Apokalypse des Johannes
► Michael

Vorheraber muß ausgestoßen werden, was verfallen ist dem Prinzip des zweihörnigen Tieres. Die Kraft, durch welche der Sonnengenius überwinden läßt diese Ausgestoßenen, die sie hinuntertreibt in den Abgrund, diese Kraft wird genannt das Antlitz des Sonnengenius, das ist Michael, der sozusagen als Stellvertreter des Sonnengenius das Tier mit den zwei Hörnern, den Verführer, den man auch den großen Drachen nennt, überwindet. [1]

Dann haben wir in der Apokalypse als dritten Sturz den Sturz des Satans. In Satan haben wir ein ganz hohes Wesen, welches aber andere Wege geht als diejenigen, die auf Erden gegangen werden können. Bei dem Tier und dem falschen Propheten haben wir es mit Menschen-verführenden Mächten zu tun, die den Willen haben, die Menschheit in moralischer und intellektueller Beziehung in falsche Bahnen zu bringen. Jene Macht, die gemeint ist bei dem Sturze Satans, will noch etwas ganz anderes. Die will nicht bloß die Menschheit aus ihrer Bahn bringen, sondern die ganze Erde. Diese Macht ist vom menschlich-irdischen Standpunkt aus gesehen ein furchtbarer Widersacher der Gottheit. Wie steht dann im Weltenall diese Macht des Satans da gegenüber anderen Geistern? Ja, sehen Sie, es ist kein Wunder, daß Michael, der ja einen anderen Standpunkt hat als die Menschen, ganz anders über Satan denkt als die Menschen. Die Menschen bleiben im Abstrakten und denken, daß der Satan eine böse Macht ist. Aber Satan ist zugleich eine hohe Macht, wenn auch für die Richtungen, die für die Erde in Betracht kommen, eine verirrte Macht, aber er ist eine hohe Macht. Und Michael, der die Würde eines Erzengels, Archangelos hat, hat nicht den Rang des Satans, der die Würde einer Urkraft, eines Arché hat.Michael ist «nur» Erzengel. Vom michaelischen Standpunkt aus ist eigentlich Satan nicht eine zu verachtende Macht, sondern eine ungeheuer zu fürchtende Macht, weil Michael diese Macht, die in die Hierarchie der Archai hineingehört, höherstehend erscheint als er selbst. Nur schlägt Michael eben die Richtung ein, die im Sinne der Erdentwickelung ist. Michael hat vor langer Zeit schon beschlossen, in denjenigen Planetenkreisen zu wirken, die durch das Sonnendasein vorgezeichnet sind. Satan ist eine Macht, die fortdauernd in unserem Kosmos lauert. Es hat etwas Unheimliches, dieses Lauern des Satans. Man kann dies wahrnehmen in den Augenblicken, wo man einen Kometen durch unseren Kosmos schießen sieht, der eine ganz andere Bahn hat als die Planeten. Und da lauert Satan, um jeden Kometen, der da kommt, abzufangen und ihn in seiner Schwungrichtung zu benutzen, damit er die Planeten aus ihrer Bahn herausbringen kann und damit auch die Erde. Das ist wirklich vorhanden im Weltall, daß die satanischen Mächte fortwährend lauern, um das ganze Wandelsternsystem umzugestalten. Dadurch würde aber dieses System der Wandelsterne, in deren Bahnen die Menschen sich bewegen sollen, jenen göttlich-geistigen Mächten weggenommen und in ganz andere Weltenevolutions-Richtungen hineingebracht werden. Jene mächtigen Scharen, welche unter Führung des Satans stehen, haben diesen Entschluß der Archangeloi, sich in den vorgezeichneten Planetenbahnen zu bewegen, bis heute nicht gefaßt. Sie streben heute noch an, jede Kometenbahn dazu zu benutzen, um das ganze Planetensystem zu einer anderen Konfiguration zu bringen. Das ist der dritte Sturz in der Apokalypse. Bei den beiden ersten Stürzen haben wir das Frohlocken der luziferisch gearteten geistigen Wesenheiten. Es werden erste Schritte dem Satan gelingen, Unordnung in das Planetensystem hineinzuschaffen. Demgegenüber wird die Menschheit selber eine starke Spiritualität entwickeln müssen. Denn nur durch die starke Spiritualität der Menschen wird dasjenige ausgeglichen werden können, was so an Unordnung bewerkstelligt werden wird. [2]

Zitate:

[2]  GA 346, Seite 161ff   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)
[1]  GA 104, Seite 232   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)

Quellen:

GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 346:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken (1924)