Apokalypse des Johannes
► Das Sonnendämonium Sorat

Wie oft hat innerhalb unserer Erde die Menschheit Gelegenheit, der Verführung zum Bösen zu unterliegen? Zunächst in demjenigen Zeitraum, der auf den unsrigen folgt, vor dem großen Kriege. Dann hat sie ein zweites und ein drittes Mal Gelegenheit dazu. Es bildet sich also dieser Herabstieg zum Bösen nach und nach aus. Wenn die Erde sich wiederum mit der Sonne verbunden haben wird, da werden diejenigen, die das Christus-Prinzip in sich aufgenommen haben, reif sein, aufzugehen in die Kräfte der Erde, die sich mit der Sonne vereinigen; ausgeschlossen werden diejenigen sein, welche die Möglichkeit zum Bösen in sich aufgenommen haben. Diese sind gleichsam so, daß sie die Sonne von sich stoßen. Der Apokalyptiker bezeichnet dasjenige Wesen, welches die Menschen dahin führt, sich so zu vergeistigen, daß sie sich mit der Sonne vereinigen können, als den Christus, als das Lamm. Man bezeichnet die Christus-Wesenheit als den Genius der Sonne, der sich mit der Erde vereinigt und auch der Genius der Erde wird. Er hat schon begonnen, es zu werden seit dem Ereignis von Golgatha. Aber es gibt auch ein gegnerisches Prinzip dieses Lammes: das sogenannte Dämonium der Sonne, dasjenige, was in den bösen Kräften der Menschen wirkt, zurückstossend die Kraft des Lammes. In jener Zeit, wo die Erde mit der Sonne vereinigt ist, wird nicht nur dasjenige ausgestoßen sein, was durch das Tier mit den 7 Köpfen und 10 Hörnern symbolisiert wird, sondern auch das, was mit Kräften ausgestattet ist, die der Sonne gegenteilig sind. Das alles ist bestimmt, in den Abgrund hineinzuverschwinden, wenn die 666 erfüllt sein wird. [1] Nun hat man diese 666 immer in einer sehr geheimnisvollen Weise aufgeschrieben. In den Mysterien, aus denen der Apokalyptiker seine Einweihung erhalten hat, schrieb man 400 200 6 60 (Im Hebräischen schreibt man nun Zahlen mit Buchstaben), daher muß man schreiben 400 als Taw ת, 200 als Resch ר, 6 als Waw ו, 60 als Samech ס. Zu gleicher Zeit haben diese vier Buchstaben als Laute eine ganz besondere okkulte Bedeutung. Was muß denn eigentlich die Zahl 666 bedeuten, wenn sie ausdrücken soll, was wir angeführt haben? Sie muß bedeuten das Prinzip, das den Menschen zur völligen Verhärtung führt im äußeren physischen Leben, so daß er geradezu von sich stößt, was ihn befähigt, die niederen Prinzipien abzustreifen und hinaufzusteigen zu den höheren. Was der Mensch bekommen hat an physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib und niederem Ich, bevor er sich zum höheren hinauf erhebt, diese 4 Prinzipien werden zu gleicher Zeit durch diese 4 Buchstaben ausgedrückt: durch das Samech der physische Leib, durch das Waw der Ätherleib, durch das Resch der Astralleib und durch das Taw das niedere Ich. Wenn wir diese Laute (wie im Hebräischen) von rechts nach links lesen und die (im Hebräischen ungeschriebenen) Vokale einsetzen, so heißt es «Sorat». Dies ist der Name des Sonnendämons, des Gegners des Lammes. Und jedes solches geistige Wesen hat man bezeichnet nicht nur mit seinem Namen, sondern auch mit einem ganz bestimmten Sinnbild. Für Sorat gab es ein Zeichen. Sorat-Zeichen Der Apokalyptiker beschreibt das Zeichen so: «Und ich sah ein ander Tier aufsteigen aus der Erde, das hatte zwei Hörner gleich wie ein Lamm.» Das sind nichts anderes als die 2 Striche oben an der Zeichnung, und um das zu verhüllen, nennt er einfach die 2 Striche hier Hörner. Das war immer so im Gebrauch der Mysteriensprache, daß man ein Wort vieldeutig gebraucht hat, um den Uneingeweihten nicht so ohne weiteres die Möglichkeit zu geben, die Sache zu verstehen. [2] Die Menschen selber können keine Gegner des Christus sein, können nur sozusagen durch das, was in ihnen an falscher Kraft ist, versäumen, das Christus-Prinzip in sich aufzunehmen. Aber es gibt einen Gegner: das Sonnen­dämonium. Das erscheint, sobald etwas da ist, das ihm zur Beute fallen kann. Bevor die Menschen da sind mit den 7 Köpfen und 10 Hörnern, ist nichts zu verführen, da hat auch der Verführer nichts zu suchen. Dann aber, wenn der Mensch mit solchen Anlagen erscheint, dann kommt der Verführer, als das zweite der Tiere. In dem Augenblicke also, wo die Erde in den astralischen Zustand übergeht, erscheint vom Menschen dasjenige, was an ihm vorhanden war, als die Erde noch mit einer Wasserhülle umkleidet war. Aus dem Wasser sieht man sich erheben das Tier mit den 7 Köpfen und den 10 Hörnern. Daß dieses Tier unbenützt gelassen hat die Erde, das macht, daß jetzt aus der Erde aufsteigen kann Sorat, der Sonnengegner, der Verführer, der dadurch sich dem Menschen nahen und ihn mit aller Kraft in den Abgrund hinunterreißen kann. So sehen wir ein Wesen an die Menschen sich schmiegen das eine furchtbare Gewalt hat. Damit die Menschen verführt werden zur bloßen Unmoral, zu dem, was sie schon als Normalmenschen kennen, dazu braucht es dieses Ungeheuer nicht. Erst wenn dasjenige, was im guten Sinne die Wesen auszeichnet, die dem Menschengeschlecht Rettung bringen, erst wenn die spirituelle Erhebung in ihr Gegenteil verwandelt wird, wenn die spirituelle Kraft in den Dienst des niederen Ich-Prinzips gestellt wird, dann kann sie die Menschheit so weit bringen, daß das Tier, das dargestellt wird mit den 2 Hörnern, über sie Gewalt erlangt. Der Mißbrauch der spirituellen Kräfte, schwarze Magie genannt, hängt zusammen mit jener verführerischen Kraft des Tieres mit den zwei Hörnern. Es wird sich letzten Endes die Menschheit spalten in Wesen, welche die weiße, und in solche, welche die schwarze Magie treiben. So ist in dem Geheimnis von 666 oder Sorat das Geheimnis der schwarzen Magie verborgen. [3]

Wenn wir uns die Gesamtheit der Wesen vorstellen, die walten im Zusammenhang mit den einzelnen Planeten einschließlich der Sonne, dann bekommen wir dasjenige, was als die Geistigkeit jedes einzelnen dieser Planeten bis ins 14. Jahrhundert, selbst von den katholischen Kirchenlehrern, als die Intelligenz der Planeten angeschaut wurde. Wir können durchaus von der Intelligenz der Planeten als von einer Realität sprechen, so wie wir von der Erdenmenschheit sprechen können als der Intelligenz der Erde. Und jeder solche Planet hat nicht nur seine Intelligenz, sondern auch seinen Dämon; und die Gesamtheit der Gegner der Intelligenzen auf einem Planeten sind Dämonen. Und so ist es auch auf der Sonne. Wenn wir nun in dem Christentum vorzugsweise eine Evolution im Sinne des Sonnengenius sehen, der Sonnenintelligenz, so müssen wir in dem, was der Evolution des Christentums widerstrebt, den Sonnendämon sehen. Und das sah der Apokalyptiker. Er sah hinter die Kulissen desjenigen, was geschah, indem das Christentum aus Rom nach dem Osten flüchtete, und er sah das Christentum andere Formen des Erkennens annehmen. Er sah hereinbrechen in dieses nach zwei Seiten hin vom Schein bedrohte Christentum das mächtige Gegenprinzip des Arabismus. «Dem Sonnendämon ergebene Menschen», ihrer Seelenart nach, so würde der Apokalyptiker, wenn er darum gefragt worden wäre, die Vertreter des Arabismus in Europa genannt haben. Und ihm war es klar, daß aus diesem Arabismus alles aufsteigt, was den Menschen an die Tierheit heranbringt, in den Anschauungen, aber nach und nach ja auch in den Willensimpulsen. Deshalb darf man sich fragen: Was würde denn geschehen, wenn der Arabismus, die Lehre des Sonnendämons, vollständig siegen würde? – Dann würde die Menschheit herausgeworfen aus dem Erleben solcher Zustände, wie sie von den Menschen erlebt werden müssen, wenn das Wirken des Karma aus früheren Inkarnationen oder die Transsubstantiation erfaßt werden soll. [4] Aber die Zahl 666 ist einmal da in jener Zeit in welcher der Arabismus hineinschießt in das Christentum, um der abendländischen Kultur das Siegel des Materialismus aufzudrücken, sie ist ein zweites Mal da, nachdem wieder 666 Jahre verlaufen sind: 1332, im 14. Jahrhundert. Sie erscheint demjenigen, der so schaut wie der Apokalyptiker, das Weltgeschehen wie ein fortwährendes Fluten einer Epoche von 666 Jahren Das Tier erhebt sich, bedrohend das Christentum mit seinem Suchen nach dem wahren Menschentum, geltend machend gegen das Menschentum das Tiertum; es regt sich Sorat. Im 14. Jahrhundert sehen wir wieder sich erheben den Sorat, den Widersacher. Es ist die Zeit, in welcher aus tiefen Seelenuntergründen heraus, viel mehr als aus dem Orientalismus heraus, der Tempelherren-Orden in Europa stiften wollte eine Sonnenansicht des Christentums, eine Ansicht vom Christentum, die wiederum hinaufschaute zu dem Christus als einem Sonnenwesen, als einem kosmischen Wesen, die wiederum etwas wußte von den Geistigkeiten der Planeten und der Sterne, die wußte, wie im Weltengeschehen zusammenwirken die Intelligenzen weit auseinanderliegender Welten, nicht bloß die Wesenheiten eines Planeten, und die auch etwas wußte von den mächtigen Oppositionen, die stattfinden durch solche widerspenstigen Wesenheiten wie den Sonnendämon Sorat, der einer der mächtigsten Dämonen innerhalb unseres Systems ist. Im Grunde ist es Sonnendämonie, welche im Materialismus der Menschen wirkt.

In den Herzen und Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen konnten, als bis dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay 1314 den Tod gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die Widersacher des kosmischen, des in den Kosmos hinaus­schauenden Christus waren, lebte Sorat wieder auf, und nicht zum geringsten Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung der römischen Kirche bediente, um gerade die Templer zu töten. Damals war ja das Hervortreten dieses Sorat schon anschaulicher, denn es umschwebt ein grandioses Geheimnis den Untergang dieses Tempelherren-Ordens. Wenn man in das hineinschaut, was in diesen Menschen, die dazumal als Templer hingerichtet worden sind, vorging während ihrer Folterungen, dann bekommt man schon eine Vorstellung davon, wie das von Sorat angestiftet war, was in den Visionen der gefolterten Templer lebte, so daß sie sich selbst verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie hatte, die aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand vor den Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes vertraten, während ihrer Folterung nicht davon sprechen konnten, sondern daß die verschiedenen Geister aus den Heerscharen des Sorat aus ihnen sprachen und über den Orden selbst die schändlichsten Dinge aus dessen eigenen Angehörigen sprachen. [5] Wir haben jetzt bevorstehend das Zeitalter der dritten 666: das Jahr 1998. Zum Ende dieses Jahrhunderts kommen wir zu dem Zeitpunkt, wo Sorat wiederum aus den Fluten der Evolution am stärksten sein Haupt erheben wird, wo er sein wird der Widersacher jenes Anblickes des Christus, den die dazu vorbereiteten Menschen schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben werden durch die Sichtbarwerdung des ätherischen Christus. Beim Ablauf der ersten 666 war Sorat noch hineingeheimnißt in den Evolutionsgang der Ereignisse; man sah ihn nicht in äußerlicher Gestalt, er lebte in den Taten des Arabismus drinnen und der Initiat konnte ihn sehen. Als die zweiten 666 Jahre abgelaufen waren, zeigte er sich schon in dem Denken und Fühlen der gefolterten Templer. Und noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts wird er sich zeigen, indem er in zahlreichen Menschen auftreten wird als diejenige Wesenheit, von der sie besessen sind. Man wird Menschen heraufkommen sehen, von denen man nicht wird glauben können, daß sie wirkliche Menschen seien. Sie werden sich in einer eigentümlichen Weise auch äußerlich entwickeln. Sie werden äußerlich intensive starke Naturen sein mit wütigen Zügen, Zerstörungswut in ihren Emotionen. Sie werden ein Antlitz tragen, in dem man äußerlich eine Art Tierantlitz sehen wird. Die Soratmenschen werden auch äußerlich kenntlich sein, sie werden in der furchtbarsten Weise nicht nur alles verspotten, sondern alles bekämpfen und in den Pfuhl stoßen wollen, was geistiger Art ist. Ein herabgedämpftes Bewußtsein ist aber immer das Eingangstor für ahrimanische Dämonenmächte, und einer der größten dieser Dämonen ist Sorat. [6]

Zitate:

[1]  GA 104, Seite 226f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[2]  GA 104, Seite 227ff   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[3]  GA 104, Seite 230f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[4]  GA 346, Seite 116f   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)
[5]  GA 346, Seite 119f   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)
[6]  GA 346, Seite 122ff   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)

Quellen:

GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 346:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken (1924)