Krieg aller gegen alle – Gegenmittel

Derjenige, der an der Geisteswissenschaft erzogen ist, er kann das, was er mit dem allerintensivsten Anteil der Persönlichkeit an der Geisteswissenschaft erlebt, auch in das soziale äußere Leben hineintragen – gleichgültig, ob er in einer führenden oder in einer nicht-führenden Stellung ist. Denn das, was mit der ganzen Persönlichkeit erlebt wird, es wird, wenn es in die Tat übergeht, ebenfalls Erlebnis. Das äußere Erlebnis aber, bei dem die Persönlichkeit ganz dabei sein muß, das ist das Erleben in Liebe. Eine Erkenntnis, die erlebte Ideenwelten im Geiste anstrebt, die engagiert den ganzen Menschen so, daß dieser Mensch sich in Liebe in das soziale Leben hineinstellt, daß er von Liebe die sozialen Ideen durchdringen läßt. Wie in der Geistesforschung das unmittelbare Erlebnis des Geistes innerlich lebt, so trägt Geisteswissenschaft durch die Dreigliederung des sozialen Organismus die Liebe in das soziale Leben, in die Gemeinschaft hinein. Sie stellt die Ideen als solche in die Wirklichkeit hinein, so daß Liebe der Träger dieser Ideen in der Wirklichkeit sein kann. Liebe im sozialen Leben kann nur verbunden sein mit erlebter, nicht bloß mit erkennender Wissenschaft. Daher hat man, wenn man auf dem Boden der Geisteswissenschaft steht, wie sie hier gemeint ist, zunächst vor allen Dingen den Blick gerichtet auf den Zusammenhang dieser geisteswissen-schaftlichen Erkenntnisse, dieses geisteswissenschaftlichen Lebens, mit der sozialen Liebe, mit der sozial liebevollen Praxis, die nicht bloß Routine ist, sondern die in Liebe, von leuchtenden Ideen getragen ist. Und das, meine sehr verehrten Anwesenden, brauchen wir, wenn wir nicht in die Barbarei versinken, sondern zu einer neuen Zivilisation hinkommen wollen. [1]

Zitate:

[1]  GA 255b, Seite 260   (Ausgabe 2003, 622 Seiten)

Quellen:

GA 255b:  Die Anthroposophie und ihre Gegner (1919-1921)