Apokalypse des Johannes
► Ausgießen der 7 göttlichen Zornesschalen

Dann verwandelt sich die Erde in einen astralischen Himmelskörper. Die physische Substanz geht in dem Teil, der bis dahin die Möglichkeit gefunden hat sich zu vergeistigen, über in den Geist, in die astralische Substanz. Alle diejenigen Wesenheiten der Erde, welche bis dahin die Möglichkeit gefunden haben, in ihrer äußeren materiellen Gestalt auszudrücken das Gute, das Edle, das Intellektuelle, das Schöne, die in ihrem Antlitz einen Abdruck zeigen werden des Christus Jesus, die in ihren Worten einen Ausdruck zeigen werden des Christus Jesus, die da tönen werden als tönende Gedanken, alle die werden die Macht haben, das, was sie an physischer Materie in sich haben, aufzulösen, wie laues Wasser Salz auflöst. Alles Physische wird übergehen in eine astralische Weltenkugel. Dasjenige aber, was bis dahin es nicht so weit gebracht hat, in dem Materiellen, in dem Körperlichen ein Ausdruck des Edlen, Schönen, Intellektuellen, des Guten zu sein, das wird nicht die Kraft haben, die Materie aufzulösen. Für das wird die Materie bestehen bleiben, das wird sich verhärten in die Materie, das wird behalten materielle Gestalt. Es wird an dieser Stelle der Erdentwickelung stattfinden ein Aufstieg ins Geistige mit lauter Gestalten, die in diesem Astralischen leben werden und die ausscheiden werden aus sich eine andere materielle Kugel, welche die Wesen enthalten wird, die unbrauchbar sind für den Aufstieg, weil sie nicht das Materielle auflösen können. Die Seele wird von innen heraus diese Materie allmählich verfeinern bis sie die Kraft erhält, sie aufzulösen. 7 Zeiträume werden vergehen, während das herausgetrieben wird, was in der Materie sich verhärtet hat. Die Wesen werden fähig, die Materie aufzulösen dadurch, daß sie Liebe, die durch das Christus-Prinzip gewonnen wird, in ihre Seele aufnehmen. Aber ebenso wie die Liebe die Materie auflöst, so wird das Gegenteil von Liebe hinunterdrücken, wiederum durch 7 Stufen, alles, was nicht fähig geworden ist, diese Erdenmission zu erfüllen. [1] Das Gegenteil der göttlichen Liebe nennt man den göttlichen Zorn, dieses Hinausstoßen der Materie, wird uns angedeutet in der Apokalypse des Johannes durch das Ausgießen der 7 göttlichen Zornesschalen. Stellen Sie sich vor, wie das Ganze sozusagen figürlich sein wird: Die Erde wird immer feiner und feiner in der Materie, der Mensch auch immer geistiger in seiner Materie, und die gröbsten Teile werden nur sichtbar sein in dem Feinen wie Schalen, wie zum Beispiel die Reptilien sie abwerfen oder die Schnecken. So werden die harten Teile immer mehr und mehr angegliedert sein der sich verfeinernden Materie. In dem letzten Zeitraum, dem der Posaunenklänge, würden Sie schon sehen mit hellseherischen Augen, wie die Menschen aus feinen Leibern bestehen, aus durchgeistigten Leibern, und wie diejenigen, die in sich verhärtet haben, das materielle Prinzip, das in sich bewahrt haben, was heute die wichtigsten Bestandteile der Materie sind, und wie das wie Hülsen herunterfallen wird in diese materielle Kugel, die als Überbleibsel sein wird nach diesem Zeitraum, der durch die Posaunenklänge angedeutet wird.

Das ist es, was uns die Apokalypse des Johannes als Prophetie gibt. Und es ist wichtig, daß wir uns mit unserer Seele in diese Prophetie einfühlen, so daß sie befeuernd auf unseren Willen wirkt. Denn was hat alsdann der Mensch aus sich gemacht, wenn dieser sechste und siebente Zeitraum vorüber sein werden? Was hat der Mensch dann aus seinem Leibe gemacht? Wenn wir jetzt den menschlichen Leib ansehen, so ist er noch nicht der Ausdruck der inneren Seele. Aber immer mehr und mehr wird der Leib ein Ausdruck dessen werden, was die Seele in ihrem Innern erlebt. Dadurch wird das äußere Leibliche ein Ausdruck des Guten, daß der Mensch aufnimmt die höchste Botschaft, die höchste Lehre, die es auf dieser Erde gibt, und diese höchste der Lehren ist die Botschaft von dem Christus Jesus auf der Erde. Das Höchste, das uns gegeben werden kann, ist die Botschaft von Christus Jesus. Wohl müssen wir sie aufnehmen, und nicht bloß mit dem Verstand. Wir müssen sie in unser Innerstes aufnehmen, wie man die Nahrung im physischen Leibe aufnimmt. Und indem die Menschheit sich durch diese Kulturstufe hinüberentwickelt, wird sie immer mehr und mehr die frohe Botschaft in ihr Inneres aufnehmen, und gerade die Aufnahme der Botschaft der Liebe wird sie als das Ergebnis der Erdenmission zu betrachten haben. In den Evangelien, in dem «Buche» ist die Kraft der Liebe enthalten, alle Kraft der Liebe. Und der Seher kann nichts anderes sagen als: Ich sehe im Geiste eine Zeit vor mir wo dasjenige, was im Evangelium ist, nicht mehr in einem Buche draußen sein wird, sondern wo das verschlungen sein wird vom Menschen selber. [2]

Wenn wir hineinkommen in dasjenige Göttliche, das im Gleichgewichtszustande, in dem sich immer wiederholenden Gleichgewichtszustande zwischen dem Luziferischen und dem Ahrimanischen ist, und wenn wir dies in seiner tiefsten Wesenheit erfassen, so kommen wir darauf, daß überall – wenn wir richtig schauen –, wo nicht Einfluß Luzifers und wo nicht Einfluß Ahrimans ist, eben das ist, was von dieser fortschreitenden göttlichen Geistigkeit kommt, die mit der Menschheitsevolution verbunden ist. Wenn wir in den Reichen, in die fortwährend Luziferisches hereinflutet und in die fortwährend Ahrimanisches hereinflutet, auf das den Gleichgewichtszustand haltende Göttliche sehen, so finden wir als die Grundkraft von all dem, was da fortströmt, den Menschen sowohl äußerlich bildend, wie innerlich durchseelend und durchgeistigend: lautere Liebe. Diese Grundkraft ist lautere Liebe. Das Weltenall besteht seiner inneren Substanz und Wesenheit nach, insofern es das All des Menschen ist, aus lauterer Liebe, es ist nichts anderes als lautere Liebe. Wir finden innerhalb des dem Menschen zugeordneten Göttlichen nichts anderes als lautere Liebe. Aber diese Liebe ist eben ein Innerliches, sie kann innerlich von Seelen erlebt werden. Sie würde niemals zur äußeren Erscheinung kommen, wenn sie sich nicht zunächst ihren Körper bildete aus dem Elemente, dem ätherischen Elemente des Lichtes. Und wenn wir richtig okkultistisch die Welt anschauen, so kommen wir einfach dazu, uns zu sagen: Das Grundwesen der Welt ist als Licht äußerlich erscheinende innere Liebewesenheit. Was kann die im reinen Lichte quellende göttliche Liebe dafür, daß sie aufgenommen wird vom Zeitalter des Materialismus wie das klare Wasser von dem mit Unreinlicheit durchsetzten Schwamm, und dadurch in der nächsten Erscheinung etwas ganz anderes wird? – So können wir das Bild sehen: Kristallklares Wasser, aufgesogen von einem schmutzigen Schwamm, wird trübes, untrinkbares Wasser. Die göttliche, im Lichte erscheinende Liebe, aufgesogen im Zeitalter der Bewußtseinsseelenentwickelung von all den Ingredienzien des Bösen, die in der Zeit der Bewußtseinsseelenentwickelung latent oder offenbar in der Menschheit wüten, wird der göttliche Zorn. Das ist das Geheimnis des nächsten Zeitalters, daß durch dasjenige, was in der Menschheit geschieht, die göttliche Liebe erscheinen wird in der Form des göttlichen Zornes – des göttlichen Zornes, der schützen wird vor allen materiellen Gestaltungen, die entstehen infolge des materialistischen Bewußtseinsseelenzeitalters, der schützen wird dadurch, daß er diese Gestaltungen untergehen läßt, vor dem weiteren schädigenden Wirken. Ausgehend von dem, was dem Apokalyptiker erscheint, spricht er von der Ausgießung der Zornesschalen im nächsten Zeitalter. Das ist dasjenige, was in den Mysterien ausgesprochen wurde in einem Satze, der furchtbar erschütternd auf den angehenden Initiaten wirkte: In der Sphäre der menschlichen Illusion tritt die göttliche Liebe in der Form des göttlichen Zornes in die Erscheinung. Die Ausgießung des göttlichen Zornes in dem Zeitalter, in dem, in viel stärkerem Grade als im unsrigen, das was Menschen tun, Einfluß haben wird auf das Naturgeschehen. Aber das, was da der göttliche Zorn ausgießt über die Menschen, das ist in Wahrheit immer noch eine Offenbarung der göttlichen Liebe. Der in den Schriften geschriebene Satz ist so alt, daß er in Europa sehr häufig noch in orientalischer Form ausgesprochen wird, indem man sagt: In der Region der Maya tritt die göttliche Liebe als der göttliche Zorn zutage. [3]

Sie wissen, daß der Mensch eingehüllt ist in einen Astralleib, der diesen physischen Leib durchtränkt, und daß in ihm Sinnesorgane liegen, die ganz andere sind als die Sinnesorgane im physischen Leibe. Sie wissen, wir sprechen da von den Lotusblumen oder Rädern (siehe: Astralleib – Organe und deren Organisation). Das, was heute der Mensch als solche astralen Sinne entwickeln kann, wird der menschliche physische Leib in der Zukunft als physische Sinne haben. Das Astrale ist auf dem Weg, physisch zu werden. Wodurch bildet nun der heutige Mensch jene Zukunftsorgane aus, die heute erst astral sind? – Durch das, was er heute auf dem physischen Plane im Sinne des Wahren, Schönen und Guten arbeitet. Arbeit und Tat von heute ist die Grundlage von Organen in der Zukunft. – Eine Tat, die in der Gegenwart angelegt ist, um in der Zukunft herauszutreten, nennt die christliche Esoterik «versiegelt».

Wer nur den physischen Plan anschaut, für den ist die Entwickelung ein Buch mit sieben Siegeln. Wer auf den Astralplan hinschaut, dem zeigen sich schon als Anlage alle künftigen Organe; ihm schließen sich die Organe als Bilder auf. Da würde der Esoteriker sagen: Siehst du hin auf den Mittelpunkt, der als Lamm bezeichnet wird, so gibt dir das Lamm das Buch in die Hand, und das Buch entsiegelt sich so, daß das, was in der Zukunft Gestalt haben wird, nur in Bildern ausgedrückt werden kann. Daher wird Stück für Stück von dem, was eintreten kann, durch Bilder ausgedrückt. [4]

Zitate:

[1]  GA 104, Seite 166f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[2]  GA 104, Seite 168   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[3]  GA 346, Seite 215uf   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)
[4]  GA 104a, Seite 52f   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)

Quellen:

GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 104a:  Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes (1907/1909)
GA 346:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken (1924)