Manvantara

Man nennt den Zustand, in dem alles zum Leben erwacht, nach und nach herauskommt und von Anfängen bis zur Vervollkommnung, bis zu einem Höhepunkt fortschreitet, ein «Manvantara». Wenn der Zustand der Vollkommen-heit eingetreten ist, dann folgt neuerdings wieder ein Pralaya, ein Schlafzustand, und auf diesen folgt wiederum ein Zustand des Wachens und Wachsens. So geht der Planet siebenmal durch diese Folge von Zuständen hindurch, siebenmal wieder erwachend zu einem neuen Rundenleben. [1] Der Entwickelungszustand, in dem das Leben äußerlich entfaltet ist, nennt man Manvantara, den dazwischenliegenden Ruhezustand Pralaya. Zwischen zwei Manvantara liegt ein Pralaya.

So wenig der Mensch während seines Schlafes aufhört zu leben, ebensowenig erstirbt sein und seines Weltkörpers Leben während eines Pralaya. Nur sind die Lebenszustände in den Ruhepausen mit den Sinnen, die sich während des Manvantaras ausbilden, nicht wahrzunehmen, wie auch der Mensch während des Schlafes nicht wahrnimmt, was um ihn herum sich abspielt. [2]

Die esoterische Philosophie aller Zeiten bezeichnet das Weltall in seinen Tiefen als ein rhythmisches Leben des Weltengeistes. Die indische Philosophie zum Beispiel spricht von dem Ein- und Ausatmen Brahmas. Brahma macht verschiedene Stadien seines göttlichen Lebens durch. Diese Stadien verlaufen so, daß sie mit einem Ein- und Ausatmen des göttlichen Urgeistes verglichen werden können. Das Ausatmen wurde ein Weltentstehen, das Einatmen ist der Übergang von einer Welt, die ihre Aufgabe erfüllt hat, in eine Art von Schlafzustand, der dann überzugehen hat in ein neues Dasein, in eine neue Ausatmung. So wechseln fortwährend die Zustände der offenbaren Welt und die Zustände der Ruhe. Manvantara und Pralaya, das sind die Zustände der Offenbarung und die Zustände der in sich selbst ruhenden Gottheit. [3]

Zitate:

[1]  GA 89, Seite 108   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[2]  GA 11, Seite 143   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[3]  GA 88, Seite 48   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 88:  Über die astrale Welt und das Devachan (1903-1904)
GA 89:  Bewußtsein – Leben – Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie (1903-1906)