Ägyptisch-chaldäische Kulturepoche

Noch viel bedeutsamer (als bei der Geburt der Phantasie im Jahre 300 vor Christus) vernahmen die Menschen in der Mitte des 3. Jahrtausends, wie ihr ganzes Sein eingespannt war in Ereignisse, die aus der geistigen Welt hereinragten in die physischen Ereignisse. Man dachte sich die Erde bevölkert von dem, was physisch und geistig zugleich war. [1] Nach ihren Anlagen schauten die verschiedenen Völker verschiedenes. So sahen die Ägypter die Welt, in der Wesen sind, welche auf dem Wege der Menschwerdung vorzeitig stehen geblieben und nicht Erdenmenschen geworden sind; und sie sahen den Menschen nach seinem Erdenleben in alle dem, was er mit solchen Wesen zu tun hat. Die chaldäischen Völker sahen mehr, wie außerirdische geistige Wesen – gute und böse – in das Erdenleben eintraten, um da zu wirken. [2] Bei den Chaldäern lebte ein imaginatives Element, bei den Ägyptern ein inspiriertes Element. [3] Da stoßen der Weg nach außen bei den Chaldäern und der Weg nach innen bei den Ägyptern zusammen. Das empfanden die Griechen auch in einer ganz richtigen Weise, wenn sie die chaldäischen Götter verglichen mit ihrem appollinischen Reiche. Wenn sie aber von Osiris sprachen und von demjenigen, was dazugehörte, dann suchten sie das in der entsprechenden Weise bei sich in ihren dionysischen Mysterien. [4]

Zitate:

[1]  GA 198, Seite 26   (Ausgabe 1984, 320 Seiten)
[2]  GA 26, Seite 172   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[3]  GA 325, Seite 88   (Ausgabe 1969, 173 Seiten)
[4]  GA 113, Seite 167   (Ausgabe 1982, 228 Seiten)

Quellen:

GA 26:  Anthroposophische Leitsätze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie – Das Michael-Mysterium (1924/1925)
GA 113:  Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi (1909)
GA 198:  Heilfaktoren für den sozialen Organismus (1920)
GA 325:  Die Naturwissenschaft und die weltgeschichtliche Entwickelung der Menschheit seit dem Altertum (1921)