Lemuria

Die ganze irdische Natur hat Wandlungen durchgemacht. Vorher bewohnte Gebiete der Erde sind zerstört worden; andere sind entstanden. Die Vorfahren der Atlantier wohnten auf einem verschwundenen Landesteil, dessen Hauptgebiet südlich vom heutigen Asien lag. Man nennt sie in theosophischen Schriften die Lemurier. Nachdem diese durch verschiedene Entwickelungsstufen durchgegangen waren, kam der größte Teil in Verfall. Er wurde zu verkümmerten Menschen, deren Nachkommen heute noch als sogenannte wilde Völker (schwarze Melanesier und Papua) gewisse Teile der Erde bewohnen. Nur ein kleiner Teil der lemurischen Menschheit war zur Fortentwickelung fähig. Aus diesen bildeten sich die Atlantier. [1] Lemuria lag im Süden von Asien, dehnte sich aber ungefähr von Ceylon bis Madagaskar aus. Auch das heutige südliche Asien und Teile von Afrika gehörten zu ihm. [2] (Siehe auch: Erdentwicklung - lemurische Epoche).

Ernst Haeckel vermutet, daß in dem Gebiet im Süden von Asien, im Osten von Afrika und bis hinunter nach Astralien, ein uralter, untergegangener Kontinent zu suchen ist und daß sich die Zwischenstufen zwischen Tier und Mensch dort einmal entwickelt haben. Er nennt diesen Kontinent Lemurien. [3]

In Lemurien war es einst für die ganze Erde so wie heute am Nordpol, ein halbes Jahr Nacht und ein halbes Jahr Tag. [4] Lemuria war sturmbewegt. Die Erde hatte ja damals noch nicht ihre spätere Dichte. Überall war der dünne Boden von vulkanischen Kräften unterwühlt, die in kleineren oder größeren Strömen hervorbrachen. Mächtige Vulkane waren fast allerorten vorhanden und entwickelten fortdauernd eine zerstörende Tätigkeit. Die Menschen waren gewöhnt, bei allen ihren Verrichtungen mit dieser Feuertätigkeit zu rechnen. Sie benutzten dieses Feuer bei ihren Arbeiten und Einrichtungen. Die Verrichtungen waren vielfach so, daß das Feuer der Natur so als Grundlage diente wie heute das künstliche Feuer bei der menschlichen Arbeit. Durch die Tätigkeit dieses vulkanischen Feuers ist auch der Untergang des lemurischen Landes herbeigeführt worden. [5]

Deckenmalerei Goetheanum große Kuppel: Lemurien

(Abbildung: Lemurien: Detail der Malerei der großen Kuppel des 1. Goetheanum)

Alles das, was als vulkanische Bildungen aus dem Ozean herausragt, sind Überreste jener alten lemurischen Zeit. Und auch jene primitiven Bauten von kolossaler Größe und so merkwürdiger Form, wie sie sich auf der Osterinsel finden, sind Überreste der Zyklopenbauten, die hereinragen in unsere Zeit wie ein Denkmal an jene Menschen, die so ganz anders in ihrer Seele lebten als wir. [6]

Gerade um den Nordpol herum waren die Verhältnisse der Erde in der lemurischen Zeit noch am allerähnlichsten denjenigen Verhältnissen, wie sie auf der Erde bestanden, als noch Sonne und Mond mit ihr vereinigt waren (siehe: Erdentwickelung). Heute sind allerdings diese Verhältnisse noch ganz andere geworden. Aber selbst heute gilt das noch in einer gewissen Beziehung, daß um den Nordpol herum der stärkste Einfluß vorhanden ist vom Mittelpunkte der Erde auf ihre Oberfläche und daß dort die Einflüsse von Sonne und Mond die allergeringsten sind. Um den Nordpol herum war es gerade aus diesem Grunde dem Menschen am wenigsten möglich, herunterzusteigen und sich in einer physischen Menschengestalt so zu inkarnieren, daß er in ihr seinen besten Ausdruck fand. Daher war in der alten lemurischen Zeit gerade am Nordpol der Erde die Versammlung derjenigen Wesenheiten, welche, wenn ich mich so ausdrücken darf, noch keinen Anspruch darauf machten, ganz tief auf die Erde herabzusteigen, denen es mehr zusagte, oben zu bleiben in den Regionen, wo die Luft mit Wasserdunst durchzogen war. Wir haben also um den Nordpol herum in den lemurischen Zeiten eine Art Geistergeschlecht, das sich nicht viel kümmerte um die physischen Leiber, die da unten auf der Erde herumwimmelten, ein Geschlecht, das in geistiger Beziehung für ein heutiges Auge aus durchsichtigen und daher nicht eigentlich sichtbaren Gestalten bestand, die als solche hoch ausgebildet waren, aber in bezug auf ihre physischen Gestalten eine niedere Menschlichkeit zeigten. Sie lebten in einem Ätherleibe, sie waren mehr ätherische Wesenheiten und standen in einem losen Verhältnis zu den primitiven Leibern, die sich unten auf der Erde entwickelten und auch noch keine besondere Dichtigkeit hatten. Diese Leiber waren zu sehr von der Erde abhängig, und nur im geringsten Grade wurden sie von den geistig höherstehenden Wesenheiten als ihre Hüllen benutzt. Deshalb waren damals die Menschen um den Nordpol im höchsten Grade ätherische Wesenheiten mit hoch ausgebildeten Ätherleibern, aber wenig entwickelten physischen Leibern, Wesenheiten, die sozusagen alle Weisheit der Welt wie durch hohe hellseherische Kräfte in ihren Ätherleibern sich vergegenwärtigen konnten, die da hinausschauten zum Sternenhimmel und begriffen, was für Wesenheiten in den Weltenweiten den Raum belebten. Aber schläfrig, möchte man fast sagen, waren ihre physischen Leiber. Dennoch, weil sie wie an Fäden von oben dirigiert wurden, verrichteten sie ganz intelligente Taten. [7] Diese Menschen entwickelten sich so, daß sie im Grunde genommen über weite Gebiete hin einer wie der andere aussahen. Denn von denjenigen Wesenheiten, die da nicht hinunterstiegen und noch ätherisch waren, von denen gehörte immer eine ätherische Wesenheit zu vielen da unten. Es waren Gruppenseelen da oben, während die Seelen um den Äquator herum viel mehr Individualseelen waren, viel mehr jede einzelne in ihrem Leibe war. Also im denkbar höchsten Grade standen die Bewohner derjenigen Gegenden, die wir heute um den Nordpol herum sehen, in der lemurischen Zeit im Zeichen der Gruppenseelenhaftigkeit. Und wenn wir diese Gruppenseelen als Seelen betrachten, so waren sie viel höher entwickelt als die Seelen, die in der lemurischen Zeit in den Äquatorgegenden hineinzogen in die physischen Leiber. Wir können sagen: Um den Nordpol wohnte eine Bevölkerung, die wir eigentlich, wie in einer Art Paradies, in den Luftregionen zu suchen haben, die noch nicht heruntergestiegen war bis zur Erde. In der theosophischen Literatur tritt einem da oder dort entgegen: daß jene höheren Wesenheiten, die einst die Lehrer der Menschheit waren, hinuntergestiegen sind aus einer kalten nördlichen Region. Wollten sie Lehrer werden derer, die geringere Seelen waren und mehr in die physischen Leiber hineingingen, so mußten sie auch mehr hinuntersteigen und in ihrem Ätherleibe dem hellseherischen Vermögen der lemurischen Zeit entgegentreten, oder sie mußten eben durch ein Opfer die physische Menschengestalt der lemurischen Bevölkerung annehmen. [8]

Dagegen war es in den äquatorialen Gegenden anders. Da wurde der Einfluß von Sonne und Mond von außen eben reger und immer reger. Die Luft wurde sozusagen von den Sonnenstrahlen durchsetzt, durchwärmt. Alle diejenigen Erscheinungen, die in der Luftregion sich abspielten, wurden abhängig von Sonne und Mond. Und die Folge war, daß in diesen Gegenden gerade im alten Lemurien die Menschen am tiefsten herunterstiegen in ihre physischen Leiber, daß da die ätherischen Leiber am tiefsten die physischen Leiber durchsetzten. Ein heutiger Mensch mit sinnlichen Augen würde diese Wesen als die höchst entwickelten physischen Menschengestalten hinnehmen, während er die nördlichen Völkerschaften hinstellen würde als solche, die wenig entwickelt sind. [9]

Erst in der lemurischen Zeit fand die Ehe der Weisheit mit dem Seelischen statt, so daß wir uns vorher die ganze Geistigkeit der Menschen nebelhaft vorzustellen haben. Es waren das die Keime des nebligen Geistes und die Keime des Lichtgeistes. Die Geistigkeit, die als Keim in den Söhnen des Feuernebels aufging, die uns noch vertraut erscheint, die haben wir in den südlichen Gegenden zu suchen, in Lemurien. In den Gegenden, die von uns aus nördlich gelegen sind, lebten Menschen, Völker, die mit einem Traumbewußtsein begabt waren, das deutlicher war als das Pitribewußtsein. Im ganzen müssen wir uns nicht denken, daß die Menschen, die da oben wohnten, auch da oben geblieben sind. Sie haben Wanderzüge gemacht, die nach Süden gingen. Und diese Wanderzüge erstreckten sich noch lange in die Zeiten hinein, in denen im Süden die lemurische Rasse aufgesproßt war. Es gab sozusagen eine nördliche lemurische Rasse und eine südliche lemurische Rasse. Es waren zwölf große Wanderzüge. Diese zwölf großen Wanderzüge brachten die Bewohner der verschiedenen Gegenden allmählich miteinander in Berührung. Sie brachten diese Menschen auch in Gegenden, die den unsrigen nicht fernliegen, in Gegenden, die als mittleres Deutschland, Frankreich, Mittelrußland und so weiter angesprochen werden können. Nun müssen Sie sich vorstellen, daß wir von einer Zeit sprechen, in der das, was wir höhere Tiere nennen, schon vorhanden war. Die Lemurier wurden wie eine Art Riesen dargestellt, und diese kamen mit den von Norden kommenden Menschen in Berührung. Dadurch entstanden zwei Geschlechter. Es entstand ein Geschlecht, das in der Vorgeschichte der Menschheit die Grundlage der Atlantier wurde; alle diese Menschen vermischten sich damals in dem heutigen Europa. Wir dürfen uns das nicht so einfach vorstellen, wie das hier in Worte gefaßt wird. Nun gingen aus dieser Geschlechtervermischung der Hyperboräer, der Lemurier und später auch der Atlantier Initiierte hervor, die sich unterschieden von den Initiierten, die wir heute als unsere Lehrer anzusehen haben; diese letzteren stammen wesentlich aus dem Süden, dem lemurischen Kontinent. Im Norden entwickelte sich, ich möchte sagen eine Art von Nebelwelt, und die drei Hauptinitiierten, die wir hier auf dieser Menschheitsinsel zu suchen haben, sie nannte man in der Zeit, die selbst noch hineinragte bis in die Entstehung unseres Christentums: Wotan, Wili und We. Das sind die drei großen nordischen Initiierten. [10]

Weil die Bevölkerung um den Äquator herum zu früh in eine physische Leiblichkeit hinuntergestiegen war, verfiel sie gerade in jene Laster und Untugenden, die zum Untergange von Lemurien geführt haben. Und die Folge war, daß der beste Teil der Bevölkerung auswanderte in jene Gegenden, die zwischen dem Äquator und den nördlichen Ländern lagen. Gerade am besten entwickelten sich die Menschenleiber, die dann die Träger werden konnten der besten Menschenseelen, in jenen Gegenden, die in der heute sogenannten gemäßigten Zone lagen.

Nun bleiben von allen Entwickelungsstufen ja sozusagen Reste zurück, und auch von diesen alten Zeiten sind Reste zurückgeblieben. Zwar von dem, was wir die lemurische Bevölkerung der Erde nennen, jene eigentümliche Bevölkerung des Nordens, die stark entwickelte Ätherleiber und wenig entwickelte physische Leiber hatte, und jene andere äquatoriale Bevölkerung, die stark ausgebildete physische Leiber und wenig entwickelte Ätherleiber hatte, von denen ist nichts zurückgeblieben, die sind untergegangen. Denn diese Leiber waren so, daß wir nicht einmal die Überreste finden können; die Substanz war noch zu weich, daß von Überresten nicht die Rede sein kann. [11]

In der lemurischen Zeit war alles erfüllt von einer wasserartigen Masse, aus der Inseln herausragten, die sämtliche vulkanisch waren. Typisch für Lemuria ist das Wechselvolle in der Natur, in den Formen und im Leben. Da herrschte ein rasches Sich-Verwandeln der einzelnen Gestalten und Arten. Der Wille hatte den allergrößten Einfluß auch auf die Gestaltung des physischen Leibes. Dieser selbst bestand nur aus gallertartigen, duchsichtigen Stoffen, in die das, was heute Knochen und Muskeln sind, erst hineingebaut werden mußte. Ein Organ, das heute eine sehr große Rolle spielt, befand sich damals erst in den allerersten Anfängen. Das ist sehr bedeutsam, denn mit der Ausbildung der Lunge hängt die Beseelung des Menschen zusammen. Diese Beseelung geschah nicht in einem Augenblick, sondern sie dauerte sehr lange Zeitepochen. Die Bewegung des Menschen bestand in einem Schweben. In seiner Leibeshöhle besaß er ein besonderes Organ dafür, eine Art von Schwimmblase. Aus dieser Schwimmblase entwickelte sich dann unter dem Einfluß der ihn umschwebenden Seele die Lunge allmählich heraus. In dem Maße, als der Mensch mit der Lunge zu atmen begann, zog seine Seele in den Körper ein. Äußerlich sah der Mensch in jener Zeit etwa aus wie ein sehr weichkörperlicher Lindwurm – Schlange trifft nicht ganz die Wirklichkeit. Seine Genossen waren Kröten, Fische, Frösche und so weiter, kurz, eine urtümliche Reptilien- und Amphibienwelt, deren heutige Nachkommen allerdings nicht mehr damit verglichen werden können, denn es sind dies ganz herabgekommene Nachkommen. Säugetiere gab es damals noch keine. Weder von jenen Tieren noch vom damaligen Menschen sind heute noch Reste aufzufinden. [12]

Es war eine ganz schlammige Erde und allerlei war in dieser Erde drinnen (gelöst). (Die heutigen Steine) waren damals alle in der schlammigen Erde drinnen aufgelöst, wie wenn Sie Salz in Wasser auflösen. Denn in dieser schlammigen Erde waren allerlei Säuren, die alles mögliche auflösten. Und über diesem Erdboden, da war eine Luft in der allerlei Säuren in gasförmigem Zustande waren. Schwefelsäuredünste und Salpetersäuredünste waren in dieser Luft drinnen, die warm wie ein Backofen war. Drüber aber war noch eine andere Luft. Die war noch etwas wärmer als diejenige, die da drunten war, und die hat Wolken gebildet, die Blitze erzeugt haben. Ich möchte diese Luft Feuerluft nennen. Sie war nicht etwa glühend, sie war nicht wärmer als ein Backofen. Solche Feuertemperatur war da oben; die wurde dann etwas kühler, je weiter man herunterkam. Unten war ein grünlich-bräunlicher Schlamm, der manchmal so dick (und hart) geworden ist wie ein Pferdehuf, dann aber wiederum hat er sich aufgelöst. Was heute Winter ist, das war dazumal das, daß der Schlamm eben so dick geworden ist, er verfestigte sich. Und im Sommer, also wenn die Sonne von außen geschienen hat, hat sich das wiederum aufgelöst und ist ein flüssiger Schlamm geworden. Und oben war eben diese warme Luft, die alles mögliche enthalten hat, was später herausgefallen ist. Erst später hat sich die Luft gereinigt. Da oben in der Feuerluft, da haben Tiere gelebt. Sie haben einen ganz beschuppten Schwanz gehabt, der aber flach war, so daß der Schwanz ihnen gut zum Fliegen in der Feuerluft diente. Und dann hatten sie solche Flügel wie die Fledermaus, hatten auch einen solchen Kopf. Und da flogen sie, als die Feuerluft nicht mehr solche ganz schädlichen Dünste in sich gehabt hat, da oben in der Luft herum. Sie lebten gerne in diesem Wetterleuchten, in diesem leisen Blitzen drinnen. Da flogen sie herum, und sie waren sogar geeignet, so etwas wie eine elektrische Ausströmung um sich zu verbreiten und weiter auf die Erde herunterzuschicken. Es waren kleine Drachenvögel, welche elektrische Ausstrahlungen um sich verbreiteten. Ganz ausgezeichnet feine Sinne hatten sie. Mit den Flügeln konnten sie wahrnehmen, da verspürten sie alles, was da vorging. Wohlig war es ihnen im Mondschein. Da zogen sie so herum, und da gefiel es ihnen ganz besonders, so kleine Feuerwolken um sich zu machen, wie es sich heute nur die Leuchtkäferchen im Grase bewahrt haben. Wenn der Mond schien, so waren sie da oben wie leuchtende Wolken. Und wenn die Sonne schien, dann ist ihnen die Lust vergangen, um sich Leuchtkörper zu verbreiten! Da haben sie sich mehr in sich zusammengezogen, und da haben sie dann eigentlich dasjenige, was sie so aus der Luft aufgenommen haben – es waren in der Luft noch alle die Stoffe aufgelöst, die sie aufsogen –, verarbeitet. Das haben sie dann verdaut in der Sonne. [13] Von den Tieren, die da einmal unmittelbar auf der Erde so ein Leben geführt haben, das halb schwimmend und halb watend im Schlamm war, sind nun schon Überreste vorhanden, die auch in naturwissenschaftlichen Museen zu sehen sind. Diese Ichthyosaurier (Fischsaurier), das waren nun Tiere, von denen man sagen kann, daß sie schon auf der Erde gelebt haben. Sie hatten so eine Art Kopf wie ein Delphin, aber die Schnauze war nicht so hart, dann hatten sie einen Körper wie eine riesengroße, aber sehr feine Eidechse, mit furchtbar dicken Schuppen. Und im Kopf drinnen, da hatten sie riesige Zähne wie ein Krokodil. Dann hatte sie so etwas wie Walfischflossen sie bewegten sich ja halb schwimmend –, diese waren sehr weich, mit denen konnten sie auch im Schlamm so dahinwatscheln, dahinwaten. Und das Merkwürdigste war, daß sie riesige Augen hatten, die nun leuchteten. Die Körper waren größer als die heutigen Walfische. Sie konnten die Flossen zu Händen umbilden, so innerlich beweglich waren sie. [14] Im Schlamm drinnen waren noch andere Tiere, die Plesiosaurier. Diese hatten einen walfischartigen Körper und Köpfe wie Eidechsen; die Augen aber, die hatten sie schon mehr an den Seiten, während die Ichthyosaurier die Augen, die riesig leuchteten, ganz vorne hatten. Sie waren ganz mit Schuppen bedeckt und hatten plumpe 4 Beine. Das war also der Zustand, wie es auf der Erde einmal ausgesehen hat wie da unten die Plesiosaurier ein faules Leben führten, wie die Ichthyosaurier auf der Erde herumschwammen und flogen denn die Tiere mit den Flossen konnten auch ganz niedrig fliegen und darüber diese in der Dämmerung und im Mond immer aufglänzenden Leuchtewolken, die eigentlich Drachenvögelsterne waren. [15]

Diese Vögel da oben, die wurden ganz hypnotisiert durch dieses Riesenauge der Ichthyosaurier, und sie stürzten sich herunter, und der Ichthyosaurus konnte sie fressen, so hat es ausgeschaut wie wenn sie Feuer gefressen hätten, das ihnen aus der Luft zugeflogen wäre. [16] Während diese Ichthyosaurier auf der Erde sich entwickelten und dieses Feuer fraßen und in ihrem Magen drinnen dieses Feuer verdaut wurde, da gestaltete sich dieser Magen um; zum Schluß kam es dahin, daß diese ganzen Ichthyosaurier selber eine andere Gestalt annahmen. Sie verwandelten sich. Das war auch schon dadurch der Fall, daß die Erde immer schneller und schneller sich umgedreht hat nicht so schnell wie heute, aber schneller als vorher, wo sie ganz faul war – und daß außerdem die Luft immer mehr und mehr die für die späteren Wesen schädlichen Stoffe herunter hat fallen lassen (ausgefällt hat), die dann mit der Erde vereinigt wurden. Namentlich alles Schweflige wurde mit der Erde vereinigt. Die Luft wurde immer reiner und reiner, nicht so wie die heutige, aber schon wesentlich reiner. Sie wurde nur in dem späteren Zustand eine Art von Wasserluft, immer von dichten Wasserdämpfen, von Nebeldämpfen durchzogen. Früher war die Luft eigentlich viel reiner, weil sie wärmer war. Es war eine neblige Schichte über der Erde. Der Schlamm wurde allmählich auch etwas dicker, und es fingen schon die späteren Steine an, sich herauszukristallisieren. In dieser Nebelluft, da zeigten sich riesige Pflanzen. Da waren schon allerlei Gesteine – die waren fest geworden, etwa wie Wachs – und dazwischen war überall Schlamm, und da heraus wuchsen nun diese riesigen Farnbäume. [17] Schildkröten und Krokodile sind im kleinen Format dasjenige, was diese Tiere einmal in riesiger Größe waren. Also Sie müssen sich vorstellen, daß diese alten Tiere einen solchen hornartigen, aus einzelnen Hornplatten bestehenden Mantel hatten. [18]

Die Gegend, wo sich ungefähr die lemurische Entwickelung abgespielt hat, die ist auf eine besondere Weise ausgezeichnet. Gewisse Linien kann man als magnetische Meridiane ziehen, die fallen mit den magnetischen Polen zusammen, (bilden also Kreise wie die kartographischen Meridiane). Merkwürdigerweise gerade in der Gegend, die wir als die lemurische bezeichnen, wird diese Linie eine verschlungene Schlangenlinie. Die magnetischen Kräfte verschlingen sich dort schlangenförmig. [19] (Siehe auch: Magnetismus).

Es waren neben dem Menschen (siehe: Lemurier) Tiere vorhanden, die in ihrer Art auf derselben Entwickelungsstufe standen wie er. Man würde sie nach heutigen Begriffen zu den Reptilien rechnen. Außer ihnen gab es niedrigere Formen der Tierwelt. Nun war zwischen den Menschen und den Tieren ein wesentlicher Unterschied. Der Mensch konnte wegen seines noch bildsamen Leibes nur auf den Gebieten der Erde leben, die selbst noch nicht in die derbste stoffliche Form übergegangen waren. Und in diesen Gegenden wohnten mit ihm tierische Wesen, die von einem ähnlichen plastischen Leib waren. In anderen Gegenden lebten jedoch Tiere, welche bereits dichte Leiber hatten und welche auch schon die Eingeschlechtlichkeit und die Sinne ausgebildet hatten. Sie konnten sich nicht mehr weiter entwickeln, weil ihre Leiber zu früh die dichtere Stofflichkeit angenommen hatten.

Einige Arten von ihnen sind dann untergegangen; einige haben sich in ihrer Art bis zu den heutigen Formen gebildet. Der Mensch konnte dadurch zu höheren Formen gelangen, daß er in den Gebieten geblieben ist, die seiner damaligen Beschaffenheit entsprochen haben. Dadurch blieb sein Leib so biegsam und weich, daß er die Organe aus sich auszusondern vermochte, welche vom Geiste befruchtet werden konnten. Dann war sein äußerer Leib so weit, daß er in die dichtere Stofflichkeit übergehen und den feineren Geistorganen eine schützende Hülle werden konnte. [20] Die Tiere hatten nun eine außerordentlich schnelle Anpassungsfähigkeit an neue Verhältnisse. Der bildsame Körper änderte verhältnismäßig schnell die Organe, so daß nach mehr oder weniger kurzer Zeit die Nachkommen einer gewissen Tierart ihren Vorfahren nur mehr wenig ähnlich sahen. Dasselbe, ja in einem noch größeren Maße, war für die Pflanzen der Fall. Der umgestaltende Einfluß des Menschen auf die Natur war, verglichen mit heutigen Verhältnissen, damals unermeßlich groß. [21]

Noch viel dichter als in den atlantischen Zeiten war die Luft, noch viel dünner das Wasser. Die Pflanzen- und Tierwelt hatten alle Formen anders als heute, was jetzt nur in kleinen Gestalten vorkommt, war damals riesig entwickelt. Unsere kleinen Farne waren damals Bäume und bildeten mächtige Wälder. Ein großer Teil der Menschheit war auf so niedriger Entwickelung, daß man ihn durchaus als tierisch bezeichnen muß. [22]

So würde sich einem Menschen, der, von heute ausgehend, statt durch den Raum durch die Zeit wandernd, zurückwandernd in jene Zeit, die das lemurische Zeitalter mit dem atlantischen verbindet, ein besonderer Anblick darbieten: solche riesigen fliegenden Eidechsen mit einer Laterne auf dem Kopf, die leuchtet und wärmt; unten etwas wie eine weiche, morastige Erde, die aber etwas außerordentlich Anheimelndes hat, weil sie dem Besucher von heute eine Art von Geruch darbieten würde, der zwischen Moderduft und dem Duft der grünenden Pflanzen mitten drinnen steht. Etwas Verführerisches auf der einen Seite und außerordentlich Sympathisches auf der anderen Seite würde dieser Schlamm der weichen Erde darbieten. Und da drinnen wiederum sich wie Sumpftiere fortbewegend, diese Tiere die schon mehr Gliedmaßen haben.

Sehen Sie, diese ganze Absonderung mußte die Menschheit durchmachen, damit dem Menschen selbständiges Fühlen vorbereitet werden konnte für sein Erdendasein. So haben wir eine erste vegetabilisch-animalische Schöpfung, die eigentlich in Absonderungs-produkten des Menschen besteht, und die das vorbereitete, daß er als irdisches Menschenwesen ein wollendes Wesen werden konnte. Wäre das alles in ihm geblieben, dann hätte das sein Wollen übernommen. Sein Wollen wäre ganz physisches Geschehen geworden. Dadurch daß er das ausgesondert hat, ist das Physische von ihm fort, und das Wollen nimmt einen seelischen Charakter an. [23]

Zitate:

[1]  GA 11, Seite 32   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[2]  GA 11, Seite 57   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[3]  GA 54, Seite 134   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)
[4]  GA 104a, Seite 21   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)
[5]  GA 11, Seite 69   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[6]  GA 54, Seite 140   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)
[7]  GA 107, Seite 280f   (Ausgabe 1973, 328 Seiten)
[8]  GA 107, Seite 282   (Ausgabe 1973, 328 Seiten)
[9]  GA 107, Seite 281f   (Ausgabe 1973, 328 Seiten)
[10]  GA 92, Seite 38f   (Ausgabe 1999, 198 Seiten)
[11]  GA 107, Seite 283   (Ausgabe 1973, 328 Seiten)
[12]  GA 94, Seite 164f   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[13]  GA 347, Seite 118ff   (Ausgabe 1976, 192 Seiten)
[14]  GA 347, Seite 121f   (Ausgabe 1976, 192 Seiten)
[15]  GA 347, Seite 122f   (Ausgabe 1976, 192 Seiten)
[16]  GA 347, Seite 123f   (Ausgabe 1976, 192 Seiten)
[17]  GA 347, Seite 125f   (Ausgabe 1976, 192 Seiten)
[18]  GA 347, Seite 132   (Ausgabe 1976, 192 Seiten)
[19]  GA 171, Seite 130   (Ausgabe 1964, 376 Seiten)
[20]  GA 11, Seite 94f   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[21]  GA 11, Seite 71f   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[22]  GA 11, Seite 62   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[23]  GA 232, Seite 84f   (Ausgabe 1974, 222 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 54:  Die Welträtsel und die Anthroposophie (1905/1906)
GA 92:  Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen. Griechische und germanische Mythologie. Über Richard Wagners Musikdramen (1904-1907)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 104a:  Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes (1907/1909)
GA 107:  Geisteswissenschaftliche Menschenkunde (1908/1909)
GA 171:  Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts (1916)
GA 232:  Mysteriengestaltungen (1923)
GA 347:  Die Erkenntnis des Menschenwesens nach Leib, Seele und Geist. Über frühe Erdzustände (1922)