Apokalypse des Johannes
► 7. Siegelbild

Auf dem letzten Siegel sieht man, wie dem Apokalyptiker hellseherisch die Regelmäßigkeit des Neuen Jerusalem sich ausdrückt. [1] Dieses Siegel ist das von dem Mysterium des Gral, wie es in der vom 14. Jahrhundert beginnenden esoterischen Strömung heimisch war. Es findet sich auf dem Bilde ein Würfel, die Raumeswelt darstellend, daraus von allen Seiten des Würfels entspringend die Weltenschlange, insofern sie die im niederen sich auslebenden höheren Kräfte darstellt; aus dem Munde der Schlange die Weltenlinie als Spirale – das Sinnbild der gereinigten Kräfte; und daraus entspringend, der «heilige Gral», dem die «Taube» gegenübersteht: dies alles hinweisend – und zwar ganz sachgemäß – auf das Geheimnis der Weltzeugung, von der die irdische ein niederer Abglanz ist. [2]

Der durchsichtige Würfel unten, stellt dar einen durchsichtigen Diamantwürfel, der aus reinem Kohlenstoff besteht. Wenn der Mensch so weit sein wird, daß er den Kohlenstoff (statt ihn nur auszuatmen) selbst zum Leib-Aufbau verwenden wird – ohne Mitwirkung der Pflanze –, dann wird er den Würfel erzeugen. Da wird der Mensch so weit sein, daß er nicht nur erkennen wird die drei Dimensionen, sondern auch die entgegenkommenden Kontradimensionen: daher kommen im Spiegelbilde den drei Dimensionen die drei anderen entgegen. Diese Kontradimensionen stellen dar, was der Mensch einstmals, wenn er das Physische im Geiste überwunden hat, erreichen wird. Die Schlangen bedeuten das Hinaufentwickeln zum Höheren. Es ist das in dem Siegel in violettbläulichen Windungen als ein Lichtbild angedeutet. Dieses Lichtbild der Schlange bedeutet die hingebungsvolle Natur der Erkenntnis. Nur diese darf erfassen die Weltenspirale im Merkurstab (siehe: Caduceus), die dann feurig sein wird, die sich herauswindet aus der reinen Erkenntnis. Dann wandelt sie sich um zu dem nach abwärts gewendeten reinen Kelch. Der Pflanzenkelch ist heute keusch, frei nach oben gerichtet; beim Menschen ist es umgekehrt. Aber der Menschenkelch wird wiederum keusch sein, wird sich nach abwärts wenden – daher ist der Gral hier dargestellt als ein nach abwärts gewendeter Kelch. Der reine Mensch, der unschuldig gewordene Mensch ist dargestellt in der Taube. Der Regenbogen deutet den siebenfältig-schaffenden Menschen an. [3] Derjenige, der als Okkultist unsere Welt kennenlernt, weiß, daß der Raum noch etwas ganz anderes ist für die physische Welt als eine bloße Leerheit. Der Raum ist die Quelle, aus der sich alle Wesen gleichsam physisch herauskristallisiert haben. Diesen Raum, in den das göttliche Schöpfungswort hineingesprochen wird, stellt der Okkultist dar durch den wasserhellen Würfel. Die drei Dimensionen des Raumes stellt der Würfel dar.

7. Siegelbild

Und nun denken Sie sich zu diesen drei Dimensionen, wie sie draußen in der physischen Welt sind, die Gegendimensionen hinzu. Sie können sich das etwa so vorstellen, daß ein Mensch in einer Richtung geht und ein anderer ihm entgegenkommt und beide zusammenstoßen. In ähnlicher Weise gibt es zu jeder Raumdimension eine Gegendimension, so daß wir im ganzen 6 Strahlen haben. Diese Gegenstrahlen stellen zugleich die Urkeime der höchsten Glieder der menschlichen Wesenheit dar. Der physische Leib aus dem Raum heraus­kristallisiert, ist das Niedrigste. Das Geistige, das Höchste ist das Gegenteil; es wird dargestellt durch die Gegendimension. Hier formen sich in der Entwickelung zunächst die Gegendimensionen zu einer Wesenheit, die man am besten darstellen kann, indem man sie zusammenfließen läßt zu der Welt der Leidenschaften, Begierden, Instinkte. Das ist sie zunächst. Dann später wird sie etwas anderes. Immer mehr und mehr läutert sie sich, aber ausgegangen ist sie von den niederen Trieben, die symbolisiert sind durch die Schlange. Dieser Vorgang ist symbolisiert durch das Zusammenlaufen der Gegendimensionen in zwei Schlangen, die einander gegen­überstehen. Indem sich die Menschheit reinigt, steigt sie auf zu dem, was man die Weltenspirale nennt. [4]

Diese Siegel sind wesentlich mehr als gewöhnliche Symbole. Wer das, was in ihnen dargestellt wird, einfach mit dem Verstande sinnbildlich deuten will, der ist in den Geist der Sache nicht eingedrungen. Man sollte den Inhalt dieser 7 Bilder mit seiner ganzen Seele, mit dem ungeteilten Gemüte erleben, man sollte ihn in sich nach Form, Farbe und Inhalt seelisch gestalten, so daß er innerlich in der Imagination lebt. Denn dieser Inhalt entspricht ganz bestimmten astralen Erlebnissen des Hellsehers. [5]

Wir haben gesehen, wie der Schreiber der Apokalypse darauf hinweist, wie die Menschen im fünften Zeitraum nach dem Krieg aller gegen alle mit weißen Kleidern erscheinen, wie dann der sechste Zeitraum dadurch charakterisiert wird, daß die Erde infolge des Materialismus große Erschütterungen durchmachen wird und wie da die spirituellen Menschen die Versiegelten sein werden. Wir müssen darauf hinweisen, daß so, wie in früheren planetarischen Zuständen die Engel oder Angeloi ihre Menschheitsstufe durchgemacht haben, auch der Mensch durch seine Entwickelung hinaufsteigen wird. Heute ist das, was uns als Natur entgegentritt, Verrichtung der Götter; in Zukunft wird auch der Mensch göttlich-geistige Taten verrichten. In jenem Zeitpunkt nun, von dem wir sprechen, wird der Mensch schon zu magischem Wirken gekommen sein, aus dem Umkreis der Erde, aus dem Unsichtbaren heraus wirkend. Aber Menschen, die sich in die Materie hineingefesselt haben werden, wird es auch im Gegensatz zu den Versiegelten geben. Diese materialistischen Menschen werden hinabgestoßen sein. Daher kommt es, daß der Apokalyptiker die spiritualisierten Menschen über dem Dasein schwebend sieht und die anderen an die Materie gebunden. Das sieht er ganz deutlich in dem Augenblick, da das siebente Siegel als eine Vision der Zukunft entsiegelt wird.

Dann aber kommt die Epoche der nächsten sieben Zeiträume, da der Apokalyptiker das Devachan sieht und die Vorausverkündigung als Posaunentöne hört. Die Erde selbst, auf welche die Menschen hinunterschauen, wird immer materieller, nur das Gröbste bleibt auf ihr zurück. Dieses Gröbste zeigt sich in einem chaotischen Zustande; da unten wird sichtbar der Tumult der Leidenschaften der materialistischen Menschen, der sich in zweimal sieben Zeiträumen vorbereitet hat. Im ersten Zeitraum dieser letzten großen Erdenkultur, während des ersten Posaunentones, wird unsere Erde veröden, so wie es uns geschildert wird im siebenten Vers des achten Kapitels. Bei der zweiten Posaune stürzt ein glühender Berg ins Meer. Bei der dritten Posaune fällt ein großer Stern brennend wie eine Fackel vom Himmel und macht das Leben auf der Erde bitter. Die Sinne der dort lebenden Menschen werden schwächer; Sonne, Mond und Sterne werden sich verfinstern. Drei Weherufe werden ertönen, und dann werden die letzten drei physischen Zustände kommen. Ein Stern fällt vom Hirnmel und die Erde ist jetzt in solch tumultuarischer Aufwühlung, daß sie veröden wird, ein Strafort sein wird für die, die mit ihr verwachsen sind. Wenn die sechste Posaune ertönt, da spricht ein Engel vom Himmel herunter: «Löse die vier Engel, die gebunden sind am großen Flusse Euphrat.» (Apk. 9, 14) Gemeint ist das, was auf der Erde lebt und sich nicht zur Spiritualität entwickelt hat. Diejenigen Menschen, die den Jahve-Christus in sich aufgenommen haben, werden einander gelten lassen in ihren Individualitäten; jeder von ihnen wird emporragen über das, was als Gruppenseele verblieben sein wird. Das, was noch als Gruppe da sein wird, wird im Astralischen Ströme und Meere bilden, das heißt, der Astralleib wird leuchten und glänzen, wie auch heute die wenig individualisierten Völkermassen im Astralischen Ströme von Gruppen­seelenhaftigkeit bilden. Die Lehre des Christus wird dem Euphrat entgegenströmen: die Lehre von der Individualität des Menschen, die durch den Lichtimpuls des Christus durchleuchtet hat die Astralleiber der Menschen. Das Bild von dem Buche, das der Apokalyptiker verschlingt und in sich aufnimmt, das sehen wir im vierten rosenkreuzerischen Siegel. Solche Wiederholungen, wie wir sie schon gesehen haben in der Erdentwickelung, kommen immer wieder vor. Vergeistigt und in die Höhe gehoben wird die atlantische Kultur wiedererstehen in der Zeit der Siegel, da sich dann die Menschheit bewußt das Hellsehen wiedererobert haben wird. Im Zeitalter der Posaunen wird die lemurische Zeit wiedererstehen; die Menschen werden in der Nähe der Gottheit sein und sich vollkommen spiritualisiert haben. Die Erde war in der lemurischen Zeit noch ganz im Feuerelemente. Wie der Mensch im Feuer gelebt hat, bevor er heruntergestiegen ist in die dichte Leiblichkeit, das wiederholt sich in geistigem Zustande. Wenn die siebente Posaune erklingt, wird es wie eine Art Seligkeitszustand über die Menschheit kommen. Damit kommen wir zur Wiederholung des Zeitpunktes der Trennung der Sonne von der Erde: der Mensch wird mit der Erde soweit sein, sich wieder mit der Sonne zu vereinen. Die Erde wird in das übergehen, was man den astralen Zustand nennt. Die Menschen, die dann fähig sind, im Astralen zu leben, heben den feinen Teil der Erde heraus und vereinigen sich mit der Sonne. Der grob gebliebene Teil der Erde wird sich mit dem Monde vereinigen und eine Art neuen Mond bilden. Es wird wieder eintreten eine Art des Zustandes wie in der hyperboräischen Zeit, doch auf höherer Entwickelungsstufe. Das wird charakterisiert durch das mit der Sonne bekleidete Weib, das den Mond zu ihren Füßen hat. Die Tiere, die aus dem Meere aufsteigen oder vom Himmel fallen, diese ganze Entwickelungsströmung erscheint nun wie in einem Moment festgehalten im folgenden Bilde. (Apk. 12, 1-13, 10) Es ist die Christus-Kraft, die von der Sonne heruntergestiegen ist und sich den brauchbarsten Teil der Erdenmenschheit zurückholt und ihn wieder vereinigt mit der Sonne. Aber er hat einen Gegner – eine jede solche Wesenheit hat einen Gegner. Christus ist der gute Geist, die Intelligenz der Sonne, und der Gegner ist der Dämon der Sonne. [6]

Die Entwickelung führt also zu einer immer stärkeren Vergeistigung, zu einem höheren, dem devachanischen Zustand. Diese geistige Erde können alle jene Wesen nicht mitmachen, die zu sehr in ihrer Materialisierung drinnenstecken. Zunächst muß alles in einen astralen Zustand übergehen. Aber die grobmateriellen Elemente der Menschheit und die schlechten Substanzen in den niederen Reichen gehen mit den Menschen in eine Art niedere astralische Welt ein, die man nennen könnte die unterphysische Astralwelt (aus der Kamaloka-Region entstanden). Wir haben also das Devachan, die Astralwelt, die physische Welt und die untere Astralwelt. Diese untere Astralwelt ist auch diejenige, die sich heute unserer Entwickelung entgegenstellt. Sie wird regiert durch den Geist Mammon, das heißt den Geist der Hindernisse eine Macht der unteren Astralwelt.

Alle Wesen, die nun nicht hinaufkommen können in die höhere Welt, müssen hinunter in diese niedere Welt, während alle höheren Wesen eingehen werden nach dem Zeitraum der sieben Posaunentöne in den mit der Sonne wiedervereinigten Erdenzustand. Auf jedem (früheren planetarischen) Erdenzustand hat eine bestimmte Gruppe von Wesen ihren Menschenzustand durchgemacht; auf dem Monde die Engel, auf der Sonne die Erzengel, auf dem Saturn die guten Asuras, auch Archai oder Urbeginne genannt. Es gibt auch Wesen, die nicht fertig wurden mit ihrer Entwickelung. Solche Wesen gab es zum Beispiel auf dem Monde; diese wurden nun auf die Erde hinüberversetzt. Sie waren höher als der Mensch, hatten aber dazumal die Menschheitstufe noch nicht erreicht. Das sind die luziferischen Geister. Sie haben den Menschen noch tiefer in die Materie verstrickt; sie sind verknüpft mit der Menschheit seit der lemurischen Zeit. Der Mensch würde seine Entwickelung in einer höheren Sphäre durchgemacht haben, wenn sie sich nicht mit ihnen verknüpft hätten. Aber der Mensch verdankt ihnen auch ein Gutes, die Freiheit. Die luziferischen Geister haben sozusagen zum Heile der Menschheit ein Opfer gebracht, indem sie damals ihre Entwickelung mit der Erde verbanden und zurückblieben. Aber Saturn, Sonne und Mond liegen vor der Mitte der Erdenentwickelung; die Wesenheiten, die vor der Mitte zurückgeblieben sind brachten ein Opfer. Diejenigen jedoch, die von nun an nach der Mitte der Erdenentwickelung zurückbleiben, würden damit ein Hemmnis und kein Opfer bedeuten. Die luziferischen Geister haben aber der Menschheit auch etwas Positives gebracht; sie durchsetzten (des Menschen) Astralleib mit ihren Kräften und brachten ihn zur Selbständigkeit. Die luziferischen Wesen wirkten dazumal (in der lemurischen Zeit) in den Astralleib des Menschen hinein; aber gerade dadurch, daß sie sich in den Astralleib eingeschlichen hatten, dadurch holten sie nach, was sie selber versäumt hatten; sie machten im Menschen stellvertretend durch, was sie auf dem Monde hätten durchmachen sollen. Wenn die Sonne sich wieder mit der Erde vereinigt haben wird, dann wird der Mensch dadurch, daß er seine Triebe, Begierden und Leidenschaften gereinigt haben wird, die luziferischen Wesen erlösen. Die luziferischen Wesenheiten, die nicht mitgehen zur Sonne, bleiben in dem Zustande, in dem sie waren; sie erscheinen dann als ausgeworfen in die böse untere Astralwelt. Das ist dann die alte Schlange und es tritt hervor der erste der Drachen. Beim Eintritt der Erde in die Sonne erscheint also ein Drache. Aber es gibt noch anderes Zurückgebliebenes: solche Menschen, die nicht recht dafür können, daß sie in der Tierheit zurückgeblieben sind, die Sklaven bleiben ihrer tierischen Instinkte. Während die anderen Menschen zur Sonne gehen, bilden sie eine böse Macht gegenüber den anderen. Sie bilden das zweite Ungeheuer, und der Apokalyptiker sagt in seiner exakten Art: der luziferische Drache erscheint am Himmel, weil er aus höheren Welten kommt, das zweite Tier steigt auf aus dem Meer – das sind die zurückgebliebenen tierischen Menschen. Nun haben wir noch eine dritte Erscheinung: das sind die schwarzen Magier. Die bleiben nicht in der Tierheit zurück, die entwickeln in sich spirituelle Fähigkeiten. Sie haben sich in voller Bewußtheit abgewendet und geben die fleischliche Inkarnation ab für den Sorat; das wird die Verfleischlichung des Sonnendämoniums sein. Würden die spirituellen Menschen für immer mit der Sonne vereinigt bleiben, so würden die ohne Schuld in der Tierheit zurückgebliebenen Menschen nicht mehr gerettet. So treten diese spirituellen Menschen noch einmal heraus und vereinigen sich mit dem, was herausgefallen ist, um zu versuchen, diese Zurückgebliebenen zu retten. [7]

Als die Erde anfing «Erde» zu sein, mußte sie noch einmal den Saturn-, Sonnen- und Mondenzustand kurz wiederholen. So hat sie Wiederholungen durchgemacht, ehe sie zur jetzigen Erde wurde und muß nun, während des eigentlichen Erdenzustandes noch, prophetisch vorausspiegeln: Jupiter, Venus und Vulkan. So macht sie innerhalb des eigentlichen Erdenzustandes sieben Zustände durch, die man gewöhnlich Runden nennt. Während des vorausgespiegelten Jupiterzustandes kommt eben das vor, daß die Erde sich mit der Sonne vereinigt. Auf dieser Jupiter-Erde kommen noch einmal alle die großen Zeitkulturen vor und die sieben Zwischenzeiträume, nur viel weniger scharf angedeutet. Auf dieser Jupiter-Erde haben noch viele Wesenheiten die Möglichkeit, errettet zu werden, selbst die schwarzen Magier. Ebenso ist es noch einmal auf der Venus-Erde; da haben wir einen sechsten planetarischen Zwischenzustand. Aber auch da sträuben sich diese zurückgebliebenen Wesen noch hartnäckig und dieser Zustand ist entscheidend. (Denn) auf der Venus-Erde ist in der letzten Unterzeitepoche der letzte Moment für die Errettung gekommen. Deshalb haben die alten Kabbalisten das Wort «Sorat» gebildet, weil darin die Zahl 666 enthalten ist. Das ist auch die Zahl jener Menschen, die aus ihrem freien Willen heraus zu schwarzen Magiern geworden sind, indem sie spirituelle Kräfte in den Dienst ihres Egoismus gestellt haben. Auf der Venus-Erde aber muß überwunden werden und in den Abgrund hinabgestoßen werden das Böse; das ist der «Fall von Babylon». (Apk. Kap. 17 u. 18) Die Menschen aber, die sich gerettet haben, die können sich weiterentwickeln zu einem neuen Sonnenzustand. Zur Vulkan-Erde erhebt sich das, was sich gereinigt und geläutert hat. Der Mensch ist heute bereits schöpferisch auf Erden. Er kann die leblosen Naturkräfte in seinen Dienst stellen und zwingen, er kann Dome bauen, kann den Marmor behauen; die leblose Natur meistert der Mensch heute. Das, was der Mensch geleistet hat während der Erdentwickelung als Kunst, das wird, während das äußere Physische vergeht, während zu Staub zerfallen sein werden die Raffaelischen Madonnenbilder, einst in anderer Form auferstehen. Die Kristalle, die wir heute sehen, sind einst von den Mondenmenschen ausgearbeitet worden in Formen, so ähnlich wie wir heute Künstlerisches formen und leisten. Das, was die Geister einst erarbeitet haben in unendlichen Zeiträumen, das wächst heute heraus aus der Erde, das geht heute auf. So geht auch auf die Materie von Raffaels Madonnen; in jener fernen Zukunft wird alles, was die Menschen jetzt erschaffen haben, in kristallener Helle erstehen. Die Stätte, die sich der Mensch vorbereitet hat und die er vorfinden wird, die nennt der Apokalyptiker «das neue Jerusalem». (Apk. Kap. 21) Eine neue Welt wird erstehen, und sie wird bewohnt werden können von Menschen, die den Reifezustand erlangt haben werden und die in einem neuen Zustande, dem Jupiter-Dasein, die Stätte finden werden, wo aus der Liebe und aus der Menschen Arbeit heraus Frieden herrschen wird. [8]

Zwischen der atlantischen Katastrophe und dem großen Kriege aller gegen alle hat jeder Zeitraum seine ganz besondere Aufgabe für unsere Entwickelung. Niemals hat ein Mensch in einer neuen Inkarnation dieselbe Aufgabe wie in der vorherigen. Von Inkarnation zu Inkarnation treten neue Aufgaben an ihn heran und so hat diese nachatlantische Entwickelungszeit in besonderer Weise an den Menschen gearbeitet. Die Erdenzeit ist dazu da, den Menschen geeignet zu machen, das Menschen-Ich besonders zu entwickeln. Im letzten Drittel der atlantischen Zeit hat der Mensch die erste Anlage dazu empfangen, sein Ich, das im ersten Keime war, heranzuziehen an den physischen Kopf. Aber der bedeutendste Impuls wurde ausgeübt auf das Ich durch das Ereignis von Golgatha. Alle vorhergehenden Epochen wirkten aber schon im voraus darauf hin.Nach und nach wird nun in den Kulturepochen unserer Erdentwickelung das ausgebildet, daß sich Manas hineinschiebt in den Astralleib. Die Bewußtseinsseele muß, nachdem sie vorbereitet worden ist im letzten Drittel der atlantischen Zeit, in den nächsten Kulturepochen wieder umgebildet werden durch das Jahve-Christus-Prinzip. [9]

Je mehr die Menschen vorschreiten, desto mehr Kraft ist dazu notwendig, die Zurückgebliebenen zu spiritualisieren. Daher werden die, welche die Tiefst-Eingeweihten sind, Moses und Elias, aufgerufen, denn da sind starke Kräfte nötig. Sie waren schon tief eingeweiht; daher können sie in jener fernen Zukunft so hoch stehen, daß sie in besonderer Weise wirken können. Aber Karma ist ein Gesetz, dem alle unterworfen sind; daher müssen die, welche vor dem Ereignis von Golgatha eingeweiht wurden, folgendes nachholen: Die dreieinhalb Tage, in denen der alte Eingeweihte eingeweiht worden ist, sind herausgefallen aus seiner Entwickelung. Der Eingeweihte mußte ja seinen Leib verlassen in diesen dreieinhalb Tagen. So konnte das Ich in diesen Tagen nicht arbeiten an der Umwandlung seines physischen Leibes, seines Ätherleibes und seines Astralleibes. Deshalb müssen sie durch dreieinhalb Tage in Zukunft ihren physischen Leib der Außenwelt überlassen. So lesen wir: «Und… werden ihre Leichen sehen drei und einen halben Tag.» (Apk. 11, 9) Selbst die Taten, die der Menschheit als Opfer gebracht wurden, müssen ihren karmischen Ausgleich finden. Auch daß die Erde vergeistigt werden wird in dem neuen Jerusalem, das wird uns gesagt. Dann ist keine äußere Sonne mehr da; die entsprechenden geistigen Wesen sind es, die Licht verbreiten. Dort heißt es: «… und die Stadt bedarf nicht Sonne noch Mond, daß sie ihr scheinen.» (Apk. 21, 23) [10]

Zitate:

[1]  GA 104, Seite 251   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[2]  GA 34, Seite 599   (Ausgabe 1960, 627 Seiten)
[3]  GA 284, Seite 69   (Ausgabe 1993, 208 Seiten)
[4]  GA 284, Seite 77   (Ausgabe 1993, 208 Seiten)
[5]  GA 34, Seite 594   (Ausgabe 1960, 627 Seiten)
[6]  GA 104a, Seite 115uf   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)
[7]  GA 104a, Seite 119ff   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)
[8]  GA 346, Seite 121ff   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)
[9]  GA 346, Seite 124   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)
[10]  GA 346, Seite 128f   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)

Quellen:

GA 34:  Lucifer – Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den Zeitschriften «Luzifer» und «Lucifer – Gnosis» 1903 – 1908 (1903-1908)
GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 104a:  Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes (1907/1909)
GA 284:  Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß Pfingsten 1907 und seine Auswirkungen (1907)
GA 346:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken (1924)