Schilderung von Teilen der übersinnlichen Welt
► Der Erdenmensch und die Wirkungen der drei Welten

Die Gebilde der Seelenwelt (Astralplan) und des Geisterlandes (Devachan) können nicht der Gegenstand äußerer sinnlicher Wahrnehmung sein. Die Gegenstände dieser sinnlichen Wahrnehmung sind den beschriebenen beiden Welten als eine dritte anzureihen. Auch während seines leiblichen Daseins lebt der Mensch gleichzeitig in den drei Welten. Er nimmt die Dinge der sinnlichen Welt wahr und wirkt auf sie. Die Gebilde der Seelenwelt wirken durch ihre Kräfte der Sympathie und Antipathie auf ihn ein; und seine eigene Seele erregt durch ihre Neigungen und Abneigungen, durch ihre Wünsche und Begierden Wellen in der Seelenwelt. Die geistige Wesenheit der Dinge aber spiegelt sich in seiner Gedankenwelt; und er selbst ist als denkendes Geistwesen Bürger des Geisterlandes und Genosse alles dessen, was in diesem Gebiete der Welt lebt. – Daraus wird ersichtlich, daß die sinnliche Welt nur ein Teil dessen ist, was den Menschen umgibt. Aus seiner allgemeinen Umwelt hebt sich dieser Teil mit einer gewissen Selbständigkeit ab, weil ihn die Sinne wahrnehmen können, die das Seelische und Geistige unberücksichtigt lassen, das ebenso dieser Welt angehört. Wie ein Stück Eis, das auf dem Wasser schwimmt, Stoff ist des umgebenden Wassers, aber sich durch gewisse Eigenschaften von diesem abhebt, so sind die Sinnendinge Stoff der sie umgebenden Seelen- und Geisterwelt; und sie heben sich von diesen durch gewisse Eigenschaften ab, die sie sinnlich wahrnehmbar machen. Sie sind – halb bildlich gesprochen – verdichtete Geist- und Seelengebilde; und die Verdichtung bewirkt, daß die Sinne sich von ihnen Kenntnis verschaffen können. Ja, wie das Eis nur eine Form ist, in der das Wasser existiert, so sind die Sinnendinge nur eine Form, in der die Seelen- und Geistwesen existieren. Hat man das begriffen, so (er)faßt man auch, daß, wie das Wasser in Eis, so die Geist- in die Seelenwelt und diese in die Sinnenwelt übergehen können. Von diesem Gesichtspunkte aus ergibt sich auch, warum der Mensch sich Gedanken über die sinnlichen Dinge machen kann. Nur weil die Dinge der Sinnenwelt nichts anderes sind als die verdichteten Geistwesenheiten, kann der Mensch, der sich durch seine Gedanken zu diesen Geistwesenheiten erhebt, in seinem Denken die Dinge verstehen. Es stammen die Sinnendinge aus der Geisterwelt, sie sind nur eine andere Form der Geisteswesenheiten; und wenn sich der Mensch Gedanken über die Dinge macht, so ist sein Inneres nur von der sinnlichen Form ab- und zu den geistigen Urbildern dieser Dinge hingerichtet. Ein Ding durch Gedanken verstehen ist ein Vorgang, der verglichen werden kann mit dem, durch welchen ein fester Körper zuerst im Feuer flüssig gemacht wird, damit ihn der Chemiker dann in seiner flüssigen Form untersuchen kann. [1]

In den verschiedenen Regionen des Geisterlandes zeigen sich die geistigen Urbilder der sinnlichen Welt. In der fünften, sechsten und siebenten Region finden sich diese Urbilder noch als lebendige Keimpunkte, in den vier unteren Regionen gestalten sie sich zu geistigen Gebilden. Diese geistigen Gebilde nimmt in einem schattenhaften Abglanz der Menschengeist wahr, wenn er durch sein Denken sich das Verständnis der sinnlichen Dinge verschaffen will. Wie diese Dinge sich zur sinnlichen Welt verdichtet haben, das ist für denjenigen eine Frage, der ein geistiges Verständnis seiner Umwelt anstrebt. [2]

Zitate:

[1]  GA 9, Seite 145ff   (Ausgabe 1961, 214 Seiten)
[2]  GA 9, Seite 148   (Ausgabe 1961, 214 Seiten)

Quellen:

GA 9:  Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung (1904)