Landwirtschaft biologisch und dynamisch
► Humusbildung

Aber worauf beruht diese Humusbildung? Sie beruht darauf, daß dasjenige, was aus dem Pflanzenleben kommt, aufgenommen wird von dem Naturprozeß. Das noch nicht bis zum Chaos Gekommene, das weist zurück in einer gewissen Weise das Kosmische. Wird das mitverwendet im Pflanzenwachstum, dann halten wir das eigentlich Irdische in der Pflanze drinnen fest, und es wirkt das Kosmische nur in dem Strom, der dann wiederum hinaufgeht bis zur Samenbildung. [1] Wenn Sie Aprikosen oder Pflaumen mit feinem Geschmack haben, so ist dieser feine Geschmack, ebenso wie die Farbe der Blüten, das bis in die Frucht heraufgekommene Kosmische. Im Apfel essen Sie tatsächlich den Jupiter, in der Pflaume essen Sie tatsächlich den Saturn. Worauf haben wir denn heute zu sehen, wie müssen wir hinschauen auf eine Pflanze, bei der wir wollen, daß nicht die kosmische Kraft ganz hinaufschießt in das Blütenhafte und in das Fruchtende, sondern unten bleibt, daß gewissermaßen Stamm- und Blattbildung in der Wurzelbildung aufgehalten werden, was müssen wir dann tun? Wir müssen eine solche Pflanze in einen sandigen Boden geben, denn im kieseligen Boden wird das Kosmische zurückgehalten, geradezu aufgefangen. Man wird daher die Kartoffel, bei der wir ja das erreichen müssen, daß wir unten in der Kartoffel selber aufhalten die Blütenbildung, daß wir sie zurückhalten – denn die Kartoffel ist ein Wurzelstock, da wird die blatt- und stengelbildende Kraft in der Kartoffel selber festgehalten, die Kartoffel ist nicht die Wurzel, sondern ein zurückgehaltener Stengel –, man wird die Kartoffel in einen sandigen Boden hineinbringen müssen, sonst erreichen wir das nicht, daß die kosmische Kraft in ihr zurückgehalten wird. [2]

Es ist zu konstatieren ein Minderwertigwerden der Produkte. Dieses Minderwertigwerden hängt nämlich, ebenso wie die Umwandlung der menschlichen Seelenbildung mit dem Ablauf des Kali Yuga im Weltenall zusammen. Wir stehen auch vor einer großen Umwandlung des Innern der Natur. Das, was aus alten Zeiten zu uns herübergekommen ist, was wir auch immer fortgepflanzt haben, sowohl an Naturanlagen, an naturvererbten Kenntnissen und dergleichen, wie auch dasjenige, was wir von Heilmitteln herüberbekommen haben, verliert seine Bedeutung. Wir müssen wiederum neue Kenntnisse erwerben, um in den ganzen Naturzusammenhang solcher Dinge hineinzukommen. Die Menschheit hat keine andere Wahl, als entweder auf den verschiedensten Gebieten aus dem ganzen Naturzusammenhang, aus dem Weltenzusammenhang heraus wieder etwas zu lernen, oder die Natur ebenso wie das Menschenleben absterben, degenerieren zu lassen. Wie in alten Zeiten es notwendig war, daß man Kenntnisse hatte (um beispielsweise die heutigen Zuchtformen zu züchten), die wirklich hineingingen in das Gefüge der Natur, so brauchen auch wir heute wieder Kenntnisse, die wirklich hineingehen in das Gefüge der Natur. [3]

Der Mensch weiß heute notdürftig, wie sich die Luft im Innern der Erde benimmt, aber er weiß fast gar nichts davon, wie sich das Licht im Innern der Erde benimmt. Er weiß nicht, daß das, was gerade das kosmische Gestein, das Kieselige ist, das Licht aufnimmt in die Erde und da das Licht zur Wirksamkeit bringt, dagegen dasjenige, was dem Irdisch-Lebendigen nahesteht, die Humusbildung, das Licht nicht aufnimmt, nicht zur Wirkung bringt in der Erde und daher lichtloses Wirken erzeugt.

Wenn man das richige Maß von Kühen, Pferden und anderen Tieren auf irgendeiner Landwirtschaft hat, diese Tiere alle miteinander gerade so viel Mist geben, als man braucht für die Landwirtschaft, als man braucht, um dem Chaosgewordenen noch etwas dazuzusetzen. Und zwar, wenn man die rechte Anzahl Pferde, Kühe, Schweine hat, so ist auch das Mischungsverhältnis im Mist das Richtige. Gesund ist die Landwirtschaft nur insofern, als sie sich den Mist durch ihren Tierbestand selber gibt. [4] Es sollte die Möglichkeit herbeigeführt werden, alles dasjenige, was man braucht zur Hervorbringung, innerhalb der Landwirtschaft selbst zu haben, wobei zur Landwirtschaft der entsprechende Viehbestand selbstverständlich hinzugerechnet werden muß. Im Grunde genommen müßte eigentlich dasjenige, was in die Landwirtschaft hereingebracht wird an Düngemitteln und ähnlichem von auswärts, das müßte in einer ideal gestalteten Landwirtschaft angesehen werden schon als ein Heilmittel für eine erkrankte Landwirtschaft. [5]

Zitate:

[1]  GA 327, Seite 53f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[2]  GA 327, Seite 57f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[3]  GA 327, Seite 58f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[4]  GA 327, Seite 59f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[5]  GA 327, Seite 42   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)

Quellen:

GA 327:  Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft (Landwirtschaftlicher Kursus) (1924)