Karmische Reihen
► Garibaldi

Bei Garibaldi werden wir zurückgeführt in ein Eingeweihtenleben in einer Zweigniederlassung eines irischen Mysteriums im heutigen Elsaß etwa im 9. Jahrhundert. Aufgenommen hat diese Persönlichkeit das, was ich Ihnen als die Weisheitsgüter Hybernias (siehe: Mysterien hybernische) geschildert habe, und zwar in einem sehr hohen Grade. Er war noch innerhalb der irischen Insel, der dortigen Mysterienstätte, und hat selbst die Kolonie geleitet, die dann später nach Europa hereingekommen ist. [1] Nun bestand gerade in den irischen Mysterien eine ganz bestimmte Verpflichtung für einen bestimmten Einweihungsgrad. Diese Verpflichtung besagte, daß der Eingeweihte in allen ferneren Erdenleben seine Schüler weiter fördern muß, sie nicht verlassen darf. Wenn sie also durch ihre besonderen karmischen Verhältnisse mit ihm wiederum gleichzeitig im Erdenleben auftreten, so bedeutet das, daß er mit ihnen zusammen das Schicksal erleben muß, daß ihre Art des Karmas mit dem seinigen in Rechnung gesetzt werden muß. Wäre nicht mit der Individualität, die in (dem König) Viktor Emanuel war, Garibaldi verbunden gewesen als der Lehrer Viktor Emanuels, dieses einstmaligen Schülers, dann wäre Garibaldi eben Republikaner geworden, der auch die italienische Republik begründet hätte. Und ebenso waren die beiden anderen, Cavour und Mazzini, mit ihm karmisch verbunden, und er konnte nur eben das tun, was sie zu vollbringen imstande waren. [2] Bei Garibaldi ist es sehr interessant, wie er seine erste Frau gefunden hat. In der äußeren Welt war er so wenig darin, daß er gar kein Interesse hatte an Damen. Auf einer Seereise an der brasilianischen Küste richtete er das Fernrohr aufs Land und sah ein junges Mädchen: In diesem Augenblick war er sich klar darüber, daß sie seine Frau werden müsse. Er stürmte ans Land mit seinem Schiff, ein Mann war da, der ihn freundlich empfing und ihn fragte, ob er nicht Mittag bei ihm essen wolle. Garibaldi sagt zu. Es war der Vater des Mädchens, das er auf dem Lande gesehen hatte! Bevor noch das Mittagsmahl aufgetragen war, sagte er ihr – er sprach nur italienisch und sie nur portugiesisch –, sie müsse sein werden für das Leben. Sie verstand es aber doch, und es wurde eines der schönsten Herzensverhältnisse begründet. Es ist da im extremen Fall gezeigt, daß etwas wie ein karmisches Verhältnis da war. Es war etwas Heldenhaftes im Verhalten der Frau, in der Art, wie sie sich verhielt. Sie begleitete ihn bei seinen (Freiheits)-Kämpfen in Südamerika, und als die Nachricht kam, er sei auf dem Schlachtfeld gefallen, suchte sie ihn auf dem Schlachtfelde. In dieser Situation gebar sie ihr Kind. Um es zu wärmen, mußte sie es sich um den Hals schnallen. Nun, gerade dann, wenn man hinschaut auf solche karmische Erlebnisse, wie dieses Bekanntwerden mit einem anderen Menschen, wo Schönheit oder Häßlichkeit nichts ausmacht, sondern wo von innen heraus der Impuls der Zusammengehörigkeit entspringt, wird man auf den Einfluß hingewiesen derjenigen Wesenheiten, die ich beschrieben habe als Urlehrer, die heute noch immer tätig geblieben sind, aber von außen, vom Kosmos herein. Solche Verhältnisse interessieren vor allen Dingen diese Mondenwesen, und durch solche Verhältnisse hindurch und über solche Verhältnisse hinweg nehmen sie an der Entwickelung der Erdenmenschheit den innigsten Anteil. [3]

Zitate:

[1]  GA 235, Seite 205f   (Ausgabe 1984, 228 Seiten)
[2]  GA 235, Seite 208   (Ausgabe 1984, 228 Seiten)
[3]  GA 239, Seite 20f   (Ausgabe 1963, 276 Seiten)

Quellen:

GA 235:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Erster Band (1924)
GA 239:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Fünfter Band (1924)