Kreuz des Weltenleibes

Wenn das Geistesauge zurückblickt in alte Zeiten, dann verschwindet die äußere Erdengestalt, wie sie sich den physischen Sinnen darbietet, die ja nur Maya ist, und es stellt sich an Stelle dessen etwas dar, was man vergleichen könnte mit der Form des Menschen, der in Kreuzesform die Arme ausgebreitet hat, der allerdings in dieser Gestalt dann männlich-weiblich ist. Der Geistesforscher sieht die Erde der Zeit, bevor Christus herabgestiegen war, in Kreuzesform, und zwar wie einen Menschen. Wir werden da an das wunderbare Wort des Plato erinnert, der es aus den Mysterien heraus gebildet hat, daß die Weltenseele am Kreuze des Weltenleibes gekreuzigt ist. (Als) der Christus am Kreuze starb, ging dadurch die Erde von der bloßen Form ins Leben über. Für die Zeit vor Christus stellt sich dem geistigen Blick die Erde als bloße Form dar; für die nachchristliche Zeit stellt sich die Erde dar als von dem Christus-Prinzip neu belebt. Auf das Christus-Ereignis wiesen – richtig betrachtet – alle alten Zeiten hin. (Schon) in grauer indischer Vorzeit haben die Weisen erzählt, daß in dem Augenblicke, wenn ihnen der hellseherische Blick aufging, sie dann fanden tief, tief unter den Bergen der Erde, nahe dem Mittelpunkte der Erde, ein Kreuz, darauf einen männlich-weiblichen Menschen hängend, eingezeichnet auf der rechten Seite das Symbolum der Sonne, auf der linken Seite das Symbolum des Mondes, auf dem übrigen Leib die Länder und einzelnen Meeres-und Landesgestaltungen der Erde. Das war eine hellseherische Vision, welche die alten Weisen Indiens gehabt haben von jener Gestalt, die da wartete auf unsere Erde, um belebt zu werden von dem Christus-Prinzip. Deshalb ist die älteste Weisheit da, wo sie in die höchsten Regionen hinaufsteigt, Prophetie. [1]

Zitate:

[1]  GA 113, Seite 68ff   (Ausgabe 1982, 228 Seiten)

Quellen:

GA 113:  Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi (1909)