Karma – Bildung des Karma und Technik der Übertragung

Wenn wir nach dem Tode in unserem Ätherleibe noch leben, dann bildet sich das Erinnerungstableau (siehe: Lebenstableau); das heißt, an unseren Ätherleib bleiben die Erinnerungen an unser eben vergangenes Leben gebunden. Wenn wir unseren Ätherleib dann einige Zeit nach dem Tode abgelegt haben und in den allgemeinen Lebensäther eingetragen ist, was unsere Persönlichkeit zuerst an Erinnerungen, an Gedächtnisinhalt bewahrt hat, dann leben wir aber noch ganz in unserem Astralleib (siehe: Kamaloka). In diesem Astralleib sind wir tatsächlich mit den äußeren Wirkungen unseres Lebens verbunden. Es zeigt sich das ja auch äußerlich dadurch, daß der Mensch nach dem Tode rückwärts zu durchleben hat seine Tatenwelt, alles was er überhaupt an anderen Wesen auf der Erde getan oder verrichtet hat. Und ebenso wie – nachdem wir unseren Ätherleib wenige Tage nach dem Tode abgelegt haben – unsere persönlichen Erinnerungen in den allgemeinen Lebensäther eingeschrieben sind (siehe: Akasha-Chronik), so werden in der Zeit, in welcher wir noch mit dem Astralleib verbunden sind, alle unsere Taten in die allgemeine Weltenastralität eingeschrieben. Da stehen sie drinnen und wir bleiben mit ihnen ebenso verbunden, wie wir mit den Erinnerungen unserer Persönlichkeit verbunden bleiben, die als eine bleibende Notiz in den Weltenäther eingeschrieben sind, nur werden unsere Taten gleichsam in eine andere Weltennotiz eingetragen. Während wir die Taten unseres letzten Lebens zurückerleben, wird das alles in die allgemeine Weltenastralität eingetragen und wir bleiben damit verbunden. Durch unseren Astralleib gehören wir also bleibend unseren Taten an, insofern wir Erdenmenschen sind. Das ist in Wirklichkeit das Karma: was von unseren Lebenstaten eingetragen ist in die allgemeine Weltenastralität. [1]

Katholische Kleriker reden durchaus davon, daß der Mensch ewig seine Sünden anzusehen habe, respektive wegen seiner Sünden zu leiden habe. Nun stimmt das aber nicht überein mit der Beobachtung, die man haben kann. Die Seele, die durch den Tod hindurchgegangen ist, befindet sich allerdings in diesem Zustande. Aber wenn jemand fragt: Leidet die Seele darunter? –, dann ist man in einem gewissen Sinn in Verlegenheit, geradezu zu antworten. Das Leiden ist da, aber die Seele wünscht das Leiden, weil durch die Überwindung des Leidens die Stärke kommt. Man ist in diesem Fall um einen Terminus verlegen. Man kann nicht sagen, die Seele leidet, aber die Seele wäre unglücklich, wenn sie nicht nach dem Tode die Folgen ihrer Vergehungen in sich tragen würde, und zwar dann als Eigenschaften. Es wandelt sich dasjenige, was Tun im Leben ist, respektive der Charakter des Tuns in Eigenschaften um, und diese Eigenschaften wandeln sich in dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt um in Kräfte, Fähigkeiten und so weiter, die dann durch die nächste Geburt (dem Menschen) eingeboren werden. Und das wandelt sich in unbewußte Wünsche um, die dann das Karma (im nächsten Leben) zwischen der Geburt und dem Tode bedingen. Daher ist es auch so – und das haben auch sehr viele Leute, die gar nichts gewußt haben von irgend welchen wiederholten Erdenleben, durchaus aus sich selbst heraus behauptet –, daß, wenn man von einem gewissen Lebenspunkte an das frühe Erdenleben seit der Geburt prüft, man findet, daß die Ereignisse (im Leben) so zusammenhängen, daß man durch unbewußte Wünsche zu seinen unwichtigen und wichtigen Lebenstaten kommt. Man kann nicht übersehen, daß die Kraft, die einen dahin bringt, um dieses oder jenes zu erleben, identisch ist mit den unbewußten Wünschen, die einen zu diesem oder jenem bringen. [2]

Wie kommen nun karmische Ausgleiche zustande? Wenn jemand einer anderen Person etwas zugefügt hat, so muß das zwischen ihnen karmisch wieder ausgeglichen werden. Dazu müssen aber die betreffenden Personen gleichzeitig verkörpert sein. Was bringt die Menschen zusammen, welche Kräfte bewirken das? Die Technik des Karma ist folgende: Das Böse ist geschehen, der Mensch A hat es erlitten, der andere B geht ein in Kamaloka, muß aber vorher im Lebenstableau diesen Fall sehen. Da schmerzt dieses dem andern zugefügte Leid ihn nicht, aber in der Kamalokazeit kommt B beim Rückerleben auch wieder an diesen Fall, und B muß jetzt diesen Schmerz des anderen A durchmachen, in dem anderen Selbst (in A) muß er ihn durchmachen. Da kommt also (bei B) der Gefühlsinhalt hinzu; der prägt sich wie ein Stempel in den Astralleib (des B) ein. Er nimmt etwas von dem Schmerze als Ausbeute mit, es bleibt davon eine Kraft in ihm (B) als Ergebnis dessen, was er in dem anderen Menschen erlebt hatte. So wird ein anderes Leid oder eine Freude, die er durchleben muß, wieder eine Kraft, so daß er eine große Menge von Kräften mitnimmt ins Devachan. Kommt er nun wiederum zurück zu einer neuen Verkörperung, so ist dies die zusammenziehende Kraft, durch die alle Menschen zusammengeführt werden, die einmal etwas miteinander erlebt haben. Sie haben während der Kamalokazeit des einen ineinander gelebt und sich diese Kräfte einverleibt. Somit können in einem physischen Menschen eventuell drei oder mehr Kamaloka-Menschen sein, um (so) ihren Fall auszuleben. [3]

Die Menschen leben ja in der geistigen Welt ganz ineinander, und zwar getragen gerade durch diejenigen Kräfte, die sich in den Erdenleben aufgespeichert haben. Wir kommen nach dem Tode nicht zu beliebigen Menschen in Beziehung, sondern eben zu denjenigen Menschen, zu denen sich in Gutem und Bösem Beziehungen ergeben haben. Aber diese Beziehungen machen es, daß wir nicht nur in uns, sondern auch in dem andern leben. Dasjenige, was in dem karmischen Ausgleich in einem nächsten Erdenleben durch den Menschen A geschehen soll, das verursachen Sie (B) selber durch Ihr Hinüberleben in den Menschen A. Nur dadurch, daß dann der Mensch A wiederum hinuntersteigt in die physische Erdenwelt, macht er das, was Sie eigentlich in ihn hineingelegt haben, zu seiner eigenen Tat. Und A kommt Ihnen dann im nächsten Erdenleben mit dem entgegen, was Sie eigentlich durch ihn sich selber zufügen wollen. So daß also die Bedingungen des Karma im Weltenlaufe diejenigen sind, welche durch das Ineinanderleben der karmisch verbundenen Menschen in der Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt da sind. [4]

Dasjenige, was im Bewußtsein lebt in dem Verhältnis der Menschen zu der übrigen Umgebung, ist eigentlich auch nur eine Seite. In der menschlichen Seele lebt eigentlich auch unendlich viel mehr als das, dessen sie sich bewußt ist. Und so spielt sich auch unendlich viel mehr ab zwischen zwei Menschen die im Leben zusammen sind, als das, was im Bewußtsein des einen oder des anderen Menschen sich abspielt. Und so zwischen allen Menschen, die sich begegnen. In den tiefen Untergründen des Bewußtseins spielt sich gar vieles ab. Das bleibt in diesen Untergründen, tritt auch manchmal herauf. Da ist ein abwechselndes Herauftreten und wiederum Zurückwogen, aber auch ein vollständiges Bleiben im Unterbewußten. Aber was in den Tiefen der Seele abläuft, was nicht im Bewußtsein erlebt wird, nur im Unterbewußten, es ist deshalb doch in der Seele und wirkt in der Seele. Um das Beispiel zu vereinfachen: Wir treten einem Menschen entgegen, wir erleben in bewußter Weise etwas mit ihm, aber gerade dadurch erleben wir auch noch etwas Tieferes, etwas Tieferes wird noch in der Seele angeregt. Es lebt bei uns weiter, lebt in ihm weiter. Das wirkt weiter und wird durchgetragen durch die Pforte des Todes, das wird innerhalb der geistigen Welt in dem Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt weiter ausgebildet zur Vorbereitung für ein neues Erdenleben. Alles, dasjenige, was also gerade in den Tiefen der Seele durchlebt wird, es wird so durch die Pforte des Todes getragen, daß ich diese Art etwa damit vergleichen kann, daß ich sage: Es gibt, wie Sie alle wissen, im äußeren physischen Dasein die Möglichkeit, einen Raum luftleer zu machen. Wenn man dann irgendwo öffnet, dann dringt die äußere Luft in diesen luftleeren Raum ein. Der Raum, der leer ist, der kann keine Kräfte entwickeln; aber gerade die Außenwelt dringt in ihn ein. Wäre er voll, so würde das Äußere nicht eindringen können. Indem wir dasjenige, was in unserer Seele, also in dem Unterbewußten veranlagt wird, im weiteren Umkreis des bewußten Seelenlebens durch die Pforte des Todes tragen, daß es in unserer Seele oftmals als Glücksgefühl lebt, erzeugt es gewissermaßen einen leeren Raum in der Seele, vergleichsweise selbstverständlich gesprochen, das Physische ins Geistige umgesetzt; denn so stellt es sich dem schauenden Bewußtsein dar. Mit dieser Leerheit lebt der Mensch zwischen dem Tod und einer neuen Geburt und tritt wiederum damit durch die Geburt in ein neues Erdenleben. Und so trägt er in dieses neue Erdenleben als Folge der früheren Erdenleben einen leeren Raum – vergleichsweise gesprochen. Durch diesen seelisch leeren Raum zieht er die entsprechenden Verhältnisse der Außenwelt an sich heran. Dadurch kommen die Wesen und die Schläge des äußeren Schicksals heran; dadurch findet er ein Menschenwesen, das er in einem Leben kennenlernte, wieder, (trifft) wiederum mit ihm zusammen. Er zieht es dadurch heran, daß dasjenige, was seine Vollheit in der Seele war, Leerheit wurde, die saugend ist für gewisse Ereignisse. Das ist, ich möchte sagen, grob ausgedrückt, die Technik, wie das eine Erdenleben in das andere hereinwirkt. [5]

In diesem (nachtodlichen) Extrakt des Ätherleibes ist nun alles wie in einer Essenz darinnen, was im Leben hineingekommen ist zum Beispiel von einem ausschweifenden Leben, oder was der Mensch aufgenommen hat als das Ergebnis eines richtigen oder unrichtigen Denkens, Handelns oder Fühlens. Das nimmt der Mensch mit in die Zeit bis zur neuen Geburt. Wenn nun der Mensch wieder durch eine Geburt ins Dasein tritt, ist die Essenz seines früheren Ätherleibes etwas, was sich wieder hineinergießt in seinen neuen Ätherleib, was den neuen Ätherleib beim Aufbau durchdringt. Daher hat der Mensch in seinem neuen Dasein im Ätherleib darinnen die Ergebnisse dessen, wie er in früheren Leben gelebt hat. [6]

Faßen wir noch einmal zusammen, was über die nachtodlichen Erlebnisse (siehe: Leben zwischen Tod und neuer Geburt) gesagt wurde. Das erste ist, daß alles im Erdendasein Erlebte vorüberzieht, ohne daß der Mensch Lust und Leid empfindet (Lebenstableau). Als zweites macht der Mensch in einem rückläufigen Lebenslauf die Leiden (überhaupt die Wirkungen auf andere Menschen) durch, die er selbst verursacht hat (Kamaloka). Zwei Dinge sind es, die dem Menschen bleiben. Die Substanz des Ätherleibes geht aus ihm heraus, aber die Kräfte des Ätherleibes bleiben; gleichsam als Rückstand bleibt der Extrakt aller Erlebnisse. Dieser Extrakt durchtränkt sich mit dem, was er an Taten verübt hat. Die Erlebnisse aus Kamaloka nimmt er mit sich und trägt sie ins Devachan hinauf. Der Stoff, dessen sich der Mensch vor seinem Eintritt in das höhere Leben entledigen muß, löst sich nun heraus. Der Astralplan ringsumher ist wie durchsetzt mit astralen Leichnamen. Das ist das, was der Mensch nicht mitnehmen kann ins Devachan. Wenn man verstehen will, was der Mensch im Devachan tut, dann muß man sich zunächst vor Augen halten, wie das Leben hier auf der Erde abläuft. Die Art und Weise, wie die Erlebnisse hier auf der Erde verarbeitet werden, ist so beschaffen, daß nur der allergeringste Teil aus diesen Erlebnissen herausgezogen wird; aus jedem Geschehnis könnte man viel mehr herausziehen. Das wird am klarsten, wenn wir uns die Sache (an einem Beispiel) umgekehrt betrachten. Man erinnere sich wie man schreiben gelernt hat. Das war mit den verschiedensten Erlebnissen verbunden. Diese Erlebnisse drängen sich alle zu einem einzigen zusammen, der Fähigkeit des Schreibens. Was sich zuerst äußerlich in der Welt abgespielt hat, verwandelt sich in eine Fähigkeit. In allen Erlebnissen ist eine solche Möglichkeit, eine solche Gelegenheit beschlossen: sie können sich später in Fähigkeiten verwandeln. Nach dem Tode geschieht eine solche Umwandlung. Wenn der Mensch wiedergeboren wird, erscheint dann vieles als Fähigkeit, als Anlage. [7]

Wie kommt es nun, daß der Mensch gerade die Situation antrifft, in die er bei seiner neuen Inkarnation hineingeführt wird? Da müssen wir noch von geheimnisvollen Wirkungen sprechen, die sich um den Menschen abspielen. Wenn der Mensch einen Gedanken hegt, einen Wunsch, eine Empfindung hat, dann sind dies zunächst Erlebnisse im astralen Leibe. Seine Empfindungen, seine Gedanken, die in der Aura zum Ausdruck kommen, stellen zugleich Formen auf dem Astralplan dar. Was der Mensch im physischen Leben in der Seele erlebt, hat eine entsprechende Form im Astralraum. Alles, was der Mensch in seiner tiefsten Seele erlebt, hat ein Spiegelbild auf dem Astralplan. Was aber eine Eigenschaft des Ätherleibes ist, setzt sich fort auf dem Devachanplan. So wie jeder Gedanke eine Form auf dem Astralplan erzeugt, so ruft jede Eigenschaft des Ätherleibes ihr Gegenbild nun auf dem Devachanplan hervor. Auch Handlungen haben in höheren Welten ihr Gegenbild, und zwar auf dem Buddhiplan. Der Mensch bevölkert fortwährend den Astralplan mit Gedankenformen, den Devachan mit Formen seiner Neigungen, den Buddhiplan mit Abdrücken seiner Handlungen. All dies umgibt uns auf den höheren Planen fortwährend. Das ist die eine Seite. Nun gibt es dazu noch eine andere Seite. Man denke sich, man habe irgendeinem Menschen etwas getan, eine Handlung zugefügt, die ihn geschädigt hat. Während der Kamalokazeit erlebt man das an sich selbst. Was man dann mitnimmt als den Schmerz, den man im anderen erlebt hat, wird eine Kraft, die eingeschrieben wird auf dem Buddhiplan. Die Entfaltung dieser Kraft wird dadurch vorbereitet, daß sie auf dem Buddhiplan eingetragen ist. Der Mensch wird zu alledem hingeleitet, was auf dem Buddhiplan eingeschrieben ist. Durch die Erfahrungen, die ihm in Kamaloka zuteil geworden sind, verbindet er sich wieder mit den Folgen seiner Handlungen auf dem Buddhiplan. Weil der Mensch jetzt noch nicht auf dem Buddhiplan leben kann, vermag er dies nicht selbst zu tun. Er muß Führer haben. Das sind die Lipikas, die Schicksalsgötter. Sie geleiten den Menschen in sein Schicksal hinein, weil er selbst noch nicht imstande ist, es zu ergreifen. [8] Die Wesenheiten, welche nun den Zusammenhang zwischen den Gegenbildern und dem Menschen regeln, haben eine große Bedeutung. Was der Mensch in Gedanken abmacht, geschieht alles auf dem Mentalplan. Dort, im Devachan, baut er sich zwischen Tod und neuer Geburt den Charakter seines Gedankenkörpers für das neue Leben auf. Dort sind die Gegenbilder seiner früheren Gedanken. Die zieht er an seinen vom Physischen und Astralen befreiten Mentalkörper heran und bildet sich so seinen zukünftigen Mentalkörper nach den von ihm geschaffenen Gedankenbilder. Dagegen würde er nicht von selbst die Gegenbilder seiner Erlebnisse und Handlungen mit sich verbinden können. Das unterliegt von außen regelnden Wesenheiten, den Herren des Karma, den Lipikas, die die geschaffenen Gegenbilder der Gefühle und Taten des Menschen auf dem Buddhi- und dem Nirvanaplan mit ihm – der schon wieder die kamische (astrale) und andere Hüllen um sich hat (als Embryo) – in Zusammenhang bringen für die folgenden Inkarnationen. [9]

Solche Persönlichkeiten, die schon (im Leben zwischen dem Tode und der neuen Geburt) in der Venus- und Merkursphäre beginnen, die Gestaltung des Karma des folgenden Lebens vorzubereiten, werden oftmals außerordentlich bedeutsame Persönlichkeiten in ihrem folgenden Erdenleben. Aber für die weitaus meisten Menschen wird der Hauptteil dessen, was als Karma sich auslebt im Erdenleben, innerhalb der Sonnensphäre, wo wir am längsten sind, ausgearbeitet. [10]

Alles, was wir äußerlich erfahren, ohne daß es uns innerlich besonders berührt, wirkt bei der nächsten Verkörperung auf unseren Astralleib und zieht entsprechende Gefühle, Empfindungen und Gedanken-Eigentümlichkeiten heran. Hat man sein Leben gut angewendet, sich viel angeschaut, reichliche Kenntnisse erworben, so ist die Folge davon, daß der Astralleib im nächsten Leben mit besonderen Begabungen nach diesen Richtungen hin wiedergeboren wird. Erlebnisse und Erfahrungen also prägen sich in der nächsten Verkörperung im Astralleib aus. Was man aber empfindet, fühlt, Lust und Leid, was inneres Erleben der Seele ist, das wirkt in der nächsten Verkörperung bis auf den Ätherleib und bewirkt eine bleibende Neigung in ihm. Wer viel Freude erlebt, dessen Ätherleib wird ein zur Freude neigendes Temperament haben. Wer sich bemüht, viele gute Taten zu vollbringen, der wird durch die Gefühle, die dabei entwickelt werden, im nächsten Leben geradezu ein Talent an guten Taten ausgeprägt haben. Er wird auch ein sorgfältig entwickeltes Gewissen haben und wird ein moralisch angelegter Mensch sein. Das, wovon der Ätherleib der Träger ist in diesem Leben, der bleibende Charakter, die Anlagen und so weiter, das tritt im nächsten Leben im physischen Leibe auf, und zwar so, daß zum Beispiel ein Mensch, der in seinem (vorigen) Leben schlechte Neigungen und Leidenschaften entwickelt hat, im nächsten Leben mit einem ungesunden physischen Körper geboren wird. Ein Mensch dagegen, der eine gute Gesundheit hat, der viel auszuhalten vermag, der hat im vorigen Leben gute Eigenschaften entwickelt. [11]

Ein Leben, das die Neigung hat, alles um sich herum zu lieben, das liebevoll auf jedes Wesen eingeht, ein Leben, das Liebe ausgießt, wird in der nächsten Verkörperung einen physischen Leib haben, der lange jung und blühend aussehen wird. Ein haßerfülltes Leben, das voll Antipathie gegen andere Wesen ist, das an allem herumkritisiert und nörgelt und sich von allem zurückziehen möchte, das bewirkt aus diesen Neigungen heraus einen physischen Leib, der früh altert und Runzeln bekommt. So übertragen sich die Neigungen und Leidenschaften eines Lebens auf das physische Körperleben der nächsten Verkörperung (Weiteres siehe: Karma-Gesetze). [12]

Wir können in dem Karma eines Menschen uns zurecht finden, wenn wir zurückzublicken suchen auf seine drei vorhergehenden Inkarnationen. Wenn man die Inkarnation eines Menschen der Gegenwart nimmt und überblickt von dieser Gegenwart ausgehend die drei vorhergehenden Inkarnationen, dann ist es möglich, gewisse Schlüsse zu ziehen für die drei nächstfolgenden Inkarnationen. [13]

Der Mensch kann bewußt nur Neigungen schaffen für künftige Inkarnationen, wenn er sich jetzt zur Imagination aufschwingt. Darin liegt das Geheimnis, wie die großen Religionsstifter über ihre Zeit hinaus gewirkt haben. Die Bilder, die sie den Menschen gegeben haben, haben Neigungen ausgelöst für folgende Inkarnationen. Eine Religion ist die Gefühlswelt künftiger Rassen; sie kann daher äußerlich untergehen, denn sie lebt in den Neigungen nach. Heute kommen die Neigungen heraus, die im 13. und 14. Jahrhundert der Menschheit eingepflanzt worden sind. Es ist wichtig, daß nicht die materialistischen Bilder der Gegenwart in den Menschenherzen Platz greifen, denn sie würden die Menschen in den zukünftigen Zeiten mit den brutalsten Neigungen ausstatten, die bloß auf die Sinnenwelt gerichtet sind, wenn es nicht wettgemacht wird durch geistige Vorstellungen. [14]

Denken enthält immer einen Untergrund von Fühlen und Wollen, Fühlen einen solchen von Denken und Wollen, Wollen einen von Denken und Fühlen. Das Fühlen und Wollen des Gedankenlebens enthalten das karmische Ergebnis voriger Erdenleben. Das Denken und Wollen des Gefühlslebens bestimmen auf karmische Art den Charakter. Das Denken und Fühlen des Willenslebens reißen das gegenwärtige Erdenleben aus dem karmischen Zusammenhange heraus. Im Fühlen und Wollen des Denkens lebt der Mensch sein Karma der Vergangenheit aus; im Denken und Fühlen des Wollens bereitet er das Karma der Zukunft vor. [15]

Geht dasjenige, was zwei Menschen als Wirkung aufeinander ausüben, bis in den Willen, in das Gemüt, in den Charakter hinein, dann liegt eine karmische Zusammengehörigkeit vor, dann sind die beiden Menschen zusammengeführt durch gemeinsame Erlebnisse in vergangenen Erdenleben. Geht von einem Menschen ein Impuls aus, der nur bis in den Verstand, den ästhetischen Sinn hineinreicht, so daß uns der Mensch nur gefällt, nur mißfällt, dann liegt nicht etwas vor, was der Mond (als Karmabewahrer) gemacht hat, sondern was die Sonne erst gegenwärtig macht und was erst eine Fortsetzung in der Zukunft finden wird. So daß man also durch ein sinniges Betrachten des Menschen dazu kommen kann, zu empfinden, wo karmische Beziehungen vorliegen. [16]

Zitate:

[1]  GA 133, Seite 140f   (Ausgabe 1964, 175 Seiten)
[2]  GA 343, Seite 432   (Ausgabe 1993, 674 Seiten)
[3]  GA 95, Seite 78f   (Ausgabe 1978, 164 Seiten)
[4]  GA 236, Seite 103   (Ausgabe 1988, 310 Seiten)
[5]  GA 66, Seite 72f   (Ausgabe 1961, 269 Seiten)
[6]  GA 120, Seite 67   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)
[7]  GA 96, Seite 182f   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[8]  GA 96, Seite 184f   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[9]  Bei 71, Seite 27f   (Ausgabe 1980, 0 Seiten)
[10]  GA 239, Seite 143   (Ausgabe 1963, 276 Seiten)
[11]  GA 99, Seite 63f   (Ausgabe 1962, 172 Seiten)
[12]  GA 99, Seite 64f   (Ausgabe 1962, 172 Seiten)
[13]  GA 113, Seite 175   (Ausgabe 1982, 228 Seiten)
[14]  GA 93a, Seite 135   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[15]  GA 26, Seite 74   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[16]  GA 240, Seite 67   (Ausgabe 1986, 320 Seiten)

Quellen:

Bei 71:  Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Heft 71: Marie Steiner und Beatenberg (1980/1981)
GA 26:  Anthroposophische Leitsätze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie – Das Michael-Mysterium (1924/1925)
GA 66:  Geist und Stoff, Leben und Tod (1917)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 95:  Vor dem Tore der Theosophie (1906)
GA 96:  Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Christliche Esoterik im Lichte neuer Geist-Erkenntnis (1906/1907)
GA 99:  Die Theosophie des Rosenkreuzers (1907)
GA 113:  Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi (1909)
GA 120:  Die Offenbarungen des Karma (1910)
GA 133:  Der irdische und der kosmische Mensch (1911/1912)
GA 236:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Zweiter Band (1924)
GA 239:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Fünfter Band (1924)
GA 240:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Sechster Band (1924)
GA 343:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Spirituelles Erkennen – Religiöses Empfinden – Kultisches Handeln (1921)