Kulturepochen
► 4. nachatlantische Kultur: Widderkultur in Griechenland

In dieser griechisch-lateinischen Zeit trat die Sonne mit ihrem Frühlingspunkt ein in den Widder. Das entspricht der Kopfgegend des Menschen, der Stirngegend, dem eigentlichen Oberkopf des Menschen. Es begann diejenige Zeit, in der der Mensch vorzugsweise sich so in ein erkennendes Verhältnis zur Welt setzte, daß dieses ihm Gedanken brachte. Diese Kopfkultur, diese Widderkultur, sie war aber noch immer so, daß man gewissermaßen in den Menschen hereinnahm die Anschauung des Weltenalls. Und mit Bezug auf die physische Welt war diese Widderkultur, die allervollkommenste. Materialistisch ist erst dasjenige geworden, was sich dann als Entartung daraus entwickelt hat. Der Mensch trat durch seinen Kopf eben doch gerade in dieser Widderkultur in ein besonderes Verhältnis zur Umwelt. Und man versteht heute insbesondere die griechische Kultur schwer – die römische hat es ja dann ins mehr Philiströse verzerrt –, wenn man das nicht berücksichtigt, daß der Grieche eben zum Beispiel Begriffe und Ideen anders wahrnahm (nicht nur durch Denkoperationen wie heute). Bedeutungsvoll war nun für diese Zeit, daß der Mars sein Haus im Widder hat. Die Kräfte des Mars, das sind diejenigen Kräfte, die nun wiederum, aber in anderer Art, zusammenhängen mit dem menschlichen Kehlkopfwesen, so daß der Mars, der zu gleicher Zeit dem Menschen die aggressiven Kräfte gibt. Die Konfiguration der einzelnen sozialen Gebilde über die Erde hin ist ja in dieser Zeit im wesentlichen durch eine Marskultur, durch eine kriegerische Kultur entstanden. Jetzt sind Kriege Nachzügler, wenn sie auch schrecklicher sind, sie sind Nachzügler. [1] Die Dekane während der Widderzeit: Mars, Sonne, Venus. [2]

In der griechisch-lateinischen Kultur ist am stärksten, aber am wenigsten von den Menschen bemerkt, der Sonneneinfluß von der übersinnlichen Welt her auf die Erde. Das, was die Kräfte des Sonnenmäßigen der Erde geben, das hat auch für die Griechen ungemein viel bedeutet, insbesondere für die athenischen Griechen. [3] Die griechische Kultur geht durchaus zurück nach dem Orient. Im Orient drüben war diese Geisteskultur wesentlich spiritueller, als sie im alten Griechenland war, und sie war im Oriente ein Ausfluß desjenigen, was man nennen kann: die Mysterien des Lichtes. [4]

Zitate:

[1]  GA 180, Seite 197ff   (Ausgabe 1980, 351 Seiten)
[2]  GA 180, Seite 201   (Ausgabe 1980, 351 Seiten)
[3]  GA 231, Seite 109   (Ausgabe 1962, 160 Seiten)
[4]  GA 194, Seite 219   (Ausgabe 1983, 254 Seiten)

Quellen:

GA 180:  Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung (1917/1918)
GA 194:  Die Sendung Michaels. Die Offenbarung der eigentlichen Geheimnisse des Menschenwesens (1919)
GA 231:  Der übersinnliche Mensch, anthroposophisch erfaßt (1923)