Ahnungen

Wenn man dasjenige, was man hier erlebt in der Sinneswelt, hinüberträgt in die geistige Welt in diesem leisen Schlafe (dem Tagträumen), dann entsteht das, was man Ahnung nennt. [1] Taucht der Mensch zurück in den Ätherleib, so erlebt er das, was man nennen kann die Ahnung. Aber hier ist es noch gefährlicher (als bei der Vision), weil dieser Bewußtseinszustand noch weiter zurückliegend ist. Da ist der Mensch hineinverwoben in alle die verschlungenen Daseinsfäden, aus denen er sich herausgehoben hat in seinem Ich-Bewußtsein. In seinem Ätherleib hängt der Mensch viel inniger mit dem Kosmos zusammen als in seinem heutigen Bewußtsein. Wenn er das rein aufnehmen könnte, was ihm sein Ätherleib sagt, so würde er schon spätere Ereignisse sehen, weil er da unten alles inniger zusammenbringt. Er würde sehen, wie im Keime sich anknüpft schon das, was erst in 10 Jahren vielleicht in Wirksamkeit tritt. Aber der Mensch trägt seinen kleinen Intellekt, sein kleines «Verstandesseelchen» mit herunter. Deshalb ist das, was als Ahnung auftritt, alles schon verfälscht. Deshalb ist gewöhnlich sehr wenig auf Ahnungen zu geben, ebenso wie die Vision gewöhnlich keine objektive Wahrheit hat, wenn sie auf natürlichem Wege auftritt. [2]

Zitate:

[1]  GA 227, Seite 164   (Ausgabe 1982, 270 Seiten)
[2]  GA 57, Seite 397f   (Ausgabe 1961, 434 Seiten)

Quellen:

GA 57:  Wo und wie findet man den Geist? (1908/1909)
GA 227:  Initiations-Erkenntnis. Die geistige und physische Welt- und Menschheitsentwickelung in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, vom Gesichtspunkt der Anthroposophie (1923)