Metalle

Auf der ersten Stufe des Devachan sieht man das Astralbild der physischen Welt; es ist das, was man das Festland des Devachan nennt, die Negativform der Täler, der Gebirge, der physischen Kontinente. Auf der zweiten Stufe des Devachan füllen sich die Hohlräume, welche die physische Substanz bildet, mit einem System von geistigen Strömungen. Es sind die Strömungen des universellen Lebens, welche alles durchziehen, es ist der Ozean des Devachan. Hier taucht der Initiierte in die sprudelnde Quelle allen Lebens ein. Er sieht dieses Leben wie ein ungeheures Flußnetz, dessen Kanäle alles durchziehen. Zugleich durchdringt ihn eine fremdartige und ganz neue Empfindung. Er fühlt, wie er anfängt in den Metallen zu leben. Karl von Reichenbach, der Autor des Buches über das Od, hatte dieses Phänomen bei den sensitiven Personen entdeckt, von denen er in Papierstücke eingewickelte Metalle (durch Wahrnehmung ihrer ausgestrahlten Aura) erraten ließ. Die Wesenheiten, denen man in dieser Region begegnet, sind diejenigen, die Dionysius Areopagita die Archangeloi oder Beleber der Metalle nennt; sie entsprechen dem zweiten Grad der Hellsichtigkeit. [1] Wir haben in den Metallen dasjenige, wodurch die Erde am meisten – wenn ich mich jetzt des Ausdrucks bedienen darf, der schon lange in der deutschen Sprache nicht mehr vorkommt, aber der einer Realität entspricht – ent-wird, entwerden. Und die Metalle tendieren nicht dazu, etwa immer mehr und mehr sich zu konservieren oder zu konsolidieren im Erdenbereich, sondern sie tendieren dazu, zu zersplittern, herauszusplittern. Also sie sind eigentlich dasjenige, was das Entwerden der Erde darstellt, und deshalb entwickeln sie auch eine für die äußere Beobachtung verborgene, ausstrahlende Wirkung. Sie haben überall die strahlende Wirkung. Das zu beobachten ist nun von einer ganz besonderen Bedeutung überall, wo man zu der Interpretation der Natur, insofern sie Heilmittel gibt, ins Metallische hineinkommt. [2]

Alle Metalle waren einstmals in ihren Urgebilden in Saturn, Sonne und so weiter, in ganz flüchtigen, sogar wärmeätherischen Zuständen vorhanden. Der Mensch war, natürlich in einer anderen Form, in seiner Wesenheit schon auf dem alten Saturn vorhanden. Er hat alle diese Prozesse mitgemacht, unter denen zum Beispiel Eisen von einem ganz flüchtigen, fein verteilten, wärmeätherischen Zustande dasjenige geworden ist, was es heute ist. Das Eigentümliche ist, daß der Mensch dem Eisen gegenüber, dem Magnesium gegenüber sich so verhalten hat, daß er diese Stoffe in seine eigene Bildung aufgenommen hat. Das Blei hat er überwunden. Also dem Magnesium gegenüber hat er sich so verhalten, daß er den Magnesiumprozeß mit seinem Prozeß verbunden hat. Dem Blei gegenüber hat er sich so verhalten, daß er geflohen ist vor dem Bleiprozeß, daß er den ausgeschieden hat, so daß wir in bezug auf das Magnesium sehen, wie im Menschen dieselben Kräfte walten, die eben draußen im Magnesium walten. Der Mensch muß sie innerlich überwinden. Aber bevor der Mensch in seiner Haut eingeschlossen war als er noch ein metamorphosierendes Gebilde war, das mit dem Kosmos einig war, hat er den Bleiprozeß überwunden. So daß er heute noch in sich hat die Überwindung, die Ausscheidung des Bleiprozesses. Er hat in sich die Aufbaukräfte des Magnesiums, er hat in sich die Ausscheidungskräfte für den Bleiprozeß. [3]

Die Metalle, wie sie in der Erde heute sind, kamen aus dem Kosmos in Luftesform und wurden nach und nach flüssig erst während des Mondendaseins. Sie kamen in Luftesform, als die Erde in ihrem alten Sonnenzustande war, erlangten die flüssige Form hinein eben während der Erdenzeit. [4]

Wenn wir dieses Metallische in der Erde mit den gewöhnlichen Sinnen betrachten, so sagt es ja zunächst nichts anderes, als daß es von dieser oder jener Art der Erde spricht. Wenn wir aber in die Erde eindringen mit dem geistig geschärften Blick, der uns das Menschlich-Übersinnliche kündet, dann wird etwas ganz Besonderes aus alledem, was als Metallisches im Innern der Erde ist. Dann beginnt alles Kupferige, alles Silberige, alles Goldige innerhalb der Erde eine mannigfaltige geheimnisreiche Sprache zu sprechen. Dann tritt uns für die übersinnliche Betrachtung etwas entgegen, was uns als Menschen, der auf der Erde wandelt, so recht verwandt macht mit dem ganzen lebendig-seelischen Wesen der Erde selber. Die Metallerze sagen uns etwas, sie werden für uns zu kosmischen Erinnerungen, es führt uns das Metallische der Erde zu den Erinnerungen der Erde selber. Und in diesem Augenblick, wo wir die Erinnerungen der Erde zu unseren eigenen machen, haben wir um uns herum die Wesenheiten der zweiten Hierarchie, die Kyriotetes, Dynamis, Exusiai. Wir schauen da, wie diesen Wesenheiten der zweiten Hierarchie aufgetragen ist von der höheren geistigen Weltenordnung, alles das in der Erde zu bewirken, was durch die Impulse der Metalladern kommt. [5] Die Erinnerung der Metalle der Erde ist das, was auf den Zustand zurückgeht, wo ein jegliches Metall eine kosmische Farbe war, die die anderen durchdrang; wo der Kosmos im wesentlichen eine Art innerer Regenbogen, eine Art Spektrum war, das dann sich differenziert hat und erst zum Physischen geworden ist. Ein jedes Metall sagt einem zugleich: Ich stamme aus den Raumesweiten und Erdenfernen. Ich stamme aus dem Himmelsbereiche, und ich bin hier in das Innere der Erde zusammengezogen, hineingezaubert. Aber ich warte meiner Erlösung. Denn wieder werde ich einstmals mit meiner Wesenheit das Weltenall erfüllen. Wie wir einstmals gereicht haben, das Kupfer bis zur Venus, das Blei bis zum Saturn, so sind wir heute hier verzaubert und werden wiederum da hinausreichen, wenn die Erde ihre Aufgabe erfüllt, daß nun der Mensch gerade dasjenige auf der Erde erreiche, was er nur auf der Erde erreichen konnte. Denn deshalb gingen wir in diese Verzauberung ein, damit der Mensch auf Erden ein freies Wesen werden konnte. Ist die Freiheit dem Menschen erkauft, dann kann auch unsere Entzauberung wiederum beginnen. Und diese Entzauberung ist schon lange im Grunde eingeleitet. [6] (Siehe auch: Radioaktivität).

Zitate:

[1]  GA 94, Seite 80f   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[2]  GA 313, Seite 139   (Ausgabe 1984, 176 Seiten)
[3]  GA 316, Seite 51f   (Ausgabe 1980, 246 Seiten)
[4]  GA 232, Seite 169   (Ausgabe 1974, 222 Seiten)
[5]  GA 231, Seite 138ff   (Ausgabe 1962, 160 Seiten)
[6]  GA 232, Seite 88   (Ausgabe 1974, 222 Seiten)

Quellen:

GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 231:  Der übersinnliche Mensch, anthroposophisch erfaßt (1923)
GA 232:  Mysteriengestaltungen (1923)
GA 313:  Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie (1921)
GA 316:  Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heilkunst (1924)