Karma und Dharma sind zwei Begriffe, die sich gegenseitig ergänzen und bedingen. Das Karma des Menschen bestimmt sein Schicksal nach demjenigen, was er in seinen früheren Daseinsstufen getan hat. Der Dharma aber ist das Gesetz, nach dem er weiter, in die Zukunft hinein, nach seinen von ihm in der Vergangenheit erworbenen Eigenschaften und Fähigkeiten leben soll. Und eines jeden Dharma ist durch sein Karma bestimmt. Er kommt am weitesten, er wird das für ihn Beste erreichen, wenn er sich innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeiten und derjenigen Pflichten hält, die ihm durch seine Lebenslage auferlegt sind. Es ist nicht richtig, sich ohne Rücksicht auf diese Lebenslage an Aufgaben zu hängen, die einem besonders reizvoll und wert erscheinen. Es sind das vielleicht nur Aufgaben, die nur derjenige lösen kann, der ein ganz anderes Karma hat. [1]
Was Buddha der Welt gab, war das, was die Menschen im Laufe der Zeit aus ihrer eigenen Gesinnung und Moral zu entwickeln haben als Mitleid und Liebe. Wäre es damals nicht geschehen, daß der Bodhisattva vollständig in dem Leibe des großen Gautama Buddha erschienen wäre, dann würde nicht in die eigene menschliche Seele aller Menschen dasjenige übergehen haben können, was wir Gesetzmäßigkeit, Dharma, nennen, die der Mensch aus sich selbst heraus nur entwickeln kann, wenn er seinen astralischen Inhalt aus sich heraussetzt, um sich zu befreien von allen schlimmen Wirkungen des Karma. Das wird uns auch in großartiger Weise in der Buddha-Legende angedeutet, indem gesagt wird, daß Buddha dahin gelangt, «das Rad des Gesetzes zu rollen». Das heißt, es ging wirklich von der Erleuchtung des Bodhisattva zum Buddha eine Stromwelle über die ganze Menschheit hin; und die Folge davon war, daß die Menschen jetzt aus ihrer eigenen Seele heraus Dharma entwickeln konnten und nach und nach sich hinaufschwingen können zu der ganzen Tiefe des achtgliedrigen Pfades. Das war die Aufgabe dieses Bodhisattvas. [2]
| [1] | GA 34, Seite 523 | (Ausgabe 1960, 627 Seiten) |
| [2] | GA 114, Seite 107f | (Ausgabe 1955, 225 Seiten) |
| GA 34: | Lucifer – Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den Zeitschriften «Luzifer» und «Lucifer – Gnosis» 1903 – 1908 (1903-1908) |
| GA 114: | Das Lukas-Evangelium (1909) |