Karmische Reihen
► Heinrich Pestalozzi

Ich konnte diese Seele zuerst treffen in einer Art priesterlichen Funktion innerhalb alter Mysterien, nicht gerade ein an erster Stelle leitender Priester, aber ein Priester, der durch seine Position innerhalb der Mysterien die Seelen im hohen Grade bilden konnte. Eine edle Persönlichkeit voller Güte in der damaligen Inkarnation, wie sie durch die Mysterien eben einmal herangewachsen ist. Diese Persönlichkeit hatte nun das Schicksal, in den ersten Jahrhunderten vor der Begründung des Christentums, einem Sklavenhändler zu dienen, unter einer ziemlich grausamen Persönlichkeit Führer zu sein einer Schar von Sklaven, die hart arbeiten mußten und die eben nicht anders behandelt werden konnten, als sie behandelt wurden nach den Sitten der damaligen Zeit. Und als dann diese Persönlichkeit, die manchmal mit schwerem, blutendem Herzen dasjenige getan hatte, was ihr zu tun oblag nach den Befehlen, die sie erhalten hatte, durch die Pforte des Todes ging, traf sie dort zusammen mit den Seelen, die auch auf diese Persönlichkeit einen gewissen Haß geworfen hatten. Das lebte sich dann aus in dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt und begründete so seelisch-geistige Zusammenhänge, die dann als Impulse vorbereitend wirkten für das nächste Erdenleben. Diese Persönlichkeit wurde wiedergeboren im 9. nachchristlichen Jahrhundert als Frau jenes grausamen Vorgesetzten und erlebte in dieser Gemeinschaft mancherlei, was ein karmischer Ausgleich war für das, was ich als eine Art Unschuldig-Schuldigwerden an den begangenen Grausamkeiten bezeichnet habe. Aber, was erlebt wird, vertieft die Seele weiter: Manches von dem tauchte wieder auf, was in der alten Priesterinkarnation da war, aber mit einer tiefen Tragik tauchte es wieder auf. Die Verhältnisse im 9. Jahrhundert brachten es dazu, daß dieses Ehepaar in Zusammenhang kam mit vielen Menschen, welche die wiederverkörperten Seelen waren derer, die mit ihnen gelebt hatten als Sklavenseelen und die jetzt auch wiedergeboren wurden. Menschenseelen werden ja in der Regel im gleichen Zeitalter zusammen wiedergeboren. Die Seelen, die zusammengehalten wurden einstmals von dem Sklavenführer, lebten in einer mehr oder weniger großen Gemeinde jetzt räumlich zusammen. Der Gemeindediener, in einem etwas höheren Sinne, war jener grausame Mann. Und da er mit allen Bewohnern zu tun hatte, erlebte er nur Schlimmes von dieser Gemeinde, deren Vorsteher er nicht war, aber für die er viele Dinge zu besorgen hatte. Die Frau lebte dies immer mit. Als Frau brachte sie nur Segen durch ihre Taten, allerdings in vieler Gutmütigkeit, die doch vereinbar war damit, daß die Frau wiederum unendlich Tragisches litt. [1] Alles das, was als ein Gemeinsames entstand, was da karmische Fäden knüpfte, all das setzte sich fort, und beim weiteren Durchschreiten des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt, jetzt nach dem 9. Jahrhundert bis in die neuere Zeit hinauf, bildeten sich wiederum Impulse, die diese Menschen zusammenhielten. Wiedergeboren wurde diese Individualität als Pestalozzi. Diejenigen, die auch ungefähr gleichzeitig wiedergeboren wurden, um das Karma zu erfüllen, diese Seelen, die ein so geartetes Verhältnis zu ihm hatten, die mußten die Schüler, die Zöglinge werden, denen Pestalozzi in Erfüllung seines Karma jetzt so ungeheure Wohltaten zukommen ließ. [2]

Zitate:

[1]  GA 240, Seite 52ff   (Ausgabe 1986, 320 Seiten)
[2]  GA 240, Seite 54f   (Ausgabe 1986, 320 Seiten)

Quellen:

GA 240:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Sechster Band (1924)