Propheten biblische

Wenn man geisteswissenschaftlich die Seelen der jüdischen Propheten untersucht, so findet man, daß sie Wiederverkörperungen sind von Eingeweihten, die bei anderen Völkern eingeweiht waren und dort schon gewisse Stufen der Einweihung erstiegen hatten. Wenn wir also einen jüdischen Propheten zurückverfolgen, so kommen wir zu anderen Völkern. Es ist wirklich, trivial gesprochen, so wie ein Nach-und-nach-sich-Versammeln der Eingeweihten der anderen Völker bei dem jüdischen Volke. Dann aber ist es erklärlich, daß die Propheten so erscheinen, daß ihre Prophetengabe wie ein elementarisches Hervortreten ihres Inneren erscheint. Es ist die Erinnerung an das, was sie sich als Eingeweihte da oder dort erworben haben. Das tritt heraus, tritt aber auch heraus so, daß es nicht immer jene klare harmonische Form zeigen muß, die es in früheren Inkarnationen gehabt hat. Denn es wird die Seele, die in einem persischen oder ägyptischen Leibe inkarniert war, sich erst anbequemen müssen der Körperlichkeit des jüdischen Volkes. Da wird manches nicht herauskommen können, was früher schon in ihr darinnen war. Denn es ist nicht so, daß, wenn der Mensch fortschreitet von Inkarnation zu Inkarnation, immer auch das in ihm vorhanden ist, was früher vorhanden war, sondern es kann etwas, was früher vorhanden war, durch die Schwierigkeiten, welche die Körperlichkeit macht, unharmonisch, chaotisch erscheinen. Aus keinem anderen Grunde geschieht es, als weil in der Tat die ganze Menschheitsentwickelung diesen Durchgangspunkt nehmen mußte, weil das, was zerstreut errungen worden war, gesammelt werden sollte wie in einem Brennpunkt und wiedergeboren werden sollte aus dem Blut des alttestamentlichen Volkes heraus. [1]

Zitate:

[1]  GA 139, Seite 36f   (Ausgabe 1960, 212 Seiten)

Quellen:

GA 139:  Das Markus-Evangelium (1912)