Materie

Materie ist ja nur ein Trugbild, Maya, alles ist verdichteter Geist. So daß wir für das gewöhnliche Leben unter den Gegenständen der Materie den Geist zu spüren haben. Wir müssen also zu ihr in ein äußeres Verhältnis kommen können, daß wir gewissermaßen intime Beziehungen einzugehen vermögen mit den Dingen. [1] Die wissenschaftlichen Meinungen sind veränderlich, müssen auch veränderlich sein, denn sie hängen ganz ab von den jeweiligen Tatsachen, die gerade auf ein Zeitalter besonders signifikant wirken. Dagegen hat die geisteswissenschaftliche Lehre durch alle Epochen hindurchgehend, so lange es Erdenkulturen gibt – und sie wird so lange hindurchgehen, solange es eine Erdenkultur geben wird –, immer jene einheitliche, gleiche Anschauung gehabt über das Wesen des materiellen Daseins, über die Materie. Sie kennen den ganz gewöhnlichen Vorgang: Wenn wir Eis haben, ist das ein fester Körper, eine feste Materie. Diese Materie ist nicht fest durch ihre eigene Wesenheit, sondern sie ist eine feste Materie nur durch äußere Umstände. Sie ist sofort keine feste Materie mehr, wenn wir die Temperatur erhöhen da ist sie eine flüssige Materie. Wie sich eine Materie in der äußeren Welt darlebt, das hängt also nicht ab von dem, was in ihr selber ist, sondern von den ganzen Verhältnissen des umgebenden Weltalls. Wir haben Eis, Wasser, Dampf und haben durch die Erhöhung der Temperatur der Umgebung etwas herbeigeführt, was wir bezeichnen können als «die Materie in den verschiedensten Formen». So haben wir an der Materie, wie sie sich uns darstellt, nicht nach einer innerlichen, sie konstituierenden Wesensart zu unterscheiden, sondern wir müssen uns klar sein, daß die Art, wie Materie uns entgegentritt, von der Art der Gesamtkonstitution des Weltalls abhängt und daß man nichts vom ganzen Weltall in einzelne Materien trennen darf. Nun liegen allerdings die Dinge so, daß die Methoden der heutigen Wissenschaft überhaupt nicht ausreichen, um zu dem zu kommen, wozu Geisteswissenschaft kommen kann. Es kann die heutige Wissenschaft mit ihren Mitteln die Materie, die in der Form eines Stückes Eis durch Temperaturerhöhung erst flüssig und dann dampfförmig wird, niemals so weit führen, daß sie bis zu dem auf der Erde als letzten erreichbaren Zustand kommt, in welchen jede Materie überzuführen ist. Die Geisteswissenschaft kann das, weil sie zuletzt fußt auf der hellseherischen Forschungsmethode. Dadurch ist sie imstande, eines zu beobachten: Wie in den, man könnte sagen, Zwischenräumen unserer Materien immer sich ein Gleiches überall findet, ein Gleiches, welches in der Tat die äußerste Grenze darstellt, zu dem überhaupt Materie gebracht werden könnte, was für eine Materie es auch immer sein mag. Es gibt ein Grundwesen unseres materiellen Erdendaseins, von dem alles Materielle nur durch Verdichtung zustande gekommen ist. Jede Materie auf der Erde ist kondensiertes Licht. Es gibt nichts im materiellen Dasein, was etwas anderes wäre als in irgendeiner Form verdichtetes Licht. Wo Sie hingreifen und eine Materie anfühlen, da haben Sie überall kondensiertes, zusammengepreßtes Licht. [2]

Ich habe also im Gebiete der Weltenwirkung Erhellung aufzufassen als eine noch nicht genügend eingetretene Verdichtung, so daß die Verdichtung noch nicht genügend als Materie erscheint, sondern die Wirkungen erst auf dem Wege zum Materiellen sind. [3]

Leben zwischen Geburt und Tod besteht darin, daß der Mensch den Geist in Bildesabglanz erlebt, die Wirklichkeit aber nicht bewußt erlebt; sondern diese Wirklichkeit erscheint ihm nur durch das Medium der Leiblichkeit. Zwischen Geburt und Tod sehen wir den Geist durch seine Leiblichkeit. Wir sehen eigentlich nicht in Wirklichkeit Materie. Die Materie ist der äußere Schein des Geistes. Wir sehen den Geist von außen, indem wir Materie sehen. Anders ist es, wenn der Mensch des Geistes teilhaftig wird. Da bleibt ihm sein Leibliches, wie zum Beispiel das Innere seines Hauptes, ja auch das äußere seines Hauptes, wenn er sich nicht just im Spiegel sieht, aber dann hat er auch nur ein Bild, das bleibt im Hintergrunde. Dagegen erlebt er wirklich den Geist, aber er erlebt den Geist nur als Bild. Im Bewußtsein sehen wir den Geist innerlich, aber im Bilde. Schlafend, auch wachend schlafend, nehmen wir den Geist in seinem Schaffen wahr, aber wir können die Wahrnehmung nicht in ihrer Wesenheit ins Bewußtsein hineinbringen; sie bleibt draußen. Deshalb müssen wir schon sagen, wenn wir irgendwo materielle Oberfläche wahrnehmen: dahinter ist der Geist. Der Mensch beginnt, indem er durch die Pforte des Todes geht, das, was er vorher nur im Bilde wahrgenommen hat, als seine Wirklichkeit zu erleben, und was er vorher als Wirklichkeit (siehe: Todesvorgang) verschlafen hat, das wird jetzt für ihn Bild – Bild, in dem sich allerdings vorbereitet das nächste Erdenleben, wo wiederum eine Umkehr stattfindet. [4] Wenn wir fragen: Wo ist Devachan, wo ist die geistige Welt? – so antworte ich: Immerfort um uns herum, also sind auch all die Seelen der Menschen, die entkörpert sind, um uns herum. Wenn wir als Seher sie aufsuchen, können wir finden, wenn wir das Licht nicht bloß sinnlich wahrnehmen, innerhalb des Lichtes die toten Menschen. Das Licht, das uns umgibt, bildet den Körper der Toten. Sie haben einen Körper aus Licht gewoben. Das Licht das die Erde umspült, ist Stoff für die Wesen, die im Devachan leben. [5] Der Astralleib (jedes) Menschen erscheint dem hellseherischen Bewußtsein auch heute als eine Aura, die den Menschen umgibt. Er ist ein Lichtleib, der nur in dem gegenwärtigen Bewußtsein nicht gesehen wird, er ist Licht, geistiges Licht; und unser physisches Licht ist nur umgestaltetes geistiges Licht. Auch das physische Sonnenlicht ist die Verkörperung des geistig-göttlichen aurischen Weltenlichtes. [6]

Jeder Stoff ist verdichteter Geist, und wer in die geistige Welt hineinsieht, dem vergeistigt sich die ganze stofflich sinnliche Welt, die Welt überhaupt. [7] Wer hellsichtig wird, dem steht nicht die äußere Materie gegenüber. Die ist als solche Maya. Während dem Menschen im Alltag die Materie gegenübersteht, steht der Seele, die sich in die Einweihung hineinentwickelt, die Welt der Asuras, die Welt des Dämonischen gegenüber, gegen die er zu kämpfen hat. Die Materie ist das, was Widerstand leistet; die Asuras, die Mächte der Finsternis, die werden Feinde. Dann erst wird dieses Seelische spirituell seiner selbst gewahr, wo es in Kampf tritt gegen die Dämonen, gegen die Asuras. In unserer Sprache würden wir diesen Kampf, der aber nur wie im kleinen uns entgegentritt, als etwas bezeichnen, was als Geister sichtbar wird, wenn die Materie in ihrer Geistigkeit erscheint. Es tritt uns da eben im kleinen das entgegen, was wir als den Kampf der Seele mit dem Ahriman kennen, wenn sie zur Einweihung kommt. Aber indem wir das auffassen als solch einen Kampf, stehen wir ganz im Seelischen drinnen. Dann wächst das, was früher nur die materiellen Geister waren, ins Riesengroße heran, der mächtige Feind steht der Seele gegenüber, da steht der individuellen Seele im weiten Weltall Ahrimans Reich gegenüber. Wir sehen die Seele, wenn ihr Verhältnis nicht nur dem gegenübersteht, was in der Materie geistig ist, sondern wenn sie dem rein Geistigen gegenübersteht, dem Ahrimanischen gegenübersteht. [8]

Statt jener phantastischen Welt von durcheinanderwirbelnden Atomen findet der wahre Denker und Geistesforscher hinter dem, was er sieht und hört, Geist, geistige Wirklichkeit. Und den Geist kennen wir! Wir müssen sein Wesen in uns selbst aufsuchen. Was wir selbst sind in unserem innersten Wesen, das sind alle die Dinge draußen in der Welt, nur in anderer Form. Das niederste Glied der menschlichen Wesenheit, das, was wir physischen Leib nennen, ist für uns nichts anderes als Geist in der Form, in der er eben auch vorhanden ist in der scheinbar leblosen Natur. [9]

In alledem, was wir wahrnehmungsgemäß an uns herantretend (emp)finden, dürfen wir nicht suchen irgend etwas von Materie. Das sind durchaus solche Erscheinungen, solche Phänomene, wie zum Beispiel der Regenbogen selbst, wenn sie auch sonst derber auftreten als dieser Regenbogen. Sie sind das, was kommt und geht aus einer anderen Wirklichkeit heraus, die wir nicht fassen, wenn wir sie uns nicht geistig denken können. Das ist eine Empfindung, die wir entwickeln müssen: nicht die Materie in der äußeren Welt zu suchen! Daher verfehlen das wirkliche Ziel anthroposophischer Entwickelung gerade diejenigen am allermeisten, die die äußere Materialität verachten, die sagen: Ach, das, was man äußerlich wahrnimmt, ist ja nur Materie, darüber muß man sich erheben! – Das ist eben gerade falsch. [10]

Und man steigt eigentlich, indem man in das Gebiet der elektrischen Erscheinungen hinuntersteigt, in dasselbe Gebiet hinunter, in das man hinuntersteigen muß, wenn man überhaupt nur zur Masse kommt. Was tut man, wenn man Elektrizität und Magnetismus studiert? Man studiert die Materie konkret. [11]

Hinter allem, was uns als Festes entgegentritt, wirken und weben die Geister des Willens, die Throne. Wir können diese Tätigkeit der Geister des Willens so auffassen, daß wir sagen: sie waren während des alten Saturndaseins so weit, daß sie ihre eigene Substanz als Wärme ausfließen ließen, substantiell hinopferten, daß ihr Feuer in das planetarische Dasein des alten Saturn einströmte. Dann erhärteten sie dieses ihr Feuer während des alten Sonnendaseins zum Gasigen. Sie selber waren es aber auch, die ihr Gasiges während des alten Mondendaseins zum Wässerigen dichteten, und während des Erdendaseins verdichteten sie weiter ihr Wässeriges zum Erdigen, zum Festen. In diesem Festen wirken Kräfte, die es einzig und allein möglich machen, daß dieses Feste existiert, die durch ihre eigene Wesenheit ausgeflossen sind als Wärme auf dem alten Saturn, die immer dichter diesen Ausfluß gemacht haben bis zum Festen, das sie nun kraftvoll zusammenhalten. [12] Alle physische Materie kommt nämlich dadurch zustande, daß sich Kräfte begegnen, die von den Geistern der Form, Exusiai herrühren. Wir haben die Begegnung von Kräften der normalen Geister der Form und von Kräften der abnormen Geister der Form. Die prallen aufeinander. Es entsteht in Wahrheit eine Einstülpung, und damit zugleich an dieser Stelle ein Zerbrechen der Form. Und zerbrochene Form, zersplitterte Form, das ist in Wahrheit Materie. [13]

Die Geister der Form (die Elohim der Genesis) haben auf der Erde den Menschen so geschaffen, daß er noch eine unsichtbare Form hat. Unsichtbare, nicht räumliche Formen haben zunächst die Geister der Form dem Menschen beim Beginne seines Erdenwerdens gegeben. Und hinter einer jeden äußerlich räumlich materiellen Dinglichkeit haben wir etwas Ähnliches zu suchen, wie es in unserer Seele selber lebt. Wenn ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Das ist, was sich dem okkulten Anblick darbietet. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie ist solcher Geist, der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich zusammengefallen ist. Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. [14]

Aber es treten uns doch räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen. Es gibt nirgends etwas anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung, Dynamis, denn die Bewegung geht der Form voraus. An einem bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst in sich selber. Die Hauptsache ist, daß Sie es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. So daß, wenn wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen können: dieser Materie liegt zugrunde ein Übersinnliches, das an die Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun wirkt in den einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten noch die Linien die geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle, sie sind Nachbildungen geistiger Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im entgegengesetzten Sinn beibehalten. [15]

Nehmen wir an, dieses Zerbersten geschieht sozusagen ins Leere hinein, dann entsteht nämlich mineralische Materie. Nehmen Sie aber einmal an, daß aus dem Geiste heraus dasjenige, was da zerbricht, zerbirst, schon eine vorbereitete Welt findet, also sich hineinentwickelt jetzt nicht ins Leere, sondern, sagen wir, in schon vorhandene Ätherleiblichkeit, dann entsteht pflanzliche Materie.

(Beim Menschen nun) treffen wir eine eigentümliche Äthersubstanz an. Wir treffen einen Ätherleib an, der einen Überschuß, ein Übergewicht hat über astralische Substanz, das kommt von den luziferischen Einflüssen. Nun gibt es aber auch physische Leiblichkeit, die ein Übergewicht hat über Äthersubstanz, über den Ätherleib. Da, wo der physische Leib mit dem Ätherleib zusammentrifft und der Ätherleib durch das Übergewicht des physischen Leibes überall beirrt ist, da ist es nicht so, wie wenn der Geist einfach in Äthersubstanz hineinsprüht und zerbirst (wie beim Entstehen der pflanzlichen Materie) sondern, wenn nun Geist in eine solch vorbereitete Substanz hineinsprüht und zerbirst, dann entsteht Nervensubstanz, Nervenmaterie. Wenn in Astralleiblichkeit, die überwogen ist von Ätherleiblichkeit, Geist hineinsprüht in gewisser Weise, dann entsteht Muskelmaterie. Wenn (nun) Geist hineinsprüht und zerstiebt in das, was ihm entgegentritt in jener Unregelmäßigkeit der Leiblichkeit, die zustande gekommen ist dadurch, daß das Ich in seiner Ichlichkeit den Astralleib überwiegt, da entsteht – aber erst auf vielen Umwegen – Knochenmaterie. Es hängt also im wesentlichen, wie Sie sehen, davon ab, wie Materie aufsprüht, zusammenschießt, wenn sie aus dem Geiste entsteht. Wir haben die verschiedenen Materien dadurch entstehen sehen, daß sich Formen geistig hineinergießen in etwas, was nur durch den luziferischen Einfluß da ist. Der Mensch hätte keine Nerven, keine Muskeln, keine Knochen im heutigen Sinn, wenn der luziferische Einfluß nicht dagewesen wäre. Der Materialismus beschreibt nichts (anderes), als was Luzifer aus dem Menschen gemacht hat, so daß der Materialismus eben im eminentesten Sinne die Schülerschaft des Luzifer ist. [16]

Materie, so wie der Mensch sie kennt, ist das, was von dem Geiste zurückgeblieben ist, nachdem der Geist wieder Geist geworden ist. Ihre eigene Menschenform ist nichts anderes als das, was einstmals Gottesgedanke war, was einstmals göttliche Gedankenwirkungen waren. Was wir als Materie anschauen, es ist ja nichts anderes als festgewordener Geist, und das, was wir als Menschengeist anschauen, ist junge Form, ist in der Entstehung begriffene Gestalt. Geist und Materie sind ja nur nach den Lebensaltern in der Welt verschieden. Und der Fehler ihnen gegenüber besteht nicht darin, daß wir uns der Materie zuwenden oder daß wir uns dem Geiste zuwenden, sondern daß wir das, was wir im Leben erhalten sollten, was wir befruchten sollten, damit es Zukunft werden kann, in der Gegenwart erhalten wollen. [17] Und das, was man heute in phantastischer Weise als den Begriff der Materie bezeichnet, was überhaupt so, wie es vorgestellt wird, gar nicht vorhanden ist, sondern eine Illusion ist, das ist etwas, was sich als ein geistig-seelisches Wesen überall da verbirgt, wo der polarische Gegensatz des Lichtes, die Finsternis, auftritt. In Wahrheit ist das, was als physikalischer Begriff von Materie bezeichnet wird, eine Phantasterei. In den Gebieten des Raumes, wo man, wie die Physik sagt, das zu suchen hat, was als Materie spukt, da ist in Wahrheit nichts anderes vorhanden als ein gewisser Grad von Finsternis. Und ausgefüllt ist dieser finstere Rauminhalt von seelisch-geistig Wesenhaftem, das verwandt ist mit dem, was schon in der Genesis konstatiert wird, da wo die Gesamtmasse dieses Seelisch-Geistigen durch die Finsternis charakterisiert wird und wo gesagt wird, daß diese Finsternis über dem elementarischen Dasein wogt. Alle diese Dinge liegen eben ungeheuer viel tiefer, als die gegenwärtige Naturwissenschaft sich träumen läßt. Also wir haben es zu tun, wenn von Finsternis gesprochen wird in der Genesis, mit der Offenbarung der zurückgebliebenen saturnischen Wesenheiten (siehe: Archai saturnische), und wenn von Licht gesprochen wird, haben wir es mit der Offenbarung der fortgeschrittenen Wesenheiten zu tun. Die wirken und weben ineinander. [18]

Das ist der Anfang unserer Evolution – «Im Anfang war das Wort». Das Wort durchtönte die Saturnmaterie, und alle Wesen waren in Schwingungen in dieser Saturnmaterie. Denken Sie zum Vergleich an die Chladnischen Klangfiguren. Materie ist innerlich nach den Gesetzen der Tonschwingungen gestaltet und gegliedert. Nach und nach sind aus diesen Schwingungen heraus jene festen Körper entstanden. [19] Die Entstehung der geformten Materie ist richtig zu vergleichen mit der Formung der Klang- oder Tonfiguren. Das sind nachbildliche Vorgänge der Urvorgänge. Form ist in der Materie starr gewordener Ton. [20]

Es ist nun so, daß die Erde sich fortwährend zusammenzieht. Dadurch drängt sich die Materie von allen Seiten – nach dem Mittelpunkte. Und jetzt sage ich, selbstverständlich mit vollem Bewußtsein, daß es ein Gesetz von der Erhaltung der Kraft gibt, aber auch im vollen Bewußtsein der jedem Okkultisten bekannten Tatsachen: es drängt sich die Materie gegen den Mittelpunkt immer mehr und mehr zusammen, und das Eigenartige ist, daß die Materie im Mittelpunkte verschwindet. Sie verschwindet tatsächlich im Mittelpunkt in nichts! So daß Sie sich vorstellen können, daß die ganze Erde einstmals, indem sich die materiellen Teile gegen den Mittelpunkt zusammendrängen, in den Mittelpunkt hinein verschwindet. Das ist aber nicht alles. In demselben Maße, wie das in den Mittelpunkt hinein verschwindet, in demselben Maße erscheint es im Umkreise. An einer Stelle des Raumes verschwindet die Materie, und von außen tritt sie wieder auf, wird herangezogen, und zwar so, daß hineingearbeitet ist jetzt in diese Materie alles das, was die Wesen, die auf dem Planeten gearbeitet haben, der Materie eingeprägt haben, natürlich nicht in seiner heutigen Form, aber in einer Form, wie sie ihm eben durch diese Umwandlung gegeben wird. Dasjenige, was da angekommen war im Beginne unserer Erdenentwickelung vor der Saturnentwickelung, das müssen wir auswärts setzen, außerhalb des Tierkreises. Die Urweltsweisheit hat es genannt den Kristallhimmel, und in diesem Kristallhimmel waren deponiert die Taten der Wesen einer früheren Evolution. Sie bildeten sozusagen dasjenige, auf Grund dessen die neuen Wesenheiten zu schaffen begannen. [21]

Was innerhalb der Eleusinien (siehe: Mysterien von Eleusis) Vater genannt worden ist, wird in den Schriften des Aristoteles zur Form. Was Mutter genannt wurde, bezeichnet Aristoteles als Materie. [22]

Zitate:

[1]  GA 127, Seite 109   (Ausgabe 1975, 256 Seiten)
[2]  GA 120, Seite 190ff   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)
[3]  GA 321, Seite 167   (Ausgabe 1982, 240 Seiten)
[4]  GA 208, Seite 130f   (Ausgabe 1981, 220 Seiten)
[5]  GA 99, Seite 46f   (Ausgabe 1962, 172 Seiten)
[6]  GA 103, Seite 45f   (Ausgabe 1962, 224 Seiten)
[7]  GA 54, Seite 223   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)
[8]  GA 142, Seite 100ff   (Ausgabe 1960, 140 Seiten)
[9]  GA 56, Seite 70f   (Ausgabe 1965, 372 Seiten)
[10]  GA 197, Seite 98f   (Ausgabe 1967, 217 Seiten)
[11]  GA 320, Seite 161   (Ausgabe 1987, 204 Seiten)
[12]  GA 122, Seite 112   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[13]  GA 136, Seite 107f   (Ausgabe 1984, 246 Seiten)
[14]  GA 134, Seite 72f   (Ausgabe 1979, 126 Seiten)
[15]  GA 134, Seite 73f   (Ausgabe 1979, 126 Seiten)
[16]  GA 134, Seite 76ff   (Ausgabe 1979, 126 Seiten)
[17]  GA 203, Seite 90f   (Ausgabe 1978, 342 Seiten)
[18]  GA 122, Seite 97   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[19]  GA 96, Seite 242f   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[20]  GA 110, Seite 185   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[21]  GA 110, Seite 157f   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[22]  We, Seite 152   (Ausgabe 1986, 334 Seiten)

Quellen:

GA 54:  Die Welträtsel und die Anthroposophie (1905/1906)
GA 56:  Die Erkenntnis der Seele und des Geistes (1907/1908)
GA 96:  Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Christliche Esoterik im Lichte neuer Geist-Erkenntnis (1906/1907)
GA 99:  Die Theosophie des Rosenkreuzers (1907)
GA 103:  Das Johannes-Evangelium (1908)
GA 110:  Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt. Tierkreis, Planeten, Kosmos (1909)
GA 120:  Die Offenbarungen des Karma (1910)
GA 122:  Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte. Das Sechstagewerk im 1. Buch Moses (1910)
GA 127:  Die Mission der neuen Geistesoffenbarung. Das Christus-Ereignis als Mittelpunktsgeschehen der Erdenevolution (1911)
GA 134:  Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes (1911/1912)
GA 136:  Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen (1912)
GA 142:  Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe (1912/1913)
GA 197:  Gegensätze in der Menschheitsentwickelung. West und Ost – Materialismus und Mystik – Wissen und Glauben (1920)
GA 203:  Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwickelung durch seinen geistigen Zusammenhang mit dem Erdplaneten und der Sternenwelt (1921)
GA 208:  Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil:. Die Gestaltung des Menschen als Ergebnis kosmischer Wirkungen (1921)
GA 320:  Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I. Erster naturwissenschaftlicher Kurs: Licht, Farbe, Ton – Masse, Elektrizität, Magnetismus (1919/1920)
GA 321:  Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, II. Zweiter naturwissenschaftlicher Kurs: Die Wärme auf der Grenze positiver und negativer Materialität (1920)
We:  Ita Wegmann: Im Anbruch des Wirkens für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlicher Menschenkunde (1956)