Karma und höhere Wesenheiten – Gaben des Menschen an höhere Wesen

Nachdem wir uns Aufklärung verschaffen können über Luzifer und Ahriman, können wir ein anderes Verhältnis zu diesen Mächten gewinnen, können die Früchte ziehen von dem, was getan worden ist, können Luzifer und Ahriman sozusagen ihre Arbeiten abnehmen. Da werden sich allerdings die Taten des Luzifer, die er bewirkt hat und die immerfort zu Enttäuschungen geführt haben, wenn sie von uns selbst begangen werden, in ihr Gegenteil verkehren müssen. Diese Taten Luzifers mußten Begierden erregen, mußten den Menschen hinführen zu dem, was in das Böse einmünden konnte. Wenn wir selber Luzifer entgegenwirken sollen, wenn wir seine Angelegenheiten in der Zukunft besorgen sollen, wird es bei uns nur die Liebe sein können, die an die Stelle der Taten des Luzifer treten kann. Und ebenso wird es dasjenige sein können, was uns auch aus der Außenwelt fließt, indem wir immer mehr die Dunkelheit wegnehmen, die wir einweben in die äußere Materie. Wenn wir immer mehr diese Dunkelheit hinwegbringen, wenn sie schwindet, und wir dazu gelangen, den ahrimanischen Einfluß auf diese Weise völlig zu überwinden, dann werden wir in der Lage sein, die Welt so zu erkennen, wie sie wirklich als Erdenwelt ist. Dann werden wir uns allmählich nähern solcher Erkenntnis, wie sie heute nur Gut der Geisteswissenschaft sein kann: Wir werden durchdringen zu dem, was die Materie wirklich ist, zu der Natur des Lichtes. Indem der Mensch zum Licht vordringt, wird er selbst das seelische Gegenbild des Lichtes entwickeln. Und das seelische Gegenbild des Lichtes ist die Weisheit. Dadurch wird Liebe und Weisheit in die menschliche Seele einziehen. Indem wir Weisheit und Liebe entwickeln, entwickeln wir diejenigen Elemente, die wieder von unseren Seelen selber ausfließen werden als Gaben für die, welche in der ersten Hälfte der Erdentwickelung sich hingeopfert haben als luziferische und ahrimanische Mächte, um uns das zu geben, was wir zur Erringung unserer Freiheit brauchen. Diesen Mächten werden wir geben müssen, was wir an Weisheit und Liebe so entwickeln werden. [1]

Das ist der andere Teil des Karma der höheren Wesenheiten, daß wir eine Liebe entwickeln, die nicht bloß in der Menschheit bleibt, sondern die dazu berufen ist, in den Kosmos einzudringen. In Wesenheiten, die höher sind als wir, werden wir die Liebe einströmen lassen können, und diese Wesenheiten werden sie als Opfer empfinden. Es wird Seelenopfer sein. Seelenopfer wird hinaufströmen zu denen, die einst ihre Gaben herunterströmen ließen, wie einst die Rauchopfer hinaufstrebten zu den Geistern in Zeiten, wo Menschen die spirituellen Güter noch hatten. Damals konnten die Menschen nur die symbolischen Rauchopfer zu den Göttern hinaufsenden. In der Zukunft werden die Menschen Liebesströme hinaufsenden zu den Geistern, und aus dem Liebesopfer wird wieder etwas herunterströmen: dem Menschen werden zuströmen höhere Kräfte, die, von Geistigem dirigiert, mit immer größerer Macht eingreifen werden in unsere physische Welt. Das werden dann im wahren Sinne magische Kräfte sein. So sehen wir den Gang der Menschheitsentwickelung, indem sich Menschheitskarma und Karma der höheren Wesenheiten auslebt. Und wir begreifen jetzt auch, wie sich der Plan der Entwickelung zum einzelnen Karma stellt. Nehmen wir an, eine übermenschliche Individualität hätte im Jahre 1910 dieses oder jenes gewirkt, das dann auf dem physischen Plan durch einen Menschen ausgeführt wurde, so ist dadurch ein Kontakt geschlossen zwischen dieser übermenschlichen Individualität und dem Menschen. Der Mensch ist dann verwoben in das Karma der höheren Wesenheiten. Das ist eine abgeschlossene Korrespondenz. Dann strömt ihm aber zu aus den höheren Welten eine Strömung, die ihm etwas in sein Leben hineinbringt; darin hat er nun einen neuen Posten, der zu seinem Karma hinzugefügt worden ist und der nach der einen oder der anderen Seite den Ausschlag (in der «Karmabilanz») gibt. So wird menschliches Karma befruchtet von dem allgemeinen Karma, das durch die Welt strömt. Sehen wir zum Beispiel auf Miltiades oder irgendeine andere Persönlichkeit: Da hatten sie zu stehen auf dem großen Plan der Geschichte ihres Volkes, da war dies oder jenes durch das Karma der höheren Mächte bedingt – und da wurden sie hingestellt auf ihre Posten. In ihr einzelkarmisches Konto strömte ein, was der ganzen Menschheit zuteil werden sollte. Und indem sie es ausführten, indem sie Taten und Leistungen daran anschlossen, wurde es ihr Einzelkarma. – So leben und weben wir auch mit unserem einzelnen Karma in dem Makrokosmos als eine kleine Welt, als ein Mikrokosmos. [2]

Zitate:

[1]  GA 120, Seite 221f   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)
[2]  GA 120, Seite 223f   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)

Quellen:

GA 120:  Die Offenbarungen des Karma (1910)