Er hatte zu viel von dem, was die heiligen brahmanischen Geheimnisse sind, mitgeteilt der Außenwelt. An einem Zuviel des Okkultismus, den er der Welt gegeben hat, ging er zugrunde. Er ging zugrunde, wie jeder, der Verborgenes mitteilt, zugrunde geht. Das ist in jenem sonderbaren Bilde gesagt. [21] Blavatsky hat mit vollem Recht darauf hingewiesen, daß diese Überlieferung, daß Buddha an einem zu reichen Genuß von Schweinefleisch zugrunde gegangen sei, eine bedeutungsvolle okkulte Wahrheit zu grunde liegt, die man etwas ahnen kann, wenn man die Worte der Bibel zu Hilfe nimmt: «Du sollst deine Perlen nicht vor die Säue werfen»! (Zum gleichen Resultat führt auch die Überlegung, daß Menschenfleisch und Schweinefleisch starke Verwandtschaft haben). [22] Das Gewissen sollte hineinorganisiert werden in den vierten Zeitraum. [23]

Zitate:

[1]  GA 139, Seite 88   (Ausgabe 1960, 212 Seiten)
[2]  GA 94, Seite 240   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[3]  GA 123, Seite 92   (Ausgabe 1959, 264 Seiten)
[4]  GA 117, Seite 110   (Ausgabe 1966, 227 Seiten)
[5]  GA 137, Seite 202f   (Ausgabe 1973, 216 Seiten)
[6]  GA 133, Seite 159   (Ausgabe 1964, 175 Seiten)
[7]  GA 106, Seite 133   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[8]  GA 131, Seite 177   (Ausgabe 1958, 244 Seiten)
[9]  GA 60, Seite 386   (Ausgabe 1983, 496 Seiten)
[10]  GA 116, Seite 23   (Ausgabe 1982, 174 Seiten)
[11]  GA 116, Seite 24   (Ausgabe 1982, 174 Seiten)
[12]  GA 114, Seite 49   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[13]  GA 114, Seite 50ff   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[14]  GA 114, Seite 151   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[15]  GA 114, Seite 53f   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[16]  GA 114, Seite 55f   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[17]  GA 114, Seite 57   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[18]  GA 124, Seite 95f   (Ausgabe 1963, 254 Seiten)
[19]  GA 124, Seite 98f   (Ausgabe 1963, 254 Seiten)
[20]  GA 140, Seite 233   (Ausgabe 1980, 374 Seiten)
[21]  GA 105, Seite 198   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[22]  GA 284, Seite 136   (Ausgabe 1993, 208 Seiten)
[23]  GA 116, Seite 24   (Ausgabe 1982, 174 Seiten)

Quellen:

GA 60:  Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins (1910/1911)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 105:  Welt, Erde und Mensch, deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur (1908)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 114:  Das Lukas-Evangelium (1909)
GA 116:  Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins (1909/1910)
GA 117:  Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien (1909)
GA 123:  Das Matthäus-Evangelium (1910)
GA 124:  Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums (1910/1911)
GA 131:  Von Jesus zu Christus (1911)
GA 133:  Der irdische und der kosmische Mensch (1911/1912)
GA 137:  Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie (1912)
GA 139:  Das Markus-Evangelium (1912)
GA 140:  Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Die lebendige Wechselwirkung zwischen Lebenden und Toten (1912/1913)
GA 284:  Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß Pfingsten 1907 und seine Auswirkungen (1907)