Mond alter – Mondenzustand der Erde

Auf der alten Sonne haben wir zwei Reiche: ein Menschenreich und das Reich der Wesen, die auf der Sonne auf der Stufe der Saturnentwickelung waren, das Tierreich, dessen Nachkommen haben wir in den heutigen höheren Tieren. Nun geht die Sonne auch wieder über in eine Art Weltennacht (siehe: Pralaya) und wird in einem dritten Verwandlungszustand wiederum geboren als der alte Mond, der zunächst fähig ist, die früheren Zustände zu wiederholen, denen sich die wäßrige Substanz hinzufügt. Bei der Abspaltung geht mit der Sonne das hinaus, was Wärme und Licht ist. Auch die hohen Wesen gehen mit den feinen Essenzen hinaus. Das wässerig Gewordene geht als Mond hervor und wird immer dichter und dichter und wird eine Art Nebenplanet. Der Mensch hat seinen Äther- oder Lichtleib wie auf der Sonne, das Neue, das hinzukommt auf dem Monde, ist dasjenige, was wir als Ton oder Schall bezeichnen können. Um sich das besser vorstellen zu können, will ich Ihnen ein Beispiel geben: die Klangfiguren des Physikers, denken Sie an eine mit Staub bedeckte Metallplatte, (an der) mit dem Fiedelbogen gestrichen wird, dann ordnet sich der Staub zu bestimmten Figuren. Was wir heute als Ton erkennen, ist die physische Ausgestaltung des Tones. Das Wasser auf dem Mond war durchzogen von dem Ton und war dadurch in eine regelmäßige Bewegung gebracht. Der physische Leib der Wesen kommt dadurch auf dem Monde in ein inneres Erleben; es bilden sich in der Form Glieder, zum Beispiel die Leber; das aber vergeht wieder. Es ist ein Bilden und Wiederauflösen von Organen, ein Erleben in Figuren und Rhythmen. Dies macht die Leiber reif, die Astralsubstanz in sich aufzunehmen. Solches Einschlagen des Urtones in die wässerige Substanz, das drückt die Bibel also aus: Gott ordnete alles nach Maß, Zahl und Gewicht. Das Wesentliche, das Neue der Mondenentwickelung ist also das innere Erbeben, das wie einschlägt in die physische Materie. Früher, auf dem Saturn, waren es wärmeartige Gebilde, die den Menschenleib bildeten, später, auf der alten Sonne, waren es luftartige Gebilde, wie eine Luftspiegelung erscheinend. Auf dem Monde nun ist die Substanz wässerig, durchwogt, von innerem Erbeben in Bewegung gebracht. In den physischen Menschenleib, der nun einerseits das Wässerige in sich hatte, andererseits durch das innere Erbeben durchzogen war von dem Urton und dem Ätherleib, lassen nun einfließen die Geister der Bewegung, die Dynamis, den menschlichen Astralleib. Sie opfern, wie die Geister des Willens, Throne auf dem Saturn und die Geister der Weisheit, die Kyriotetes auf der alten Sonne, so opfern sie jetzt aus ihrer eigenen Substanz heraus den menschlichen Astralleib. [1]

Der Sonne ist die Möglichkeit geblieben, zu leuchten und zu wärmen. Dem Monde blieb die Möglichkeit zur Kraft der Hervorbringung. Er konnte die Wesen wieder hervorbringen, die auf der alten Sonne gewesen waren; aber sie mußten erleuchtet und erwärmt werden von der Sonne. Auf dem nichtscheinenden Mond mußte die Umkehrung der Wesenheiten zur Sonne hin entstehen. Die Pflanzen drehten sich deshalb auf dem Monde um. Die Tiere drehten sich halb um, auch die Menschen taten es nur halb. Aber sie bekamen auf dem Monde als Ersatz den Astralkörper dazu, das Kama, und entwickelten dadurch von innen heraus die Wärme. Das Kama war dazumal eine noch wesentlich wärmende Kraft. Daher wenden sie sich nicht vollständig der Sonne damals schon zu. Es war auch Leben in der Finsternis. Der Mond kreiste dazumal auch um die Sonne herum, aber so, daß er immer nur die eine Seite ihr zuwendete. Ein Mondentag dauerte also so lang wie heute ein halbes Jahr. [2] Heute hat der schlafende Mensch seinen physischen und Ätherleib hier unten im Bette liegen und den Astralleib außerhalb. Er ist also im Grunde genommen in der physischen Welt nur mit der Hälfte seines Wesens drinnen und nicht der wichtigeren; er gehört mit physischem und Ätherleib gleichsam einem früheren, kosmischen Bewußtseinsstadium an. Auf dem Monde sieht der hellseherische Blick diesen Zustand als einen dauernden walten. Der astralische Leib war da noch zu keiner Zeit im physischen und Ätherleib ganz drinnen, nur war er auf dem Monde gründlicher und deutlicher mit dem Menschen verbunden, als er es heute im Schlafe ist. Der Kopf beim Mondenmenschen war noch nicht so abgeschlossen für sich wie heute. Ein Überbleibsel davon, wie damals die Organe da oben im Kopfe (siehe: Zyklopenauge) waren, ist noch die Stelle oben am Kopfe des Säuglings, die lange sehr weich und offen bleibt. Der Kopf des Menschen war damals nach oben hin vollständig offen, und das Organ, auf das Sie treffen, wenn Sie senkrecht unter dieser weichen Stelle eine Linie ziehen, die Zirbeldrüse, Epiphyse, die heute allerdings vertrocknet und verkümmert ist, das war während der Mondenentwickelung ein sehr wichtiges Organ. Es war eine Art Sinnesorgan, das die Verbindung des menschlichen physischen und Ätherleibes mit dem Astralleibe des Menschen vermittelte. Der menschliche Astralleib sandte durch dieses Organ, das wie ein feiner, leuchtender Körper war, seine wichtigsten Strahlenkräfte in die anderen Leiber hinein. Es war das Bewußtsein des Menschen nicht Schlaf- und nicht Wachbewußtsein. Äußere Dinge nahm der Mensch nicht wahr. Sein Bewußtsein wäre so etwa mit dem heutigen Traum zu vergleichen gewesen. Diese Zirbeldrüse war damals eine Art Wärmeorgan, sie sandte mächtige, leuchtende Wärmestrahlen aus. Wenn auf dem alten Monde der Mensch sich in der Außenwelt bewegte, so diente dieses Organ dazu, ihm die Richtung, die er zu nehmen hatte, zu weisen. Seine Wahrnehmung auf dem Monde war so, daß der Mensch aufsteigen gefühlt hat etwas wie ein lebendiges Traumbild. Ein gegenständliches Sehen oder Wahrnehmen gab es noch nicht, aber ein innerliches Aufundabwogen von lebendigen Bildern. Die heutigen Traumbilder sind nur schwache Schatten davon. Alles, was der Mensch auf dem Monde unternahm, alles geschah durch diese Bilder, (denn) diese standen in einem Zusammenhang mit der Außenwelt. Von ihnen konnte er sich dirigieren und leiten lassen. Auf dem Monde hatte der Mensch auch noch nicht eine gewisse Konstanz seiner innern Wärme. Heute hat er das, er hat es sich auf der Erde erworben. Auf dem Monde nahm der Mensch Wärme von der ihn umgebenden Wärme auf und strömte sie wieder aus, wie er heute die Luft aus- und einatmet. Und das machte sich sichtbar an seinem Wärmeorgan. Das leuchtete auf, erglänzte, wenn er Wärme aufnahm, und wenn er Wärme ausströmte, verdunkelte sich dieses. Es hätte so ausgesehen wie der Feuerdrache, den Sie heute als eine Nachbildung davon sehen. [3]

Während der alten Mondenzeit waren unsere heutigen Sinnesorgane noch Lebensorgane, sie haben noch gewirkt als Lebensorgane. Unsere heutigen Lebensorgane waren im wesentlicheren mehr seelischer Art. [4] Als rein physikalische Organe wurden ja die Sinnesorgane schon während der alten Saturnzeit gebildet. Solche rein physikalische Apparate können nichts wahrnehmen. Die sind nach den physikalischen Gesetzen zusammengesetzt. In der alten Mondenzeit wurden diese Organe verinnerlicht. Wenn wir also das Auge in Betracht ziehen, so müssen wir sagen: Auf dem alten Saturn war es so gebildet worden, daß es höchstens ein physikalischer Apparat war. Auf der Mondenstufe wurde es durch das von außen einfallende Sonnenlicht umgestaltet zu einem Wahrnehmungsorgan, zu einem Bewußtseinsorgan. – Das Wesentliche jener Tätigkeit während des alten Mondenzustandes ist, daß die Organe sozusagen aus den Wesenheiten herausgezogen werden. Während der Erdenzeit ist das Wesentliche, daß zum Beispiel das Licht auf die Pflanzen wirkt, die Pflanzenentwickelung unterhält. Wir sehen das Produkt dieses Lichtwirkens an der äußeren Flora. So wirkte das Licht nicht während des alten Mondenzustandes. Da zog es die Organe heraus, und was der Mensch damals wahrnahm, das war diese Arbeit an seinen eigenen Organen. Es war also ein Wahrnehmen von Bildern, die allerdings den Weltenraum zu erfüllen schienen. Es schien so, wie wenn diese Bilder ausgedehnt wären im Raum. In Wahrheit waren sie nichts anderes als Ausdrücke für das Arbeiten des elementarischen Daseins an den Organen des Menschen. So war ihm die Außenwelt eine Innenwelt, weil die ganze Außenwelt an seinem Innern arbeitete, und er unterschied sich gar nicht in bezug auf ein Äußeres und Inneres. Die Sonne als Äußeres nahm er gar nicht wahr. Er trennte nicht die Sonne von sich, sondern er fühlte das Werden seiner Augen. Und dieses Arbeiten am Werden seiner Augen, das dehnte sich ihm hinaus zu einer bildlichen Wahrnehmung, die den Raum erfüllte. Heute wäre das Wahrnehmen des inneren Werdens als Außenwelt, so daß man nicht unterscheiden könnte die Bilder von der Außenwelt, die man nur als Widerspiegelung des eigenen Werdens wahrnimmt, Krankheit. [5]

Es gab schon auf dem Monde, während der Zeit, wo die Sonne draußen war, einen Bewußtseinswechsel; es gab Zeiten, in denen das Bewußtsein lebhafter, und Zeiten, wo es dumpfer war. Heute wechseln Tag- und Nachtzeiten ab. Der Mensch geht heute des Morgens in seinen physischen und Ätherleib hinein; dadurch taucht die Welt der äußeren Gegenstände und Wesenheiten vor ihm auf. Es wird licht und hell um ihn dadurch, daß er sich seiner Sinne bedient. Dann aber, wenn er abends mit seinem Ich und dem Astralleib hinausgeht, dann hat er zunächst kein Werkzeug, um wahrzunehmen; es wird dunkel um ihn. So wechselt das traumlose Schlafbewußtsein, das dem Menschen zuerst auf der Sonne geschenkt worden ist, mit dem Wachbewußtsein, mit dem Erdenbewußtsein ab. Vorbereitet hat sich das schon auf dem alten Monde. Schon da waren der Ätherleib und der Astralleib nicht fortwährend herausgehoben, sondern es gab Zeiten, wo sie sich in den physischen Leib hineinsenkten; der alte Mond bewegte sich schon um die Sonne herum, und diese Umdrehung bewirkte, daß der Mensch zu Zeiten von der Sonne beschienen wurde, zu Zeiten nicht. Dadurch geschah ein Aus- und Eintreten des Ätherleibes und des Astralleibes in den physischen Leib. Freilich war der Wechsel nicht von solchem Kontrast wie heute. Wenn der Mensch auf dem alten Monde herausrückte, wenn er von den Kräften der Sonne beschienen wurde, dann war er in einem hellen Bewußtsein, in einem geistigen Bewußtsein; er nahm intensiv das Geistige wahr. Und wenn sich sein Äther- und Astralleib in den physischen Leib hineinsenkten, dann verdunkelte sich sein Bewußtsein – Sie sehen es war umgekehrt wie heute. So wechselten also auf dem Monde in viel, viel längeren Zeiten helle und dunkle Bewußtseinszustände ab, und in den dunklen Bewußtseinszuständen war es, daß, ohne daß der Mensch es wußte, dasjenige vor sich ging, was man die Befruchtung nennt. Um die Fähigkeit der Fortpflanzung zu entwickeln, um die Befruchtung zu bewirken, um zu gebären, senkte sich die höhere Wesenheit des Menschen nieder in seinen physischen Leib, und wenn der Vorgang abgeschlossen war, dann ging sie wieder hinauf in die höhere Welt. Es hat sich nach und nach vorbereitet, was sich auf der Erde vollständig entwickelt hat. Und dadurch, daß die Sonne sich abgesondert hatte, dadurch, daß sie ihren Wesenheiten stärkere Kraft gegeben hatte, konnte der Mensch, und alle anderen Wesenheiten, höher entwickelt werden. Wenn nämlich die Sonnenkräfte die Hemmung durch den alten Mond weiter gehabt hätten, dann hätten sie nicht so kräftig wirken können. Nun waren sie selbst befreit von dem Hemmnis der Mondsubstanzen, und dadurch rückte der Mond mit allen seinen Wesenheiten so rasch vorwärts, daß er nach einer bestimmten Zeit die Reife erlangt hatte, wieder von der Sonne aufgenommen zu werden. Es trat ein Zustand ein, wo alle abgesonderten Weltkörper wieder aufgenommen werden konnten, wo sie gemeinsam in einen geistigen Ruhestand traten, den wir Pralaya nennen. Und dann trat nach dieser Pause das wieder hervor, was wir den Keim des Erdkörpers nennen können. [6] (Weiteres siehe: Erdentwickelung).

Zitate:

[1]  GA 109, Seite 218f   (Ausgabe 1979, 304 Seiten)
[2]  GA 93a, Seite 181f   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[3]  GA 109, Seite 224f   (Ausgabe 1979, 304 Seiten)
[4]  GA 170, Seite 145   (Ausgabe 1964, 276 Seiten)
[5]  GA 122, Seite 133f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[6]  GA 105, Seite 90f   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)

Quellen:

GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 105:  Welt, Erde und Mensch, deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur (1908)
GA 109:  Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen. Ein Aspekt der geistigen Führung der Menschheit (1909)
GA 122:  Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte. Das Sechstagewerk im 1. Buch Moses (1910)
GA 170:  Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte (1916)