Pfad achtgliedriger des Buddhismus

Eine jede für die heutige Zeit richtige Esoterik muß alle Methoden verbannen, welche aus den niederen Leibern in das Ich heraufpumpen die Kräfte, die zur höheren Erkenntnis führen sollen; denn dadurch sind wir gesund, daß diese Kräfte unten bleiben. Die Kräfte zur Entwickelung der hellseherischen Fähigkeiten sind unmittelbar in der Gegend unseres Kehlkopfes lokalisiert. Es sind das im höchsten Sinne moralische Fähigkeiten, die auch in der Buddha-Lehre als der achtgliedrige Pfad dargestellt werden. [1] In der Lehre des Buddha finden Sie den achtgliedrigen Pfad angegeben: Rechtes Entschließen, rechtes Denken, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sich-Versenken. – Solch ein großer Eingeweihter wie Buddha spricht nicht aus einem unbestimmt gefühlten Ideale heraus, er spricht aus der Erkenntnis der menschlichen Natur, er weiß, welchen Einfluß auf diejenigen Körper, welche sich erst in der Zukunft entwickeln müssen, das Ausüben solcher seelischen Betätigungen hat. Wenn wir die 16blättrige Lotusblume (siehe: Astralleib – Organe und deren Organisation) an einem heutigen Durchschnittsmenschen betrachten, so sehen wir eigentlich sehr wenig. In Zeiten urferner Vergangenheit war diese Lotusblume schon einmal vorhanden. Sie ist in ihrer Entwickelung zurückgegangen. Heute erscheint sie wieder etwas durch die Kulturarbeit des Menschen. In der Zukunft aber wird diese 16-blättrige Lotusblume wieder zur vollen Entwickelung kommen. Jedes Blatt wird in einem anderen Farbenton erscheinen, sie wird sich von links nach rechts bewegen. Was jeder Mensch einmal in der Zukunft erleben und besitzen wird, das bildet derjenige, der in der Einweihungsschule seine Ausbildung sucht, in bewußter Weise heute schon aus. Nun sind 8 von diesen 16 Blättern in urferner Vergangenheit bereits ausgebildet worden. Acht müssen heute noch ausgebildet werden, wenn der Geheimschüler zum Gebrauch dieses Sinnesorgans kommen will. Diese bilden sich aus, wenn der Mensch in bewußter Weise aufmerksam und klar den achtgliedrigen Pfad geht, wenn er diese von Buddha angegebenen acht Seelenbetätigungen in bewußter Weise ausübt. [2]

Das ist die Ursache des Leidens in der Welt, daß aus den früheren Inkarnationen etwas zurückgeblieben ist, über das der Mensch nichts weiß. Aber wenn er sich bewußt wird, was in seinem astralischen Leibe für Kräfte liegen, in die er hineindringen kann, dann kann er sich, wenn er will, ein Wissen aneignen, das unabhängig geblieben ist von allem Früheren, ein eigenes Wissen. Dieses Wissen wollte der große Buddha den Menschen übermitteln in dem sogenannten achtgliedrigen Pfade. Darin will er diejenigen Kräfte angeben, welche der Mensch ausbilden soll, damit er im gegenwärtigen Menschheitszyklus zu einem solchen Wissen kommt, das unbeeinflußt ist von den immer wiederkehrenden Wiedergeburten.

1. Der Mensch kommt zu einem solchen Wissen über die Welt, wenn er sich eine richtige Meinung über die Dinge aneignet, eine Meinung, die nichts zu tun hat mit Sympathie oder Antipathie oder damit, daß er für sie eingenommen ist, sondern indem er versucht – rein nach dem, was sich ihm außen darbietet –, nach Kräften über ein jedes Ding die richtige Meinung zugewinnen.

2. Es ist notwendig, daß wir uns bestreben nach unserer richtigen Meinung auch zu urteilen, nicht nach irgendwelchen anderen Einflüssen. Also das richtige Urteilen ist das Zweite, um was es sich handelt.

3. Das Dritte ist, daß wir uns bestreben, wenn wir uns der Welt mitteilen, das auch richtig auszudrücken, was wir mitteilen wollen, was wir richtig meinen und richtig geurteilt haben; daß wir in unsere Worte nichts anderes hineinlegen, als was unsere Meinung ist, und zwar nicht nur in unsere Worte, sondern in alle Äußerungen der menschlichen Wesenheit. Das ist das richtige Wort im Sinne Buddhas.

4. Als Viertes ist notwendig, daß wir uns bestreben, nicht nach unseren Sympathien und Antipathien, nicht nach dem, was dunkel in uns wühlt als Samskara, unsere Taten auszuführen, sondern daß wir dasjenige zur Tat werden lassen, was wir als unsere richtige Meinung, als unser richtiges Urteilen und als richtiges Wort erfaßt haben. Das ist also die richtige Tat, die richtige Handlungsweise.

5. Der Mensch sollte die Möglichkeit gewinnen, aus der Lage, in die er hineingeboren ist oder in die ihn das Schicksal hineingebracht hat, das Beste herauszuholen, was er herausholen kann, also den besten Standort gewinnen. Wer nicht Befriedigung fühlt in seiner Lage, in der er ist, der wird auch nicht aus dieser Lage die Kraft herausziehen können, die ihn zum richtigen Wirken in der Welt bringt. Das nennt Buddha den richtigen Standort gewinnen. [3]

6. Der Mensch sollte sich bestreben, nicht die Gewohnheiten zu behalten, die aus Samskara ihm kommen, sondern sich jene Gewohnheiten anzueignen, die aus der richtigen Meinung, dem richtigen Urteil usw. ihm nach und nach ganz zu eigen werden. Das sind die richtigen Gewohnheiten, die wir uns aneignen sollen.

7. Wir bringen dadurch Ordnung in unser Leben hinein, daß wir nicht immer das Gestern vergessen, wenn wir heute handeln sollen. Er muß immer das verwerten, was er schon gelernt hat, muß die Gegenwart an die Vergangenheit anknüpfen. Also das richtige Gedächtnis – so ist es im buddhistischen Sinne gesprochen – hat sich der Mensch auf dem achtgliedrigen Pfade anzueignen.

8. Und das Achte ist das, was der Mensch dadurch gewinnt, daß er ohne Vorliebe für diese oder jene Meinung, ohne daß er mitsprechen läßt, was ihm von früheren Inkarnationen geblieben ist, sich rein den Dingen hingibt, sich in sie versenkt und nur die Dinge zu sich sprechen läßt. Das ist die richtige Beschaulichkeit. 114.77 (Siehe auch: Astralleib – Organe, 16-blättrige Lotusblume).

Zitate:

[1]  GA 143, Seite 58   (Ausgabe 1970, 248 Seiten)
[2]  GA 53, Seite 264f   (Ausgabe 1981, 508 Seiten)
[3]  GA 114, Seite 75f   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)

Quellen:

GA 53:  Ursprung und Ziel des Menschen. Grundbegriffe der Geisteswissenschaft (1904/1905)
GA 114:  Das Lukas-Evangelium (1909)
GA 143:  Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus. (1912)