Karmische Reihen
► Kardinal Newman

Während eines der späteren Kreuzzüge lebte in einem der italienischen Klöster ein junger Mönch. Er war außerordentlich begabt, und er konnte sich namentlich vertiefen in dasjenige, was aus alten christlichen Zeiten, nicht aus der Schrift, aber von Mensch zu Mensch, fortgepflanzt worden war als Tradition, und namentlich in manchen Klöstern weiterlebte. Da erzählte davon in manch einsamer Stunde ein älterer Mönch dem jüngeren, und vieles von der Art hatte dieser junge Mönch gehört. Er hatte sich dann einem der späteren Kreuzzüge angeschlossen und wurde in Palästina, oder wenigstens in Vorderasien krank, kam in eine Pflege, in der er einen noch älteren, in die Geheimnisse des Christentums eingeweihten Mönch kennenlernte. Da wurde in ihm viel erregt von Sehnsucht, die tieferen Mysterien des Christentums zu empfinden und zu erkennen. Und eben im Orient starb zunächst dieser junge Mönch; und er wurde wiedergeboren in unserem Zeitalter, wurde wiedergeboren als eine Persönlichkeit, in der aus diesem früheren Erdenleben diese Kräfte waren und in einer merkwürdigen Weise aufgingen. Diese Persönlichkeit ist jene, die bekannt ist als die des Kardinals Newman (1801-1890). Verfolgen Sie sein Leben von Jugend auf, sein Wissen, was er gesagt hat, dann werden Sie sehen, wie in ihm eine starke Persönlichkeit lebte, von einem andern Christentum erfüllt, als er es in seiner Umgebung hatte, und warum diese Persönlichkeit heraus wollte aus der intellektualistischen Form des Christentums, warum diese Persönlichkeit von einer andern Bewußtseinsart träumte, welche die ersten Jünger des auferstandenen Christus auf der Erde hatten. Wenn Sie dann dies Leben weiter verfolgen und sehen, wie der Kardinal Newman bei seiner Einkleidung den bedeutenden Ausspruch tat: Es gibt keine Rettung für die Religion, wenn nicht eine neue Offenbarung kommt –, wenn Sie dies ins Auge fassen, dann werden Sie dieses Suchen aus einer starken, von früheren Erdenleben kommenden Sehnsucht begreifen. [1]

Zitate:

[1]  GA 211, Seite 191   (Ausgabe 1986, 223 Seiten)

Quellen:

GA 211:  Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung. Exoterisches und esoterisches Christentum (1922)