Alter

Allmählich kann man ja im Alter den physischen Körper nicht mehr gebrauchen; schon aus dem Grunde nicht, weil sich ungeheuer viel Kalk einlagert, namentlich in die Adern. Aber in demselben Maße, in dem, sagen wir zum Beispiel bis zum 40. Jahre vom Kopf herunter die Entwickelung in den ganzen Körper hineingeht, in demselben Maße geht es wiederum zurück. Kommt man von den vierziger in die fünfziger Jahre hinauf, so muß man wiederum die Brust mehr gebrauchen, und im Alter muß man wieder mehr den Kopf gebrauchen. Aber jetzt müßte man im Alter wiederum den feineren Kopf, den Ätherkopf gebrauchen. Aber das lernen die Leute in der lateinischen Erziehung nicht. Und gerade diejenigen, die in den letzten Jahrzehnten (gesagt 1923) materialistische lateinische Erziehung genossen haben, die sind am meisten diesem Altersblödsinn ausgesetzt gewesen. Man muß im Alter wiederum auf die Kindheitsstufe zurück. Es gibt ja Leute, bei denen das sehr stark eintritt. Der Geist bleibt aber ganz erhalten, der Körper wird nur immer schwächer und schwächer. Der Ausdruck: Im Alter wird man kindisch – der hat nämlich seine sehr gute Begründung. Man gelangt wirklich wiederum in die Kindheit zurück. Aber das ist, sobald man Geistesleben in sich hat, kein Unglück, sondern es ist eigentlich ein Glück; denn wenn man noch Kind ist, da kann man nämlich den Ätherleib noch benützen. Man benützt denselben Ätherleib, den man als Kind zum Toben benützt hat, dann im Alter zu etwas Gescheiterem. [1] Wenn unser astralischer Leib jeden Morgen beim Aufwachen in den physischen und Ätherleib hineingeht, muß er sich anpassen dem, was aus dem physischen und Ätherleib aus der vorigen Inkarnation geworden ist, da trifft er all das, was man geworden ist. Der astralische Leib kommt nie herein in den Ätherleib so, daß er sich bedienen kann desjenigen, was der Ätherleib erst in der jetzigen Inkarnation geworden ist. Wenn Kant auch im Alter schwachsinnig geworden war, seine Seele, das heißt sein astralischer Leib, insofern er in seinem neugewobenen Ätherleib drinnen war, seine Seele war so weise, denn die hatte die Weisheit schon in sich, nur konnte es das Ich nicht mit dem Gehirn ins Bewußtsein heraufheben. Je älter man wird im physischen Leib, desto mehr prägt sich im Menschen dieses Moment der Weisheit aus. [2]

Zitate:

[1]  GA 350, Seite 151f   (Ausgabe 1962, 314 Seiten)
[2]  GA 163, Seite 114f   (Ausgabe 1975, 152 Seiten)

Quellen:

GA 163:  Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung. Imaginative Erkenntnis und Vorgänge nach dem Tode (1915)
GA 350:  Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen. Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt? (1923)