Karmische Reihen
► Voltaire

Da war eine Persönlichkeit, in der Zeit allerdings, in der schon der Mohammedanismus gewirkt hatte, welche dazumal ihre geistige Entwickelung zunächst an einer ähnlichen Schule Nordafrikas durchmachte – die aber schon in der Dekadenz war –, wie diejenige war, die einmal viel früher der heilige Augustinus durchgemacht hat. Dazumal waren ja eigentlich noch, namentlich in Nordafrika, Mysterienstudien möglich, wenn auch von schon verfallenden Mysterien. Und diese Persönlichkeit hat solche Mysterienstudien durchgemacht, durchgemacht also all das, was man erfahren konnte durch ein solches Studium über die Selbständigkeit der Menschenseele, über die Regionen, welche die Menschenseele erlebt, wenn sie wahrnimmt frei vom Leibe und so weiter. Aber diese Persönlichkeit zog dann mit den mohammedanischen Zügen nach Spanien herüber, nahm da viel auf von der damals schon in Spanien transformierten mohammedanisch-asiatischen Gelehrsamkeit, nahm namentlich auch viel auf von dem, was durch die Juden überallhin verbreitet wurde, nahm auf nicht jene Kabbalistik, welche dann später im Mittelalter soviel gepflegt worden ist, aber eine ältere Form der Kabbalistik. Und so wurde sie in der ersten Zeit nach den mohammedanischen Zügen eine Persönlichkeit, die stark im Geistesleben dieser mohammedanischen Richtung drinnen war, aber auf eine besondere Art: rechnend, berechnend, auf kabbalistische Art. Dann wurde dasselbe durchlebt in einer späteren weiblichen Inkarnation, wo es innerlich vertieft wurde, wo es weniger durch den Kopf, als in das Herz aufgenommen wurde. Wir sehen diese Individualität als Voltaire wiedererscheinen. Mit der Umarbeitung, mit der Metamorphose, die aus der Marsregion kommen kann, kam er dann eben als Voltaire in das 18. Jahrhundert herein. Mars macht alles aggressiv. [1] Diese Persönlichkeit hat in Spanien eine Art von Umwandelung in seinem Bekenntnisse durchgemacht, hat sich mehr einer christlichen Anschauung zugewendet. So hatte diese Persönlichkeit viele Zweifel, innere Zweifel in sich aufgenommen und innere Unsicherheit und starb auch in dieser Unsicherheit. [2]

Zitate:

[1]  GA 236, Seite 212f   (Ausgabe 1988, 310 Seiten)
[2]  GA 239, Seite 113   (Ausgabe 1963, 276 Seiten)

Quellen:

GA 236:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Zweiter Band (1924)
GA 239:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Fünfter Band (1924)