Brahma

Die esoterische Philosophie aller Zeiten bezeichnet das Weltall in seinen Tiefen als ein rhythmisches Leben des Weltengeistes. Die indische Philosophie zum Beispiel spricht von dem Ein- und Ausatmen Brahmas. Brahma macht verschiedene Stadien seines göttlichen Lebens durch. Diese Stadien verlaufen so, daß sie mit einem Ein- und Ausatmen des göttlichen Urgeistes verglichen werden können. Das Ausatmen wurde ein Weltentstehen, das Einatmen ist der Übergang von einer Welt, die ihre Aufgabe erfüllt hat, in eine Art von Schlafzustand, der dann überzugehen hat in ein neues Dasein, in eine neue Ausatmung. So wechseln fortwährend die Zustände der offenbaren Welt und die Zustände der Ruhe. Manvantara und Pralaya das sind die Zustände der Offenbarung und die Zustände der in sich selbst ruhenden Gottheit. [1]

Der erste, der urindische Zeitraum, der entwickelte eine Religion, die wie ein inneres Aufleuchten erscheint, wie eine innere Wiederholung in Vorstellungen und Gefühlen des allerersten Zeitraums, wo Sonne und Mond noch mit der Erde verbunden waren, wo jene erhabenen Wesen der Sonne noch auf der Erde wohnten. Wir können uns denken, daß da eine erhabene Vorstellung geweckt werden mußte. Und den Geist, der sich mit allen Engeln, Erzengeln, mit allen Geistern, hohen Göttern und Wesenheiten verband, in dem ersten Zustande der Erde, dem Urnebel, den faßte das indische Bewußtsein zusammen unter einer hohen Individualität, unter dem Namen Brahma. [2]

Brahma ist alles dasjenige, was sich ausbreitet als der Mutterschoß der ganzen Welt. [3] Das Göttliche teilte sich für den Brahmanismus in drei Aspekte, in Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma nennt man mit Recht den großen Baumeister der Welt, der Ordnung und Harmonie in der Welt bewirkt. Vishnu bezeichnet man als eine Art Erlöser, Befreier, Erwecker des schlummernden Lebens und Shiva ist derjenige, der das von Vishnu erweckte schlummernde Leben segnet und emporhebt zu den Höhen, zu denen man es überhaupt emporheben kann. [4]

Zitate:

[1]  GA 88, Seite 48   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)
[2]  GA 106, Seite 34f   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[3]  GA 146, Seite 151   (Ausgabe 1962, 163 Seiten)
[4]  GA 54, Seite 451f   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)

Quellen:

GA 54:  Die Welträtsel und die Anthroposophie (1905/1906)
GA 88:  Über die astrale Welt und das Devachan (1903-1904)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 146:  Die okkulten Grundlagen der Bhagavad Gita (1913)