Jamblichos

Stellen wir einmal das Weltbild des Jamblichos vor unsere Seele. Er hat etwa (im 4. Jahrhundert) in der folgenden Weise zu seinen Schülern gesprochen. Er sagte: Will man die Welt verstehen, so darf man nicht auf den Raum schauen, denn im Raume ist nur der äußere Ausdruck der geistigen Welt vorhanden. Man darf auch nicht auf die Zeit schauen, denn in der Zeit spielt sich bloß die Illusion von dem ab, was wirklicher, wahrer Welteninhalt ist. Man muß aufschauen zu denjenigen Mächten in der geistigen Welt, welche die Zeit und den Zusammenhang der Zeit mit dem Raum gestalten. Man schaue hinaus in das ganze Weltenall. Alljährlich wiederholt sich der Kreisgang, der sich sichtbarlich äußerlich in der Sonne ausdrückt. Aber diese Sonne kreist durch den Tierkreis, durch die 12 Sternbilder. In dem wirken und weben 360 himmlische Mächte, und sie sind es, die alles das bewirken, was im Laufe eines Jahres an Sonnenwirksamkeit ausgeht für die ganze den Menschen zugängliche Welt, und sie wiederholen den Zyklus in jedem Jahre. Wenn sie allein regierten, so würde das Jahr 360 Tage haben –, so etwa hatte Jamblichos seinen Schülern gesagt. Aber da bleiben 5 Tage übrig. Diese 5 Tage sind von 72 unterhimmlischen Mächten, den Planetengeistern, dirigiert. Nun wissen Sie ja, daß das Jahr nicht bloß 365 Tage, sondern noch einige Stunden mehr hat; für diese Stunden sind nach Jamblichos 42 irdische Mächte da. Weiter sagte Jamblichos zu seinen Schülern: Die 360 himmlischen Mächte hängen zusammen mit allem, was menschliche Hauptesorganisation ist. Die 72 unterhimmlischen Mächte hängen zusammen mit allem, was Brustorganisation, Atmungs- und Herzorganisation ist, und die 42 irdischen Mächte hängen zusammen mit all dem, was im Menschen die rein irdische Organisation der Verdauung, des Stoffwechsels und so weiter ist. Da sind also im ganzen 474 göttliche Wesenheiten der verschiedensten Rangordnungen. (Weiter) sagte Jamblichos: Wenn ihr die 474 Götternamen nehmt, so sind alle diese verschiedenen Götter der verschiedenen Völker darinnen: Zeus, Apollo, auch Baal, Amon, der ägyptische Gott, alle Götter gehören zu diesen 474. Daß die Völker verschiedene Götter haben, das liegt nur daran, daß das eine Volk sich von den 474 Göttern 12 oder 17 herausgenommen hat, das andere 20 oder 25, das andere Volk 3, 4 und so weiter. Aber wenn man diese verschiedenen Gottheiten der verschiedenen Völker richtig versteht, dann bekommt man 473 heraus. Und der höchste, der vornehmste, derjenige, der in einer bestimmten Zeit zur Erde niedergekommen ist, das ist der Christus. [1]

Zitate:

[1]  GA 213, Seite 197uf   (Ausgabe 1969, 251 Seiten)

Quellen:

GA 213:  Menschenfragen und Weltenantworten (1922)