Ahriman
► Ahriman für den Seher

Man kann nicht Luzifer in der Nacht schauen, wenn man nicht bei Tag, seinen Genossen, den Ahriman, schaut. Und so wird für den Menschen, der so weit gekommen ist in der Entwickelung seines Selbstes und seines astralischen Leibes, das Tägliche, das im Wachen die Anschauung der Dinge bewirkt, anders als für den naiven Menschen. So lernt er die Begierde – nicht diejenige, die von innen heraus kommt, die ist luziferisch, aber das, was von außen kommt, was dem Menschen von außen die Begierde erweckt, was also in den Dingen und Wesen um uns herum uns anzieht, so daß wir aus persönlichem Interesse dieser Anziehung folgen, also alles das, was uns von außen zum Genuß verlockt – erkennen als ahrimanische Impression. Dann lernt man (weiter) erkennen als ahrimanische Impression alles, was uns von außen Furcht einflößt, was die Furcht in uns erregt von außen. So begleitet einen der Ahriman, wenn man eine gewisse Entwickelung durchgemacht hat in seinem astralischen Leib und Selbst, auf Schritt und Tritt; man sieht, daß er aus den Verlockungen des Genusses und aus den Eindrücken der Furcht hervorlugt. Wiederum (wie bei Luzifer) mußte wegen der Unreife der Menschen dieser Ahriman verborgen werden, das heißt es wurde ein Schleier über sein Wesen gebreitet. Es wurde so gemacht, daß die Außenwelt dem Menschen in Maya getaucht wurde, indem ihm vorgegaukelt wird, daß statt Ahriman, der überall hervorlugt, Materie draußen sei in der Welt. Überall an der Stelle, wo der Mensch Materie hinträumt, da ist in Wahrheit Ahriman. Und die größte Verführung ist die materialistische Theorie der Physik, sind die materiellen Atome; denn diese Atome sind nichts anderes in Wirklichkeit als die Kräfte des Ahriman. [1] Das ahrimanische Geheimnis ist in der Bibel noch nicht in derselben Weise enthüllt wie das luziferische Geheimnis. Wir müssen während wir das luziferische Geheimnis in die lemurische Zeit versetzen, das ahrimanische Geheimnis in die atlantische Zeit versetzen. Da hat die Bibel nur eine Andeutung, nicht ein so klares, weithin glänzendes Bild, wie das von der Paradieses-Versuchung. Da steht darinnen nur in der Bibel, daß bewirkt wurde durch die Impulse, die hereinkamen in das Erdendasein: daß die Göttersöhne Gefallen fanden an den Töchtern der Menschen. Das ist nur die Hindeutung auf dasjenige, was als ahrimanischer Impuls hereinkommt. [2]

Zitate:

[1]  GA 145, Seite 160f   (Ausgabe 1976, 188 Seiten)
[2]  GA 272, Seite 229f   (Ausgabe 1981, 336 Seiten)

Quellen:

GA 145:  Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst? (1913)
GA 272:  Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust» Band I: Faust, der strebende Mensch (1910-1915)