Astralleib-Organe und deren Organisation
► Lotusblumen und elementarisches Rückgrat

Es muß durchaus betont werden, daß die Ausbildung der Lotusblumen, die bei dem sich heranbildenden Hellseher gleichsam in dem Geistleib des Menschen sich kristallisieren, daß dieses Heranbilden auch geschehen kann – aber eben nicht geschehen sollte – mit Außerachtlassung der moralischen Stärkungsmittel. Diese Lotusblumen müssen da sein, wenn der Mensch die Verwandlungsfähigkeit (Erkenntnis durch Untertauchen in fremdes Wesen) haben will; denn diese besteht darin, daß die Lotusblumen ihre Blätter in Bewegung von dem Menschen hinweg entfalten und die geistige Welt umfassen, sich an sie anschmiegen. Was man als Verwandlungsfähigkeit entwickelt, drückt sich für das hellseherische Anschauen in der Entfaltung der Lotusblumen aus. Was man als verstärktes Ich-Gefühl heranbildet, ist innere Festigkeit, die man nennen könnte ein elementarisches Rückgrat. Beides muß man entsprechend entwickelt haben. Dasjenige, was – in geistiger Art entwickelt – zu hohen Tugenden in der geistigen Welt führen kann, wenn man es in die Sinneswelt hinunterströmen läßt, zu den stärksten Lastern führen kann, so ist es auch in bezug auf die Lotusblumen und das elementarische Rückgrat. Es ist auch möglich, daß man durch gewisse Verrichtungen die Lotusblumen und auch das elementarische Rückgrat erweckt, ohne daß man moralische Festigkeit sucht, aber kein gewissenhafter Hellseher wird das anempfehlen (denn): In dem Augenblick, wo man die Schwelle der geistigen Welt überschreitet, kommt man in ganz anderer Weise, als man ihnen in der physisch-sinnlichen Welt gegenübertritt, in die Nähe der luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten. Und man erlebt das Eigentümliche, sobald man die Schwelle überschritten hat, das heißt, sobald man Lotusblumen und ein Rückgrat hat, daß man sogleich die luziferischen Mächte herankommen sieht. Diese haben das Bestreben, die Blätter der Lotusblüten zu ergreifen. Daß sie nicht erfaßt werden von luziferischen Mächten, ist aber nur möglich, wenn man mit Befestigung der moralischen Kräfte in die geistige Welt hinaufsteigt. In der physisch-sinnlichen Welt kommen die ahrimanischen Kräfte mehr von außen, die luziferischen mehr von innen an den Menschen heran. In der geistigen Welt ist es umgekehrt: da kommen die luziferischen Wesenheiten von außen und wollen die Lotusblumen ergreifen, und die ahrimanischen Wesenheiten kommen von innen und setzen sich fest in dem elementarischen Rückgrat. Und jetzt schließen, wenn man nicht in Moralität hinaufgestiegen ist in die geistige Welt, einen merkwürdigen Bund miteinander die ahrimanischen und die luziferischen Mächte. Wenn man mit Ehrgeiz, Eitelkeit, mit Machtgelüsten, mit Stolz hinaufgestiegen ist, dann gelingt es diesen Bund zu schließen. Es geschieht wirklich, was ich durch dieses Bild andeute: Luzifer und Ahriman zusammen knüpfen die Blätter der Lotusblumen an das elementarische Rückgrat an; der Mensch wird in sich selber zusammengeschnürt, in sich selber gefesselt durch seine entwickelten Lotusblumen und durch sein elementarisches Rückgrat. Und das hat zur Folge, daß ein Grad von Egoismus und ein Grad von Liebe zur Täuschung eintritt, die ganz undenkbar sind, wenn der Mensch in der physischen Welt nur stehenbleibt. So wird man in sich selber gefesselt durch seine eigenen elementarischen oder ätherischen Fähigkeiten. [1] (Siehe nächsten Absatz und siehe auch: Gefangenschaft okkulte).

Denken Sie einmal, irgendwo – verzeihen Sie das Paradoxon –, ich will nicht sagen, wo es sein könnte, nehmen Sie an, auf irgendeiner (hügelförmigen) Insel sei eine Menschheit, welche die Anschauung hätte, man müsse sich vor Luzifer unter allen Umständen hüten, man müsse ihn so weit weghalten von den Menschen, als es nur irgend möglich ist. Das würde nicht bezeugen, daß die Menschen dieser Insel die beste Erkenntnis von Luzifer hätten, aber es würde etwas anderes bezeugen, daß nämlich diese Menschen durch ihre eigentümliche Anlage nur in der Lage wären, alles, was Luzifer ihnen geben kann, ins Böse zu verwandeln. Die Anschauungen, die man auf dieser Insel über Luzifer haben würde, wären nur charakteristisch für die Menschen auf dieser Insel, nimmermehr für Luzifer! Ich will nicht sagen, ob es diese Insel gibt. Suchen Sie sie sich selber in der Weltenentwickelung auf. [2]

Zitate:

[1]  GA 147, Seite 64ff   (Ausgabe 1969, 168 Seiten)
[2]  GA 138, Seite 111   (Ausgabe 1986, 168 Seiten)

Quellen:

GA 138:  Von der Initiation. Von Ewigkeit und Augenblick. Von Geisteslicht und Lebensdunkel (1912)
GA 147:  Die Geheimnisse der Schwelle (1913)