Biblische Schöpfungsgeschichte

Die geistige Welt kann für unmittelbare Anschauung nicht gegeben werden durch eindeutige Vorstellungen, und jeder, der da glaubt, das, was einem entgegentritt in der geistigen Welt, ebenso beschreiben zu können wie die sinnliche Welt, der kennt sie eben nicht. Man kann nur Bilder hinstellen, die aber verstanden werden müssen als Bilder. Wenn der Geistesforscher hineinblickt in die geistige Welt, dann sieht er das, was als geistige Urgründe dem Physischen zu Grunde liegt. Und er sieht nicht nur, was in der Gegenwart zu Grunde liegt, sondern auch, was in der Vergangenheit zu Grunde gelegen hat. Alles das, was dem Physischen zu Grunde liegt, kann nur in Bildern ausgedrückt werden, wenn wir überhaupt der physischen Vorstellung uns annähern wollen. Und wunderbar, Stück für Stück, stellt sich eine Kongruenz dar zwischen dem, was der Geistesforscher sieht, und dem, was uns als die biblischen Bilder entgegentritt. [1] (5.12.1908 – Vortrag in Hamburg).

Mit den Schöpfungstagen sind geistige Werdezustände gemeint, die nur durch hellseherische Forschung erfaßbar sind, und gemeint ist, daß das Physische nach und nach aus dem Geistigen sich herausbildet. [2] Die Ereignisse, die Tatsachen, die uns da berichtet werden, verlaufen im wesentlichen in der Sphäre dessen, was wir das elementarische Dasein nennen können. So daß also, um diese Vorgänge anzuschauen, ein gewisser Grad hellseherischer Erkenntnis, hellseherischer Wahrnehmung nötig wäre. Die Bibel erzählt von dem Hervorgehen des Sinnlichen aus dem Übersinnlichen und daß die Tatsachen, die sie an die Spitze stellt, übersinnliche Tatsachen sind, wenn auch nur um einen Grad höher liegend als unsere gewöhnlichen sinnlichen Tatsachen, die ja aus diesen anderen eben charakterisierten hervorgegangen sind. Wir blicken also in gewisser Beziehung in ein hellseherisches Gebiet hinein mit all dem, was wir da im Sinne des Sechstagewerks eigentlich beschreiben. In Ätherform und in elementarischer (astraler) Form tauchte wieder auf, was früher da war. So dürfen wir also erwarten, daß wir in einer neuen Art auftauchen sehen alles das, was während des alten Saturn-, Sonnen- und Mondendaseins sich nach und nach entwickelt hat. [3]

Betrachten Sie die Weltentstehungslehre der Bibel, namentlich da, wo sie interpretiert wird von denjenigen, die diese Weltentstehung eben noch nach den älteren Traditionen interpretiert haben. Sie haben im Grunde nur die Möglichkeit, die biblische Schöpfungsgeschichte zu verstehen, wenn Sie dasjenige, was sich als Genesis darstellen kann, wenn man die Welt anschaut, zusammendenken mit dem, was sich embryologisch darstellt. Daher immer wieder der Versuch, bis auf das Wort hin biblische Schöpfungsgeschichte durch embryologische Tatsachen zu interpretieren. Diese Interpretation steckt durchaus darinnen. [4]

Wir haben einen gewissen Zeitpunkt in der Entwickelung unseres Planeten (Erde), wo aus einem gemeinsamen planetarischen Zustande, in dem noch ineinander verwoben sind die Elemente des Feuers, der Luft und des Wassers, auseinandertreten das dichtere erdige Element und das feinere luftartige Sonnenelement. Und nur in diesem Erdhaften konnte sich das bilden, das sich verdichten, was wir heute als das Feste bezeichnen. Halten wir einmal diesen Moment fest, wo aus einem gemeinsamen planetarischen Verhältnis das Sonnenhafte heraustritt und fortan von außen seine Kräfte unserem Erdhaften zusendet. Damals war auch die Möglichkeit gegeben, daß sich in dem Erdhaften das Feste, das, was wir heute im stofflichen Sinne das Feste nennen, vorbereitete, sich in dem Erdhaften gleichsam verdichtete. Halten wir diesen Moment fest, dann haben wir denjenigen Zeitpunkt, in dem die Genesis, die Bibel einsetzt. [5]

In der Seele eines althebräischen Weisen lebte etwas, wenn die Laute B’reschit seine Seele durchdrangen. Bet פ, der erste Buchstabe, rief hervor das stoffliche Weben des Gehäuses, Resch ר, der zweite Mitlaut, rief hervor das Antlitzhafte der geistigen Wesenheiten, die in diesem Gehäuse drinnen woben, und Schin ש, der dritte Laut, rief hervor die stachelige Kraft, die aus dem Inneren sich emporarbeitet, um sich zu offenbaren. So ungefähr kommen wir zu dem Prinzip, das solch einer Beschreibung zugrunde liegt. Und wenn wir zu diesem Prinzip vordringen, dann können wir zugleich etwas empfinden von dem Geiste dieser Sprache, die, wie gesagt, etwas Schöpferisches in der Seele hatte, wovon der moderne Mensch bei seinen abstrakten Sprachen gar keine Ahnung mehr hat. [6]

Versuchen Sie sich einmal in eine Lage zu versetzen, so daß Sie etwa, sagen wir, eine Weile geschlafen haben, dann aufwachen und, ohne daß Sie den Blick auf eine äußere Tatsache richten, in sich auferwecken durch die innere Seelentätigkeit gewisse Vorstellungen in Ihrer Seele. Vergegenwärtigen Sie sich diese innere Tätigkeit, dieses produktive Sinnen, das aus dem Seeleninneren einen Seeleninhalt hervorzaubert. Gebrauchen Sie meinetwillen das Wort «Ersinnen» für dieses Hervorzaubern eines Seeleninhaltes aus den Seelenuntergründen in das bewußte Blickfeld Ihrer Seele hinein, und denken Sie sich jetzt das, was der Mensch nur kann mit seinen Vorstellungen, als eine Tätigkeit, die nun wirklich kosmisch-schöpferisch ist. Denken Sie sich statt Ihres Sinnens, statt Ihres innerlichen denkerischen Erlebens ein kosmisches Denken, dann haben Sie das, was in diesem zweiten Worte der Genesis, bara, drinnen liegt. Wir denken uns also jene kosmischen Wesenheiten, die als die Elohim bezeichnet werden, wir denken sie uns so sinnend, und dieses Sinnen vergegenwärtigen wir uns bei dem Worte «sie schufen», bara. Und dann denken wir uns, daß durch dieses schöpferische Sinnen zwei solche Komplexe entstehen, ein Komplex, der mehr darauf hingeht, ein sich äußerlich Offenbarendes zu sein, und ein anderer Komplex, ein innerlich Regsames, ein innerlich Lebendiges; dann haben wir ungefähr jene zwei Vorstellungskomplexe, welche auftauchten in der Seele des althebräischen Weisen, wenn die Worte, für die heute «die Himmel und die Erde» stehen, seine Seele durchklangen, haschamajim und ha’arez. Suchen wir womöglich zu vergessen, was der moderne Mensch unter Himmel und Erde sich denkt, versuchen wir die beiden Vorstellungskomplexe vor die Seele zu führen, den Komplex des nach außen sich Kundgebenden, des sich Offenbarenden, den Komplex dessen, was da drängt, nach außen irgendwelche Wirkung hervorzurufen, und jenen anderen Komplex des innerlich Regsamen, dessen, was sich selbst im Inneren erleben will, was im Inneren lebendig regt, dann haben wir das haschamajim und das Wort ha’arez. [7]

Es lebte der Erdenmensch als Ziel in einer Gruppe von göttlich-geistigen Wesenheiten, die beschlossen hatten, ihre verschiedenen Künste zusammenwirken zu lassen, um das zu erreichen, was sie selber gar nicht hatten, was ihnen selber nicht eignete, was sie aber hervorbringen konnten durch gemeinschaftliche Arbeit. Wenn Sie das alles nehmen, was ich Ihnen beschrieben habe als elementarische Hülle, als darin wirkende, kosmisch sinnende, geistige Wesenheiten, als zwei Komplexe, einen begierdenhaften, innerlich regsamen und einen nach außen sich offenbarenden, wenn Sie das alles nehmen, und dann jenen geistigen Wesenheiten, die gleichsam aus dem Elementarischen heraus mit ihrem Antlitz blicken, dieses gemeinsame Ziel zuschreiben, dann haben Sie das, was lebte in dem Herzen eines althebräischen Weisen bei dem Worte Elohim. Und jetzt haben wir in bildhafter Weise zusammengetragen, was in diesen allgewaltigen Urworten lebt. Vergessen wir also zunächst einmal alles das, was ein moderner Mensch fühlen und denken kann, wenn er ausspricht die Worte «Im Urbeginne schufen die Götter Himmel und Erde». Versuchen wir vor unser Auge folgendes Bild hinzustellen: Da ist webendes elementarisches Element, darinnen webt Feuriges, Gasförmiges, Wässeriges. Innerhalb dieses Elementarischen, Wirksamen, Webenden leben geistige Wesenheiten, eine Gruppe von geistigen Wesenheiten, die sinnen. Im produktiven Sinnen sind sie begriffen, und durch ihr produktives Sinnen hindurch dringt das Ziel, zum Menschenbild hin die ganze Wirksamkeit zu lenken. In dem elementarischen Gehäuse ersannen die Urgeister das nach außen hin Erscheinende, das nach innen Regsame. [8]

Von diesem innerlich Belebenden, sich Regenden werden uns dann Eigenschaften angeführt, und diese Eigenschaften werden uns in der Bibel angedeutet mit charakteristischen Lautcharakteren. Es wird uns gesagt, daß dieses sich innerlich Regende in einem Zustande war, der bezeichnet wird als tohu wabohu, was in der deutschen Sprache gewöhnlich ja wiedergegeben wird mit «wüste und wirr». Der Laut, der da unserem T sich vergleichen läßt, der regt an ein Bild des Auseinanderkraftens von einem Mittelpunkt nach allen Richtungen des Raumes, ins Unbegrenzte hin Auseinanderkraften. Der zweite Teil, wabohu, ergibt nun genau das Entgegengesetzte. Der Buchstabe Bet פ, der sich mit unserem B vergleichen läßt, regt an alles das, was Sie im Bilde bekommen, wenn Sie sich eine mächtig große Kugel, eine Hohlkugel denken, sich selbst im Inneren vorstellen und nun von allen inneren Punkten dieser Hohlkugel wiederum Strahlen nach innen sich denken, nach dem Mittelpunkt hereinstrahlend. Also Sie denken sich dieses Bild, einen Punkt inmitten des Raumes, von da aus Kräfte nach allen Richtungen des Raumes ausstrahlend, tohu; diese Strahlen sich gleichsam in einem äußeren Kugelgehäuse verfangend, zurückstrahlend in sich selber, von allen Richtungen des Raumes wieder zurück, dann haben Sie das bohu. Dann, wenn Sie sich diese Vorstellung machen und sich all die Kraftlinien erfüllt denken von dem, was gegeben ist in den drei elementarischen Wesenheiten Wärme, Luft und Wasser, wenn Sie sich diese Kraftstrahlen denken, wie sie sich gleichsam in diesen drei durcheinanderwogenden Elementen bilden, dann haben sie die Charakteristik dessen, was das innerlich Regsame ist. So also wird uns durch diese Lautzusammenstellung die Art angedeutet, wie das elementarische Dasein dirigiert wird durch die Elohim. [9]

Diese Elohim kamen herüber in ihrer eigenen Entwickelung von dem Saturn-, Sonnen- und Mondenzustand. So war das, was sie ersannen, wirklich in einer ähnlichen Lage wie Ihre Vorstellungskomplexe, wenn Sie aufwachen und sie in Ihre Seele heraufrufen. Dann können Sie sie gleichsam seelisch-geistig anschauen. Sie können sagen: Wenn ich am Morgen aufwache und wiederfinde, was früher in meiner Seele sich gelagert hat und was ich mir heraufrufe, dann kann ich beschreiben wie es ist. – So konnte für die Elohim beschrieben werden, was sich jetzt ergab, nachdem sie etwa, wenn ich es sehr grob ausdrücken würde, sich sagten: Wir wollen jetzt einmal ersinnen, was in unsere Seele tritt, wenn wir uns alles das zurückrufen, was während des alten Saturn-, Sonnen- und Mondenzustandes sich zugetragen hat. Wir wollen sehen, wie das in der Erinnerung sich ausnimmt. – Und es nahm sich so aus, daß es bezeichnet wird mit den Worten tohu wabohu. [10] Wenn wir nun den einen der Komplexe nehmen, die da auftreten, denjenigen, der angedeutet wird mit ha’arez, das, was gewöhnlich übersetzt wird mit «Erde», und beachten, daß die Elohim, nachdem sie sich erinnert hatten, ihn ins Seelenauge faßten; sie konnten ihn nicht so bezeichnen, daß in ihm jetzt wieder aufgelebt war, was schon in der alten Sonne war. Es fehlte das Lichtelement. Das hatte sich abgesondert. Dadurch war ha’arez einseitig geworden. Es hatte das Licht nicht mitgenommen, sondern nur die dichteren Elemente, das wäßrige, das luftförmige und das Wärmeelement. Es fehlte das Licht allerdings nicht in dem, was mit haschamajim angedeutet wird. So daß wir sagen können: In dem einen der Komplexe wogten so, wie wir es eben mit dem tohu wabohu bezeichnet haben, durcheinander die Wärme-, Luft- und Wasserelemente. Und sie waren entblößt; ihnen fehlte, was im alten Sonnendasein in die Entwickelung eingetreten ist, das Lichtelement. Sie waren also dunkel geblieben, sie hatten nichts Sonnenhaftes. Das war mit dem haschamajim herausgezogen aus ihnen, und ein dunkles Gewebe der Elemente Wärme, Luft und Wasser war als das ha’arez zurückgeblieben. Damit haben wir also das, was die Elohim ersannen, noch genauer vor unsere Seele hingestellt. Wir werden es uns aber niemals in der richtigen Weise vorstellen können, wenn wir uns nicht immer bewußt bleiben, daß alles das, was wir als elementarisches Dasein bezeichnen, Luft, Wasser und auch Wärme, im Grunde genommen auch die äußere Ausdrucksform von geistigen Wesenheiten ist. Es ist nicht ganz richtig, zu sagen das Kleid, man muß es vielmehr als eine äußere Kundgebung auffassen. Also alles, was man so bezeichnet als Luft, Wasser, Wärme, ist im Grunde genommen Maya, Illusion, ist zunächst nur für den äußeren Anblick, auch des Seelenauges, vorhanden. In Wahrheit, wenn man auf seine eigentliche Wesenheit eingeht, ist es äußere Ankündigung des Seelisch-Geistigen der Elohim. Wenn wir aber diese Elohim betrachten, dann dürfen wir sie uns nicht irgend menschenähnlich vorstellen, denn das war ja gerade ihr Ziel, den Menschen zu gestalten, den Menschen ins Dasein zu rufen in seiner eigenartigen Organisation, die eben jetzt von ihnen ersonnen ist. Menschlich also dürfen wir sie uns nicht denken. Aber wir müssen bei ihnen schon unterscheiden eine Art Leibliches und eine Art Geistiges. Im Grunde genommen ist das ganze Gewebe und Gewoge, nur dann richtig verstanden, wenn wir es auffassen als die Leiblichkeit des Geistig-Seelischen der Elohim. Wir müssen an das Wäßrige und an das Luftförmige mehr das Leibliche, das Gröbere der Elohim geknüpft denken. Und in alledem, was als Wärmeelement das Gasige und das Wäßrige durchsetzte, was dieses tohu wabohu als das Wärmeelement durchdrang, was es durchwogte als wogende Wärme, in dem wirkte das, was wir nennen können das Geistige der Elohim. Damit haben Sie dann den Kosmos selbst aufgefaßt als eine Leiblichkeit der Elohim. [11] So müssen wir uns die Wesenheit der Elohim über den ganzen Kosmos ausgedehnt denken. [12]

Nun gebraucht die Bibel ein merkwürdiges Wort, um das Verhältnis dieses Geistigen der Elohim zu den Elementen auszudrücken: «Ruach Elohim m’rachephet». Dieses Wort racheph können wir verstehen, wenn Sie sich nun denken die Tätigkeit der Brutwärme, die von dem Huhn in die Eier strahlt, um da die Eier zum Ausreifen zu bringen, diese Strahlen der Wärme von dem Huhn in die Eier hinein, dann haben Sie einen Begriff von dem Zeitwort das da steht und uns sagt, was der Geist im Wärmeelemente tut. Wenn Sie sich das denken, dann haben Sie das Bild dessen, was gemeint ist, wenn gesagt wird: «Und der Geist der Elohim brütete über den Stoffmassen, über den Wassern». [13] Das, was mit dem haschamajim herausgezogen ist aus dem ha’arez, was in das Sonnenhafte gegangen ist gegenüber dem anderen, Niederen, dem Erdenhaften, gegenüber dem tohu wabohu, das ist etwas, was sich äußerlich ankündigen kann als Lichthaftes. Hinter diesem steht aber ein geistig Klanghaftes, hinter diesem das kosmische Sprechen. Alles das, was in dieses Sonnenhafte hinausgegangen ist, das kann allein von außen wieder hereinstrahlen in das tohu wabohu.

Und nun denken wir uns aus der Tätigkeit der Elohim heraus von außen einstrahlen durch das schöpferische Wort, das als die höchste Äther-Entität (Lebensäther, auch Sinnäther), von außen hereinstrahlen mit dem Licht das, was aus dem Wort herausströmt. Man kann es nicht treffender bezeichnen, als wenn man das monumentale Wort hinstellt, das besagt: Die Wesenheiten, die mit dem haschamajim ihr Höchstes in das Ätherische hinausgetrieben hatten, erstrahlten zurücksprechendes Licht aus dem Weltenraum in das tohu wabohu hinein! Damit haben Sie den Tatbestand dessen gegeben, was in den Monumentalworten liegt: Und die Götter sprachen: Es werde Licht! [14]

Also von dem, was hinausgegangen ist, nimmt das höchste Geistige der Elohim Besitz und organisiert es, wie es sich ausdrückt, in den Worten: «Das durch das kosmische Sprechen sich offenbarende Licht strömt ein in die Finsternis.» Dadurch wird das tohu wabohu organisiert, aus der Unordnung der Elemente herausgehoben. Wenn Sie sich also denken in dem haschamajim gleichsam den Kopf der Elohim und in dem Elementarischen, das zurückgeblieben ist, den Rumpf und die Gliedmaßen, und durch die Macht des Kopfes nunmehr organisiert Rumpf und Gliedmaßen, das Elementarische, dann haben Sie den tatsächlichen Vorgang, dann haben Sie gleichsam den Menschen vergrößert zum Kosmos; und in diesem Kosmos wirkt er organisierend von den Organen des Geistes aus, die im haschamajim liegen. Einen sich organisierenden, makrokosmischen Menschen, das dürfen wir uns als ein Bild vor die Seele malen, wenn wir uns all die Kräftestrahlungen denken, die von dem haschamajim nach dem ha’arez herunterströmen. [15]

In den Worten «Der Geist der Elohim durchstrahlte wärmebrütend das elementarische Dasein, oder die Wasser» haben Sie angedeutet die Wiederholung der alten Saturnwärme. Der nächste Zustand müßte derjenige sein, der eine Wiederholung des alten Sonnendaseins darstellt. Nehmen wir jetzt zunächst nicht Rücksicht auf das, was wir im elementarischen Sonnendasein als einen Verdichtungszustand haben, was von der Wärme zur Luft wurde, sondern auf das, was als Verdünnung auftrat, auf das Lichtelement. Nehmen wir also die Tatsache, daß während des Sonnendaseins das Licht in unseren kosmischen Raum einschlägt, dann wird die Wiederholung dieses alten Sonnenzustandes im Erdenwerden das Einschlagen des Lichtes sein. Das ist geschehen in den urgewaltigen Worten «Und die Elohim sprachen: Es werde Licht! Und es ward Licht.»

Die dritte Wiederholung wird dadurch gegeben werden müssen, daß in bezug auf die feineren elementarischen Zustände das, was wir ordnenden Schall- oder Klangäther (chemischer Äther) nennen, unser Erdenwerden durchstrahlt. Wie müßte die Wiederholung des Mondenzustandes denn angedeutet sein in der Genesis? Es müßte so etwas auftreten, was uns sagt: es griff der Ton- oder Klangäther ein und ordnete die Materie in einer gewissen Weise (als chemischer Äther). Das Wort rakia, das da steht, um zu bezeichnen, was die Elohim da hineinfügten in die elementaren Stoffmassen, ist ein schwer zu übersetzendes Wort. Es ist mit der Übersetzung Firmament oder auch Gezelt oder auch Ausdehnung nicht viel getan, denn in diesem Wort liegt etwas Aktives, etwas Erregendes. Die Elohim erregten in den elementarischen Stoffmassen etwas, was sich vergleichen läßt mit dem was in den Staubmassen der Chladnischen Klangfiguren erregt wird, wenn der Klang ordnend eingreift. Wie da der Staub sich ordnet, so wird nach aufwärts und nach abwärts die elementarische Stoffmasse geordnet am sogenannten zweiten Schöpfungstage. – So sehen wir also das Eingreifen des Klangäthers nach dem Lichtäther innerhalb der Genesis, und wir haben ganz sachgemäß mit dem sogenannten zweiten Schöpfungstage dasjenige vor uns, was wir in einer gewissen Beziehung als eine Wiederholung des Mondendaseins auffassen müssen. [16]

Es müßte also auf den sogenannten zweiten Schöpfungstag etwas folgen, was uns anzeigen würde, daß in die elementarischen Massen unserer Erde Lebensäther einströmte, so wie zuerst Licht und ordnender Klangäther eingeströmt sind. Wir müßten etwas haben in der Genesis, was uns andeutete: da zuckte hinein Lebensäther und brachte das Leben zur Erregung, zur Entfaltung. – Sehen Sie sich den dritten Moment an im Erdenwerden in der Genesis. Da wird Ihnen erzählt, wie die Erde hervorsprossen läßt das Grüne, das Lebende, das Kraut- und Baumartige. [17]

Wir haben im dritten Momente des Erdenwerdens einen Verdichtungs-prozeß und müßten sagen: So wie die Elohim im zweiten Moment geschieden haben die Luftelemente von den wässerigen, so scheiden sie jetzt im dritten Momente innerhalb der alten Mondensubstanz das neue Wasserhafte ab von dem Erdenhaften, das jetzt als etwas ganz Neues auftritt. Alles das, was ich Ihnen bisher geschildert habe, war schon früher (auf Saturn, Sonne, Mond) vorhanden, wenn auch in anderer Gestalt. Ein Neues (in der ganzen Entwickelung) ist erst das Erdenhafte, das Feste. Das aus dem Wasserhaften herausgesonderte Erdenhafte, das ist das Neue. Das erst gibt die Möglichkeit, daß sich das vorher Vorhandene in einer erneuerten Gestalt zeigt. Das Hervorsprießen des Pflanzenhaften am sogenannten dritten Schöpfungstage ist also im Festen eine Wiederholung dessen, was schon während des alten Sonnenzustandes vorhanden war, gleichsam eine kosmische Erinnerung. In dem kosmischen Sinnen der Elohim tauchte auf, was in der alten Sonne im gasigen Zustand als Pflanzenhaftes vorhanden war, jetzt aber im festen Zustande. Was da vorhanden war, das waren die Gruppenseelen der Pflanzen. «Die Erde brachte hervor allerlei Kraut und Sprossen nach ihrer Art.» Man müßte sagen: artgemäß! Hier haben Sie die Erklärung dafür. Es war in der Gestalt der Gruppenseelen, artgemäß vorhanden, noch nicht individuell wie heute. So finden wir also, daß in dem Momente, wo uns am sogenannten dritten Schöpfungstage geschildert wird, wie die Elohim aus dem Wäßrigen heraus das Feste, den vierten elementarischen Zustand absondern, in diesem festen Zustande, der allerdings in seiner elementarischen Grundform für ein äußeres Auge noch nicht sichtbar gewesen wäre, sondern nur für das hellseherische Auge, wiederholen die Artformen des Pflanzlichen. [18]

Zu den Kräften des Erdballs selber, der nur soviel wiederholen konnte aus seiner Einheit heraus, als er früher als Einheit hervorgebracht hatte, machten die Elohim wirksam in ihrem kosmischen Sinnen die Kräfte, die vom äußeren Weltenraume auf den Planeten niederströmten. Zum irdischen Dasein ward das kosmische hinzugefügt. Sehen wir vorläufig nichts anderes in dem, was im sogenannten vierten Schöpfungstag geschildert wird. Was war nun durch dieses von außen Bestrahltwerden geschehen? Nun, es konnten sich naturgemäß die Vorgänge wiederholen, die schon während des alten Mondenzustandes da waren, nur in veränderter Form. Während des alten Mondenzustandes hatte sich ja herausgebildet, was an Tierischem möglich war im luftförmigen und wässerigen Elemente, das konnte sich zunächst wiederholen. In wunderbar sachgemäßer Weise wird deshalb am sogenannten fünften Schöpfungstage in der Genesis erzählt, wie das Gewimmel beginnt in Luft und Wasser. Da haben wir die Wiederholung der alten Mondenzeit, nur auf einer höheren Stufe, aus dem Erdenhaften heraus, in einer neuen Form. [19] So sehen wir, daß wir bis zum fünften Schöpfungstage eine Wiederholung des Früheren auf einer höheren Stufe haben, in einer neuen Gestalt, daß aber mit dem sechsten Schöpfungstage erst eigentlich das Wesenhafte des Erdigen eintritt, daß da hinzukommt, was erst durch die Bedingungen des Erdenhaften möglich ist. So wiederholten die Elohim durch die fünf sogenannten Schöpfungstage hindurch auf einer höheren Stufe die früheren Zustände und bereiten in dieser Wiederholung das Erdenhafte vor. Dann erst hatten sie, weil die Wiederholung eben in neuer Form war, ein Wesensgefäß, in das sie hineinprägen konnten die Menschenform, und das war die Krönung der ganzen Entwickelung. Wäre eine bloße Wiederholung erfolgt, so hätte das Ganze nur vorschreiten können bis zum Astralisch-Tierischen. Da aber immer von Anfang an, in die wiederholenden Momente etwas hineingegossen wurde, was sich schließlich als Erdenhaftes enthüllte, so kam zuletzt etwas heraus, in das die sieben Elohim hineingießen konnten alles das, was in ihnen lebte. Dadurch entsteht ein gemeinsames Werk. Der einzelne für sich allein hat nicht die Kraft, dieses Werk zu machen; zusammen haben sie die Kraft. Daher wird plötzlich in der Genesis eine ganz andere Sprache gesprochen. Früher ist alles in ganz bestimmter Weise ausgedrückt: «die Elohim schufen», «die Elohim sprachen», und so weiter. Wir haben es zu tun mit etwas, von dem man das Gefühl hat: es ist von vornherein bestimmt. Jetzt wird eine neue Sprache gesprochen da, wo die Krönung des Erdenwerdens auftreten soll: «Lasset uns den Menschen machen.» Das klingt wie eine Beratung der Sieben zusammen, wie man es eben macht, wenn man ein gemeinsames Werk vollbringen will. So ergibt sich, daß wir in dem, was zuletzt als die Krönung des Entwickelungswerkes auftritt, ein Produkt des Zusammenwirkens der Elohim zu sehen haben; daß sie dasjenige, was einzeln ein jeder kann, beisteuern zu diesem gemeinsamen Werke und daß zuletzt die menschliche ätherische Form erscheint als ein Ausdruck dessen, was die Elohim sich an Fähigkeiten und Kräften angeeignet haben während der alten Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit. Damit haben wir etwas außerordentlich Wichtiges angedeutet. Damit haben wir sozusagen gerührt an das, was als die menschliche Würde zu bezeichnen ist. Das religiöse Bewußtsein mancherlei Epochen hat in den Empfindungen, die es bei gewissen Worten hatte, viel genauer als heute gefühlt, wie die Sache eigentlich steht. Und auch der althebräische Weise hat das gefühlt. Wenn er seine Empfindung hingerichtet hatte zu den sieben Elohim, so war es ihm so, als ob er in aller Demut und Verehrung, mit der man da aufblickt, doch sich sagen mußte: Der Mensch ist etwas Gewaltiges in der Welt. Ein Ziel für Götter ist die Menschenform auf der Erde. Wenn Sie das ganze Gewicht dieses Wortes fühlen, dann werden Sie sich sagen: Diese Menschenform ist etwas, demgegenüber die einzelne Seele eine ungeheure Verantwortung hat, eine Verpflichtung, es so vollkommen als möglich zu machen.

Die Möglichkeit der Vervollkommnung war in dem Momente gegeben, als die Elohim den gemeinsamen Entschluß faßten, alles, was sie konnten, in ein Ziel zusammenströmen zu lassen. Das, was ein Erbe von Göttern ist, das ist dem Menschen übertragen worden, daß er es immer höher und höher ausbilde in ferne Zukunftszeiten hinein. [20]

Einen Grad über den Geistern der Persönlichkeit, den Archai, haben wir die Exusiai, die Geister der Form; das sind dieselben, die wir die Elohim nennen. Das sind also geistige Wesenheiten, die, als unser planetarisches Dasein mit dem alten Saturn begonnen hat, schon über das Menschendasein hinausgeschritten waren. Dadurch bekommen wir einen Begriff von der Erhabenheit dieser Elohim und wissen, daß sie sozusagen um vier Grade in der hierarchischen Ordnung über der Menschheitsstufe stehen. Weil das Sinnen um vier Grade höher steht als das menschliche, ist dieses Sinnen der Elohim nicht bloß ein Ordnen und Bilden und Schaffen innerhalb einer Gedankenwelt, sondern es ist ein Wesengestalten und Wesenschaffen. [21]

In demselben Sinne lebendig Wesenhaftes, wie die Äonen (der Gnostiker) sind, ist auch das, was mit dem hebräischen Wort «jom» bezeichnet wird. Jom ist eine Wesenheit. Und wenn man es mit aufeinanderfolgenden sieben solcher jamin zu tun hat, dann hat man es mit sieben einander ablösenden Wesenheiten zu tun. Da, wo die Elohim durch ihre höheren, ordnenden Kräfte gewirkt hatten, daß Licht werde, da stellten sie an seinen Platz jom, den ersten der Zeitgeister oder Archai. So sind diese geistigen Wesenheiten, die wir Geister der Persönlichkeit oder Urbeginne nennen, dasselbe, was da als Zeiträume, als «Tag», als jom genannt wird. Und es stellte sich dar Verworrenheit und es folgte ihr die Ordnung, die Harmonie, und darin wirkte der erste der Zeitgeister. [22]

Wie haben wir es mit dem zu halten, was sich verbirgt zum Beispiel hinter dem Ausdruck: «Und das innerlich Regsame war tohu wabohu und Finsternis war über dem elementarischen stofflichen Dasein»? – Haben wir vielleicht auch hinter dem, was hier mit Finsternis bezeichnet wird, irgend etwas Wesenhaftes zu sehen? Gewisse Wesenheiten haben während der alten Saturnentwickelung nicht ihr eigentliches Entwickelungsziel erreicht, sie sind zurückgeblieben. Sie standen als das alte Sonnendasein schon da war, in gewisser Beziehung noch immer auf dem Saturnstandpunkt. Wie werden sich nun während des alten Sonnendaseins solche Wesenheiten, die eigentlich noch Saturnwesen waren, angekündigt haben? Dadurch, daß sie vor allen Dingen das Wesentliche des alten Sonnendaseins, daß sie die Lichtnatur nicht erreicht haben. Weil sie nun aber einmal vorhanden waren, deshalb hatte dies alte Sonnendasein neben dem Licht, gleichsam eingesprengt in dieses, die Finsternis in sich verwoben. Weil sie eine frühere Entwickelungsstufe darstellen, werden sie auch in der Wiederholung früher auftreten können als das Licht. Daher sehen wir ganz richtig, daß uns gleich im ersten Verse der Genesis angekündigt wird, wie über den elementarischen Massen Finsternis herrscht. Das ist die Wiederholung zurückgebliebenen saturnischen Daseins. [23] Es hat ebenso seine Bedeutung für das Ganze, wenn Wesenheiten zurückbleiben, als wenn Wesenheiten ihr Ziel erreichen, mit anderen Worten, gewisse Funktionen können überhaupt nicht ausgeführt werden von den vorgeschrittenen Wesenheiten. Dazu sind solche Wesenheiten nötig, die auf früherer Stufe zurückbleiben. Für solche Aufgaben, müssen die anderen, die, wir können ebensogut sagen, aus Entsagung zurückgeblieben sind, ihren Platz ausfüllen. Und ebenso, wie nun die fortgeschrittenen Geister der Persönlichkeit, jom, an ihren Platz hingestellt werden durch die Elohim, so werden, um die ganze Ordnung, die ganze Gesetzmäßigkeit unseres Erdenwesens hervorzurufen, auch die zurückgebliebenen Archai benützt, diese Archai, die sich durch die Finsternis offenbaren. [24] Und die Elohim nannten das, was als Geister im Licht wob, Jom, Tag; das aber, was in der Finsternis wob das nannten sie laj’lah. – Und das ist nicht unsere abstrakte Nacht, das sind die saturnischen Archai. Und das sind auch diejenigen, die heute noch in uns wirksam sind während des Nachtschlafes, indem sie an unserem physischen und Ätherleib als aufbauende Kräfte wirken. Dieser geheimnisvolle Ausdruck, der da steht, laj’lah hat zu allerlei mythologischen Bildungen Anlaß gegeben (siehe: Lilith). [25]

Statt: «Die Elohim setzten Zeichen für die Zeiten, Tag und Jahr» könnte man richtiger übersetzen: «Und die Elohim stellten an ihre Plätze hin die Ordner des Zeitenlaufes für die Wesenheiten der Erde». Es wird also hingewiesen auf die Ordner, die unter der Stufe der Archai stehen und die das Leben ordnen. Und wir dürfen daher sagen: In dem Augenblick, wo die Genesis darauf hinweist, daß nicht nur im Erdenleibe etwas geschieht, sondern daß von außen Kräfte hereinwirken, da läßt sie auch eintreten die Wesenheiten, die mit dem Sonnendasein schon verbunden waren, die ordnenden Archangeloi, die eine Stufe tiefer stehen als die Archai. [26]

Die Throne, die Geister des Willens waren während des alten Saturnzustandes so weit, daß sie ihre eigene Substanz als Wärme ausfließen ließen, substantiell hinopferten, daß ihr Feuer in das planetarische Dasein des alten Saturn einströmte. Dann erhärteten sie dieses ihr Feuer während des alten Sonnendaseins zum Gasigen. Sie selber waren es aber auch, die ihr Gasiges während des alten Mondendaseins zum Wässerigen dichteten, und während des Erdendaseins verdichteten sie weiter ihr Wässeriges zum Erdigen, zum Festen. Hinter allem, was uns als Festes entgegentritt, wirken und weben die Geister des Willens, die Throne. [27] Diejenigen, die als Esoteriker den Erzeugnissen der Geister des Willens innerhalb unseres Erdendaseins Namen gaben, sie nannten diese Geister Throne, weil sie uns in der Tat die Throne gebaut haben, auf die wir als auf einen festen Untergrund uns immerdar stützen, auf dem alles Erdendasein wie auf seinen festen Thronen weiterfußt. So wie das Wäßrige in unserem Umkreise als elementarisches Dasein wirkt, so ist zu seiner Verdichtung nur die Tätigkeit der Geister der Weisheit, auch Herrschaften oder Kyriotetes, notwendig gewesen. Gehen wir herauf zu dem Luftförmigen, dann haben wir darin tätig zu sehen die Geister der Bewegung, Dynamis, Mächte, wie wir auch gewohnt sind in der christlichen Esoterik zu sagen. Und wenn wir heraufdringen zum Wärmehaften, dann sind es die Geister der nächstniederen Hierarchie, die darin leben und weben, die Geister der Form, Exusiai, dieselben wie die Elohim. Die Wärme finden wir allüberall in den anderen elementarischen Daseinsstufen. Daher dürfen wir sagen: wir finden auch das Wirken der Elohim, das eigentliche Kraftelement des Wärmehaften, allüberall. So werden wir im Festen nicht nur gleichsam die substantielle Grundlage, den Leib der Geister des Willens finden, sondern wir sehen diesen Leib der Throne durchsetzt und durchwoben von den Elohim selber. [28]

Wenden Sie also den Blick auf das Drängen nach kristallinischer Gestalt im Umkreise, dann haben Sie auf einer unteren Stufe das, was in dem Schießen in die Kristallgestalt äußerlich die Kräfte manifestiert, die da weben und walten in der Substanz der Throne als die Elohim selber, als die Geister der Form, die Exusiai. Da sind sie tätig, die Schmiede in ihrem Wärmeelement und schmieden aus der gestaltlosen Substanz der Geister des Willens die kristallinischen Formen der verschiedenen Erden und Metalle. Das sind die Geister in ihrer Wärmetätigkeit, die zugleich das formende Element des Daseins sind. [29]

«Diejenigen, vor denen wir scheue Ehrfurcht empfinden», übersetzen wir das ins alte Hebräisch, dann lautet es «Elohim»! [30] Wir dürfen also sagen, es ist ein Bewußtsein vorhanden gewesen bei jenem Seher oder jenen Sehern, denen die Genesis entsprang, daß alle die aufgezählten Hierarchien schon für das Vorbereitungsstadium des Menschen wirken mußten. Aber auch davon mußten sie ein Bewußtsein haben, daß zur Hervorbringung des Menschen selber, zur letzten Krönung dieser ganzen hierarchischen Ordnung, noch eine Hilfe kommen mußte von einer Seite her, die in einer gewissen Beziehung noch höher liegt als alle diese Hierarchien. Wir blicken also gleichsam über die Seraphime hinauf nach einer zunächst unbekannten, nur geahnten göttlichen Wesenheit. Es mußte also die Gruppe der Elohim gewissermaßen über sich selbst hinauswachsen. [31] Die Elohim haben eine gewisse Tätigkeit entfaltet während der Vorbereitungsentwickelung zum Menschen. Dadurch, daß sie diese Tätigkeit ausgeführt haben, haben sie selber etwas gelernt, selber etwas dazu beigetragen, um sich zu einer höheren Stufe emporzuheben. Sie haben nun als Gruppe ein gewisses Einheitsbewußtsein erlangt. Die Einheit wurde gleichsam wesenhaft. In dieser Arbeit selber entwickelten sie sich aber höher, entwickelten sie ihre Einheit zu einer Realität, so daß sie jetzt nicht etwa nur sieben waren, sondern daß ihre Siebenheit ein Ganzes war, so daß wir jetzt von einer Elohimheit sprechen können, welche sich auf siebenfache Weise offenbart. Und diese reale Einheit der Elohim, in welcher die einzelnen Elohim tätig als Glieder, als Organe wirken, nennt die Bibel Jahve-Elohim. Das ist der tiefere Grund, warum am Ende des Schöpfungswerkes der Jahvename plötzlich auftritt. [32]

Ein solches Bewußtsein, wie es der Mensch als Erdenbewußtsein hat, wurde ihm vorbehalten bis zur Erdenzeit. Und nicht nur der Mensch hatte es nicht, es hatten es auch nicht alle die anderen Wesenheiten, die wir anführten als zu dieser oder jener Hierarchie gehörig. [33] Wenn sie sich fühlten, diese Elohim, während der alten Mondenzeit webend und wirksam im Lichte, das von der alten Sonne auf den Mond hinfloß, so hätten sie sagen können: «Wir fühlen uns in diesem Licht drinnen, wir fühlen, wie wir mit diesem Licht uns hineinsenken in die Wesenheiten, die auf dem alten Monde als Menschen leben (die Angeloi). Wir durcheilen gleichsam den Raum mit diesem Licht.» Aber nicht hätten sie sagen können: «Wir sehen dieses Licht außer uns.» Das gab es nicht während des alten Mondenzustandes, das war ein völlig neues Erdenfaktum. Der Schreiber der Genesis drückt das aus, indem er zu dem Worte «Und die Elohim sprachen: Es werde Licht» hinzufügt: «Und die Elohim sahen das Licht, sie sahen, daß es schön war». Wann ist ein Marmorwerk schön? Wenn es in der äußeren Form die Illusion erweckt: da lebt das Geistige darinnen. Das Erscheinen des Geistigen durch das Äußere, das ist das Schöne. Wir können es so ausdrücken: Und die Elohim erlebten das Bewußtsein, daß sich ihnen das, in dem sie früher waren, als ein Äußeres gegenüberstellte, und sie erlebten in dieser Erscheinung, daß der Geist im Hintergrund war und sich zum Ausdruck brachte in dem Äußeren. [34]

Wenn das Erdenwerden eine Art Wiederholung des Saturn, der Sonne, des Mondes darstellt, so ist ja vorauszusetzen, daß sich das Menschenwerden vor allen Dingen immer wiederholt, daß wir den Menschen nicht erst am sechsten Schöpfungstage zu suchen haben, sondern schon vorher. Wie erklärt sich dieser scheinbare Widerspruch, daß die Genesis nicht schon vorher von dem Menschen spricht? Die Genesis spricht da, wo sie von dem Menschenwerden zu sprechen beginnt, von Adam. In der alten Priestersprache des Hebräischen ist der Ausdruck Adam zusammenfallend mit unserem Ausdruck «der Mensch». Er rief in der Seele eines althebräischen Weisen eine Vorstellung hervor, die wir in der deutschen Sprache etwa wiedergeben können mit dem Worte «der Erdige». So wie Wasser erstarrt zu Eis, so haben wir uns etwa am sechsten Schöpfungstage durch das Werk der Elohim den seelisch-geistigen Menschen als erstarrend, gleichsam sich verdichtend zum Erdenmenschen vorzustellen. [35]

Wenn der Geist der Elohim webt, brütet durch diese Komplexe des sich innerlich Regenden und des sich äußerlich Offenbarenden, was bereitet sich da vom Menschen vor? Das, was wir nennen können die Empfindungsseele das, was wir heute als ein Innerliches anzusehen haben, das bereitet sich vor im Sinne der Genesis am sogenannten ersten Schöpfungstage. Da also, wo im Umkreise der Erde die Elohim und ihre dienenden Wesenheiten ihre Arbeiten entfalten, da, wo ein geistig-seelisches Wesen webt, da haben wir, so wie etwa die Wolken im Luftkreise, ein Geistig-Seelisches vom Menschen in dieser geistig-seelischen Atmosphäre zu sehen, und zwar zunächst die Empfindungsseele des Menschen. Diese schreitet zur Verstandes- oder Gemütsseele vor, und wir haben im Umkreis der Erde diese gleichsam seelische Verdünnung der Empfindungsseele zur Verstandes- oder Gemütsseele am zweiten der sogenannten Schöpfungstage. Da also, wo der Klangäther einschlägt in das Erdenwerden, wo sich die oberen Stoffmassen von den unteren trennen, da gehört der oberen Sphäre, in ihr webend, ein Mensch an, der erst in der Empfindungsseele und Verstandes- oder Gemütsseele der Anlage nach vorhanden ist. Als dritten Moment haben wir uns dann das Vorschreiten des Menschen bis zur Bewußtseinsseele zudenken, so daß wir uns den ganzen Vorgang, der uns durch die Genesis dargestellt wird, so zu denken hätten, daß sich an diesem dritten Schöpfungstag unten auf der Erde durch die Einwirkung des Lebensäthers herausentwickelt das Grüne, das Pflanzenhafte, wie wir es (oben) geschildert haben, artgemäß. Die Erde treibt aus sich hervor, freilich nur so, daß es übersinnlich wahrnehmbar werden kann, die Grundlage des Pflanzenlebens, und oben webt im Äther das, was wir die Bewußtseinsseele in Verbindung mit Empfindungsseele und Verstandes- oder Gemütsseele zu bezeichnen haben. So webt im Umkreise des Erdenwerdens der seelisch-geistige Mensch. Er ist wie in der Substanz der verschiedenen geistigen Wesenheiten darinnen. Er hat im Grunde genommen bis dahin kein selbständiges Dasein. Es ist so, wie wenn er als Organ innerhalb der Elohim, der Archai und so weiter sich bildete, in deren Leibern als Glied derselben vorhanden wäre. Daher ist es natürlich, daß uns erzählt wird von diesen Wesenheiten, denn nur sie sind eigentlich Individualitäten in dieser Zeit des Erdenwerdens; denn mit dem Schicksal dieser Wesenheiten wird auch das Schicksal der menschlichen Anlage geschildert. Aber es muß, wie Sie sich leicht denken können, wenn der Mensch einstmals wirklich die Erde bevölkern soll, etwas eintreten, was wir als eine allmähliche Verdichtung des Menschen bezeichnen können. Dieses Seelisch-Geistige muß sich nach und nach mit dem Leiblichen gleichsam umkleiden. [36]

Wir sprechen vom Astralleib aus dem Grunde, weil er im schlafenden Zustande des Menschen in gewisser innerer Verbindung ist mit den Sternen, mit der astralischen Welt, weil er in ihr ruht, weil er ihre Kräfte in sich aufnimmt. Wenn Sie diesen Tatbestand, der heute noch der hellsichtigen Forschung sich ergibt, ins Auge fassen, dann werden Sie sich sagen: Dann müßten aber auch die ersten Strömungen, die diesen Astralleib bildeten, aus der Astralwelt, aus der Sternenwelt dem Menschen zufließen. Also mußte diese Sternenwelt vorhanden sein im Erdenwerden. – Wenn wir also sagen: Am sogenannten vierten Schöpfungstag umkleidete sich das, was früher geistig-seelisch da war, mit den Gesetzen und Kräften des Astralleibes – so müssen an diesem vierten Schöpfungstage die Sterne, die astra, im Umkreise der Erde ihre Tätigkeit entfalten. Das erzählt uns auch die Genesis. Dieser Astralleib war nicht so, wie heute unser Astralleib in der Nacht ist, aber seine Gesetze waren dieselben. Das, was in ihm als Tätigkeit sich entfaltete, war dasselbe. [37]

Wir werden also zu erwarten haben, daß für die nächste Zeit, die die Genesis als den fünften Schöpfungstag verzeichnet, eine weitere Verdichtung des Menschen eintritt. [38] Es geschieht die Verdichtung des Menschen bis zum Ätherleibe in dieser Zeitepoche. Ihn finden wir also noch nicht unter den physischen Erdenwesen. Erst in der Zeit, die wir als den sechsten Schöpfungstag bezeichnen, haben wir den Menschen unter den eigentlichen Erdenwesen zu suchen. Also den Menschen im dichten Fleisch zu suchen am sogenannten sechsten Schöpfungstage, das darf nimmermehr sein. Wir dürfen ihn als Erdenwesen suchen, im Physischen, aber nur in der feinsten physischen Manifestation, als Wärmemensch. Als jenes Ereignis eintrat, das mit dem schönen Worte bezeichnet wird «Die Elohim sprachen: Lasset uns den Menschen machen!», da würde ein Wesen, das empfänglich gewesen wäre, Wärmezustände wahrzunehmen, gewisse Differenzierungen in der Wärmesubstanz gefunden haben. Stellen Sie sich von diesem Menschen, den Sie heute sind, nur das vor, was in Ihrem Blut als Wärme pulsiert, abstrahieren Sie von allem übrigen, dann haben Sie das, was damals entstand, als die Elohim das schöpferische Wort sprachen. Und der nächste Verdichtungszustand kommt erst nach den Schöpfungstagen. Und selbst für den Moment, wo uns nach den sechs Schöpfungstagen erzählt wird «Und Jahve-Elohim hauchte dem Menschen ein den lebendigen Odem», solange sich die Menschen nicht entschließen, sich selbst für diesen Moment physisch einen Wärme- und Luftmenschen vorzustellen, solange sie glauben, daß da schon etwas vom Fleischmenschen vorhanden war, solange werden die Menschen ihren eigenen Ursprung nicht verstehen. [39] Wenn Sie das ins Auge fassen, dann wird es auch begreiflich erscheinen, warum in so vielen Schöpfungsberichten davon die Rede ist, daß das Werden des Menschen als ein Herabsteigen aus dem Umkreise der Erde aufzufassen ist. Und wenn uns die Bibel selber von dem sogenannten Paradiese spricht, so müssen wir auch da etwas Tieferes dahinter suchen. Das Paradies war erhaben über dem Erdboden, sozusagen in Wolkenhöhen. Und der Mensch war ein wärmehaft-gasiges Wesen. Wir haben uns also vorzustellen, daß der Mensch auch noch nach Ablauf der Schöpfungstage ein Wesen ist, das nicht dem Erdboden, sondern dem Erdenumkreise angehört.

Wie ist nun der Mensch sozusagen aus dem Umkreise auf den Erdboden herabgelangt, wie ist die weitere Verdichtung geschehen von jenem Zustand, in den ihn Jahve-Elohim versetzt hat? Da kommen wir zu dem, was wir den luziferischen Einfluß nennen. [40]

Alles Gute und Schlimme, was unter diesem von innerlichem Behagen Durchsetztsein verstanden werden kann, drang mit dem luziferischen Einfluß in den Menschen ein. Ein fremder Einfluß war es also zunächst. Aus dem Astralleib, wie er vorher war in der Zeit, wo er geformt worden ist von den Strömungen, die da aus der Sternenwelt hereinströmten, aus der Form, die da der Astralleib angenommen hat, wurde jetzt ein anderer Astralleib, ein solcher, der von dem luziferischen Einfluß durchdrungen war. Die Folge davon war, daß der Luftwärmeleib des Menschen zusammengezogen wurde, weiter zusammen-gedichtet wurde. So daß wir sagen können: Das Vor-Luziferische des Menschen ist in dem elementarischen Dasein von Wärme und Luft enthalten, und in das Flüssige und in das Feste des Menschen hat sich hineingeschlichen der luziferische Einfluß. Und es ist gar nicht eigentlich bildlich gesprochen, sondern bezeichnet ziemlich klar, ziemlich richtig den Tatbestand, wenn ich sage: Durch diese durch den luziferischen Einfluß bewirkte Zusammenpressung des Menschenleibes wurde der Mensch schwerer und sank herunter aus dem Umkreise auf den Erdboden. Wir müssen also diesen luziferischen Einfluß unter die wahrhaftigen Bildekräfte des Menschen zählen. [41]

Wenn Sie sich nun vorstellen, daß die Vertreibung aus dem Paradiese in Wahrheit zurückführt auf ein Herabsteigen aus dem Umkreise, dann haben Sie fast bis zur Wörtlichkeit geschildert, wie der Mensch durch seine eigene Schwere herabfällt und zurücklassen muß die Kräfte und Wesenheiten, die die Wolken und den Blitz bilden, die Cherubime mit dem blitzenden Schwert. [42]

An welche Stelle der Genesisschilderung müssen wir das Fortgehen der Seelengeister der Menschen nach den der Erde benachbarten planetarischen Leibern oder Wesenheiten versetzen, das hervorgerufen wurde durch den vergröberten Zustand der Erde? (Vergleiche die Darstellung: Erdentwickelung). Wir müssen es dort hinsetzen, wo uns erzählt wird, daß durch die Entstehung des Klangäthers – zweiter Schöpfungstag – abgetrennt werden die oberen Substantialitäten von den unteren. Und wenn man alles das, was da gemeint ist, verfolgt mit dem Blick des Sehers, dann sagt man sich: Mit dem, was nach oben geht, was sich von der Erde entfernt, wovon gesagt wird, daß die Elohim es «Himmel» nannten, mit dem zugleich entfernen sich die Seelengeister der Menschen. – So fällt der zweite Schöpfungstag mit einer ganz bestimmten Zeit zwischen Sonnen- und Mondentrennung von der Erde zusammen, mit dem Hinausgehen der Seelengeister des Menschen in die Umgebung der Erde. Das, was als Kräfte in unserem astralischen Leib wirkt, das haben wir zunächst anzusprechen, wenn wir den Seelengeist des Menschen ins Auge fassen, der dazumal Abschied nahm von der Erde, um auf den umliegenden Planeten besser zu gedeihen. Auf der Erde aber entwickelten sich mittlerweile diejenigen, die als die Stärksten, als die Tüchtigsten zurückgeblieben waren. Damit der Äther- und physische Leib alle Situationen der Erdentwickelung mitmachen konnten, wurden einige Seelengeister auf der Erde erhalten. Dadurch wurde das, was herangebildet werden sollte für Äther- und physischen Leib, auch während die Mondenkräfte mit der Erde verbunden waren, fortgepflanzt. [43] Wir werden, was man anfangs gar nicht glauben kann, durch den Zwang der seelischen Forschung geradezu zu der Annahme geführt, daß ein solches menschliches Hauptpaar da war, wie es uns die Bibel in dem Adam und der Eva zeigt, und daß sich hinzugegliedert haben zu ihren Nachkommen jene Menschenarten, die dadurch entstanden sind, daß ihre Seelengeister aus dem Weltenall auf die Erde heruntergekommen sind. [44] So haben Sie, ich möchte sagen, zweierlei Fortpflanzungen. Das, was später zum ätherischen und physischen Leib des Menschen geworden ist, das stammt ab von denen, die überdauert haben. Das Seelisch-Geistige, das kommt aus dem Umkreise herein. Zuerst war dieses Herankommen aus dem Kreise der planetarischen Nachbarn unserer Erde eine geistige Einwirkung. In dem Momente, wo sozusagen die Sonne durchdrungen hatte die Dampf und Rauchmassen der Erdumgebung, wo der Mond herausgegangen war, da erwachte in den Seelengeistern der Nachbarplaneten der Drang wiederum herunterzusteigen in dieses Erdengebiet. Indem auf der einen Seite die Sonne von der Erde aus sichtbar wurde und auf der anderen Seite der Mond, da drangen auch die Kräfte der auf die Erde herunterströmenden Seelen zur Erde herein. Da haben Sie die Realitäten für das, was im vierten Schöpfungstage mit den Worten geschildert wird: «Es gestalteten die Elohim das größere Licht und das kleinere Licht, das Sonnenwesen, das Mondenwesen, und die Sterne.» Mit den Sternen ist nichts anderes gemeint als die planetarischen Nachbarn unserer Erde. Damit haben wir den vierten Schöpfungstag in die lemurische Zeit, nach dem Hinausgang des Mondes, hingestellt. Mit der Sonne sind im wesentlichen die Elohim von der Erde hinausgegangen, um aus dem Umkreise her zu wirken. Es blieb (aber) sozusagen etwas von den Elohim mit der Erde vereinigt, auch als die Erde die Mondenkräfte noch in ihrem Leibe hatte. Das ist das, was in einer gewissen Weise verbunden ist mit allen guten Wirkungen der Mondenkräfte. [45]

Was von diesen Elohimkräften jene große gewaltige Tatsache des Mondherausganges bewirkt und dadurch erst das eigentliche Wesen des Menschen herbeigeführt hat, das war nichts anderes, als was auch bewirkt hatte das kosmische Avancement der Elohim zu Jahve-Elohim. Das blieb mit dem Monde vereint, das hat dann auch den Mond herausgeführt aus unserer Erde. Daher dürfen wir sagen: Mit dem, was wir als Mondleib innerhalb unserer Schöpfung finden, ist innig verbunden das, was wir als Jahve-Elohim bezeichnen. [46]

Die Erde trägt nicht das Mondenhafte in sich, wir tragen es in uns. Behütet worden ist die Erde vor dem zu frühen zu Staub Zerklüftetwerden nur dadurch, daß der Mond aus ihr herausgehoben worden ist. – Aber im Menschen ist etwas geblieben von dem, was eigentlich die Anlage hat, zum Staube zu werden. Da aber mit diesem Mondhaften verknüpft ist Jahve-Elohim, so bedeutet das, daß Jahve-Elohim derjenige ist, der das mondenhaft Erdenstaubmäßige der menschlichen Leiblichkeit eingeprägt hat. Da haben Sie die ungeheure Tiefe jener Bibelstelle, wo es heißt «Und Jahve-Elohim bildete den Menschen aus dem Erdenstaub». Alle die Übersetzungen sind der bare Unsinn, die davon reden, Jahve-Elohim hatte den Menschen aus einem Erdenkloß gebildet. Eingeprägt hat er ihm den Erdenstaub. [47]

In jenen Menschen, die als das gemeinsame Ziel der Elohim entstanden am sechsten Schöpfungstage, war die Differenzierung in Mann und Frau, noch nicht vorhanden. Da hatten die Menschen noch eine gemeinsame Leiblichkeit. Wir stellen sie uns am deutlichsten so vor, soweit das in einem Bilde überhaupt möglich ist, daß wir sagen: Es war eben die physische Leiblichkeit noch mehr ätherisch, dafür die ätherische Leiblichkeit etwas dichter als heute. Es entstand der Mensch männlichweiblich. Das ist die ursprüngliche Bedeutung dessen, was so grotesk in den modernen Bibeln übersetzt ist: «Und die Elohim schufen den Menschen, ein Männlein und ein Fräulein.» [48]

Erst das Werk des Jahve-Elohim machte den Menschen zu dem, was er heute geworden ist. Da mußte vorangehen die gesetzmäßige Schöpfung der anderen niederen Wesenheiten. So sind also, man möchte sagen, durch einen vorzeitigen Schöpfungsakt die niederen tierischen Wesenheiten zu Lebewesen geworden. Derselbe Ausdruck nephesch wird auf diese tierischen Lebewesen angewendet und auch zuletzt auf den Menschen. Aber wie auf den Menschen? So, daß für den Zeitpunkt, da Jahve-Elohim eintritt und den Menschen zum heutigen Menschen macht, ausdrücklich dazu gesagt wird: Jahve-Elohim prägt die n’schamah ein. – Und dadurch, daß der Mensch ein höheres Glied eingeprägt erhält, dadurch wird dieser selbe Mensch ein lebendes Wesen. In den ersten drei Schöpfungstagen bildeten sich die Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele ihrer Anlage nach aus. Die Umkleidung aber, die eigentliche Einprägung, so daß ein physischer Leib der Ausdruck dieser inneren wesenhaften Seelennatur des Menschen wurde, die geschah viel später. Also das müssen wir festhalten, daß sozusagen das Geistige zuerst entsteht, daß dieses Geistige sich dann zunächst mit dem Astralischen umkleidet, sich dann immer mehr und mehr verdichtet bis zum Ätherisch-Physischen hin, und daß sich dann erst das Geistige einprägt, das heißt, daß dasjenige, was früher gebildet worden ist, in Form des Lebensodems eingeprägt wird. Also das, was wie ein Kern in die Menschenwesenheit hineinverlegt wird durch Jahve-Elohim, das ist früher schon gebildet; im Schoße der Elohim ist es vorhanden. Jetzt wird es dem Menschen, dessen Leiblichkeit von anderer Seite her gebildet worden ist, eingeprägt. Es ist also etwas, was von einer anderen Seite in den Menschen hineinkommt. Und mit dieser Einprägung von n’schamah ist es erst möglich geworden, das in den Menschen hineinzuversenken, was wir die Anlage zur Ich-Natur nennen können. Nephesch dürfen wir parallelisieren in bezug auf den Menschen mit der Empfindungseele, ruach dürfen wir anwenden für die Verstandesseele, n’schamahfür die Bewußtseinsseele.

Von alledem, was wir so in der Bibel finden, hatten aus ihren verschiedenen Einweihungsstätten heraus die griechischen Philosophen noch ein Bewußtsein. Plato vor allen Dingen, aber auch selbst noch Aristoteles. Wer Plato und Aristoteles kennt, der weiß, daß bei Aristoteles noch das Bewußtsein vorhanden ist, daß der Mensch durch ein höheres geistig-seelisches Glied erst zu einem lebendigen Wesen geworden ist, während die niederen Wesen durch andere Evolutionsakte hindurchgingen. Das Menschenwesen mußte warten (in der Evolution). Und es mussten abgesetzt werden von ihrer Souveränität die niederen tierischen Stufen durch das Einpflanzen des menschlichen Gliedes. Dafür gibt es noch einen Ausdruck, den Aristoteles gebraucht hat, phtheiresthai. Diesen Ausdruck braucht Aristoteles in dem Sinne, daß er etwa sagen würde: Gewiß, äußerlich genommen sind im Menschen dieselben Funktionen in bezug auf äußere Leiblichkeit vorhanden wie in der tierischen Natur, aber so, wie sie in der tierischen Natur sind, wirken sie souverän; im Menschen sind sie entthront von ihrer Souveränität und müssen einem höheren Prinzip folgen. Und das liegt auch zugrunde der biblischen Schöpfungsgeschichte. Durch das Einprägen der n’schamah wurden die niederen Glieder ihrer Souveränität entthront. So hat der Mensch, indem er den Träger seiner Ichheit erhalten hat, ein höheres Glied erlangt. Dadurch wurde aber auch die Natur, die er früher hatte, die mehr ätherisch war, gleichsam um eine Stufe herunter differenziert. Eines verdünnte sich, eines verdichtete sich. [49]

Von dem siebenten Schöpfungstage wird uns gesagt, daß die Arbeit der Elohim ruhte. Wir fassen die weitere Erzählung im Sinne der Geisteswissenschaft nur dann richtig auf, wenn wir uns klar sind, daß ja gerade jetzt der Zeitpunkt heranrückt, wo die Elohim aufsteigen, wo sie ihr Avancement durchmachen zu Jahve-Elohim. Aber Jahve-Elohim dürfen wir nicht auffassen als die Gesamtheit der Elohim, sondern vielmehr so, daß die Elohim gleichsam nur einen Teil ihrer Wesenheit abgeben an das Mondwesen, daß sie aber das, was nicht innerhalb dieses abgegebenen Teiles ihrer Wesenheit liegt, zurückbehalten, daß sie sozusagen in diesem alten Gliede ihrer Wesenheit ihre eigene weitere Evolution durchmachen. Das heißt, ihre Arbeit strömt in bezug auf dieses Glied nicht mehr in das Menschenwesen ein. Das ist angedeutet mit dem «Ruhen» der irdischen Arbeit. Der physische Mensch ist der Nachkomme, sozusagen ein Verdichtungszustand des ätherischen Menschen. Man müßte also sagen, wenn man schildern wollte den Jahve-Menschen, der in die Atlantis hinübergeht: Und der Mensch, der am sogenannten sechsten Schöpfungstage durch die Elohim gebildet wurde, entwickelte sich fort zu dem eingeschlechtlichen Menschen, zu dem Jahve-Menschen. Genau so, wie der Sohn der Nachfolger des Vaters ist, so war der Jahve-Mensch der Nachfolger des Elohim-Menschen. Das erzählt uns die Bibel, indem sie uns in dem vierten Vers des zweiten Kapitels sagt: Was jetzt folgen soll, das sind die Nachkommen, die nachfolgenden Geschlechter der Himmelswesen. Hier steht das Wort «tol’dot», was «die nachfolgenden Geschlechter» bedeutet. [50]

Es ist etwas, das zur Charakteristik der Elohim gehört, daß sie nach jedem Schöpfungstag sahen, daß es «aufs beste war». Aus dem Grunde wird es angegeben, weil dieser Grad (des Bewußtseins) die Errungenschaft der Elohim war. Sie konnten auf dem (alten) Monde das Werk nur solange sehen, als sie es taten, konnten nicht ein nachträgliches Bewußtsein davon haben. Daß sie nachträglich zurückschauen können im nachschauenden Denken auf das Werk, das ist eine besondere Stufe im Bewußtsein der Elohim. Das war erst auf der Erde möglich; und zwar zeigt sich ihr innerer Charakter darin, daß das Willensmäßige so herausströmt aus ihrem Wesen, daß, wenn sie es ansahen, sie sahen, daß es aufs beste war. Das waren die Elohim, welche ihr Werk auf dem Monde abgeschlossen hatten und die, wenn sie es auf der Erde hinterher beschauten, sagen konnten: Es kann bleiben, es ist aufs beste! – Dazu mußte aber die alte Mondenentwickelung vollendet sein. [51] (Siehe auch: Elohim; Erdentwickelung; Jahve; Lemuria; Mensch.)

Sachgemäß ist (auch) der Atlantis-Nebel geschildert nach den Schöpfungstagen. Daß erst dann die Verdichtung des Luft-Wassers zum Regen stattfindet, ist angedeutet mit den Worten «Denn Jahve-Elohim hatte noch nicht regnen lassen». [52]

Zitate:

[1]  GA 68, Seite 17   (Ausgabe 0, 0 Seiten)
[2]  GA 122, Seite 186   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[3]  GA 122, Seite 62f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[4]  GA 323, Seite 110f   (Ausgabe 1983, 376 Seiten)
[5]  GA 122, Seite 35   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[6]  GA 122, Seite 37   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[7]  GA 122, Seite 38ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[8]  GA 122, Seite 42ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[9]  GA 122, Seite 46ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[10]  GA 122, Seite 48f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[11]  GA 122, Seite 50ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[12]  GA 122, Seite 58   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[13]  GA 122, Seite 52f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[14]  GA 122, Seite 57f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[15]  GA 122, Seite 58f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[16]  GA 122, Seite 83f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[17]  GA 122, Seite 85   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[18]  GA 122, Seite 70ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[19]  GA 122, Seite 73   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[20]  GA 122, Seite 74uf   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[21]  GA 122, Seite 87   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[22]  GA 122, Seite 90ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[23]  GA 122, Seite 93ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[24]  GA 122, Seite 98f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[25]  GA 122, Seite 102   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[26]  GA 122, Seite 105f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[27]  GA 122, Seite 112   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[28]  GA 122, Seite 114ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[29]  GA 122, Seite 118   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[30]  GA 122, Seite 174   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[31]  GA 122, Seite 122f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[32]  GA 122, Seite 123f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[33]  GA 122, Seite 135   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[34]  GA 122, Seite 136ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[35]  GA 122, Seite 142f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[36]  GA 122, Seite 144f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[37]  GA 122, Seite 147   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[38]  GA 122, Seite 148   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[39]  GA 122, Seite 151ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[40]  GA 122, Seite 153f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[41]  GA 122, Seite 155   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[42]  GA 122, Seite 157   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[43]  GA 122, Seite 166ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[44]  GA 122, Seite 162f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[45]  GA 122, Seite 168ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[46]  GA 122, Seite 170f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[47]  GA 122, Seite 172f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[48]  GA 122, Seite 178   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[49]  GA 122, Seite 180ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[50]  GA 122, Seite 183f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[51]  GA 120, Seite 215   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)
[52]  GA 122, Seite 165   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)

Quellen:

GA 68:  ??(Öffentliche Vorträge in verschiedenen Städten). ?? (0)
GA 120:  Die Offenbarungen des Karma (1910)
GA 122:  Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte. Das Sechstagewerk im 1. Buch Moses (1910)
GA 323:  Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie. Dritter naturwissenschaftlicher Kurs: Himmelskunde in Beziehung zum Menschen und zur Menschenkunde (1921)