Goethe und Okkultismus

Goethe war, wenn man bei ihm auch nicht okkulte Prinzipien geradezu systematisch verarbeitet findet, man kann sagen ein ganz in der Aura des Okkulten lebender Geist, der da wußte, wie dasjenige, was lebt im guten Fortschritte der Weltentwickelung, nach der einen Seite ahrimanisch, nach der andern Seite – wenn er auch diese Ausdrücke nicht gebrauchte, auf Ausdrücke kommt es nicht an – luziferisch abbiegen kann, und daß eigentlich die Weltentwickelung immer im Pendelschlag ist zwischen dem Ahrimanischen und dem Luziferischen. Und Goethe wollte alles aus dem Tiefsten heraus entwickeln, überall zeigen, wie im Grunde genommen das Streben nach dem Höchsten zu gleicher Zeit eine Gefahr sein kann. Was kann nicht alles eine Gefahr werden! Das Allerbeste kann eine Gefahr werden, selbstverständlich. Und gerade dieses Problem trat Goethe so lebhaft vor das Seelenauge, wie das Beste eine Gefahr werden kann, wenn sich die ahrimanischen, die luziferischen Mächte in die Dinge hineinmischen. Da hatte er seine Faust-Dichtung im Auge, jenen Faust, der nach den tiefsten Geheimnissen des Daseins strebte. [1]

Zitate:

[1]  GA 273, Seite 63   (Ausgabe 1981, 286 Seiten)

Quellen:

GA 273:  Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust» Band II: Das Faust-Problem. Die romantische und die klassische Walpurgisnacht (1916-1919)