Aristoteliker

Wir haben zwei Strömungen (östliche, islamische Aristoteliker und die Scholastiker), die im Grunde genommen bis zum heutigen Tage wirksam geblieben sind. Wir haben die eine Strömung, die gern – jetzt nur noch von der geistigen Welt, aber da um so stärker – dem Menschen klarmachen möchte, daß ein allgemeines Gedankenleben die Erde umgibt, daß man in Gedanken drinnen seelisch-geistig atmet, und die andere Strömung, die vor allem den Menschen hinweisen will darauf, daß er sich unabhängig machen sollte von solcher Allgemeinheit, daß er sich in seiner Individualität erleben sollte. Die eine Strömung, die erste, mehr wie unbestimmtes Raunen in der geistigen Erdenumgebung, heute für viele Menschen, die schon auch vorhanden sind, nur noch wahrnehmbar, wenn in besonders gestalteten Nächten die Leute auf ihrem Lager liegen und dem Unbestimmten zuhören, und wo aus diesem Unbestimmten heraus alle möglichen Zweifel geboren werden an dem, was die Leute heute aus ihrer Individualität heraus mit solcher Bestimmtheit behaupten. Wir haben bei anderen Leuten, die immer gut schlafen, weil sie mit sich selbst zufrieden sind, dann das strenge Betonen des individuellen Prinzips. Und dieser Kampf lodert eigentlich auf dem Grunde der europäischen Zivilisation. Er lodert bis zum heutigen Tage. Und in den Dingen, die sich äußerlich an der Oberfläche unseres Lebens abspielen, haben wir im Grunde genommen kaum etwas anderes als eben oberflächliche Wellenschläge dessen, was in der Tiefe der Seelen schon einmal vorhanden ist als Überrest jenes tieferen, jenes intensiveren Seelenlebens der damaligen Zeit. Nun sind ja so manche Seelen aus der damaligen Zeit wiederum im gegenwärtigen Erdenleben da. [1]

Zitate:

[1]  GA 237, Seite 25f   (Ausgabe 1959, 186 Seiten)

Quellen:

GA 237:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Dritter Band. Die karmischen Zusammenhänge der anthroposophischen Bewegung (1924)