Apokalypse des Johannes
► Erster Tod – zweiter Tod

Dasjenige, worauf der Apokalyptiker seinen Seherblick wendet, ist, daß es Menschen gibt, die eins werden mit der Materie, die aufbrauchen die geistigen Kräfte, die sie als altes Erbgut besitzen, ohne sich anzuschließen an den Christus. Ein solcher Mensch würde nach und nach das Devachan verlieren, das Kamaloka würde länger und länger dauern, und der Mensch würde gefesselt sein, mit der Schwere der Erde verbunden. Dies tun heute nur die schwarzen Magier; der gewöhnliche Mensch kann sich noch nicht aller Weisheit verschließen. Der Apokalyptiker muß aber alles hinstellen in der Perspektive, um darauf hinzuweisen, daß der Impuls des Christus es ist, der sie errettet. Im zweiten Sendschreiben heißt es deshalb, das wäre der «zweite Tod» – der «geistige Tod», wie Paulus es nennt. [1]

Im Leben kann sich der Mensch einen Genuß verschaffen, nach dem Tode nicht. Die Begierde hört aber nicht auf, denn sie hat nicht im physischen, sondern im Astralleib ihren Sitz. Weil nun das physische Werkzeug fehlt, so fehlt auch die Möglichkeit diese Begierde zu befriedigen. Solche Menschen schauen im Kamaloka hinunter in die physische Welt, die sie verlassen haben, sie schauen da, was ihnen jetzt noch Genuß machen könnte und dadurch kommt jener brennende Durst in sie. Denken Sie an den letzten Tod, der möglich ist in der Erdentwickelung, an das letzte Ablegen des physischen Leibes. Dies ist das, was in der Apokalypse der erste Tod genannt wird. Und diejenigen, die das Christus-Prinzip aufgenommen haben, sehen diesen physischen Leib sozusagen, wie eine abfallende Schale. Für sie hat jetzt der Ätherleib Bedeutung. Der ist mit Hilfe des Christus so organisiert, daß er dem astralischen Leib vorderhand angepaßt ist. Nur mit all dem, was durch die Hilfe des Christus in den Ätherleib hineingebracht worden ist, leben die Menschen jetzt weiter in der vergeistigten Erde. Dagegen gibt es die anderen, die das Christus-Prinzip nicht in sich aufgenommen haben. Den physischen Leib müssen auch sie verlieren (siehe aber: Phantom). Ein Ätherleib bleibt zurück, dem nicht der Christus geholfen hat, dem astralischen Leib angepaßt zu sein, der hingeordnet ist nach dem physischen Leib. Das sind diejenigen Menschen, die heiße Begierdenglut empfinden werden nach der physischen Sinnlichkeit. Und dann tritt in der weiteren Entwickelung ein Zustand ein, wo die Vergeistigung der Erde so fortschreitet, daß es auch keinen Ätherleib mehr geben kann. Diejenigen aber, die in ihrem Ätherleib die Begierde nach dem haben, was vergangen ist, die können diesen Ätherleib auch nicht behalten, wenn alles astralisch wird. Er wird ihnen genommen werden, wird aus ihnen gerissen werden, und jetzt empfinden sie das als ein zweites Sterben, als den «zweiten Tod». Dieser zweite Tod geht an den anderen, die ihren Ätherleib mit dem astralischen Leib durch Aufnahme des Christus-Prinzips harmonisch gemacht haben, unvermerkt vorüber. Über sie hat der zweite Tod keine Macht. [2] Der neue Jupiter wird begleitet sein wie von einem Trabanten von denjenigen, die ausgeschlossen sind von dem Leben im Geistigen, die den zweiten Tod erlebt haben, die daher keine Möglichkeit haben, das Jupiterbewußtsein zu erlangen. Selbst auf diesem Jupiter gibt es noch eine letzte Möglichkeit, durch die starke Kraft, welche die Vorgerückteren haben, diese also Hinuntergesunkenen noch einmal zur Umkehr zu bewegen und auch eine Anzahl zur Umkehr zu bringen. Erst bei der Venusverkörperung wird die allerletzte, die unabänderliche Entscheidung fallen. [3]

Dann wird gesagt ein merkwürdiges Wort: «Hie ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl.» Die alte Hellsehergabe hat der Mensch verloren, und dafür hat er den Verstand eingetauscht und ist heruntergestiegen in die Materie. Dieser Verstand kann eine wichtige Hemmung sein für die spirituelle Entwickelung. Nichts anderes wird es zuletzt sein, was den Menschen gründlich davon abhalten kann, zum Christus Prinzip zu kommen, als dieser verführte Verstand, diese verführte Intelligenz. Und wenn diejenigen, die zuletzt dem zweihörnigen Tier verfallen werden, zurückblicken könnten auf das, was ihnen eigentlich den bösen Streich gespielt hat, dann würden sie sagen: Zwar ist die Anlage zum Abgrund erst später gekommen, aber was mir verfinstert hat das Christus-Prinzip, das ist der Verstand. – Oh, derjenige, der diesen Verstand hat, der überlege sich die Zahl des Tieres. [4]

Zitate:

[1]  GA 104a, Seite 85   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)
[2]  GA 104, Seite 246ff   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[3]  GA 104, Seite 248f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[4]  GA 104, Seite 249ff   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)

Quellen:

GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 104a:  Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes (1907/1909)