Devachan
► 6. Region

Wenn durch eine Reihe von solchen irdischen Pilgerfahrten das eigentliche geistige Selbst oder der Ursachenträger im physischen Leibe sich verkörpert hat und nun im Geisteslande so lebt, daß er imstande ist, sich im Geisteslande so frei zu bewegen, wie der sinnliche Mensch sich zwischen den sinnlichen Dingen bewegt – denn das ist eine Erfahrung, die wir da machen: uns bewegen zu lernen in einer Weise, die viel initiativer und höher erscheint als innerhalb der sinnlichen Wirklichkeit –, dann rücken wir auf in die sechste Region des Devachan, dann erwerben wir uns die Anwartschaft, gewisse Zeiten zwischen zwei Leben in der sechsten Region zu verbringen. In der sechsten Region lebt das menschliche Selbst bereits seine tiefere Wesenheit des eigenen Innern aus; da lebt es das aus, was wir das Leben im Geistigen, im ewigen Selbst nennen. Lebt es aus, was unmittelbar aus dem Borne des göttlichen Selbst schöpft. Da lernt der Mensch, so heimisch zu werden im Geisteslande, wie der physische Mensch heimisch ist in der physischen Welt. Die Gesetze der geistigen Welt werden ihm so vertraut, daß er sich als zu ihnen gehörig betrachtet. In dieser sechsten Region lernt der Mensch, daß er in diese physische Welt als ein Sendbote des rein Göttlichen kommt; er nimmt die Absichten für das, was er braucht, um in der physischen Welt zu wirken, nicht mehr aus der physischen Welt selbst; er vollführt die Pläne der göttlichen Weltenordnung selbst: er schafft aus dem Geistigen, er wirkt aus dem Geistigen. Er ist aber deshalb kein Fremdling auf der Erde, und er wirkt auch nicht wie ein Fremdling; er hat sich die freie Unbefangenheit in dieser sechsten Region erworben. Wenn er in der physischen Welt als Sendbote der geistigen Welt erscheint, so ist sein Werk umso fruchtbarer, weil er nicht an den Dingen dieser Welt hängt; und weil er sie vollkommen objektiv beurteilt, so wird er das Richtige tun. Seine Tat wird eine Tat der göttlichen Weltenordnung selbst sein, ein Ausdruck, eine Offenbarung der göttlichen Weltenordnung selbst. In dieser sechsten Region des Geisteslandes genießt der Mensch nun auch den Umgang mit erhabenen Wesenheiten. Ausgebreitet ist ihr Blick über die göttliche Weisheit, offen und unverschleiert. Der Mensch, der sich bis zur sechsten Region entwickelt hat, kann da verstehen, was sie zu ihm sagen über den göttlichen Weltenplan. Kehrt er zurück auf den irdischen Plan, dann ist er befähigt, selbst die Richtung und die Ziele seines Lebens zu bestimmen. Dann handelt er aus sich heraus, er kann bewußt in die Zukunft wirken; dann ist er fähig, hier auf dieser Erde ein Eingeweihter zu werden. Derjenige, welcher befähigt ist, ein Eingeweihter zu werden, der hat sich erst durch die Taten, die nicht durch Egoismus mit dem Irdischen verbunden sind, sondern die er in selbstloser Aufopferung getan hat, die Anwartschaft errungen, um im Zwischenzustand zwischen zwei Verkörperungen in der Gegenwart der Geister zu leben und vertraut zu werden mit den Kräften und Schätzen des Geisteslandes. Kehrt er dann zurück in die Verkörperung, dann ist sein Gedächtnis offen für die früheren Verkörperungen, dann sieht er, daß er da und dort schon gelebt hat, und er bestimmt die Zukunft seiner nächsten Verkörperung – wenn auch nicht in allen Einzelheiten, denn das ist nicht zu bestimmen. Diejenigen, welche in dem Zwischenzustande zwischen ihren Verkörperungen im Geisteslande solches erlebt haben, die sind die Aspiranten für die Einweihung in die Mysterien; es sind die, welche aufgenommen werden in die Geheimschulen und dort die Weisheiten erfahren, welche sie der Welt zu verkündigen haben, damit sie den Weg des Fortschrittes gehe. [1]

Zitate:

[1]  GA 88, Seite 129ff   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)

Quellen:

GA 88:  Über die astrale Welt und das Devachan (1903-1904)