Landwirtschaft biologisch und dynamisch
► Düngeprinzip

Beim Vorderen und Hinteren des Tieres haben Sie den Gegensatz von Sonne und Mond. Und wenn Sie weitergehen, so finden Sie, daß die Sonnenwirkung bis zum Herzen geht, vor dem Herzen zurückbleibt, daß für die Kopf- und Blutbildung Mars, Jupiter, Saturn wirkt, daß dann vom Herz weiter zurück unterstützt wird die Mondenwirkung durch die Merkur- und Venuswirkung, so daß, wenn Sie das Tier so aufstellen, daß es den Kopf in die Erde steckt und das Hintere nach oben streckt, Sie dann die Einstellung haben, die unsichtbar die landwirtschaftliche Individualität hat. Damit haben Sie die Möglichkeit, jetzt aus dieser Formgestalt des Tieres heraus eine Beziehung zu finden zwischen demjenigen, was das Tier an Mist zum Beispiel liefert im Verhältnis zu demjenigen, was die Erde braucht, deren Pflanzen das Tier frißt. Denn Sie müssen ja wissen, daß zum Beispiel die kosmischen Wirkungen, die in einer Pflanze zur Geltung kommen, die vom Innern der Erde heraus kommen, hinaufgeleitet werden. Ist also eine Pflanze besonders reich an solchen kosmischen Wirkungen und frißt diese ein Tier, das nun seinerseits gleichzeitig Mist liefert aus seiner Organisation heraus auf Grundlage eines solchen Futters, so liefert dieses Tier den besonders geeigneten Mist für diesen Boden, wo die Pflanze wächst. [1]

Es besteht eine innige Verwandtschaft zwischen demjenigen, was in die Konturen der Pflanze einbeschlossen ist, und demjenigen, was der Boden um die Pflanze herum ist. Es ist gar nicht wahr, daß das Leben mit der Kontur, mit dem Umkreis der Pflanze aufhört. Das Leben als solches setzt sich fort namentlich von den Wurzeln der Pflanze aus in den Erdboden hinein, und es ist für viele Pflanzen gar keine scharfe Grenze zwischen dem Leben inerhalb der Pflanze und dem Leben im Umkreise, in dem die Pflanze lebt. Vor allen Dingen muß man von diesem durchdrungen sein, muß dieses gründlich verstehen, um das Wesen einer gedüngten Erde oder einer sonstwie ähnlich bearbeiteten Erde wirklich verstehen zu können. Man muß wissen, daß das Düngen in einer Verlebendigung der Erde bestehen muß, damit die Pflanze nicht in die tote Erde kommt und es schwer hat, aus ihrer Lebendigkeit heraus das zu vollbringen, was bis zur Fruchtbildung notwendig ist. Sie vollbringt leichter das, was zur Fruchtbildung notwendig ist, wenn sie schon ins Leben hineingesenkt wird. Im Grunde genommen hat alles Pflanzenwachstum dieses leise Parasitäre, daß es sich eigentlich auf der lebendigen Erde wie ein Parasit entwickelt. Wir müssen, da wir in vielen Gegenden der Erde nicht darauf rechnen können, daß die Natur selber genügend organische Abfälle in die Erde hineinversenkt, die sie dann soweit zersetzt, daß wirklich die Erde genügend durchlebt wird, wir müssen dem Pflanzenwachstum mit der Düngung zu Hilfe kommen in gewissen Gegenden der Erde. Am wenigsten in den Gegenden, wo sogenannte Schwarzerde ist. Denn diese ist eigentlich so, daß die Natur selber das besorgt, daß die Erde genügend lebendig ist, wenigstens in gewissen Gegenden. [2]

Kraftströme des Organischen Nun muß man aber noch etwas anderes verstehen, man muß verstehen – es ist ein hartes Wort –, eine Art persönliches Verhältnis zu all dem zu gewinnen, was in der Landwirtschaft in Betracht kommt, vor allen Dingen ein persönliches Verhältnis zum Dünger und namentlich zu dem Arbeiten mit dem Dünger. Ohne dieses persönliche Verhältnis geht es nicht. Warum? Sehen Sie, wenn Sie auf das Wesen eingehen, so hat das Lebendige immer eine Außenseite und eine Innenseite. Die Innenseite liegt innerhalb irgendeiner «Haut», die Außenseite liegt außerhalb der «Haut». Die Innenseite hat nicht nur Kraftströme, die nach außen gehen. in der Richtung dieser Pfeile. sondern das innere Leben eines Organischen hat auch Kraftströme, die von der Haut nach innen gehen, die zurückgedrängt werden. Nun ist das Organische umgeben außen von allen möglichen Kraftströmungen. Nun gibt es etwas, was in ganz exakter Weise, aber in einer Art persönlicher Weise zum Ausdruck bringt, wie sich das Organische das Verhältnis seines Inneren und Äußeren gestalten muß. Alles dasjenige, was da an Kraftwirkungen im Inneren des Organischen vor sich geht und eigentlich im Innern des Organismus – innerhalb seiner Hautkonturen, das Leben anregt und erhält, alles das muß in sich riechen, man könnte auch sagen stinken. Und darin besteht im wesentlichen das Leben, daß dieses, was sonst, wenn es verduftet, den Geruch verbreitet, statt dessen zusammengehalten wird, daß die Dinge nicht nach außen zu stark ausstrahlen, die duften, sondern daß die Dinge im Innern zurückgehalten werden, die da duften. Nach außen hin muß der Organismus in der Weise leben, daß er möglichst wenig von dem, was dufterregendes Leben in ihm erzeugt, durch seine begrenzende Haut nach außen läßt, so daß man sagen könnte, ein Organisches ist um so gesünder, je mehr es im Innern und je weniger es nach außen riecht. Denn nach außen hin ist der Organismus, namentlich der Pflanzenorganismus, dazu prädestiniert, Geruch nicht abzugeben, sondern aufzunehmen. Und wenn man durchschaut das Fördernde einer aromatisch riechenden Wiese, die von aromatisch riechenden Pflanzen durchsetzt ist, so wird man aufmerksam auf das gegenseitig im Leben sich Unterstützende. Dieses Duftende, das sich da ausbreitet und das anders ist als der bloße Lebensduft, ist das, was von außen jetzt auf die Pflanze wirkt. Alle diese Dinge muß man lebendig im persönlichen Verhältnis eigentlich haben, dann steckt man drinnen in der wirklichen Natur. Nun wird es sich darum handeln, eben einzusehen, daß das Düngen und alles Ähnliche darin bestehen muß, dem Boden einen gewissen Grad von Lebendigkeit zu erteilen. [3]

Die Kräfte der Erde und des Kosmos wirken ja innerhalb des Landwirtschaftlichen durch die Stoffe der Erde. Eine der allerwichtigsten Fragen, welche aufgeworfen werden können, wenn es sich um die Produktion auf landwirtschaftlichem Gebiete handelt, ist diejenige nach der Bedeutung und dem Einflusse des Stickstoffes auf die gesamte landwirtschaftliche Produktion. (Allerdings) man sieht heute überall, wo Stickstoff tätig ist, nur die Ausläufer seiner Wirkungen, das Alleroberflächlichste, worin er sich äußert. Man sieht aber nicht hinein in die Naturzusammenhänge, in denen der Stickstoff wirkt, und das kann man auch nicht, wenn man innerhalb eines Naturgebietes stehenbleibt; das kann man nur, wenn man in die Weiten des Naturgebiets hinausschaut und sich um die Betätigung des Stickstoffs im Weltenall dabei bekümmert. Man kann sogar sagen, der Stickstoff als solcher spielt vielleicht nicht einmal die allererste Rolle im pflanzlichen Leben; allein seine Rolle kennenzulernen, ist dennoch in erster Linie notwendig für das Verständnis des pflanzlichen Lebens. Der Stickstoff hat aber, indem er wirkt im Naturwesen, ich möchte sagen, vier Geschwister, deren Wirkungen man zugleich kennen lernen muß, wenn man seine Funktionen, seine Bedeutung im sogenannten Haushalte der Natur begreifen will. Und diese 4 Geschwister sind diejenigen, die mit ihm verbunden sind auf eine ja auch heute der äußeren Wissenschaft noch geheimnisvolle Weise, verbunden sind in dem pflanzlichen und tierischen Eiweiß. Es sind die vier Geschwister: Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Schwefel. Der Schwefel ist gerade dasjenige innerhalb des Eiweißes, was den Vermittler darstellt zwischen dem überall in der Welt ausgebreiteten Geistigen, zwischen der Gestaltungskraft des Geistigen und dem Physischen. Und man kann schon sagen, wer eigentlich in der materiellen Welt die Spuren verfolgen will, die der Geist zieht, der muß die Tätigkeit des Schwefels verfolgen. Wenn auch diese Tätigkeit nicht so offen liegt, wie diejenige anderer Stoffe, so ist sie darum doch gewiß von der allergrößten Bedeutung, weil auf dem Wege des Schwefels der Geist in das Physische der Natur hereinwirkt. Man nannte in älteren Zeiten diese Stoffe, die mit dem Hereinwirken des Lichts in die Materie zu tun haben, wie Schwefel und Phosphor, die Lichtträger. [4]

Der Kohlenstoff galt bis vor ein paar Jahrhunderten als dasjenige, was man mit einem sehr edlen Namen bezeichnete, mit dem Namen des «Steins der Weisen». Wenn man absieht von der zerbröckelnden Form, in der wir durch gewisse Vorgänge, durch die er durchgegangen ist, den Kohlenstoff in der Natur haben als Steinkohle oder auch als Graphit, wenn wir den Kohlenstoff auffassen in seiner lebendigen Tätigkeit, wie er durchgeht durch den Menschen, durch den Tierkörper, wie er aufbaut aus seinen Verhältnissen heraus den Pflanzenkörper, so erscheint uns das Amorphe, Gestaltlose, das man sich als Kohlenstoff vorstellt, nur als der letzte Ausläufer, als der Leichnam desjenigen, was die Kohle, der Kohlenstoff, im Haushalte der Natur eigentlich ist. Der Kohlenstoff ist nämlich der Träger aller Gestaltungsprozesse in der Natur. Was auch gestaltet werden mag, ob die verhältnismäßig kurz bleibende Gestalt der Pflanze, ob die im ewigen Wechsel begriffene Gestalt des tierischen Organismus ins Auge gefaßt wird, der Kohlenstoff ist da der große Plastiker, der nicht bloß seine schwarze Substantialität in sich trägt, sondern der, wenn er in voller Tätigkeit, in innerer Beweglichkeit ist, die gestaltenden Weltenbilder, die großen Weltenimaginationen überall in sich trägt, aus denen alles dasjenige, was in der Natur gestaltet wird, eben hervorgehen muß. Ein geheimer Plastiker waltet in dem Kohlenstoff, und dieser geheime Plastiker, indem er die verschiedensten Formen aufbaut, die in der Natur aufgebaut werden, bedient sich dabei des Schwefels. So daß wir anschauen müssen, wenn wir auf den Kohlenstoff in der Natur hinschauen wollen im richtigen Sinne, wie die Geisttätigkeit des Weltenalls sozusagen sich mit dem Schwefel befeuchtet, als Plastiker tätig ist, und mit Hilfe des Kohlenstoffs die festere Pflanzenform aufbaut, dann aber auch wiederum die im Entstehen schon vergehende Form des Menschen aufbaut, der gerade dadurch Mensch ist, nicht Pflanze, daß er die eben entstehende Form immer wiederum sogleich vernichten kann, indem er den Kohlenstoff, als Kohlensäure an den Sauerstoff gebunden, absondert. Eben weil der Kohlenstoff im menschlichen Körper uns Menschen zu steif, zu fest formt, wie eine Palme macht – es schickt sich an, uns so fest zu machen –, da baut die Atmung sogleich ab, reißt diesen Kohlenstoff aus der Festigkeit heraus, verbindet ihn mit dem Sauerstoff, befördert ihn nach außen, und wir werden so gestaltet in einer Beweglichkeit, die wir als Menschenwesen brauchen. Aber in der Pflanze ist er so drinnen, daß er in einer gewissen Weise in einer festen Gestalt auch bei den einjährigen Pflanzen in einem gewissen Grade festgehalten wird. Man muß mit Recht sagen, daß das menschliche Ich im Blute pulsiert, auf physische Weise sich äußert. Aber eigentlich ist es im Genaueren gesprochen der webende, waltende, sich gestaltende und seine Gestalt wieder auflösende Kohlenstoff, auf dessen Bahnen, befeuchtet mit dem Schwefel, dieses Geistige des Menschen im Blute sich bewegt, das wir Ich nennen, und so wie das menschliche Ich als der eigentliche Geist des Menschen im Kohlenstoff lebt, so lebt wiederum gewissermaßen das Welten-Ich im Weltengeist auf dem Umwege durch den Schwefel in dem sich gestaltenden und immer wieder auflösenden Kohlenstoff. Es ist so, daß in früheren Epochen unserer Erdentwickelung der Kohlenstoff dasjenige war, was überhaupt abgeschieden worden ist. Erst später kam dann dasjenige dazu, was zum Beispiel das Kalkige ist, das der Mensch dann benützt, um als Unterlage nun auch ein Festeres zu schaffen, ein festeres Gerüste für sich zu schaffen. Damit dasjenige, was im Kohlenstoff lebt, bewegt sein kann, schafft der Mensch in seinem kalkigen Knochengerüste ein unterliegendes Festes, das höhere Tier auch. Damit hebt sich der Mensch heraus in seiner beweglichen Kohlenstoffbildung aus der bloß mineralischen, festen Kalkbildung, die die Erde hat, und die er auch sich eingliedert, um feste Erde in sich zu haben. Nun sehen Sie: dabei können Sie die Vorstellung haben, daß allem Lebendigen ein entweder mehr oder weniger festes oder mehr oder weniger fluktuierendes kohlenstoffartiges Gerüste zugrunde liegt, auf dessen Bahnen sich das Geistige bewegt durch die Welt. [5] Das ist also entweder fortwährend wechselnder Kohlenstoff, der in dem Schwefel in sehr feiner Dosierung sich bewegt, oder es ist auch wie bei den Pflanzen ein mehr oder weniger fest gewordenes, mit anderen Substanzen, Ingredienzien vermengtes, festgewordenes Kohlenstoffgerüst. Dieses muß nun durchzogen sein von dem Ätherischen wiederum.

Nun dieses Ätherische, das würde etwas sein, was zunächst als Ätherisches innerhalb unserer physischen Erdenwelt nicht existieren könnte, wenn es für sich bliebe. Es würde sozusagen wie ein Nichts überall hindurchschlüpfen, würde nicht angreifen können dasjenige, was es anzugreifen hat in der physisch-irdischen Welt, wenn es nicht einen physischen Träger hätte. Und dieser physische Träger des Geistigen, das im Ätherischen wirkt – wir können sagen, im Ätherischen wirkt das niederste Geistige –, dieser physische Träger, der von dem Ätherischen durchzogen wird, daß der Äther sich gewissermaßen wiederum befeuchtet mit dem Schwefel und nun in das Physische hineinführt dasjenige, was es nun nicht in Gestaltung, nicht im Gerüste-Bauen, sondern in einer ewigen Beweglichkeit, Lebendigkeit, in dieses Gerüstwesen hineinzutragen hat, dieses Physische, das da aus dem Äther mit Hilfe des Schwefels die Lebenswirkungen hineinträgt, das ist der Sauerstoff. Auf diesem Wege des Sauerstoffes bewegt sich das Ätherische mit Hilfe des Schwefels. Dadurch wird der Atmungsprozeß erst sinnvoll. Wir nehmen durch den Atmungsprozeß den Sauerstoff auf. Der heutige Materialist spricht nur von diesem Sauerstoff, den er in der Retorte hat, wenn er die Elektrolyse von Wasser macht. Aber in diesem Sauerstoff lebt überall das niederste Übersinnliche, das Ätherische, wenn es nicht daraus getötet ist, wie es in der Luft getötet sein muß, die wir um uns haben. In der Atmungsluft ist das Lebendige des Sauerstoffs getötet, damit wir nicht ohnmächtig werden durch den lebendigen Sauerstoff. Aber ich möchte sagen, von Geburt an ist er der Träger des Lebens, des Ätherischen. Er wird auch hier gleich der Träger des Lebens, wenn er aus der Aufgabensphäre herauskommt, die ihm zugeteilt ist dadurch, daß er uns Menschen äußerlich um die Sinne herum umgeben muß. Kommt er durch die Atmung in uns hinein, wo er lebendig sein darf, so wird er wiederum lebendig. Es ist nicht derselbe Sauerstoff, der da in uns zirkuliert, wie er äußerlich ist, wo er uns umgibt. Er ist in uns lebendiger Sauerstoff, und so wird er auch gleich lebendiger Sauerstoff, wenn er aus der Atmungsluft in den Erdboden hineindringt, wenn auch sein Leben da ein geringergradiges ist wie in uns Menschen oder Tieren. Aber er wird da lebendiger Sauerstoff. Der Sauerstoff unter der Erde ist nicht derselbe wie derjenige, der über der Erde ist. Es ist ja schwer, sich über diese Sache mit den Physikern, den Chemikern zu verständigen. Denn nach den Methoden, die sie anwenden, muß immer schon der Sauerstoff herausgezogen werden aus dem Irdischen; daher haben Sie nur toten Sauerstoff vor sich. Es kann gar nicht anders sein. Aber dem ist ja jede Wissenschaft ausgesetzt, die nur auf das Physische gehen will. Sie kann nur Leichname verstehen. In Wirklichkeit ist der Sauerstoff der Träger des lebendigen Äthers, und dieser lebendige Äther bemächtigt sich des Sauerstoffs, beherrscht ihn, indem er das auf dem Umwege durch den Schwefel tut. [6]

Wir haben auf der einen Seite das Kohlenstoffgerüst, in dem das Höchste auf Erden uns zugängliche Geistige seine Wirksamkeit zeigt, das menschliche Ich, oder das in den Pflanzen wirkende Weltengeistige, und, wenn wir auf den menschlichen Prozeß hinschauen, die Atmung, den in dem Menschen auftretenden lebendigen Sauerstoff, der den Äther trägt; und wir haben dann das Gerüst aus Kohlenstoff, das da dahintersteht und beim Menschen bewegt ist. Die müssen zueinander. Der Sauerstoff muß sich auf die Wege begeben können, die durch das Gerüst vorgezeichnet sind, und muß dahin gehen können, wo irgendeine Linie oder so etwas hingezeichnet ist vom Kohlenstoff, vom Geiste des Kohlenstoffs, und überall in der Natur muß das Ätherisch-Sauerstoffliche den Weg finden können zu dem Geistig-Kohlenstofflichen. Wie macht er das? Wer ist da der Vermittler?

Da ist der Vermittler der Stickstoff. Dieser leitet das Leben hinein in die Gestaltung, die im Kohlenstoff verkörpert ist. Die Brücke zwischen dem Sauerstoff und dem Kohlenstoff wird überall im Tier-, im Pflanzenreich, auch im Innern der Erde bewirkt durch den Stickstoff. Und diejenige Geistigkeit, die wiederum mit Hilfe des Schwefels da im Stickstoff herumwirtschaftet, diese Geistigkeit ist dieselbe, die wir als die astralische bezeichnen. Es ist die astralische Geistigkeit im menschlichen Astralleibe, es ist die astralische Geistigkeit im Umkreis der Erde, wo ja auch das Astralische wirkt im Leben der Pflanzen, im Leben der Tiere und so weiter. Und so haben wir, geistig gesprochen, zwischen den Sauerstoff und Kohlenstoff hineingestellt das Astralische, aber dieses Astralische prägt sich im Physischen dadurch aus, daß es den Stickstoff benützt, um physisch wirken zu können.Überall, wo Stickstoff ist, breitet sich Astralisches aus. Denn das Ätherisch-Lebendige würde wolkenartig überall hinfluten, würde gar nicht berücksichtigen dieses Kohlenstoffgerüst, wenn der Stickstoff nicht eine so ungeheure Anziehung zu dem Kohlenstoffgerüst hätte. Überall, wo Linien und Wege gebahnt sind im Kohlenstoff, da schleppt der Stickstoff den Sauerstoff, da schleppt das Astralische im Stickstoff das Ätherische hin. Daher ist dieser Stickstoff im Menschen das Wesentliche für das Seelische im Menschen, das ja der Vermittler ist zwischen dem bloßen Leben und dem Geiste. Dieser Stickstoff ist eigentlich etwas sehr Wunderbares. Wenn wir seinen Weg im menschlichen Organismus verfolgen, so ist er wieder ein ganzer Mensch. [7]

Dieser Stickstoff ist notwendig für das Leben der Pflanzen. Die Pflanze hat ja, so wie sie zunächst auf dem Boden steht, nur ihren physischen Leib und ihren Ätherleib, nicht den astralischen Leib in sich darinnen wie das Tier; aber das Astralische von außen muß sie überall umgeben. Die Pflanze würde nicht blühen, wenn das Astralische sie nicht von außen berührte. Sie nimmt nur nicht das Astralische auf wie das Tier und der Mensch, aber sie muß von außen davon berührt werden. Das Astralische ist überall, und der Stickstoff, der Träger des Astralischen, ist überall, er webt in der Luft als Leichnam, aber in dem Augenblicke, wo er in die Erde kommt, wird er wiederum lebendig. Er wird nicht bloß lebendig, sondern empfindlich. Er wird richtig ein Träger einer geheimnisvollen Empfindlichkeit, die über das ganze Erdenleben ausgegossen ist. Er ist derjenige, der empfindet, ob das richtige Quantum Wasser in irgendeinem Erdgebiete ist. Er empfindet das als sympathisch, er empfindet es als antipathisch, wenn zu wenig Wasser da ist. Er empfindet es als sympathisch, wenn für irgendeinen Boden die richtigen Pflanzen da sind und so weiter. Und so gießt dieser Stickstoff über alles eine Art empfindendes Leben aus. Der Stickstoff ist (auch) nicht unbewußt über das, was von den Sternen ausgeht und im Leben der Pflanzen und im Leben der Erde weiterwirkt. Er ist der empfindende Vermittler, wie auch der Stickstoff im menschlichen Nerven-Sinnes-System dasjenige ist, was die Empfindung vermittelt; er ist in Wahrheit derjenige, der Träger der Empfindung ist. Da können Sie eigentlich in das feine Leben der Natur hineinblicken, indem Sie den überall wie die fluktuierenden Empfindungen sich herumbewegenden Stickstoff ins Auge fassen. Und es wird sich uns ergeben, daß gerade in der Behandlung des Stickstoffs für das Pflanzenleben etwas ungeheuer Wichtiges liegt. [8]

Die heutige Wissenschaft meint, daß, wenn man so und so viel Stickstoff im Acker braucht, man ihn in dieser Menge in den Acker hineinbringen muß. Da weiß man nicht, daß man nur um den Acker herum systematisch die Esparsette anzupflanzen braucht, um durch Strahlung die nötige Menge Stickstoff in den Acker hineinzubekommen. Dazu genügt schon, daß man die Esparsette in einer einzigen Reihe um den Acker herum anpflanzt. Diese Pflanze hat die merkwürdige Kraft in sich, den Boden auf weite Strecken mit dem zu durchdringen, was die Menschen auf eine möglichst künstliche Weise in ihn hineinbringen wollen. [9]

Aber all dasjenige, was so in den Lebewesen ganz strukturhaft in feiner Zeichnung ausgebildet ist, das muß nämlich wiederum auch verschwinden können. Nicht der Geist verschwindet, aber dasjenige, was da der Geist in den Kohlenstoff hineingebaut hat, wofür er sich das Leben aus dem Sauerstoff heranzieht. Alles das muß wieder verschwinden können. Nicht nur so weit, als es auf der Erde verschwindet, sondern es muß in den Kosmos, in das Weltenall hinaus verschwinden können. Das macht ein Stoff, der, so nahe es nur möglich ist, verwandt ist mit dem Physischen, und wiederum, so nahe es nur möglich ist, verwandt ist mit dem Geistigen, das macht der Wasserstoff, in dem eigentlich, wenn wir richtig sprechen – trotzdem er selber das feinste (und leichteste) ist, was physisch ist –, das Physische ganz zersplittert, vom Schwefel getragen hineinflutet in das Ununterscheidbare des Weltenalls. Der Wasserstoff löst eigentlich alles auf. [10]

Und sehen Sie, so haben wir die 5 Stoffe, die eigentlich zunächst darstellen dasjenige, was da wirkt und webt im Lebendigen und auch im scheinbar Toten, das ja nur vorübergehendes Totes ist: Schwefel, Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, alle diese Stoffe stehen in innerer Beziehung zu einem ganz bestimmt gearteten Geistigen, nur just im Wasserstoff gerade, weil er zunächst der scheinbar dünnste mit dem geringsten Atomgewicht ist, ist eigentlich dasjenige, was am wenigsten Geist ist.

Es wird immer, wenn auch nur eben in ganz subtiler Weise, durch das Meditieren der regelmäßige Gang des Atmens etwas abgeändert. Wir stoßen nicht die ganze Wucht der Kohlensäure da hinaus, wo uns überall der Stickstoff umgibt. Wir behalten etwas zurück. Beim Meditieren wachsen Sie allmählich herein in ein Erleben des Stickstoffes rings um Sie herum. Es ist nun nicht schlecht, wenn derjenige, der Landwirtschaft zu besorgen hat, meditieren kann. Er macht sich dadurch empfänglich für die Offenbarungen des Stickstoffs. Da weiß man dann allerlei plötzlich. [11]

Es sind alle diese Stoffe nun im Eiweiß vereinigt. Und jetzt werden Sie noch genauer begreifen die Samenbildung. Sehen Sie, wenn irgendwie Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff in Blatt, Blüte, Kelch, Wurzel vorkommt, so sind sie überall an andere Stoffe gebunden in irgendeiner Form. Sie sind abhängig von diesen anderen Stoffen, sind nicht selbständig. Auf zweifachem Wege werden sie nur selbständig, entweder indem der Wasserstoff das alles hinausträgt in die Weiten des Weltenalls und alle Besonderheit der Sache nimmt, es wegzieht, alles in einem allgemeinen Chaos aufgehen läßt, oder aber indem das Wasserstoffliche hineintreibt in die kleine Samenbildung die Eiweißurstoffe und sie dort selbständig macht, so daß sie empfänglich werden für die Einwirkung des Kosmos. In der kleinen Samenbildung ist Chaos, und ganz im Umkreis ist wiederum Chaos. Und da muß aufeinanderwirken Chaos im Samen auf Chaos im weitesten Umkreis der Welt. Dann entsteht das neue Leben. [12]

Das Kalkige hat eigentlich eine wunderbare Verwandtschaft mit der menschlichen Begierdenwelt. Der Kalk will alles an sich heranziehen; er entwickelt im Boden die rechte Begierdennatur. Alles das, was der Kalk haben will, lebt in dem Pflanzlichen. Es muß ihm nur immer wieder entrissen werden, durch das Kieselige. Dieses ist in homöopathischer Dosis überall herum, und das ruht in sich selber, das macht keinen Anspruch. Der Kalk beansprucht alles, das Kieselige beansprucht eigentlich gar nichts mehr. Das ist, wie unsere Sinnesorgane, die auch von sich selbst nicht wahrgenommen werden, sondern die das Äußere wahrnehmen. Das Kieselige ist der allgemeine äußere Sinn im Irdischen, das Kalkige ist die allgemeine äußere Begierde im Irdischen, und der Ton vermittelt beides. Ton steht dem Kieseligen etwas näher, aber er vermittelt doch hin nach dem Kalk. Nun sehen Sie, das sollte man einmal so durchschauen, damit man zu einem empfindenden Erkennen kommt. Man sollte den Kalk auch wiederum fühlen als den Begierdenkerl, denn er ist derjenige, der alles gerade an sich reißen will, und den Kiesel als denjenigen vornehmen Herrn, der nun alles dasjenige, was dem Kalk entrissen wird, ihm entreißt, hineinträgt in das Atmosphärische und die Formen der Pflanzen ausbildet. Da lebt er entweder so, daß er sich wie in einer Burg verschanzt, wie im Schachtelhalm, oder er lebt überall in einer feinen Weise in einem schwachen Grade, wenn auch manchmal in sehr homöopathischer Dosis verteilt, und bewirkt eigentlich dasjenige, was da dem Kalk entrissen werden muß. Der Kohlenstoff ist der eigentlich Gestaltende in allen Pflanzen, der Gestalter des Gerüstartigen. Aber im Laufe der Erdentwickelung wurde ihm das schwierig gemacht. Der Kohlenstoff könnte alle Pflanzen gestalten, wenn unter ihm nur Wasser wäre. Da wäre alles gewachsen, aber nun ist der Kalk unten, der stört ihn, und darum verbindet er sich mit dem Kiesel, und der Kiesel und Kohlenstoff zusammen nun im Verein mit dem Ton, sie gestalten wiederum, eben weil der Widerstand des Kalkigen überwunden werden muß.

Wie lebt denn nun da drinnen eine solche Pflanze? Da unten will mit Fangarmen das Kalkige sie ergreifen, da oben will das Kieselige sie so ganz fein und schlank und faserig machen, wie die Wasserpflanzen sind, aber mitten drinnen steht, unsere wirklichen Pflanzenformen bildend, der Kohlenstoff, der das alles ordnet. Und geradeso wie unser astralischer Leib zwischen Ich und Ätherleib Ordnung schafft, so wirkt der Stickstoff, als das Astralische, dazwischen. Da entsteht die Frage: wie in der richtigen Weise das Stickstoffartige eben in die Pflanzenwelt hineinzubringen ist. [13]

Das Düngen und alles Ähnliche muß darin bestehen, dem Boden einen gewissen Grad von Lebendigkeit zu erteilen, ihm die Möglichkeit zu geben, daß in ihm der Stickstoff sich so verbreiten kann, daß an gewissen Kraftlinien hin das Leben getragen werde gerade mit Hilfe des Stickstoffs. Wir müssen also, wenn wir düngen, soviel Stickstoff an das Erdreich heranbringen, daß das Lebendige hingetragen werde eben zu den Strukturen, zu denen es im Erdreich, da wo Pflanzenboden sein soll, unter der Pflanze getragen werden muß. Wenn Sie rein Mineralisches, als Dungstoff anwenden, kommen Sie niemals in Wirklichkeit an das Erdige heran, sondern im äußersten Fall an das Wässerige der Erde. Sie können eine Wirkung mit mineralischen Dungmitteln im Wäßrigen der Erde erzeugen, aber Sie dringen nicht vor zur Belebung des Erdigen selber. Daher werden Ihre Pflanzen, welche unter dem Einfluß irgendwelchen mineralischen Düngers stehen, ein solches Wachstum zeigen, das verrät, wie es nur unterstützt wird von angeregter Wäßrigkeit, nicht von belebter Erdigkeit. [14]

Wenn für irgendeinen Ort der Erde ein Niveau, das Obere der Erde, vom Innern der Erde sich abgrenzt, so wird alles dasjenige, was sich über diesem normalen Niveau einer bestimmten Gegend erhebt, eine besondere Neigung zeigen, sich mit Ätherisch-Lebendigem zu durchdringen. Sie werden es daher leichter haben, gewöhnliche Erde, unorganische, mineralische Erde, fruchtbar zu durchdringen mit humusartiger Substanz oder überhaupt mit einer in Zersetzung begriffenen Abfallsubstanz, wenn Sie Erdhügel aufrichten und diese damit durchdringen. Dann wird das Erdige selber die Tendenz bekommen, innerlich lebendig, pflanzenverwandt zu werden. Derselbe Prozeß geht vor bei der Baumbildung. Die Erde stülpt sich auf, umgibt die Pflanze, gibt ihr Ätherisch-Lebendiges um den Baum herum. [15] Man sollte solche Dinge, wie den Komposthaufen, eigentlich durchaus nicht verachten, sie enthalten noch etwas bewahrt nicht nur vom Ätherischen, sondern sogar vom Astralischen. Das ist wichtig. In dem Komposthaufen haben wir tatsächlich von allem was da hereinkommt, Ätherisches, Ätherisch-Wesendes, Lebendes, aber auch Astralisches. Und zwar haben wir ein wesendes Ätherisches und Astralisches darinnen in einem nicht so starken Grade wie im Dünger oder der Jauche, aber wir haben es gewissermaßen standhafter; es macht sich seßhaft darinnen, namentlich das Astralische macht sich seßhafter. Und es handelt sich nun darum, daß wir diese Seßhaftigkeit in entsprechender Weise berücksichtigen. Es wird das Astralische in seiner Wirkung auf den Stickstoff sogleich beeinträchtigt, wenn ein zu stark wucherndes Ätherisches vorhanden ist. Ein zu stark wucherndes Leben im Ätherischen läßt sozusagen das Astralische im Komposthaufen nicht aufkommen. Bringen Sie daher Kalkiges etwa in Form von Ätzkalk in den Komposthaufen, so entsteht das Eigentümliche, daß, ohne daß man zu stark wirkt auf das Verduften des Astralischen, das Ätherische aufgenommen wird von dem Ätzkalk, damit auch der Sauerstoff aufgesogen und das Astralische in einer schönen Weise zur Wirkung gebracht wird. Damit erreicht man, daß man, wenn man mit Kompost düngt, dem Boden etwas mitteilt, was die Neigung hat, sehr stark das Astralische mit dem Erdigen ohne den Umweg des Ätherischen zu durchdringen. Und wir bereiten dadurch den Boden so, daß er uns das erzeugen kann, bei dem es besonders gut ist, wenn es aufgezehrt wird zum Beispiel von den Tieren, so daß sie unter seiner weiteren Einwirkung innere Regsamkeit entwickeln, den Körper innerlich rege machen. Das heißt mit anderen Worten: Wir werden gut tun, mit diesem Kompost unsere Wiesen und Weiden zu düngen, und werden, wenn wir das streng durchführen, dazu gelangen, gerade dadurch – namentlich dann, wenn wir die anderen Prozeduren machen, um die es sich handelt –, ein gutes Weidefutter zu erzielen, ein solches Weidefutter, das auch noch, wenn es abgesenst wird, als Trockenfutter brauchbar ist. Nun wiederum, wenn man den Komposthaufen einfach so läßt, wie ich es bisher beschrieben habe, so kann es sehr leicht sein, daß er sein Astrales nach allen Seiten hin verbreitet. Und es wird sich darum handeln, daß man jetzt entwickelt das persönliche Verhältnis zu diesen Dingen, daß man möglichst solch einen Haufen dazu bringt, möglichst wenig zu riechen, was man leicht dadurch erreichen kann, daß man zunächst versucht, dünne Schichten zu legen, dann etwas, sagen wir Torfmull darauf legt, wiederum eine Schichte und so weiter. Dadurch wird zusammengehalten, was sonst verduften würde. Denn der Stickstoff ist ja wirklich dasjenige, was sehr gerne in allen möglichen Formverbindungen das Weite sucht. Der wird nun zurückgehalten. Was ich dadurch andeuten will, ist hauptsächlich das, daß man das ganze landwirtschaftliche Wesen eben mit der Überzeugung behandeln muß, daß man das Leben überallhin, ja sogar das Astralische überallhin ergießen muß, damit die ganze Sache wirke. [16]

Zitate:

[1]  GA 327, Seite 62   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[2]  GA 327, Seite 90f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[3]  GA 327, Seite 91ff   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[4]  GA 327, Seite 63f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[5]  GA 327, Seite 65ff   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[6]  GA 327, Seite 68ff   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[7]  GA 327, Seite 70ff   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[8]  GA 327, Seite 73f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[9]  GA 266/3, Seite 428f   (Ausgabe 1998, 545 Seiten)
[10]  GA 327, Seite 75f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[11]  GA 327, Seite 76f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[12]  GA 327, Seite 78   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[13]  GA 327, Seite 82ff   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[14]  GA 327, Seite 93f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[15]  GA 327, Seite 90   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[16]  GA 327, Seite 94ff   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)

Quellen:

GA 266/3:  Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band III (1913-1923)
GA 327:  Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft (Landwirtschaftlicher Kursus) (1924)