Hegel

Hegel ist geboren am 27. August 1770 in Stuttgart. Er trat als Zögling ein in das für die Entwickelung des deutschen Geisteslebens in dieser Zeit so besonders wichtige Tübinger Stift (1788-1793), wo er ein Mitschüler war des ihn lange, lange Zeit weit überragenden, überleuchtenden Schelling und des tief veranlagten und bald – wenn auch nicht gerade durch seine tiefe Veranlagung veranlaßt – in geistige Umnachtung sinkenden Hölderlin. Sie bildeten gewissermaßen ein Kleeblatt: der tief veranlagte, in mystischem Helldunkel suchende Hölderlin, der mit einer scharfen denkerischen Energie und einer übersprudelnden Phantasie begabte Schelling und der etwas schwerfällige, seine Gedanken schwer aus der Seele bohrende Hegel. Schelling und Hegel wirkten später wieder zusammen an der Universität in Jena, die gerade damals eine Blütestätte geistigen Lebens war. Schelling riß seine Zuhörer hin durch den gewaltigen geistigen Schwung, mit dem er die denkerischen Probleme behandelte, er riß auch die hin, die nicht aus Gefühl und Gemüt heraus einzudringen suchten in die Fragen des Daseins. Hegel war sein Genosse als Dozent (1801-1806). Auch damals noch war sein Denken schwerfällig, weil jeder Gedanke von ihm so geprägt sein sollte, daß er nie mehr umschloß, als er bedeuten sollte. Und wegen dieser langsam bohrenden Schwerfälligkeit des Denkens wird Hegel anfangs gar nicht leicht verstanden. [1]

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bekämpfte man wohl Hegel, namentlich bekämpften ihn Akademiker. Allein man wird wohl ganz wissenschaftlich nachweisen können, daß die in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Eduard von Hartmann ausgesprochene Behauptung, man könne beweisen, daß überhaupt in Deutschland nur zwei Universitätsdozenten Hegel gelesen haben, richtig ist. Man hat Hegel bekämpft, aber man hat ihn auf philosophischem Boden nicht gekannt. [2] Hegel war einer der größten deutschen Geister, von dem freilich heute nicht gerade viel gesprochen wird, dessen Werke noch weniger verstanden werden, der aber für die Zukunft des menschlichen Geisteslebens, wenn er einst verstanden werden wird, sehr viel bedeuten wird. Er ist allerdings schwer zu verstehen, und deshalb mag es einige Zeit dauern, bis die Menschen ihn wieder begreifen werden. [3] Hegel erscheint als derjenige unter den modernen Geistern, welche das Erfahren des Inneren zur höchsten Blüte gebracht hat. Er läßt sich nur vergleichen mit der Vedanta-Philosophie. In gewisser Beziehung ist er derjenige, der innerhalb unseres Abendlandes das Luziferische von Indien ausgehend erneuert hat; diesen reinen Gedanken, dieses absolut sinnlichkeitsfreie Denken so, daß bei ihm das Denken selbst zu einem Organismus wird, wo ein Gedanke aus dem anderen herauswächst. Deshalb ist es so schwierig, unvorbereitet auch nur das Geringste von den Ätherhöhen des Hegelschen Denkens zu verstehen. Diejenigen, die sich in Hegel vertiefen, verspüren auf der einen Seite die Höhe, in die er sie trägt, wo eine frische Luft des Denkens weht, und auf der anderen Seite die Reinheit, die alle diese Gedanken durchzieht. So haben wir gleichsam das luziferische Prinzip in Hegel ausgedrückt. [4]

Schon in seiner, ich möchte sagen, gefühlsmäßigen Veranlagung liegt eine gewisse Abneigung gegen diese universalistische naturwissenschaftliche Art, mit der Weltanschauung so zu verfahren, wie sie im Westen ausgestaltet wird durch Herbert Spencer, aber sich selbstverständlich vorbereitet hat durch dessen Vorgänger, sowohl die Naturforscher wie auch die Philosophen. Wir sehen bei Hegel, wie er zum Beispiel Newton nicht leiden kann, wie ihm die besondere Art, das Weltall nur mechanistisch zu denken, unsympathisch ist, wie er Newton ablehnt nicht etwa bloß in Bezug auf die Farbenlehre, sondern auch als Interpreten des Kosmos. Hegel gibt sich Mühe, zu den Keplerschen Formeln über die Planetenbewegungen zurückzukehren; er analysiert die Keplerschen Formeln über

die Planetenbewegungen und findet für sich, daß Newton eigentlich gar nichts hinzugefügt hat, sondern daß in den Keplerschen Formeln schon das ganze Gravitationsgesetz drinnenliegt. Und das übernimmt er aus dem Grunde, weil er aus dem, was bei Kepler mehr aus geistigem Erleben kommt, ein wissenschaftliches Denken hervorgehen sieht, das umfassend ist und das das äußere Naturwissenschaftliche vom Geiste aus begreiflich zu machen versucht. Kepler ist für Hegel einfach die Persönlichkeit, die imstande ist, in den Geist auch mit dem Denken einzudringen und eine Brücke zu schlagen zwischen dem, was wissenschaftlich erkannt wird, und dem, was nach der Meinung des Westens bloß geglaubt werden soll, der also imstande ist, die Wissenschaft heraufzutragen in das Gebiet, das für den Westen vermeintliches Gebiet des Glaubens ist. Aus diesem Grunde lehnt Hegel, ganz im Einklang mit Goethe, die Newtonsche Farbenlehre streng ab. Überall sehen wir in der Hegelschen Anlage eine Art Antipathie gegen das, was bei Newton aus dessen Anlagen heraus ganz natürlich ist. Dafür ist bei Hegel ein entschiedenes Talent vorhanden, ganz in dem Gedanklichen selber zu leben. Für Hegel war das einfach selbstverständlich, was Goethe gegenüber Schiller sagte: «Ich sehe meine Ideen mit Augen». Das ist scheinbar eine Naivität, allein, solche Naivitäten nehmen sich oftmals, richtig betrachtet, als die tiefste philosophische Weisheit aus. Hegel würde einfach nicht verstanden haben, wie man behaupten könne, die Idee des Dreiecks sei nicht zu fassen, denn Hegels Leben verlief eigentlich ganz – wenn ich mich so ausdrücken darf – auf dem Plan des Gedankens. Für ihn war auch eine höhere Offenbarungswelt, eine Welt höherer Geistigkeit dadurch vorhanden, daß sie gewissermaßen ihre Schattenbilder auf eine Fläche wirft, die von Gedanken ausgefüllt ist. Von oben her wirft die geistige Welt ihre Schattenbilder auf die Fläche der menschlichen Seele, auf der der menschliche Gedanke sich entwickelt. Dadurch kommt für Hegel der Begriff des höheren Geistigen zustande, daß es auf der Fläche der Seele sich abschattet als Gedanken. Hegel ist dazu veranlagt, diese Gedanken voll als Geistiges zu erleben, und er erlebt auch das natürliche Geschehen nicht in seiner elementaren Gegenwart, sondern sieht es in den Gedankenbildern, die es auf die Fläche der Seele geworfen hat. So wird es in Hegels Philosophie zur Unmöglichkeit, in jener äußerlichen Weise Wissen und Glauben voneinander zu trennen, wie es dem Westen ganz natürlich ist. Für Hegel wird zur Lebensaufgabe die Vereinigung der geistigen Welt, die der Westen einfach aus seinen Anlagen heraus in das bloße Glaubensgebiet verweisen will, mit der sinnlich-physischen Welt, zu einer solchen Welt, von der man wissen kann: Hier ist nicht mehr Wissen auf der einen Seite, Glauben auf der anderen Seite; hier ist der Menschenseele das große, bedeutsame Problem gestellt: Wie findet man im inneren Erleben selbst die Brücke zwischen Glauben und Wissen, zwischen Geist und Natur? Aber es war gewissermaßen das Tragische in Hegel, daß er das, was er in so grandioser Weise als ein Problem aufzuwerfen verstand, eigentlich nur sah sozusagen in bezug auf die Fläche des Gedankens, daß er zwar die innere Kraft, die innere Lebendigkeit des Gedankens zu erleben verstand, aber vom Inhalte des Gedankens nichts Lebendiges erfassen konnte. Nehmen Sie die Hegelsche Logik: Wiederum zurückgehen will er zum alten Begriff des Logos! Er fühlt: Wenn wir überhaupt einen realen Begriff vom Logos haben wollen, dann muß der Logos etwas sein, was nicht bloß als ein Gedachtes, sondern als ein real Wirkendes die Welt durchflutet und durchlebt. Für ihn ist der Logos nicht nur abstrakt-logischer Inhalt, sondern für ihn wird er realer Weltinhalt. Sehen wir uns seine «Logik» an, den einen der drei Teile von Hegels Philosophie: Sie enthält nur abstrakte Begriffe! Und so steht, so furchtbar ergreifend für den, der mit seinem ganzen Menschen auf die Hegelsche Philosophie einzugehen weiß, auf der einen Seite Hegels so grundrichtige Empfindung: Durch das, was in dem Logos erfaßt werden kann, muß eingedrungen werden in das schöpferische Prinzip der Welt. Der Logos muß sein «Gott vor der Erschaffung der Welt» – ein Hegelscher Ausdruck! [5] Dies auf der einen Seite. Und wie wird auf der anderen Seite dieser Logos von Hegel selbst entwickelt? Er beginnt beim «Sein», kommt zu dem «Nichts», zu dem «Werden», zu dem «Dasein». Er kommt zu der Kausalität, dem Zweck, zu der Teleologie. Man sehe sich die ganzen Begriffe in der Hegelschen Logik an und frage sich: Ist das dasjenige, was «vor dem Beginn der Schöpfung als der Inhalt des Göttlichen» da sein konnte? Es ist abstrakte Logik, Forderung des Schöpferischen, der Logos als Postulat, aber als rein menschliches Gedankenpostulat! Man empfinde diese Tragik, die darin liegt! Und man empfinde dann weiter die Tragik, die darin liegt, daß die Hegelsche Philosophie als überwunden galt! Sie enthält aber Momente, aus denen in der Tat neues Leben sprießen kann. Sie enthält Keime. Hegel hat sein Heil gesehen in dem: Sein – Nichts – Werden – Dasein. Wenn aber heute die Leute Hegel zugeführt bekommen, dann sagen sie: Das ist eine alte Schwarte, darauf brauchen wir uns nicht einzulassen. – Wenn man es aber unternimmt, sich durch einen inneren Seelenprozeß darauf einzulassen, den Begriff innerlich zu erleben, wie ihn Hegel zu erleben suchte, dann schwinden alle Begriffe von Empirie und Rationalismus, dann wird der Gedanke erfahren und das Erfahrene unmittelbar gedacht. Da wird der Gedanke zum Erlebnis und das Erlebnis zum reinen Gedanken. Wer das mitmacht, der empfindet das Bestreben, den Gedanken aus der Abstraktheit zu erlösen, und die Hegelsche Logik als den Keim dazu, daß aus dem Gedanken etwas ganz, anderes werden kann, wenn er sich lebendig ausgestaltet. Mir erscheint oft Hegels Logik als der Keim einer Pflanze, dem man kaum ansieht, was er werden kann, der aber doch die mannigfaltigsten Anlagen in sich trägt. Und mir scheint, wenn dieser Keim wächst, wenn ihn der Mensch liebevoll pflegt und in den seelischen Boden einsetzt durch anthroposophische Forschung, dann entsteht gerade das, daß der Gedanke nicht nur gedacht, sondern als Realität erlebt werden kann. [6]

Hegel versuchte, da er in seiner Zeit noch nicht eindringen konnte in das wirkliche spirituelle Leben, wie wir es heute versuchen durch die Geisteswissen-schaft, in seiner Art das Geistige in der Idee, im Begriff zu haben, er versuchte von der Idee, von dem Begriff auszugehen. Wie wir suchen hinter den Erscheinungen des äußeren Lebens das spirituelle Leben, das lebendige Leben im Geiste, so suchte Hegel, weil er nur bis dahin kommen konnte, hinter allem Äußeren die unsichtbare Idee, ein Ideengewebe, zunächst das Ideengewebe der reinen Logik, dann das Ideengewebe, das hinter der Natur ist, und dann das, was hinter allem Geschehen als Geistiges ist. So suchte Hegel auch hinter der Geschichte, daß er wirklich, wenn auch in der abstrakten Form des Ideellen, nicht in der konkreten Form des Spirituellen, doch manches Bedeutsame geleistet hat in bezug auf historische Betrachtungen. Hegel hat doch anders versucht etwa Kunstgeschichte zu schreiben, und er sagte zum Beispiel schon, was wir heute selbstverständlich viel spiritueller ausdrücken können: Wenn man sich hinter der äußeren Kunstentwickelung denkt die fließende, die werdende Welt des Ideellen, dann wird die Idee zuerst gleichsam versuchen, wie noch sich verbergend, hervorzukommen durch das äußere Material hindurch, sich geheimnisvoll zu offenbaren aus dem äußeren Material. Das heißt, die Idee wird sich zuerst noch nicht das Material ganz erobert haben, sie wird symbolisch sich durch das Material ausdrücken; sie wird sich noch erraten lassen, sphinxmäßig, meint Hegel. Dann wird die Idee, wenn sie weiterschreitet, sich das Material mehr erobern. Es wird eine Harmonie bestehen zwischen dem äußeren Ausdruck im Material und der Idee, die sich das Material erobert: Die klassische Ausdrucksform! Dann wird, wenn die Idee sich durchgearbeitet hat, das Material sich erobert hat, eine Zeit kommen, wo man gleichsam die Überfülle der Ideenwelt heraustropfen sieht aus dem Material, wo die Idee dann überwiegt. Beim Symbolischen kann die Idee noch nicht recht durch durchs Material. Beim Klassischen kommt sie durch, so daß sie sich mit ihm vereint. Bei der romantischen Ausdrucksform dringt, tropft sie gleichsam heraus, da ist die Idee in Überfülle. – Und nun sagt Hegel, jetzt suche man in der Außenwelt, wo sich diese Begriffe verwirklichen: Symbolische, sphinxartige Kunst im Ägyptertum, klassische Kunst im Griechentum, romantische Kunst in der Neuzeit. So geht Hegel davon aus: Wir sind im menschlichen Geiste beim Geiste der Welt. Der Geist der Welt muß uns gestatten, uns Gedanken zu machen, wie der Gang der Kunstentwickelung ist. Und dann müssen wir in der äußeren Welt das wiederfinden, was uns der Geist zuerst an Gedanken eingegeben hat.

So aber «konstruiert», wie man sagt, Hegel auch die äußere Geschichte. Er sucht zuerst den Werdegang der Ideen und läßt ihn dann bestätigen durch das, was äußerlich geschehen ist. Das ist etwas, was die Philister gar nicht haben begreifen können – ich meine die Flachlinge –, was sie ihm ganz furchtbar vorgeworfen haben. [7] Wozu der Mensch zuletzt kommt, indem er sich in die Dinge vertieft, das ist ihr Wesen. Es liegt ihnen zugrunde. Das, was der Mensch als seine höchsten Erkenntnisse aufnimmt, ist zugleich das tiefste Wesen der Dinge. Der im Menschen lebende Gedanke ist also auch der objektive Gehalt der Welt. Man kann sagen: Der Gedanke ist zuerst in der Welt auf eine unbewußte Weise; dann wird er von dem menschlichen Geiste aufgenommen, er erscheint sich selbst in dem menschlichen Geiste. [8] Was Plato innerhalb der griechischen Welt ist, das ist Hegel innerhalb der neueren. Plato erhebt den betrachtenden Geistesblick zur Ideenwelt und läßt von diesem betrachtenden Blick das Geheimnis der Seele auffangen; Hegel läßt die Seele in den Weltgeist untertauchen und läßt sie dann, nachdem sie untergetaucht ist, ihr inneres Leben entfalten. So lebt sie als eigenes Leben mit, was der Weltgeist lebt, in den sie untergetaucht ist. [9] Es gibt im Sinne Hegels kein irgendwo existierendes, fertiges Urwesen, sondern nur ein solches, das in ewiger Bewegung, in stetem Werden ist. Die Hegelsche Vorstellung des Erkennens faßt dieses nicht wie ein Erfassen eines Inhaltes auf, der ohne dasselbe fertig irgendwo in der Welt vorhanden ist, nicht als eine Tätigkeit, die Abbilder des wirklichen Geschehens schafft. Was im Sinne Hegels im denkenden Erkennen geschaffen wird, das ist sonst nirgends in der Welt vorhanden, nur eben im Erkennen. Wie die Pflanze auf einer gewissen Stufe ihrer Entwickelung die Blüte hervorbringt, so erzeugt das Weltall den Inhalt der menschlichen Erkenntnis. Eine Weltanschauung, die der Meinung ist, daß in der Erkenntnis nur Abbilder von schon vorhandenem Inhalt entstehen sollen, macht den Menschen zum müßigen Zuschauer der Welt, die ohne ihn auch vollkommen fertig da wäre. Hegel macht dagegen den Menschen zum tätigen Mitarbeiter am Weltgeschehen, dem ohne ihn der Gipfel fehlen würde. [10] So schafft das Urwesen im Verein mit dem Menschen den ganzen Inhalt der Welt. Der Mensch ist Mitschöpfer des Seins, nicht müßiger Zuschauer, nicht erkennender Wiederkäuer dessen, was ohne sein Dasein auch da wäre. [11]

Hegel kann für jeden, der sich wirklich mit ihm durchdringen will, in einer vorher schier ungeahnten Weise der Lehrer für eine Disziplin des Denkens werden, wie wir sie uns auf keinem anderen Weg erwerben können. Gerade der Theosoph sollte sich diese starke Disziplin des Denkens aneignen. Kommt doch eine Unsumme von Irrtümern, von unrichtigen Überzeugungen einfach dadurch zustande, daß unser Denken es nicht bis zur kristallenen Klarheit einer denkerischen Disziplin bringen kann, wie man durch das Hegelsche System sie lernen kann. Man kann sich durch das Hegelsche System erziehen. [12]

Daß man niemals irgendeinen substantiellen Erkenntnisinhalt aus dem jeweiligen Erkenntnissubjekt, wenn dieses nur in Begriffen bleibt, herausspinnen kann, dessen muß man sich nur klar sein. Daher mußte die Hegelsche Philosophie in bezug auf den produktiven Fortgang des Geisteslebens – und das ist ihre Schwäche – eben aus dem Grund unproduktiv bleiben, weil ihr Grundgedanke, daß der Gedanke selbst es ist, der aus sich herausarbeitet, richtig sein kann, weil aber daraus nicht folgt, daß das Erkenntnissubjekt selber den objektiven Weltinhalt heraus-produzieren müsse. Wodurch ist nur möglich, daß das Erkenntnissubjekt Erkenntnisinhalt aus sich selbst heraus gewinnt? Das ist nur möglich, wenn das Erkenntnissubjekt sich selber befruchtet, sich selber fähig macht, Erkenntnisinhalt zu produzieren. Aber dieses Sich – Befähigen kann niemals auf dem Plan des bloßen Denkens erfolgen. Durch das bloße Denken gewinnt man eine Art Überschau, eine Art größere Rückschau über das, was der Menschengeist im welthistorischen Werdegang produziert hat. Man kann aber nicht neuen Erkenntnisinhalt gewinnen. Das fühlten die Gegner Hegels. [13]

Zitate:

[1]  GA 125, Seite 27f   (Ausgabe 1973, 278 Seiten)
[2]  GA 322, Seite 21   (Ausgabe 1969, 140 Seiten)
[3]  GA 104, Seite 11   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[4]  GA 113, Seite 197f   (Ausgabe 1982, 228 Seiten)
[5]  GA 81, Seite 61ff   (Ausgabe 1994, 226 Seiten)
[6]  GA 81, Seite 64   (Ausgabe 1994, 226 Seiten)
[7]  GA 163, Seite 50ff   (Ausgabe 1975, 152 Seiten)
[8]  GA 18, Seite 238   (Ausgabe 1955, 688 Seiten)
[9]  GA 18, Seite 240f   (Ausgabe 1955, 688 Seiten)
[10]  GA 18, Seite 249f   (Ausgabe 1955, 688 Seiten)
[11]  GA 18, Seite 252   (Ausgabe 1955, 688 Seiten)
[12]  GA 125, Seite 72   (Ausgabe 1973, 278 Seiten)
[13]  GA 125, Seite 74   (Ausgabe 1973, 278 Seiten)

Quellen:

GA 18:  Die Rätsel der Philosophie. in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt (1914)
GA 81:  Erneuerungs-Impulse für Kultur und Wissenschaft. Berliner Hochschulkurs (1922)
GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 113:  Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi (1909)
GA 125:  Wege und Ziele des geistigen Menschen. Lebensfragen im Lichte der Geisteswissenschaft (1910)
GA 163:  Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung. Imaginative Erkenntnis und Vorgänge nach dem Tode (1915)
GA 322:  Grenzen der Naturerkenntnis (1920)