Bewußtsein
► Überbewußtsein künftiges

Eigentlich leben wir schon in der Zeit, wo in der mannigfaltigsten Weise für den, der in der Lage ist, Selbstbeobachtung, Selbsbesinnung namentlich zu üben, die gegenwärtige Art des Durchlebens von Schlafen, Wachen und Träumen zu inneren Zwiespälten, zu inneren Konflikten führt. Denn geradeso wie abgebröckelt ist von der Menschheit der Tiefschlaf (mit dem mineralischen Bewußtsein), der etwas so Bedeutsames für die Menschheit einer älteren Vergangenheit war, daß die Initiierten diesen Menschen auseinandersetzen mußten die Natur dessen, was der Mensch durchmachte in diesem Tiefschlaf, ebenso bröckelt ab dasjenige, was der heutige Schlaf ist. Nicht als ob der Mensch fortwährend nun in Zukunft träumen würde die ganze Nacht hindurch, aber er macht eigentlich diesen Zustand so durch, daß die Träume dumpfer werden. Wie sie sich seit alten Zeiten auch verwandelt haben aus den Wachträumen zu unserem abstrakten Vorstellen, so werden sich die heutigen chaotischen Träume abstumpfen, und der Mensch wird eben diesen dumpfen Traumschlaf haben. Der Traum wird ihm nicht zum Bewußtsein kommen. Darüber wird der heutige Wachzustand mit dem abstrakten, sogenannten logischen Denken sein. Aber dann wird ein Überbewußtsein kommen, ein Überbewußtsein, das heute schon in die Menschheit hereintritt für den, der diese Dinge versteht. Denn dieses Überbewußtsein, das befaßt sich namentlich mit dem menschlichen Willen und mit der Wirkung, die der Wille haben kann, indem er sich bewegt auf dem Nervensystem. Und wenn Sie heute die ungezügelte Art der menschlichen Willensentfaltung in weitesten Horizonten beobachten, und verstehen das mit der Initiationswissenschaft, dann sehen Sie schon, wie hereindringt in Seelenäußerungen – hereindringt selbst bis in physische Krankheitszustände – dasjenige, was die Ankündigung eines Überbewußtseins ist, eines höheren Bewußtseins als des gewöhnlichen Wachbewußtseins. Aber es ist heute noch nicht etwas, was die Menschen erleben wollen, weil sie es nur erleben können, wenn sie Geisteswissenschaft zu ihrem Eigentum machen. Diese fügt zu dem gewöhnlichen abstrakten Denken ein innerlich lebendiges Denken hinzu. Das ist aber nicht etwas, was man willkürlich hinzufügen und willkürlich weglassen kann, das ist etwas, was sich ergibt, weil einfach eine gewisse Organisation in der Menschheit eintritt, die in älteren Zeiten nicht da war, die in der Gegenwart erst in den ersten Anlagen da ist. Die Bewegungsorgane des Menschen, Arme, Beine, Hände, Füße, bekommen eine immer mehr sich ändernde Blutzirkulation, der Mensch verändert sich. Dasjenige aber, was wir heute oftmals als Nervosität bezeichnen, das ist der Ausdruck dessen, daß eigentlich etwas in den Menschen herein will von einem höheren Zustand, der Mensch es aber noch nicht annimmt und dadurch unruhig wird, weil es noch etwas Fremdes ist. Er wird erst zur Ruhe kommen, wenn es ihm eigen sein kann. So kann man hinschauen auf weitere drei Bewußtseinszustände, die dem Menschengeschlecht in Aussicht stehen, gegen die sich das Menschengeschlecht zuarbeitet: ein dumpfes Traumschlafen, ein Wachsein, ein Überwachsein. Und alles dasjenige, was selbst in den äußeren Lebensverhältnissen heute die Menschheit so durchrüttelt und durchschüttelt, hat seinen Grund darin, daß sich die Menschheit heute noch größtenteils unbewußt wehrt gegen dasjenige, was da aus geistigen Welten über die Menschheit kommen will. Aber es will herein. Namentlich an den Willen des Menschen will es heran. [1]

Wenn in der Zukunft das menschliche Bewußtsein in «höhere» Welten wandern wird, dann wird der Zusammenhang der sinnlichen Teile in der physischen Welt so lose sein, wie es heute zwischen den Ameisen (und Bienen) ist. [2] Die Weisheit dieses Bewußtseins wird der Mensch erst im Venusdasein erreichen. [3] Auf der Venus wird sich ein völliges Bewußtsein im Ätherleib entwickeln. Während der Mensch schläft, wird er dort ein Bewußtsein über die andere Seite der Welt gewinnen. Auf dem Vulkan ist der Geist völlig losgelöst; den Ätherleib hat er dann auch mitgenommen. Dieser Zustand befähigt dann den Menschen zu einem genauen Erkennen der ganzen Welt. [4]

Zitate:

[1]  GA 228, Seite 143ff   (Ausgabe 1964, 155 Seiten)
[2]  GA 11, Seite 139   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[3]  GA 93a, Seite 39   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[4]  GA 93a, Seite 198   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 228:  Initiationswissenschaft und Sternenerkenntnis. Der Mensch in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vom Gesichtspunkt der Bewußtseinsentwickelung (1923)