Landwirtschaft biologisch und dynamisch
► Einführung

In einem Gespräch Ehrenfried E. Pfeiffers mit Rudolf Steiner auf einer Fahrt von Stuttgart nach Dornach, schon vor der landwirtschaftlichen Tagung, wies Rudolf Steiner zunächst auf die Notwendigkeit der esoterischen Vertiefung hin und zeigte einige Mängel auf, die innerhalb geistiger Bewegungen vorhanden seien. Pfeiffer fragte daraufhin: «Wie kommt es, daß trotz Ihrer großen und zahlreichen Anweisungen der geistige Impuls, insbesondere der innere Schulungsweg, in den einzelnen Menschen so wenig wirksam wird und die Betreffenden trotz ihrer Bemühungen so wenig Manifestation des geistigen Erlebens aufweisen können? Wie kommt es vor allem, daß trotz theoretischer Einsicht der Wille zur Tat, zur erfolgreichen Durchführung der geistigen Impulse so schwach ist?» Es kam Pfeiffer vor allem darauf an, eine Antwort auf die Frage zu erhalten, wie die Brücke zur Tat, zum aktiven Mittun und Ausführen geistiger Intentionen geschlagen werden könne, ohne durch persönlichen Ehrgeiz, Illusionen und Eifersüchteleien vom rechten Weg abgelenkt zu werden. Diese drei negativen Eigenschaften waren von Rudolf Steiner als die wesentlichen erwähnt worden, welche als innere Hindernisse im Wege stehen. Es kam nun die denkwürdige und überraschende Antwort: «Dies ist ein Ernährungsproblem. So wie die Ernährung heute gestaltet ist, gibt sie den Menschen gar nicht mehr die Kraft, das Geistige im Physischen manifest zu machen. Die Brücke vom Denken zum Wollen und Handeln kann nicht mehr geschlagen werden. Die Nahrungspflanzen enthalten gar nicht mehr die Kräfte, welche sie den Menschen geben sollten.» Ein Ernährungsproblem, dessen Lösung die Möglichkeit schaffen soll, daß der Geist manifest wird und sich, durch Menschen verwirklichen kann! Auf dem Hintergrunde dieser Äußerung kann man verstehen, wenn gesagt wurde, daß die Segnungen der biologisch-dynamischen Düngerzusatz-Präparate «einer möglichst großen Landfläche möglichst rasch zugeführt werden sollten, — zum Heile der Erde.» [1]

Zur Zeit, als der landwirtschaftliche Kurs gehalten wurde, standen sich die biologisch-dynamische Denkrichtung und die Agrikulturchemie gegenüber. Die letztere fußt im wesentlichen auf der Anschauung Justus v. Liebigs und sah in den Befunden der substantiellen Stoffaufnahme der Pflanze aus dem Boden die einzige Erklärung für das sogenannte Nährstoffbedürfnis der Pflanzen. Aus ihr entstand die einseitige chemische Düngerlehre des Stickstoff-Phosphat-Kali-Kalkbedarfes der Kulturpflanzen. Diese Düngerlehre beherrscht auch heute noch die orthodoxe, wissenschaftlich orientierte Landwirtschaft. Doch wird man mit dieser Lehre nicht einmal J.v.Liebig voll gerecht. Liebig hatte selbst Zweifel geäußert, ob diekte Anwendung der NPK-Lehre auf alle Böden zutreffe. Mangelerscheinungen traten stärker auf humusarmen Böden auf als auf humusreichen. Das folgende Zitat läßt aber in noch viel tieferem Sinne vermuten, daß Liebig gar nicht der hartgesottene Materialist war, zu dem ihn seine Nachfolger machten. «Die unorganischen Kräfte schaffen nur immer Unorganisches. Durch eine in dem lebendigen Leib wirkende höhere Kraft, deren Diener die unorganischen Kräfte sind, entsteht der organisch, eigentümlich geformte, vom Kristall verschiedene und mit vitalen Eigenschaften begabte Stoff.» Und: «Die kosmischen Bedingungen des Pflanzenwesens sind Wärme und Sonnenlicht.» Die in dem lebendigen Leib wirkende höhere Kraft, — die kosmischen Bedingungen: die Antwort auf diese Frage gab Rudolf Steiner. Er hat damit das Problem, das Liebig aufwarf, gelöst, gerade dadurch, daß er nicht bei der rein stofflichen Seite des Pflanzenlebens stehenblieb, sondern geistesmutig und unvoreingenommen den nächsten Schritt tat. [2] (von: Ehrenfried E. Pfeiffer)

Wenn Pflanzen im eminentesten Sinne Nahrungsmittel werden, wenn sie sich so entwickeln, daß sich in ihnen die Substanzen zum Nahrungsmittel ausgestalten für Tier und Mensch, dann sind daran beteiligt Mars, Jupiter, Saturn auf dem Umwege des Kieseligen (Silizium). Das Kieselige schließt auf das Pflanzenwesen in die Weltenweiten hinaus und erweckt die Sinne des Pflanzenwesens so, daß aufgenommen wird aus allem Umkreise des Weltenalls dasjenige, was diese erdenfernen Planeten ausgestalten. Aus dem Umkreise von Mond, Venus, Merkur hingegen wird dasjenige aufgenommen, was die Pflanze zur Fortpflanzung fähig macht. Wir müssen uns nun fragen: Wodurch wird befördert, daß der Mond oder der Saturn auf das Planzenleben wirkt, und wodurch wird es gehemmt. Das Wasser birgt vieles andere noch als bloß dasjenige, was dann chemisch als Sauerstoff und Wasserstoff erscheint. Wasser ist im eminentesten Sinne dazu geeignet, denjenigen Kräften, die zum Beispiel vom Monde kommen, die Wege zu weisen im Erdenbereiche, so daß Wasser die Verteilung der Mondenkräfte im Erdenbereiche bewirkt. Zwischen Mond und Wasser auf der Erde besteht eine gewisse Art von Zusammenhang. Nehmen wir also an, es sind eben Regentage vergangen, auf diese Regentage folgt Vollmond. Ja, mit den Kräften, die vom Monde kommen in Vollmondtagen, geht ja auf der Erde etwas Kolossales vor. Die schießen herein in das ganze Pflanzenwachstum. Sie können nicht hereinschießen, wenn die Regentage nicht vorangegangen sind. [3]

Das einjährige Leben der Pflanze und das Beschränktsein der Pflanze auf kurze Lebensfrist hängt zusammen mit den Planeten, die kurze Umlaufszeiten haben. Dagegen dasjenige, was sich herausreißt aus diesem Vorübergehenden, was die Bäume mit Borke, mit Rinde umgibt, was sie dauernd macht, das hängt zusammen mit den Planetenkräften, die auf dem Umwege mit den Kräften von Wärme und Kälte wirken und die eine lange Umlaufszeit haben, wie der Saturn 30, der Jupiter 12 Jahre. Es ist daher schon von Bedeutung, wenn einer einen Eichbaum pflanzen will und er sich gut versteht auf Marsperioden. Oder haben Sie Anlagen von Nadelholzwäldern, wo die Saturnkräfte eine so große Rolle spielen, wird ganz anderes entstehen, wenn man in einer sogenannten Aufgangsperiode des Saturn oder in einer anderen Periode den Nadelwald anpflanzt. [4]

Zitate:

[1]  Kr, Seite 173f   (Ausgabe 1956, 0 Seiten)
[2]  Kr, Seite 176f   (Ausgabe 1956, 0 Seiten)
[3]  GA 327, Seite 37ff   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[4]  GA 327, Seite 40f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)

Quellen:

GA 327:  Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft (Landwirtschaftlicher Kursus) (1924)
Kr:  M. Krück von Poturzyn [Hrsg]: Wir erlebten Rudolf Steiner. Erinnerungen seiner Schüler (1956)