Intuition moralische und Intuition geisteswissenschaftliche

Die Intuition, die ich als die dritte Stufe der übersinnlichen Erkenntnis dargestellt habe, tritt zuletzt auf. Die übersinnliche, die moralische Intuition, die tritt aber schon auf für das gewöhnliche Bewußtsein. Sie ist zunächst das einzige, was für ein Bewußtsein, das bis zu unserer Stufe vorgedrungen ist, von der übersinnlichen Welt auftritt. Die moralische Intuition ist einfach eine von einer höheren Stufe auf unsere Erkenntnisstufe herunterprojizierte Intuition. Deshalb habe ich auch von dieser moralischen Intuition zuerst gesprochen, nicht nachher. Ich habe sie genannt als den Ausgangspunkt. Man lernt sie erkennen, und wenn man sie richtig erfaßt hat, dann hat man eine gewisse subjektive Vorbedingung, das andere auch zu verstehen, was dann nachher kommt. Dann, indem man die moralische Intuition erlebt, erlebt man etwas, was, wenn man es vergleicht mit dem, was sonst real ist, eben eine andere Art Realität hat, das ist die Soll-Realität. Geht man ein auf dasjenige, was ich gesagt habe, dann erklärt sich schon der Unterschied des Seins und des Sollens einfach dadurch, daß die moralische Intuition in unsere gewöhnlichen Bewußtseinssphären hereinragt, während die andere Intuition nicht ein Herunterprojizieren ist, sondern erst erreicht werden muß.

Davon war gar nicht die Rede, daß etwa die moralische Intuition nur ein Spezialfall wäre auch für den Erkenntnisprozeß der allgemeinen Intuition, sondern im Gegenteil, es ist der erste Fall, wo uns im gewöhnlichen Bewußtsein, im heutigen Bewußtseinszustande durch Forschen etwas intuitiv auftritt. [1]

Zitate:

[1]  Bei 114/115, Seite 74   (Ausgabe 1995, 0 Seiten)

Quellen:

Bei 114/115:  Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Heft 114/115: Rudolf Steiner und der mehrdimensionale Raum (1995)