Karmische Reihen
► Eduard von Hartmann

Durch sein Knieleiden wurde ich auf seine frühere Inkarnation hingelenkt, in der er in einem bestimmten Lebensaugenblick eine Art Sonnenstich erhalten hatte. Er konnte eines Tages nicht mehr denken; er hatte eine Art Lähmung des Gehirnes. Das kam in der nächsten Inkarnation in einer Lähmung eines der Gliedmaßen zum Vorschein. Diese Individualität war ja eine derjenigen, die mitzogen während der Kreuzzüge nach dem Oriente und in Asien drüben gegen die Türken und gegen die Asiaten kämpften, die Asiaten aber zugleich ungeheuer bewundern lernten. Nachdem diese Individualität alles in Bewunderung aufgenommen hatte, was da den Kreuzfahrern entgegentrat an großartiger Geistigkeit im Orient, wurde sie eines Menschen gewahr, von dem sie instinktiv fühlte, sie habe mit ihm in einem wieder früheren Leben etwas zu tun gehabt. Und in glühender Sonnenhitze wurde die Verfolgung dieses Gegners aufgenommen. Sie war ungerecht. Sie fiel auf die Individualität, die verfolgte, selbst zurück, indem durch das glühende Sonnenlicht das Gehirn gelähmt wurde. Und dasjenige, was da geschehen sollte in diesem Kampfe, das war davon hergekommen, daß in einer früheren Inkarnation diese Individualität besonders klug war, im höchsten Grade klug war. Und der Gegner, dem diese Individualität während der Kreuzzüge entgegengetreten war, dieser Gegner war in einer früheren Inkarnation von dieser klugen Individualität in die Enge getrieben worden, zum Nachteile gekommen. So daß man drei aufeinanderfolgende Inkarnationen einer Individualität findet: Eine außerordentlich gescheite, kluge Persönlichkeit in sehr alten Zeiten – die eine Inkarnation. Darauf folgend ein Kreuzfahrer, der in einem bestimmten Zeitpunkte, bewirkt durch das, was gerade seine Klugheit verbrochen hatte, eine Gehirnlähmung bekommt, die Klugheit ausgelöscht wird, nachdem aber vorher diese Klugheit eine ungeheure Bewunderung orientalischer Zivilisation aufgenommen hatte. Dritte Inkarnation: ein preußischer Offizier, der durch ein Knieleiden den Abschied nehmen muß, jetzt nicht weiß, was er tun soll, sich auf die Philosophie schlägt und die eindrucksvollste, ganz aus der Zivilisation der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgewachsene «Philosophie des Unbewußten» schreibt. [1]

Zitate:

[1]  GA 235, Seite 159ff   (Ausgabe 1984, 228 Seiten)

Quellen:

GA 235:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Erster Band (1924)