Hypnose

Ausgeschaltet ist in der Hypnose der astralische Leib, und der Hypnotiseur wirkt direkt auf den Ätherleib ein durch Bilder. [1]

Bedenken Sie nur, was der Mensch alles im Traume in der Lage ist zu tun, wie er hinneigt zum niederen Triebleben, wie er hinneigt selbst oftmals zum Verbrecherleben in dem, was er im Traume sich vorgaukelt. Der Mensch muß sich sagen: nicht in irgendein höheres Geistiges ist er versetzt, wenn er träumt, sondern im Gegenteil, in das Untermenschliche ist er hinuntergewandert. In eine niedrigere Welt als diejenige ist, in die wir blicken durch unsere Sinne, werden wir durch den Traum gebracht. Und erst recht dann, wenn auf den Menschen ein solcher Einfluß ausgeübt wird, von seiten irgendeines geeigneten Mitmenschen, daß er in den schlafähnlichen Zustand der Hypnose versetzt wird. Im hypnotischen Zustand ist es in der Tat möglich, daß Gedankenübertragungen über weite Entfernungen sich darstellen können, sie können experimentell dargeboten, bewiesen werden. Aber es frägt sich nur, in welche Regionen man einen Menschen bringt, mit seinem ganzen menschlich-leiblich-seelisch-geistigen Wesen, wenn man in diese Regionen hinuntersteigt. Man bringt ihn dann in eine Region, die ein Untermenschliches ist, die das Tierische in dem Menschen darstellt. Und gerade dadurch lernt man das Tierische im Menschen kennen, das doch noch etwas ganz anderes als das Tierische der Tierreihe ist, aber man gelangt in die Region des Untermenschlichen hinein. [2]

Was da im Menschen erscheint als das Untermenschliche, das stellt in Wahrheit eine frühere Entwickelungsstufe des Menschen dar, und dasjenige, was sich heute als seine Sinneswahrnehmung, seine Verstandeswahrnehmung entwickelt, das stellt eine spätere Entwickelungsstufe dar. Man kann geradezu etwas erfahren über einen viel geistig-seelischeren Zustand des Erdenplaneten, in dem der Mensch aber auch schon vorhanden war und so seine Umgebung wahrnahm, wie er heute seine Umgebung wahrnimmt, wenn sein Bewußtsein herabgedämpft ist. Wir erkennen etwas von der Vergangenheit der Erde, die nicht so war, wie es die Kant-Laplacesche Theorie darstellt, sondern so war, wie ein geistig-seelisches Wesen selbst, in das der Mensch als Sinneswesen eingebettet war. [3]

Darin liegt auch die große Gefahr des Hypnotisierens, weil hierbei das Gehirn demselben Vorgang unterliegt wie der eingeschlafene Finger. Auf beiden Seiten des Kopfes sieht der Hellseher, wie zwei Lappen oder Säcke, den gelockerten Ätherleib heraushängen. Wird nun das Hypnotisieren häufig wiederholt, so entsteht die Neigung des Ätherleibes, sich zu lockern, die große Gefahren mit sich bringen kann. Die Betreffenden werden meist unfrei, träumerisch, haben Schwindelanfälle und so weiter. [4] (Siehe auch: Kirchner, Anastasius).

Zitate:

[1]  GA 55, Seite 154   (Ausgabe 1959, 278 Seiten)
[2]  GA 329, Seite 269f   (Ausgabe 1985, 348 Seiten)
[3]  GA 329, Seite 272f   (Ausgabe 1985, 348 Seiten)
[4]  GA 95, Seite 29   (Ausgabe 1978, 164 Seiten)

Quellen:

GA 55:  Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit und deren Bedeutung für das heutige Leben (1906/1907)
GA 95:  Vor dem Tore der Theosophie (1906)
GA 329:  Die Befreiung des Menschenwesens als Grundlage für eine soziale Neugestaltung. Altes Denken und neues soziales Wollen (1919)