Astronomie – Kopernikanismus

Man kann mit den Ideen des Kopernikus vieles schaffen, was naturwissenschaftlich zu großen Triumphen im äußeren Leben führt, aber nichts begreifen von dem geistigen Untergrund der Welt und der Dinge, denn diese kopernikanischen Ideen sind das schlechteste Instrument, das jemals in der Menschheitsententwickelung da war, um die geistigen Untergründe zu begreifen. Dies rührt davon her, daß alle diese Begriffe und Ideen des Kopernikus von Luzifer inspiriert sind. Der Kopernikanismus ist eine der letzten Attacken, der letzten großen Angriffe, die Luzifer auf die menschliche Entwickelung gemacht hat. In der älteren, vorkopernikanischen Weltanschauung hatte man außen die Maya; aber man hatte vielfach in dem, was man verstand, was überliefertes Weisheitsgut war, die Wahrheit der Dinge und der Welt. Seit Kopernikus aber hat der Mensch nicht nur in der sinnlichen Anschauung um sich die Maya, sondern die Begriffe und Ideen sind selbst Maya. Die kopernikanisch-keplersche Weltanschauung ist eine sehr bequeme Weltanschauung. Um aber dasjenige zu erklären, was der Makrokosmos ist, ist sie nicht die Wahrheit. [1] Erst das Hereinbrechen des Kopernikanismus, erst die Vorstellung, daß die ganze Welt, die im Raume ausgebreitet ist, auch nur von Raumesgesetzen beherrscht ist, die Vorstellung erst dieser Kopernikanischen Art, die Erde um die Sonne kreisen zu lassen, die fesselt den Menschen an das physisch-sinnliche Dasein und verhindert ihn nach dem Tode, in die geistige Welt entsprechend aufzusteigen. Man muß heute auch diese Kehrseite der Kopernikanischen Weltanschauung kennenlernen. [2]

Kopernikus hat eine Rechnung angestellt, und diese Rechnung erklärt einfacher dasjenige, was man sieht, als frühere Rechnungen. Das kopernikanische Weltensystem ist nichts anderes als ein Ergebnis des Gedankens. [3]

Er gründete seine Anschauung auf drei Grundsätzen, von denen die heutige Wissenschaft nur zwei angenommen hat, den dritten aber unter den Tisch hat fallen lassen, (und die Sonne nicht still steht, wie er angenommen hat, denn) in Wirklichkeit rast die Sonne mit großer Geschwindigkeit durch den Weltenraum auf das Sternbild des Herkules zu. Eine solche Bewegung, wie sie gewöhnlich geschildert wird (als heliozentrisches System), wird nur dadurch vorgetäuscht, daß sich die Planeten mitbewegen. Die wahre Erdbahn bildet eine Schraubenlinie. Erdbahn Was man die Schiefe der Ekliptik nennt, ist die Schwerkraftlinie zwischen Sonne und Erde. Man hat vergessen, daß die Erde im Laufe eines Jahres sich einmal dreht um die Achse der Ekliptik, und diese Drehung kombiniert sich mit der Schraubendrehung. Diese beiden Dinge hat Kopernikus noch auseinandergehalten, aber jetzt tut man es nicht mehr. So stimmt es mit den Tatsachen gar nicht überein, wenn man sagt, die Erde dreht sich um die Sonne. In Wahrheit ist eine Schraubenbewegung vorhanden. Wenn diese (Linie der Bewegung) eine Gerade wäre, so müßte der Fortschritt (der Entwickelung) ein ungeheuer schneller sein; die Erde müsste ihren Weg mit ungeheuer Schnelligkeit zurücklegen, und das wäre gerade das, was der Mensch nicht vertragen könnte. Wenn die Erde jene Räume wirklich durchmessen würde, die sie geradlinig zurücklegen würde, dann müßte der Mensch gleich alt werden. Nun ist aber die Bewegung in einer weisen Art abgebogen durch die leitenden Geister. Der absolute Fortschritt wird durch die andere Art der Bewegung verzögert.

Kopernikus legt aus seinen Erwägungen heraus drei Hauptsätze seinem Weltensystem zugrunde. Der eine Hauptsatz ist der, daß sich die Erde in 24 Stunden um die eigene Nord-Süd-Achse dreht. Das zweite Prinzip ist dieses, daß die Erde sich um die Sonne herumbewegt, daß dabei natürlich sich die Erde auch in einer gewissen Weise dreht. Diese Drehung geschieht aber nicht um die Nord-Süd-Achse der Erde, die immer nach dem Polarstern hinweist, sondern um die Ekliptikachse, die ja einen Winkel bildet mit der eigentlichen Erdachse (dadurch entstehen die verschiedenen Jahreszeiten). So daß also gewissermaßen die Erde eine Drehung erfährt während eines 24 stündigen Tages um ihre Nord-Süd-Achse, und dann, indem sie ungefähr 365 solcher Drehungen im Jahre ausführt, kommt noch dazu eine andere Drehung, eine Jahresdrehung, wenn wir absehen von der Bewegung um die Sonne. Das dritte Prinzip, das Kopernikus geltend macht, ist dieses, daß noch eine dritte Drehung stattfindet, welche sich darstellt als eine rückläufige Bewegung der Nord-Süd-Achse um die Ekliptikachse selber. Dadurch wird in einem gewissen Sinne die Drehung um die Ekliptikachse wiederum (teilweise) aufgehoben. Dadurch weist die Erdachse stets auf den Polarstern hin. Während die Erdachse sonst, indem die Erde um die Sonne herumgeht, eigentlich einen Kreis beziehungsweise eine Ellipse beschreiben müsste um den Ekliptikpol (am Himmel), weist sie durch ihre eigene Drehung, die im entgegengesetzten Sinne erfolgt – jedesmal, wenn die Erde ein Stück weiter rückt, dreht sich die Erdachse zurück –, immerfort auf den Polarstern hin. Kopernikus hat dieses dritte Prinzip angenommen, daß das Hinweisen auf den (Himmels-) Nordpol dadurch geschieht, daß die Erdachse durch eine Drehung in sich, fortwährend die andere Drehung aufhebt. So daß diese eigentlich im Laufe des Jahres nichts bedeutet, indem sie fortwährend aufgehoben wird. [4]

In der neueren Astronomie wird dieser dritte Satz ignoriert. Nur dadurch ist man überhaupt imstande, noch immer die Geschichte so schön zu zeichnen. [5] Beachtet man nur die zwei ersten kopernikanischen Sätze, dann kommt das kopernikanische System, im Keplerschen, im Newtonschen Sinne weitergeführt, heraus. Nur stimmt dieses System nicht. Wenn irgend ein Planet nach der Rechnung dieses Systems an einer bestimmten Stelle sein sollte und man richtet das Fernrohr hin – er ist nicht da! Daher setzt man schon seit längerer Zeit die sogenannten «Besselschen Reduktionen» ein, (dadurch) korrigiert man immer die Stelle. Diese Besselschen Korrekturen bedeuten, daß man immer von neuem anwenden muß das, was man auf einmal anwenden würde, wenn man alle drei kopernikanischen Gesetze beachten würde, das heißt, wenn man das dritte nicht unberücksichtigt gelassen hätte, aber dann stimmte die Geschichte wieder nicht mit den schönen Umdrehungen der Planeten um die Sonne. Dann muß man an ein anderes Weltsystem denken. [6]

Zitate:

[1]  GA 130, Seite 315   (Ausgabe 1962, 354 Seiten)
[2]  GA 178, Seite 49   (Ausgabe 1980, 248 Seiten)
[3]  GA 110, Seite 96   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[4]  GA 323, Seite 41f   (Ausgabe 1983, 376 Seiten)
[5]  GA 323, Seite 43   (Ausgabe 1983, 376 Seiten)
[6]  GA 191, Seite 26   (Ausgabe 1983, 296 Seiten)

Quellen:

GA 110:  Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt. Tierkreis, Planeten, Kosmos (1909)
GA 130:  Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit (1911/1912)
GA 178:  Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen (1917)
GA 191:  Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis (1919)
GA 323:  Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie. Dritter naturwissenschaftlicher Kurs: Himmelskunde in Beziehung zum Menschen und zur Menschenkunde (1921)