Höheres Selbst

Wäre der Mensch (in der lemurischen Zeit) nur unter dem Einfluß der göttlich-geistigen Wesenheiten geblieben, die ihn erschufen, so wäre er nicht frei geworden, hätte aber durch die Materie hindurch immer das Geistige erkannt. Diese leitenden Schöpfer wollten nun die Gefahr verhindern, daß auch der ganze Ätherleib von luziferischen Einflüssen durchsetzt würde. Deshalb trennten sie einen Teil des Ätherleibes des Adam ab und behielten ihn in den geistigen Welten zurück. Und dieser Ätherleib ist das höhere Selbst, mit dem wir uns wieder vereinigen sollen, mit dem zusammen wir erst ein ganzer Mensch sind. Der Esoteriker soll sich sagen: Da drüben wartet dieses Höhere, das eigentlich zu mir gehört, auf mich, um sich wieder mit mir zu vereinigen, und in meiner Meditation soll ich ihm mit aller Inbrunst entgegen streben, soll mich zum Kelche formen, der dieses Höhere aufnimmt. – Paulus, der ein Eingeweihter war in diesen Dingen, gebraucht ganz die richtigen Ausdrücke, wenn er vom «alten» und «neuen» Adam spricht. Zum ersten Mal geschah diese Vereinigung des zurückgebliebenen Ätherleibes mit einem Menschen damals, als der Jesus von Nazareth geboren wurde, von dem uns das Lukas-Evangelium erzählt. Dieser Jesusknabe erhielt den Ätherleib des Adam. Mit diesem Teile des Ätherleibes hatten damals die hohen, leitenden schöpferischen Wesenheiten dem Menschen die Fähigkeit des individuellen Denkens und der (individuellen) Sprache zurückbehalten. Wohl denkt der Mensch, aber es ist kein Denken, das er individuell selber produziert, sondern er nimmt von dem göttlichen Stoffe des Denkens, der die Welt durchflutet. Und auch eine individuelle Sprache hat der Mensch nicht, sondern hohe geistige Wesenheiten gaben Gruppen von Menschen eine gemeinsame Sprache. Das eigene Denken, die eigene Sprache sollen die Menschen sich erst erwerben durch die Wiedervereinigung mit ihrem höheren Ätherleib. Da in diesem Ätherleibe die Fähigkeit der Sprache liegt, so ist die Legende verständlich, die erzählt, daß der Jesusknabe die Sprache nicht zu erlernen brauchte, sondern mit seiner Mutter nach seiner Geburt in einer Sprache redete, die diese verstand. Dadurch, daß dieser Ätherleib des Adam zum ersten Mal wieder sich mit einem physischen Menschenkörper verband, wurde er dem Gesetz unterworfen, dem jedes Geistige unterliegt, das in die Materie hinabsteigt, dem Gesetz der Zahl, der Vervielfältigung. Wie das Samenkorn, in die Erde gelegt, die Ähre mit den vielen Körnern hervorbringt, so ist der Körper des Jesus für den Ätherleib des Adam der Erdenschoß gewesen, der Durchgangspunkt zur Vervielfältigung, und diese vervielfältigten Ätherleiber sind es, die auf uns warten. Der Hüter des Paradieses steht genau an der Stelle wo wir in den Tiefschlaf hinübergleiten, wo wir das Bewußtsein verlieren. Wenn wir es hier nicht verlieren würden, so würden wir ihn erblicken. Ein Einblick in die Welt der Erzengel (Archangeloi) aber würde uns vernichten, da wir ihm nicht gewachsen sind. (D)arum wird nun dieser Erzengel, der unseren Ätherleib bezieht, unser höheres Selbst genannt (D)arum streben wir nach der Vereinigung mit ihm. [1] (Weiteres siehe: Selbst höheres).

Zitate:

[1]  GA 266/1, Seite 548f   (Ausgabe 1995, 622 Seiten)

Quellen:

GA 266/1:  Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band I (1904-1909)