Alkohol

Der Alkohol war früher – in der atlantischen Zeit – nicht auf Erden; er kam später, um den Menschen zu ihrer Individualisierung zu verhelfen. Er schließt den Menschen von seinen höheren Fähigkeiten ab und macht ihn selbstverschlossen. Daher der Gebrauch des Alkohols in den dionysischen Mysterien. Heute aber hat jeder Mensch in den zivilisierten Ländern diese Stufe schon erreicht, und der Alkohol ist heute nur ein Übel. Durch den Gebrauch verliert man die Fähigkeit, sich anderen anzupassen und sie zu begreifen. Besonders dem Esoteriker schadet der Alkohol, da er alle entwickelten höheren Kräfte verwandelt in Kräfte des persönlichen Ich und dieses immer wieder in sich verschließt und gleichsam durch die beiden entgegengesetzten Strömungen – der höheren und der niederen Ichkräfte – den Astralleib auseinanderreißt. Durch das Kommen des Christus auf die Erde ist dasjenige Prinzip gebracht worden, wodurch ein jeder seine Individualisierung bewußt erreichen kann. Darum sagt der Christus Jesus: Ich bin der wahre Weinstock. Indem man Alkohol gebraucht, bereitet man einen Nährboden für zahlreiche Scharen geistiger Wesenheiten, so wie ein schlecht gereinigtes Zimmer von selber voller Fliegen gerät. (Siehe als Beispiel unter: Asuras) [1] Daher ist die Enthaltsamkeit von Alkohol notwendig; denn dieser arbeitet von außen her an dem im Blute lebenden sich auswirkenden Ich. Die Meditation zieht den Geist hinauf, lockert die Verbindung mit dem physischen Körper; der Alkohol zieht ihn hinunter und verfestigt ihn in demselben. 266/2.371Was die übrigen Pflanzen sich einzig und allein aufsparen für den jungen Keim, alle die Triebkraft, die sonst nur für den jungen Keim aufgespart wird und nicht in das übrige der Pflanze sich ergießt, das ergießt sich bei der Weintraube auch in einer gewissen Weise in das Fruchtfleisch; so daß durch die sogenannte Gärung, durch die Verwandlung dessen, was sich da in die Weintraube hineinergießt, was in der Traube selbst zur höchsten Spannung gebracht worden ist, etwas erzeugt wird, was in der Tat innerhalb der Pflanze eine Gewalt hat, welche nur verglichen werden kann okkultistisch mit der Gewalt, die das Ich des Menschen über das Blut hat. Bei der Alkoholerzeugung wird in einem anderen Naturreich dasjenige erzeugt, was der Mensch erzeugen muß, wenn er von seinem Ich aus auf das Blut wirkt. Die Folge davon ist, daß wir durch den Alkohol etwas in unseren Organismus einführen, was von der anderen Seite her so wirkt, wie das Ich auf das Blut wirkt. Wir haben ein Gegen-Ich in dem Alkohol in uns aufgenommen, ein Ich, das direkt ein Kämpfer ist gegen die Taten unseres geistigen Ich. So daß wir einen inneren Krieg entfesseln und im Grunde alles das, was von dem Ich ausgeht, zur Machtlosigkeit verdammen, wenn wir ihm einen Gegenkämpfer entgegenstellen im Alkohol. Eine wirkliche geistige Entwickelung kann nur leicht vor sich gehen, wenn man ihr nicht diese Widerlage schafft. [2] Der Alkohol hindert dasjenige, was lebendiger Körper ist, vor dem Verfaulen. So wirkt aber der Alkohol, der im Menschen selbst erzeugt wird; er hindert das Faulen gewisser Stoffe, die der Mensch braucht. So daß der Mensch durch seine innere Organisation eigentlich vorgeschrieben hat wieviel Alkohol er haben soll. Trinkt er aber (auch noch, so hat er) zu viel Alkohol, dann wird zuviel konserviert, dann wird dasjenige, was eigentlich abgehen soll, konserviert und im Körper erhalten. 348.222Seitdem die Menschheit Wein zu trinken begann, verdunkelte sich die Idee der Reinkarnation ganz schnell und verschwand schließlich aus dem allgemeinen Bewußtsein. Der Alkohol verschleiert das Gedächtnis, verdunkelt es in seinen inneren Tiefen; eine Verfinsterung der Gedächtniskraft im Ätherleib. [3] Das ist der tiefere Grund der Verehrung des Bacchus, des Gottes des Weines, der Trunkenheit. Es war dies die volkstümliche Form des Dionysos der alten Mysterien, der an sich einen ganz anderen Sinn hatte. Das ist auch der symbolische Sinn der Hochzeit zu Kana. [4]

Der Alkohol ist erst in einer bestimmten Zeit der Welt- und Menschheitsgeschichte aufgetreten. Und er wird wieder aus ihr verschwinden. Der Alkohol war die Brücke, die vom Gattungs- vom Gruppen-Ich zum selbständigen, individuellen Ich hinüberführt. Niemals hätte der Mensch den Übergang vom Gruppen- zum Einzel-Ich gefunden ohne die stoffliche Wirkung des Alkohols. [5]

Zitate:

[1]  GA 266/1, Seite 415   (Ausgabe 1995, 622 Seiten)
[2]  GA 145, Seite 20f   (Ausgabe 1976, 188 Seiten)
[3]  GA 94, Seite 51   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[4]  GA 94, Seite 52   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[5]  GA 100, Seite 264   (Ausgabe 1981, 276 Seiten)

Quellen:

GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 100:  Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis. Theosophie und Rosenkreuzertum – Das Johannes-Evangelium (1907)
GA 145:  Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst? (1913)
GA 266/1:  Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band I (1904-1909)