Apokalypse des Johannes
► Böse Rasse

(Heute) ist es möglich, daß alles das, was in der Seele an Gescheitheit und Dummheit lebt, an Schönheit und Häßlichkeit, daß es sich verbirgt hinter der allgemeinen Physiognomie, die dieser oder jener Menschenschlag hat. Solches wird in jenem Zeitraum, der dem unsrigen folgen wird nach dem großen Krieg aller gegen alle, nicht mehr der Fall sein. Auf der Stirne und in der ganzen Physiognomie wird dem Menschen geschrieben sein, ob er gut ist oder böse. Das Innerste der Seele wird der Mensch als Physiognomie in seinem Antlitz tragen, ja, der ganze Leib wird ein Abbild sein dessen, was in seiner Seele lebt. Und zweierlei Menschen werden nach dem großen Kriege aller gegen alle vorhanden sein. Diejenigen, die sich vorher bemüht haben, dem Ruf zu folgen, der zum spirituellen Leben aufrief, die der Spiritualisierung, der Veredlung des seelisch-geistigen Lebens folgten, sie werden dieses seelisch-geistige Leben auf ihren Antlitzen tragen und in ihren Gesten, in ihren Handbewegungen zum Ausdruck bringen. Und jene, die sich abgekehrt haben von dem spirituellen Leben, wie sie uns repräsentiert sind durch die Gemeinde von Laodizea, die da lau waren, nicht warm nicht kalt, die werden hinüberleben in das andere nächste Zeitalter als solche, die die Menschheitsevolution verzögern, die die rückständigen Kräfte der Entwickelung bewahren. Sie werden die bösen, die dem Geistigen feindlichen Leidenschaften und Triebe und Instinkte auf dem häßlichen, unintelligenten, auf dem böseblickenden Antlitz tragen. Sie werden in ihren Gesten und der Handhabung von allem, was sie tun, ein äußeres Abbild bilden dessen, was an Häßlichem in ihrer Seele lebt. Wie sich die Menschen (früher) auseinandergetrennt haben in Rassen, in Kulturgemeinschaften, so werden sie sich in zwei große Strömungen scheiden, in die gute und in die böse. Und man wird es ihnen ansehen nicht mehr werden sie es verleugnen können die einzelnen Menschen –, wozu sie ihre Seele gebracht haben. [1] Was der Mensch heute noch geistig hat in seinem Astralleib, das stellen die Tiergestalten einzeln physisch dar. Er hat das im Astralleib bewahrt bis zum spätesten Zeitraum im Erdendasein. Daher konnte er am höchsten hinaufschreiten. Auch jetzt hat der Mensch etwas in sich, was als ein abwärtsgehender Zweig, wie die anderen Tiergestalten, heraus muß aus der allgemeinen Entwickelung. Was der Mensch in sich hat als Anlagen zum Guten und zum Bösen, zum Gescheiten und Dummen, zum Schönen und Häßlichen, das stellt die Möglichkeit eines Aufwärtsganges und eines Zurückbleibens dar. Wie die Tiergestalt sich herausentwickelt hat, wird sich die Rasse der Bösen mit den häßlichen Angesichtern herausentwickeln aus der fortschreitenden Menschheit, die der Spiritualisierung entgegengeht und das spätere Menschheitsziel erreicht. So wird eine Zukunft nicht nur die Tiergestalten sehen, die verkörperte Abbilder der menschlichen Leidenschaften sind, sondern es wird in einer Rasse leben, was der Mensch jetzt in seinem Innern als Teil des Bösen birgt, was er heute noch verbergen kann, was aber später erscheinen wird. So steigt die Menschheit, indem sie die niederen Gestalten aus sich heraussondert, um sich zu reinigen. Und weiter wird die Menschheit steigen, indem sie wiederum ein Naturreich, das Reich der bösen Rasse, aussondern wird. Und jede Eigenschaft, die der Mensch heute hat, verdankt er dem Umstande, daß er eine bestimmte Tiergestalt herausgesetzt hat. Wären um uns herum nicht die Tiere, die repräsentiert sind durch die Pferde, der Mensch hätte sich (beispielsweise) niemals die Intelligenz aneignen können. Das fühlte noch der Mensch in früherer Zeit. In der Gestalt des Kentauren, hat die Kunst noch hingestellt einen Menschen, wie er verbunden war mit diesem Tier, um an die Entwickelungsstufe des Menschen zu erinnern, von der er sich losgerungen hat, um der heutige Mensch zu werden. [2] Was sich so abgespielt hat in der Vorzeit, um zu unserer gegenwärtigen Menschheit zu führen, das wiederholt sich auf höherer Stufe in der Zukunft. Für denjenigen Menschen, der an der Grenze zwischen dem astralischen und dem Devachanplan hellsehend wird, zeigt es sich, wie der Mensch immer mehr und mehr veredelt und ausbildet, was er der Absonderung der Pferdenatur verdankt. Was heute bloßer Verstand, bloße Klugheit ist, wird er zur Weisheit, zur Spiritualität erheben nach dem großen Krieg aller gegen alle. [3] So wird stufenweise nach dem großen Krieg aller gegen alle herauskommen, sich enthüllen, was jetzt in die Seele hineinverborgen wird. Die Seele, die gehört hat den Ruf, den von Periode zu Periode das Christus-Prinzip hat ertönen lassen, sie wird hinüberleben in alles dasjenige, was in den Sendschreiben angedeutet ist. Sieben Zeiträume hindurch ist hineingelegt worden, was diese Zeiträume geben können. Siebenmal versiegelt ist die Seele. Jeder Kulturzeitraum hat ihr ein Siegel angelegt. Versiegelt ist in Ihnen das, was die Perser, Ägypter, Griechen, Römer in die Seele geschrieben haben und was unsere Kulturepoche hineinschreibt. Gelöst werden die Siegel, das heißt äußerlich offenbar erscheinen die Dinge, die hineingeschrieben werden, nach dem großen Kriege aller gegen alle. Und das Prinzip, die Kraft, welche die Menschen dahin führt, daß die wahren Früchte unserer Kulturzeiträume erscheinen, haben wir zu sehen im Christus Jesus. Sieben Siegel müssen gelöst werden von einem Buch. Ein Buch in unserem heutigen Sinne ist nicht damit gemeint. Viel eher hat der Ausdruck «Grundbuch» die alte Bedeutung des Wortes Buch gewahrt. Das Wort Buch wird da angewendet, wo aufeinanderfolgend etwas eingetragen wird, das eins von dem anderen abhängt, wo also der Besitz eingetragen wird damit er sich forterben kann. Wir haben es mit einer solchen Urkunde zu tun, wodurch eine Grundlage geschaffen wird für dasjenige, was sich fortpflanzt. [4]

Dadurch, daß der Mensch den indischen Zeitraum durchlebt hat in einer Stimmung, in der er absah von der physischen Welt und den Blick hinaufrichtete nach dem Geistigen, dadurch wird er in dem ersten Zeitraum nach dem Kriege aller gegen alle über das Physisch-Sinnliche siegen. Was im 2. Kulturzeitraum sich herausstellte, die Überwindung der Materie durch die Urperser, diese erscheint uns im 2. Zeitraum nach dem Kriege, als das Schwert, das da bedeutet das Instrument zum Besiegen der äußeren Welt. Was sich der Mensch angeeignet hat in der ägyptisch-chaldäischen Kulturepoche, als er die Maße lernte, als er lernte alles gerecht abzumessen, das tritt uns im nächsten Zeitraum nach dem großen Kriege entgegen als dasjenige, was angezeigt wird durch die Waage. Und der 4. Zeitraum zeigt uns an, was der Mensch durch den Christus Jesus und sein Erscheinen sich angeeignet hat: das geistige Leben, die Unsterblichkeit des Ich. Daß alles, was nicht zur Unsterblichkeit geeignet ist, was dem Tode geweiht ist, abfällt, das muß sich für diesen 4. Zeitraum zeigen. So kommt nacheinander alles heraus dadurch, daß es uns durch das Symbolum angedeutet wird, das der Intelligenz entspricht. Lesen wir die Entsiegelung der ersten vier Siegel im 6. Kapitel der Apokalypse des Johannes: «Und ich sah, und siehe ein weiß Pferd» – das ist die Andeutung, daß die spiritualisierte Intelligenz herauskommt – «und der darauf saß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus zu überwinden, und daß er siegte. Und da er das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm! – Und siehe, es ging heraus ein rotes Pferd und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde, und daß sie sich untereinander erwürgeten» – daß zugrunde gehe, was nicht wert ist mitzugehen im Aufstiege der Menschheit – «und ihm ward gegeben ein groß Schwert. Und da er das 3. Siegel auftat, hörete ich das dritte Tier sagen: Komm! – Und ich sahe, und siehe, ein Schwarz Pferd, und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörete eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen» – Maß und Groschen, um hinzudeuten auf das, was die Menschheit gelernt innerhalb des 3. Zeitraums: die Früchte werden hinübergetragen und entsiegelt. Und im 4. Zeitraum ist Christus Jesus erschienen, um den Tod zu überwinden, und es zeigt sich die Offenbarung dieser Errungenschaft: «Und da es das vierte Siegel auftat, hörete ich die Stimme des vierten Tieres sagen: Komm! – Und ich sahe, und siehe ein fahl Pferd, und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgete nach.» «Siehe, ein fahl Pferd»: all das fällt ab, verfällt in die Rasse der Bösen; was aber den Ruf gehört hat, was den Tod überwunden hat, macht das spirituelle Leben mit. Die das «Ich bin» und seinen Ruf verstanden haben, das sind diejenigen, die den Tod überwunden haben. Sie haben die Intelligenz spiritualisiert. Und jetzt kann das, was sie geworden sind nicht mehr durch das Pferd symbolisiert werden. Ein neues Symbolum muß auftreten für diejenigen, die verstanden haben zu folgen dem Rufe dessen, der da hat die 7 Geister Gottes und die 7 Sterne. Sie erscheinen jetzt unter dem Symbolum derer, die da mit weißen Kleidern angetan sind, die da die Hülle des unsterblichen, des ewigen geistigen Lebens angenommen haben. Und weiter wird uns nun erzählt, wie herauskommt alles das, was hinaufgeht ins Gute, was hinuntergeht ins Böse. Das wird uns klar zum Ausdrucke gebracht. «Und da er das 5. Siegel auftat, sahe ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürget waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie schrieen mit großer Stimme und sprachen: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächest nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weiß Kleid, und ward zu ihnen gesagt, daß sie ruheten noch eine kleine Zeit, bis daß vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch sollten noch ertötet werden gleich wie sie» – der äußeren Gestalt nach ertötet werden und im Spirituellen wieder aufleben. [5]

Die Sonne ist für uns die Bringerin des Lebens, das als geistiges Leben in seiner höchsten Form erscheinen wird in der Menschenzukunft. Der Mond ist für uns ein Element, das den Sturmschritt des Lebens aufhält und den Menschen so weit verlangsamt, wie es nötig ist. So sehen wir geistige Mächte in Sonne und Mond. Und das, was wir als anthroposophische Weisheit uns aneignen, auch das erscheint im zukünftigen Zeitraum richtig symbolisiert: Sonne und Mond erscheinen vor unserem geistigen Blick als dasjenige, was uns Menschen auferbaut hat. Symbolisch verschwindet der äußere physische Sonnenball, der äußere Mond, und wird wie ein menschliches Wesen, aber in Elementarform. «Und ich sahe, daß es das 6. Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut.» [6]

Zitate:

[1]  GA 104, Seite 91f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[2]  GA 104, Seite 94ff   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[3]  GA 104, Seite 96   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[4]  GA 104, Seite 98f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[5]  GA 104, Seite 100ff   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[6]  GA 104, Seite 102   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)

Quellen:

GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)