Apokalypse des Johannes
► Gläsernes Meer

In derjenigen Zeit, wo die heutigen Menschen anfingen, ihre Menschheitsstufe durchzumachen, drangen aus dem Weltenkörper, der jetzt zwischen der Substanz des Mondes und der heutigen Substanz stand, die mineralischen Massen, die ersten Kristalle heraus. Das war der Augenblick, wo das Mineralreich hervorschoß. Und Sie finden dieses Hervorschießen in ganz einziger Weise geschildert, wo der Apokalyptiker sagt: Da war es kristallisiert um den Stuhl herum, wie ein gläsernes Meer. [1] Durch das Transparente wird angedeutet das Wesen des Astrallichtes. Im Astrallicht sieht man durch die Gegenstände hindurch, sie erscheinen gläsern. Die ganze Astralwelt ist wie ein gläsernes Meer. [2] (Eine gänzlich andere Interpretation lautet:) Es vererben sich nicht nur physische Keime fort, sondern es treten fortwährend Geistkeime aus den oberen Regionen an die Stelle dessen, was da war. Aber dann, wenn man sich sagt, dasjenige, was heute Wiese ist (beispielsweise), das war, sagen wir im 13. Jahrhundert nicht Wiese, sondern da war eine andere Wiese, die mittlerweile gestorben ist, dann, wenn man dies zuerst erfaßt hat, bekommt man eine Vorstellung von der Mission des Schnees, man bekommt eine Vorstellung davon, daß er der Träger des fortwährenden Absterbens ist. Schnee erneuert sich jedes Jahr auch das Eis, und indem in diese ganz elementare Gestaltung, die da in der Dynamik des Schnee- und Eisbildens liegt, fortwährend die Natur hineinstirbt, wird sie von oben fortwährend wieder erneuert. So ist es durchaus in unserer Zeit. Aber es ist das auch ein Zustand, der nicht ganz bleibend ist. Die Naturgelehrten meinen immer, wenn sie irgend etwas entdecken, was da draußen vor sich geht, das seien alles bleibende Zustände. Das ist aber im Grunde genommen Unsinn. Es bleibt nichts in Wirklichkeit. Es ist in Wirklichkeit so, daß die Dinge bis in die Naturgesetzlichkeit hinein sich verändern.Und so ist auch dieser Zustand, der uns die Erde im Wandel zeigt – im Grünenden des die Feuchtigkeit in Wärme auflösenden Sommers, im Welkenden des die Feuchtigkeit in Eis und Schnee verfestigenden Winters –, er ist etwas, was nicht immer da war und was nicht immer da sein wird. Es wird vielmehr ein Zustand eintreten, in dem etwas da sein wird, was jetzt gar nicht da ist. Zwischen diesen beiden (also Sommer und Winter) haben wir nun als einen hin- und herpendelnden Zustand den Herbst und den Frühling. Das wird allmählich sich ausgleichen. Es wird nicht mehr so entschieden Sommer sein, wo das Wässrige ganz aufgelöst wird, und nicht mehr so entschieden Winter, wo das Wässrige ganz zu Eis und Schnee verhärtet sein wird, sondern es wird ein Zwischenzustand einteten wo das Wässrige eine andere Konsistenz haben wird. eine wesentlich dickere als im Sommer, die nicht einfach in eine andere übergehen wird, sondern die bleiben wird. Eis und Schnee werden dann nicht so aussehen wie heute, sondern sie werden aussehen wie eine spiegelnde Masse, die durchsichtig ist, eine durchsichtige spiegelnde Masse, die Sommer und Winter bleibt. Wir haben da das Gläserne Meer, dessen Eintreten vom Apokalyptiker in der Apokalypse geschildert wird. [3]

Zitate:

[1]  GA 104, Seite 117   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[2]  GA 104a, Seite 32   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)
[3]  GA 346, Seite 213f   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)

Quellen:

GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 104a:  Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes (1907/1909)
GA 346:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken (1924)